Gedanken zum Lockdown

Wenn ich die Nachrichten verfolge, gibt es kaum eine Stunde, in der mir nicht das Thema „Lockdown“ begegnet. Daher … heute ein paar [nicht] ganz alltägliche Gedanken vor mir dazu:

Nach mehr als einem Jahr Pandemie herrschen bei mir längst Routine und Pragmatismus vor.

Warum gegen etwas rebellieren, das ohnehin nicht veränderbar ist? Aus meiner Sicht pure Energieverschwendung.

Viel lieber konzentriere ich mich auf das, was möglich ist:

Das Besondere im Alltäglichen zu entdecken.

Mich meines Lebens und meiner Gesundheit zu erfreuen – auch wenn’s hin und wieder zwickt und zwackt. Alles harmlos und ein Zeichen, das ich noch lebe und mich spüre 😉

Rückbesinnung auf das Wichtige und Wesentliche im Leben.

Teilweise auch Rückzug (also freiwilliger Lockdown) von Energievampiren und Karma-Staubsaugern.

Fokus auf das, was mein Herz erfreut, meine Seele verwöhnt und mich zum Lächeln bringt.

… und ja, manchmal stelle ich mir vor, wie unser Leben verlaufen würde, wäre nicht das Corona-Virus aufgetaucht, sondern z.B. der Mega-Vulkan im Yellow Stone Nationalpark ausgebrochen (was in der Vergangenheit bereits geschehen ist und auch wieder geschehen wird). Dann würden wir heute in einer Art „nuklearer Winter“ leben. Also jene, die noch am Leben wären.

Keine Frage, Corona ist nicht lustig und bringt viele von uns an ihre (scheinbaren) existenziellen Grenzen, dennoch sind unsere Grundbedürfnisse immer noch reichlich gedeckt. Mehr noch. Es bietet sich die Gelegenheit, auf allen Ebenen auszumisten, die ungesunde Basis des „immer mehr“ zu hinterfragen und eine neue Basis „im Gleichgewicht“ zu schaffen – physisch ebenso wie psychisch.

Vielleicht sollten wir weniger auf das blicken, was aktuell nicht möglich ist – und aufhören die Unzufriedenheit weiter zu nähren.

Der verordnete Rückzug vom Außen wäre DIE Gelegenheit, nach innen zu blicken.

Hinter den Spiegel.

Unter die Oberfläche.

Sich selbst zu begegnen.

Den Kurs zu verändern, der unsere Spezies direkt in den Untergang führt, in dem wir unsere Lebensbasis rücksichtslos ausbeuten und zerstören, um künstlich erzeugte Bedürfnisse zu decken.

Aus meiner Sicht wäre ein wenig mehr Dankbarkeit eine gute Herangehensweise.

Wir sind noch am Leben.

Wir werden versorgt.

Wir haben die Chance, den Kurs (in uns und um uns) zu ändern.

Ach ja, Veränderung! Es wäre so einfach, gäbe es nicht die tiefsitzende Angst vor Veränderung. Wie sagt schon das alte Sprichwort: Es kommt nichts Besseres nach. Nun, wenn ich den Verlauf der Menschheitsgeschichte betrachte, wurde es mal besser, ein anderes mal schlechter – was viele nicht mehr sehen, denn sie haben verlernt, über den eigenen Tellerrand und die eigenen Lebensspanne hinauszudenken. Doch genau diese kollektive und langfristige Denkweise braucht es heute mehr denn je, um Corona in den Griff zu bekommen, diese Planeten und damit uns selbst zu retten.

Bild: pixabay.com

JENSEITS DER REALITÄT

Es gibt ein paar „Dinge“ in meinem Leben, über die ich nur selten und nur mit ganz wenigen Personen spreche. Doch ein Ereignis vor wenigen Tagen hat mich dazu bewogen, dies zu ändern, denn es könnte da draußen andere geben, denen es ähnlich ergeht und die ebenfalls nicht darüber sprechen, weil sie sich damit allein glauben.

Was geschehen ist, das meine Meinung geändert hat?

Nun, ich war mit meinem Sohn abends im Auto unterwegs. Wir waren im Freiland unterwegs. Ein anderer Wagen kam und entgegen und blickte zum Linksabbiegen. Beide Fahrzeuge waren sich bereits ziemlich nahe, als ich kurz aufschrie, obwohl der andere Wagen noch nicht eingeschlagen hatte, mein Sohn bremste und gerade noch eine Kollision verhindern konnte, weil der andere Wagen doch plötzlich abbog, obwohl er Nachrang hatte und wir sicher nicht zu übersehen waren.

