Ein Plädoyer des Herzens

Hast du schon einmal von John Forbes Nash jr. gehört? Das war ein amerikanischer Mathematiker, der von 1928 bis 2015 lebte. Für seinen Beitrag zur Spieltheorie bekam er 1994 den Nobelpreis verliehen. Ein außergewöhnlicher Mann. Vor allem wenn man bedenkt, dass er im Alter von 30 Jahren an paranoider Schizophrenie erkrankte. Da gab’s doch einen Film … richtig. „A beautiful mind“ basiert auf seiner Lebensgeschichte und wurde mehrfach Oscar-prämiert. Laut seiner Autobiografin sind zwar einige Details im Film frei erfunden, aber unverrückbare Eckpunkte wie seine Erkrankung oder mathemische Arbeit entsprechen der Realität.

Warum erzähle ich heute davon? Ganz einfach. Nach vor treffe ich auf viele Menschen, die eine ähnliche Erfahrung teilen: die Diagnose einer psychischen Erkrankung oder Persönlichkeitsstörung führt zu Vorurteilen, Ablehnung und Ausgrenzung. Bedauerlich, denn offenbar sind der Mangel an Verständnis, Respekt und Wertschätzung noch immer weit verbreitet. Fast zwangsläufig entwickeln die Betroffenen Strategien des Verbergens. Manchmal auch eine Form von Schamgefühl, nicht richtig zu „funktionieren“, zu versagen, lebensunfähig zu sein …

„Sei froh, dass man dir nicht ansieht, dass du Borderliner bist.“

Bei so einer Aussage krampft sich alles in mir zusammen. Was soll das heißen? Wie sieht ein durchschnittlicher Borderliner denn aus?

Wer mit einem Gipsbein durch die Gegend humpelt, kann die Geschichte dahinter erzählen ohne Ressentiments befürchten zu müssen. Wessen Seele leidet, sollte sich besser in Schweigen hüllen und seinen Schmerz hinter einer lächelnden Maske verbergen, um weiterhin als wertvolles Mitglied der Gesellschaft geschätzt zu werden? Echt jetzt?

Was mich an diesem – ich schalte mal meinen Zynismus weg – Mysterium am meisten ärgert, ist die Beobachtung, dass „Helden mit leichtem bis mittelschweren Knacks“ auf der Kinoleinwand und den Bildschirmen Hochkonjunktur feiern. Vom Schicksal gebeutelte Existenzen, tief gefallen, mit Problemen und Komplexen behaftet, von denen sie bei weitem nicht alle gelöst haben, aber das Herz am rechten Fleck, erobern sie die Gunst ihrer Fans in Scharen. Ich bin überzeugt, dass mir Diagnostiker zustimmen, dass man so ziemlich jedes psychische Krankheitsbild bei den diversen Film- und Serienhelden findet. Dennoch lieben wir sie. Können sie so annehmen, wie sie sind. Warum gelingt das nicht im realen Leben? Mit echten Menschen? Warum gibt es für fiktive Charaktere Verständnis, für tatsächliche hingegen Vorurteile?

Vor einigen Tagen sagte eine Frau nach einer Buchlesung zu mir: „Drei Burnouts – und du stehst vor uns als wäre das nie passiert.“ Ich korrigierte sie und meinte, es waren nur zwei, da mir kurz vor dem dritten die Kurskorrektur mit JAN/A gelungen war. Dennoch – es war nicht zu übersehen, wie irritiert sie davon war, dass ich nicht ihrem vorgefassten Bild einer Ausgebrannten bzw. Borderlinerin entsprach. Schließlich sagte ich zu ihr etwas in der Art von: „Genau deswegen stehe ich hier und mache das: weil ich nicht den Klischees entspreche. Weil ich damit Menschen aus ihrer starren Erwartungshaltung wachrütteln und zum Nachdenken bringen will.“

Ich bin nicht John Nash. Ich bin nur eine unbedeutende Stimme unter vielen, die sich auf einer langen Liste mit jenen Diagnosen und Symptomen einreiht, über die man allzu oft den Mantel des Schweigens ausbreitet: Borderline, PTBS, Depressionen, Schizophrenie, Bipolare Störung … 

Ich bin eine, die genug hat vom jahrelangen Schweigen und sagt: ich bin, was ich bin. Ich bin ein Mensch wie jeder andere auch, bestrebt ein gutes Leben zu führen. Sehne mich wie andere nach Liebe, Geborgenheit und Anerkennung. Ja, ich bin Borderlinerin. Vielleicht nicht immer ganz pflegeleicht, aber wer ist das schon? Ablehnung schmerzt mich, Ausgrenzung noch viel mehr. Ich erwarte kein Mitleid, aber Wertschätzung; brauche keinen „Schongang“, sondern ehrliche Anerkennung. 

„Behandle einen anderen stets so, wie du selbst behandelt werden willst.“

Darum geht es. Nicht mehr und nicht weniger als Respekt und Achtsamkeit. Zwischen Betroffenen und Nicht-Betroffenen, wechselseitig und auf Augenhöhe.

Das musste wieder einmal gesagt werden. Es müsste noch viel öfter gesagt werden, damit sich endlich etwas ändert. Die Zeit ist längst überfällig. Vieles muss neu gedacht werden. Unsere beschleunigte Arbeits- und Lebenswelt produziert Jahr für Jahr Menschen, die nicht mehr mithalten können; die an der Ignoranz und Intoleranz verzweifeln. Wenn ich mir die Weltwirtschaft anschaue, frage ich mich, wohin dieser Kurs führen wird und ob jeder Schritt vorwärts uns auch wirklich weiterbringt? Oder zurück, in eine Welt der rücksichtslosen Selbst- und Fremdausbeutung? Eine Gesellschaft, die viele ins stille Leiden drängt, anstatt eine helfende Hand zu reichen.

