Seit etwas mehr als einer Woche kreuzt ein Thema laufend meinen Weg. Egal, wohin ich mich wende oder mit wem ich zu tun habe, obwohl das Thema für mich längst integrierter Bestandteil meines Lebens. Ein Zeichen? Wenn, ja – wofür? Vielleicht um darüber zu schreiben? Gute Idee 🙂
Es geht um einen Klassiker: Die Macht der eigenen Gedanken
Darüber wurden vermutlich bereits hunderte Bücher geschrieben, tausende Vorträge und Seminare gehalten … und jetzt schrieb ich auch noch etwas dazu. Beginnen wir dort, wo auch unsere Gedanken beginnen: in unserem Unterbewusstsein.
Aus unserem Unterbewusstsein kann so manches an Gedanken und Gefühlen die Oberfläche kommen, dass ordentlich Stress und Komplikationen in unserem Leben auslöst, ABER unser Unterbewusstsein kann auch etwas anderes. Oder kann es nicht – nämlich zwischen Realität und Fantasie unterscheiden. Das ist eine der Grundlagen für das Funktionieren von Autosuggestion, Autogenem Training, Mentaltraining und dergleichen (hierfür werden mit an Sicherheit grenzender Regelmäßigkeit neue Namen für allbekanntes kreiert).
Zurück zum Thema: Alles, was wir wahrnehmen – bewusst oder (sehr viel mehr) unbewusst – landet in unserem Unterbewusstsein. Ich werde hier jetzt nicht die Theorie dazu erläutern. Dafür gibt es wie schon erwähnt umfangreiche Literatur. Ein Zitat aus dem Talmud veranschaulicht diese Tatsache jedoch sehr treffend:
Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.
Unsere Gedanken entstehen aus dem Abgleich der Wahrnehmung mit den im Unterbewusstsein gespeicherten Erfahrungen und deren Bewertung (gut für mich / schlecht für mich). Tatsächlich denken wir rund 60.000 bis 80.000 Gedanken pro Tag, die meisten davon unbewusst. Unser Gehirn ist eine einzigartige Denkmaschine, die uns routinemäßig durch einen abwechslungsreichen Alltag steuert ohne dass wir großartig darüber nachdenken müssen. Wie grandios sie ist, stelle ich jedes Mal aufs Neue fest, wenn ich in einer Doku einen Roboter unbeholfen durch die Gegend tapsen sehe. Ein Mensch läuft einfach durch die Gegend ohne über einen einzigen Schritt bewusst nachzudenken – sobald er es einmal als Kleinkind gelernt hat.
Die meisten unserer Gedanken entstehend unbewusst, oder besser formuliert: autonom aus dem, was wir zuvor in unserem Unterbewusstsein abgespeichert haben. Also aus allem, was wir sehen, hören, erleben, lesen usw.
Genial und fatal zugleich.
Genial, weil wesentlich mehr abgespeichert wird als die 40 Sinneseindrücke, die wir pro Sekunde bewusst erfassen können … von den 11.000.000 die wir pro Sekunde unbewusst wahrnehmen. Fatal, weil damit auch jeder „Schrott“ aus der Umwelt ungefiltert in unserem Unterbewusstsein landet. Jede negative Schlagzeile; jedes destruktive Gespräch in der U-Bahn, das wir subtil als Hintergrundgeräusch wahrnehmen; jedes Bild von Gewalt oder Zerstörung, dass von einer Plakatwand … all das landet in unserem Unterbewusstsein und kreiert dort unser inneres Bild von der Welt und uns selbst. Von unseren Möglichkeiten. Von realen (oder nicht realen) Gefahren.
Wir werden 24/7 extern programmiert, denn auch im Schlaf nehmen wir wahr. Subtil und anders, aber wir nehmen war, was um uns geschieht. Dieser Cocktail an Wahrnehmungen und Erfahrungen wird infolge zum der Ressource, aus der unsere Gedanken und Gefühle entstehen. Diese sind ein Spiegel unserer inneren Bilder. Es genügt, die Sprache eines Menschen aufmerksam zu beobachten um Rückschlüsse auf seine inneren Bilder zu ziehen.