Mein Sohn meinte danach, ob ich die Jedi-Gabe hätte, Ereignisse zu erkennen, bevor sie geschehen. Ganz so theatralisch würde ich es nicht bezeichnen, aber ja: ich habe eine Art von Gabe, manches zu „spüren“, bevor es geschieht. Zu wissen, wer anruft, ohne aufs Display zu blicken – und ich habe nur einen allgemeinen Klingelton, keine personenspezifische. Zu wissen, was jemand sagen wird, bevor die Person noch den Mund öffnet. Zu wissen, was in einem Meeting geschehen wird. Manches einfach zu wissen, woher auch immer.

Ich bin keine Hellseherin. Ganz und gar nicht. Aber ich nehme hin und wieder und ohne willentliches Zutun manches wahr, kurz bevor es sich in der sichtbaren Realität manifestiert. Wie eine Art sechster Sinn. Intuition. Gespür. Es ist einfach da. Diese Gabe habe ich schon mein ganzes Leben lang. Zu spüren, was hinter dem Spiegel ist. Manchmal auch in Menschen, ihre Schmerzen, Krankheiten, Leid … das auszuhalten war und ist eine Herausforderung, weshalb ich viele Jahre meines Lebens meine Gabe unterdrückte, bis ich irgendwann nichts mehr spürte …

Wie ich gerne sage: Borderline entsteht nicht über Nacht und nicht grundlos.

In meiner Jugend war ich anfällig für okkultistische Strömungen, Esoterik und alles, was mir versprach, Erklärungen zu liefern ohne mich zu verspotten oder schlimmeres. Es ist nicht einfach für ein heranwachsendes Kind, etwas wahrzunehmen, das anderen verborgen bleibt, darüber zu sprechen und von allen Menschen im Umfeld zu hören: „Du spinnst ja.“

Wie gesagt, ich bin keine Hellseherin. In meinem Verständnis existieren unzählige Varianten der Zukunft und unsere individuellen Entscheidungen sorgen dafür, welche davon sich realisiert. Wobei man nun darüber diskutieren kann, ob unsere Entscheidungen dem freien Willen oder universeller Bestimmung entspringen – oder beidem. Diesen Diskurs hebe ich mir für ein anderes Mal auf.

Meine „Gabe“ ist es, ab und zu diese Manifestation der Realität zu spüren, kurz bevor andere diese mit ihren Sinnen erfassen können. Für mich ist das absolut natürlich und keineswegs übernatürlich. Ich denke, alle in Freiheit lebenden Wesen, die sich noch als Teil des Organismus Erde wahrnehmen, haben dieses Gespür. Auch wir Menschen. Allerdings scheinen wir diesen „Sinn“ im Zuge der Domestizierung zu einem verstandesgesteuerten Teil der modernen Gesellschaft zu verlieren. Dann sehen und hören wir bevorzugt das, was wir selbst verursachen. Leider nicht mehr die feinen Nuancen dessen, was permanent rund um uns schwingt, denn die Verbindung zum großen Ganzen scheint durchtrennt.

Wer aus dem Fluss des Lebens fällt, landet jenseits der Realität.

Nun stellt sich die Frage: Was ist die „wirkliche“ Realität? Jene der Verstandesmenschen? Oder jene, die mehr wahrnimmt, als der Verstand erklären kann?

Bild: pixabay.com

Couchtime mit Lesley

In der vergangenen Woche habe ich ein experimentelles Format gestartet. Wie das klingt … voll professionell 😉

Scherz beiseite.

Seit Monaten habe ich den Eindruck, außer Arbeit nur noch Arbeit und sonst nichts am Hals zu haben. Covid sei Dank (Anmerkung: Sarkasmus), sind die Möglichkeiten an Freizeitaktivität mit Menschen drastisch eingeschränkt und werden es wohl noch einige Zeit bleiben. So richtig bewusst wurde mir das neulich beim Schifahren. Allein unterwegs zu sein, kenne ich auch von früher. Während der Liftfahrten ergaben sich aber stets nette Plaudereien. Diese fielen nun komplett weg, weil der Sessellift oder die Gondel nicht mehr mit „haushaltsfremden Personen“ geteilt wird.

Neue, andere Menschen treffen und sich austauschen – scheinbar unmöglich geworden in Zeiten wie diesen.

Schlimm für mich, denn ich entdecke gerne die Lebenswelten anderer, gewinne daraus Ideen und Inspiration für mich selbst. Dies ist nun deutlich eingeschränkt. Was also tun?

Nun, ich beschloss kurzerhand, einen Zoom-Raum unter dem Titel „Couchtime mit Lesley“ einzurichten. Ziel und Zweck: Plaudern über das Leben, ein wenig Philosophieren mit Gleichgesinnten, eine angenehme Zeit abseits des Alltags verbringen.

Da ich außer Arbeit nur Arbeit und sonst nichts am Hals hatte, blieb kaum Zeit, diesen Termin und damit das neue Format zu promoten.

Und ganz ehrlich: ich wollte es auch nicht. Diese Massenschreierei in den sozialen Medien, wer nicht was macht und das bei jeder nur erdenklichen Gelegenheit überall kundtut … das ist nichts für mich.

Wer nicht wirbt, der stirbt … mit diesem Satz wurde ich schon während meiner kaufmännischen (auch so etwas gehört zu meinem Lebenslauf) Ausbildung konfrontiert. Mag sein, das dies auf viele Produkte zutrifft, aber ich bin kein Produkt. Ich bin ein Mensch. Ich erzähle meine Geschichte. Wer mich findet, bleibt vielleicht. Wer bleibt, erzählt vielleicht weiter. Und wenn nicht, ist das auch in Ordnung.

Ich wurde nicht Lesley, um irgendein Marketingziel damit zu erreichen, weder Reichweite noch Verkaufszahlen, Klicks oder wonach andere streben.

Ich wurde Lesley, um meine Borderline-Persönlichkeit auszubalancieren.

Ich bin Lesley, um einen Platz in meinem Leben zu haben, an dem ich uneingeschränkt ICH sein kann, ohne mich zu verdrehen, anzupassen oder dergleichen – was wiederum heilsame Effekte auf meine Borderline-Persönlichkeit hat.

Ich bin Lesley B. Strong – a fiery spark of joie de vivre

Wer mich findet, und Zeit mit mir oder meinen Büchern, Geschichten und Beiträgen verbringen möchte, ist jederzeit von ganzem Herzen willkommen. Die nächste Couch Time mit Lesley findet am Donnerstag, 22.04.2021 um 20:00 Uhr statt

Ach ja, die Premiere hat deutlich länger gedauert als geplant und wurde ein sehr netter Abend 😉

APROPOS GEDULDSFADEN

Es gibt tatsächlich Menschen, die behaupten, ich hätte eine Engelsgeduld. Deren sind es gar nicht so wenige. Ich sehe das ganz anders. Genau genommen halte ich mich selbst für ziemlich ungeduldig. Was diese Menschen verwechseln, ist meine Fähigkeit, für nahezu alles und jedes Verständnis aufzubringen. Solange ich etwas plausibel nachvollziehen kann, finde ich einen Weg, damit umzugehen. Das wird mir dann als Geduld ausgelegt.

Schwierig wird es, wenn ich etwas nicht mehr nachvollziehen kann UND meine „Natur“ zeitgleich etwas in ihrem Gleichgewicht schwankt.

Ein Beispiel: Chatten, Texten, Schreiben … welche Bezeichnung auch immer für den schriftlichen Austausch über diverse Messenger-Dienste gewählt wird. Ich schreibe an Person X eine simple Frage in der Art von „Wie geht es dir?“ und sehe, dass die Nachricht von Person X auch gelesen wurde. Keine Antwort. Kennen wir alle. Die Zeit vergeht, immer noch keine Reaktion. Kennen wir auch alle. Irgendwann sind Stunden vergangen und manchmal bekommt man auf die gestellte Frage NIE eine Antwort. Kennen vermutlich ebenfalls alle von uns.

Nun, befinde ich mich zur Zeit des Geschehens in einem ausgeglichenen, entspannten Zustand, ist das überhaupt keine Sache. Meine „Engelsgeduld“ kann sich verschiedene Szenarien vorstellen, wonach Person X gerade beschäftigt ist, vielleicht müde, schlecht drauf … was auch immer. Null Problemo. Ich finde für mich mögliche Erklärungen und damit Verständnis.

Schwierig wird es, wenn ich selbst am Rande der Belastungsgrenze bin, denn diametral zu meinem eigenen Anspannungslevel sinkt mein Verständnispegel. Irgendwann ist es nur noch nervig und ich denke mir: Okay, ich bin Person X offenbar völlig egal.