Ein klassisches Beispiel: Das Glas ist halb leer / das Glas ist halb voll.
Kennt jeder. Hat jeder irgendwann mal gehört. Positives Denken. Alter Hut. Weit gefehlt. Nur weil es altbekannt ist, heißt es nicht, dass es überholt ist. Halb leer oder halb voll. Mangel- bzw. Problemdenken oder Überfluss- bzw. Lösungsdenken. Zwei diametrale Denkweisen, die sich im Alltag beobachten lassen. Und sie sind nur die Spitze eines Eisberges. Ich bin eine leidenschaftliche Beobachterin der Sprache. Sprache ist für mich das omnipotente Werkzeug schlechthin, weil damit so vielfältiges erreicht werden kann. Jemand nach ganz unten ziehen oder nach ganz oben hebeln. Sprache kann beides und ist per se neutral. Leider wird Sprache sehr oft achtlos verwendet und führt zu den unterschiedlichsten Problemen, von Kommunikationsproblemen in Beziehungen bis hin zur Beeinflussung der eigenen Fähigkeiten und der körperlichen Verfassung. Unsere Gedanken und Gefühlen können sowohl als Verursacher als auch als Problemlöser auftreten. Letzteres vor allem dann, wenn wir gelernt haben, sie bewusst für uns zu nutzen, um die erwünschten und unterstützenden inneren Bilder zu erschaffen. Der einfachste Weg dafür wiederum ist unsere Sprache. Unsere täglichen Worte.
Ganz pragmatisch gesprochen: mein einstmals sehr negatives Selbstbild von meiner Umwelt und mir selbst war das drastische Ergebnis einer entsprechenden, jahrzehntelangen Programmierung. Vor Jahren begann ich damit, diese Programmierung zu verändern. Heute achte ich darauf, die Zeitfenster der „Schrottprogrammierung“ möglichst kurz zu halten und auch meine Sprache bewusst zu verwenden, um das von mir gewünschte innere Bild weiter zu verstärken.
Dazu eine ganz praktische, einfache Übung, die mich schon seit langem begleitet und die für mich längst zur Routine geworden ist: Die „Guten Morgen & Guten Abend Fragen“. Davon gibt es unterschiedliche Varianten. Ich stelle dir hier meine bevorzugte vor:
Du brauchst nur einen Notizblock und einen Stift. Bevor du noch so richtig in den Tag startest, nimmst du dir ein paar Minuten Zeit, um für dich schriftlich folgende drei Fragen zu beantworten:
- Worauf freue ich mich heute?
- Was will ich heute lernen/erleben?
- Was werde ich mir heute Gutes tun?
Am Abend, bevor du dich schlafen legst, nimmst du wieder deinen Notizblock zur Hand und beantwortest für dich diese drei Fragen:
- Was hat mir heute gut gefallen oder ist mir gut gelungen?
- Was habe ich heute gelernt/erlebt?
- Wofür bin ich heute dankbar?
Die Antworten sind jeweils positiv zu formulieren, d.h. ohne „nicht“ (ich will nicht, dass …) oder „kein“ (ich will keinen Fehler machen …). Eventuell könnte das Weglassen der Negationen ungewohnt sein und zu Beginn eine Herausforderung darstellen. Das zeigt eigentlich (und auch tatsächlich) nur, wie weit die Automatismen im Problemdenken (was nicht sein soll) verankert sind. Mit Geduld und Ausdauer wird sich das ändern. Neue innere Bilder werden entstehen, die sich wiederum auf Gedanken und Gefühle, auf deine Ausstrahlung und dein Leben auswirken werden.
Dass es funktioniert, ist jetzt vielen Jahren bewiesen. Warum es nicht alle Menschen ständig praktizieren um ihre Lebensqualität zu verbessern? Das ist eines der großen Mysterien der Menschheit, die es noch zu enträtseln gilt 😉