Der rationale Teil von mir weiß natürlich, das dem nicht so ist, aber der emotionale ist schlichtweg angepisst, weshalb ich meine Finger zusammenkralle, um nicht Nachrichten in der Art von „Was ist eigentlich so schwer daran, zu schreiben: Hab gerade keine Zeit, melde mich später. Bricht dir deshalb ein Zacken aus der Krone? Oder gehört es heute zum guten Ton, den anderen einfach zu ignorieren? …“ abzusetzen.

Mittlerweile gelingt es mir, meine Selbstbeherrschung zu bewahren und zu schweigen, auch wenn ich innerlich ein klein wenig explodiere und mein Geduldsfaden reißt … bildlich gesprochen spuckt mein Drache Feuer.

Im Hinterkopf habe ich immer auch den Gedanken, das derart impulsive emotionale Ausbrüche typischerweise Borderlinern zugeschrieben werden – obwohl ich absolut davon überzeugt bin, dass auch Nicht-Betroffene ab und an in solchen Situationen auszucken, nur wird das dann gerne als „situationsadäquat“ angesehen. Bei Borderlinern hingegen als „verhaltensauffällig“. Öl ins Feuer der Vorurteile zu gießen gehört ganz und gar nicht zu meinen Absichten, und so übe ich mich in Selbstbeherrschung.

Dennoch – die Frage nach dem „Warum ist es eigentlich so schwer …?“ bleibt. Es scheint, als würde zeitgleich mit der quantitativen Zunahme an Kommunikation die qualitative Seite abnehmen. Zugegeben, es gibt eine Menge Menschen, die auf die Frage „Wie geht es dir?“ keine Antwort erwarten, sondern diese einfach als Höflichkeitsfloskel verwenden bzw. gar nicht zuhören oder darauf eingehen, sollte eine (ehrliche) Antwort erfolgen. Aber ich gehöre nicht zu diesen Menschen. Ich frage, weil es mich interessiert. Gehöre ich damit zur Minderheit? Hoffentlich nicht, denn das wäre erst recht erschreckend… oder nervig.

Zurück zu denen, die nicht (zeitnah) antworten. Möglicherweise ist ihnen nicht bewusst, wie wenig wertschätzend es ist, den anderen – bildlich gesprochen – einfach stehen zu lassen. Würden sich beide Personen gemeinsam in einem Raum aufhalten, wäre es sofort für beide erkennbar, wenn eine Person sich entfernt und damit die Kommunikation beendet. Vermutlich wären auch die Gründe leichter erkennbar, wenn z.B. ein dringender Anruf reinkommt oder das Haus abbrennt. Diese Sichtbarkeit ist im Messenger nicht gegeben, denn die nonverbale Seite der Kommunikation schrumpft, wenn es sich nur um Buchstaben und/oder Emojis auf einem Bildschirm handelt. Der Kontext schwindet. Gleichzeitig öffnet sich das Feld für wilde Spekulationen … und daraus resultierende Missverständnisse, nachfolgende Streitgespräche inklusive.

Echt nervig.

Wenige Worte könnte das verhindern.

Qualität statt Quantität in der Kommunikation.

Mitdenken.

Kontext mitteilen.

Es wäre so einfach …

… aber wir sind Menschen mit einer scheinbar anerzogenen Neigung zur Verkomplizierung an sich einfacher Prozesse.

Einfach ist das neue cool – für mich 😉 … dann klappt das auch mit dem Geduldsfaden.

Bild: pixabay.com

Selbstbildoptimierung & Umwegrentabilität

Am Sessellift über der Skipiste schwebend, gingen mir so einige Gedanken durch den Kopf, während ich die vergangenen Tage reflektierte. Einer davon war dieser: Umwegrentabilität – ein Begriff aus der Wirtschaft für etwas, das sich – vereinfacht gesagt – irgendwann indirekt rechnet. Der andere sperrige Begriff – Selbstbildoptimierung – dreht sich um (wie der Name schon sagt) Selbstbild und somit auch Selbstwert. Eine typisches (aber nicht nur) Borderline-Herausforderung.

So, wie schlägt Lesley eine Brücke zwischen Borderline und Umwegrentabilität? Ganz einfach 😉

Nehmen wir an, ich bringe gegenüber Person X meine Anerkennung zum Ausdruck. Durch Lob, Komplimente, was auch immer. Das wird Person X (hoffentlich) erfreuen und streichelt natürlich deren Selbstwert. X wird sich als geschätzte Person wahrnehmen. Abhängig vom Näheverhältnis auch als liebenswert, begehrenswert …

So weit, so gut.

Eines sollte ich hier noch ausdrücklich klarstellen: Ich beziehe mich auf ehrliche und von Herzen kommende Anerkennung. Nicht auf schleimige Schmeicheleien, intrigante Manipulation oder dergleichen.

X freut sich also über meine aufrichtige Anerkennung und ich freue mich, das X sich freut.

Gleichzeitig nehme ich (bewusst oder unbewusst) wahr, dass ich eine so geschätzte Person wie X zu meinem Freundeskreis zählen darf. Das fühlt sich gut an und tut auch gut.

Außerdem wir mir klar, dass eine so geschätzte Person wie X offenbar auch mich schätzt und deshalb in meinem Umfeld verweilt. Was wiederum bedeutet, dass es an mir geschätzte, je nach Näheverhältnis liebenswerte, begehrenswerte … Seiten geben muss. Das fühlt sich noch besser an und tut so richtig gut.

Und schon sind wir bei der Umwegrentabilität.

Ich tue etwas für Person X – aufrichtig und aus ganzem Herzen – und tue mir damit selbst auch etwas Gutes.

So einfach kann es sein, das eigene Selbstbild und damit verbunden den Selbstwert aufzupolieren. Und ganz nebenbei auch die zwischenmenschlichen Beziehungen zu verbessern.

Ich konnte mich bis heute nicht mit den „klassischen“ Selbstwertübungen in der Art von „Blick in den Spiegel und sag zu dir selbst: ich liebe dich, du bist toll, …“ anfreunden. Versucht habe ich es unzählige Male, aber irgendwie hat es sich für mich stets gekünstelt angefühlt. Ganz anders als Anerkennung, die andere mir entgegenbrachten.

Als ich begann, mich bewusst darauf zu fokussieren, für das, was mir im Leben begegnet, was ich (vorübergehend) besitze (denn genau genommen besitzen wir nichts wirklich, nicht einmal unseren Körper, den wir auf Zeit bewohnen) DANKBAR zu sein, erwuchs daraus Zufriedenheit. In Zufriedenheit steckt der Wortstamm „Frieden“, und das war es auch, was sich in mir ausbreitete. Frieden. Meine inneren Konflikte verstummten.

Mehr noch.

Früher dachte ich häufig: „Ich brauche noch dies oder das …“ Mangeldenken bestimmte mich. Etwas fehlte. Wertschätzung. Ich schätzte das Leben, das ich hatte, ebenso wenig wie ich mich selbst schätzte.

Doch das änderte sich über die Anerkennung, die mein Leben bereicherte. Mir wurde bewusst, wie REICH ich bin …

… an wundervollen Erinnerungen, die ich erlebt hatte.

… besonderen Menschen, die mir begegnet waren und mir täglich begegnen.

… an Talenten wie der Fähigkeit, im Alltäglichen das Besondere zu erkennen oder Sprache wie einen Pinsel einsetzen zu können, um Bilder in den Köpfen meiner Leser entstehen zu lassen und sie in meine Welt des Fühlens zu holen.

… mit einem Herzen, das bedingungslos zu lieben vermag.

 … mit einem unbändigen Lebenswillen und ungezähmter Lebensfreude.

Heute brauche ich kaum noch etwas.

Heute gebe ich – und bekomme viel mehr zurück als ich gebe. Direkt oder indirekt – wie über die Umwegrentabilität. Welch ein trockener, rationaler Begriff für ein durch und durch lebendiges, emotionales Geschehen.

Doch genau in diesem scheinbaren Widerspruch liegt der Reiz, oder das Potenzial, in Zement gegossene Glaubenssätze aufzubrechen. Diese Betrachtungsweise weicht derart weit vom Gewohnten ab, das sie nicht sofort erfasst werden kann. Sie erfordert Aufmerksamkeit, um verstanden zu werden.

Deshalb schreibe ich [nicht] ganz alltäglich. Um die Automatismen, die uns beherrschen, zu unterbrechen und ein winziges Aufmerksamkeitsfenster zu öffnen, durch das eine Botschaft hindurch schlüpfen kann, vorbei am meist kritischen Verstand.

Natürlich wäre der direkte Weg der einfachste. In den Spiegel zu blicken und sich selbst als liebenswert wahrzunehmen. Aber manchmal braucht es eben auch Umwege. Geradlinig wird auf Dauer auch langweilig 😉

Bild: pixabay.com