Wir könnten gemeinsam so vieles erreichen, wenn wir aufeinander zugehen, mit Offenheit und Verständnis, neugierig auf die Vielfalt, die das Leben erschaffen hat und täglich neu erschafft.

Ich bin nur eine unter vielen, doch heute erhebe ich meine Stimme zu einem Plädoyer für Achtsamkeit, Respekt und Wertschätzung, zu einem Plädoyer des Herzens.

Teilst du meine Einstellung, setze bitte ein Like in einen Kommentar unter diesen Beitrag.

Lebst du bereits danach, hinterlass bitte ein Herz als sichtbares Zeichen für jene, die noch zögern, den Mantel des Schweigens abzuwerfen.

Meine Tricks im Alltag: Nr. 2 – Die Macht der Gedanken

Seit etwas mehr als einer Woche kreuzt ein Thema laufend meinen Weg. Egal, wohin ich mich wende oder mit wem ich zu tun habe, obwohl das Thema für mich längst integrierter Bestandteil meines Lebens. Ein Zeichen? Wenn, ja – wofür? Vielleicht um darüber zu schreiben? Gute Idee 🙂

Es geht um einen Klassiker: Die Macht der eigenen Gedanken

Darüber wurden vermutlich bereits hunderte Bücher geschrieben, tausende Vorträge und Seminare gehalten … und jetzt schrieb ich auch noch etwas dazu. Beginnen wir dort, wo auch unsere Gedanken beginnen: in unserem Unterbewusstsein.

Aus unserem Unterbewusstsein kann so manches an Gedanken und Gefühlen die Oberfläche kommen, dass ordentlich Stress und Komplikationen in unserem Leben auslöst, ABER unser Unterbewusstsein kann auch etwas anderes. Oder kann es nicht – nämlich zwischen Realität und Fantasie unterscheiden. Das ist eine der Grundlagen für das Funktionieren von Autosuggestion, Autogenem Training, Mentaltraining und dergleichen (hierfür werden mit an Sicherheit grenzender Regelmäßigkeit neue Namen für allbekanntes kreiert).

Zurück zum Thema: Alles, was wir wahrnehmen – bewusst oder (sehr viel mehr) unbewusst – landet in unserem Unterbewusstsein. Ich werde hier jetzt nicht die Theorie dazu erläutern. Dafür gibt es wie schon erwähnt umfangreiche Literatur. Ein Zitat aus dem Talmud veranschaulicht diese Tatsache jedoch sehr treffend:

Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte. 
Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen. 
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten. 
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter. 
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.

Unsere Gedanken entstehen aus dem Abgleich der Wahrnehmung mit den im Unterbewusstsein gespeicherten Erfahrungen und deren Bewertung (gut für mich / schlecht für mich). Tatsächlich denken wir rund 60.000 bis 80.000 Gedanken pro Tag, die meisten davon unbewusst. Unser Gehirn ist eine einzigartige Denkmaschine, die uns routinemäßig durch einen abwechslungsreichen Alltag steuert ohne dass wir großartig darüber nachdenken müssen. Wie grandios sie ist, stelle ich jedes Mal aufs Neue fest, wenn  ich in einer Doku einen Roboter unbeholfen durch die Gegend tapsen sehe. Ein Mensch läuft einfach durch die Gegend ohne über einen einzigen Schritt bewusst nachzudenken – sobald er es einmal als Kleinkind gelernt hat.

Die meisten unserer Gedanken entstehend unbewusst, oder besser formuliert: autonom aus dem, was wir zuvor in unserem Unterbewusstsein abgespeichert haben. Also aus allem, was wir sehen, hören, erleben, lesen usw.

Genial und fatal zugleich.

Genial, weil wesentlich mehr abgespeichert wird als die 40 Sinneseindrücke, die wir pro Sekunde bewusst erfassen können … von den 11.000.000 die wir pro Sekunde unbewusst wahrnehmen. Fatal, weil damit auch jeder „Schrott“ aus der Umwelt ungefiltert in unserem Unterbewusstsein landet. Jede negative Schlagzeile; jedes destruktive Gespräch in der U-Bahn, das wir subtil als Hintergrundgeräusch wahrnehmen; jedes Bild von Gewalt oder Zerstörung, dass von einer Plakatwand … all das landet in unserem Unterbewusstsein und kreiert dort unser inneres Bild von der Welt und uns selbst. Von unseren Möglichkeiten. Von realen (oder nicht realen) Gefahren.

Wir werden 24/7 extern programmiert, denn auch im Schlaf nehmen wir wahr. Subtil und anders, aber wir nehmen war, was um uns geschieht. Dieser Cocktail an Wahrnehmungen und Erfahrungen wird infolge zum der Ressource, aus der unsere Gedanken und Gefühle entstehen. Diese sind ein Spiegel unserer inneren Bilder. Es genügt, die Sprache eines Menschen aufmerksam zu beobachten um Rückschlüsse auf seine inneren Bilder zu ziehen.

Ein klassisches Beispiel: Das Glas ist halb leer / das Glas ist halb voll.

Kennt jeder. Hat jeder irgendwann mal gehört. Positives Denken. Alter Hut. Weit gefehlt. Nur weil es altbekannt ist, heißt es nicht, dass es überholt ist. Halb leer oder halb voll. Mangel- bzw. Problemdenken oder Überfluss- bzw. Lösungsdenken. Zwei diametrale Denkweisen, die sich im Alltag beobachten lassen. Und sie sind nur die Spitze eines Eisberges. Ich bin eine leidenschaftliche Beobachterin der Sprache. Sprache ist für mich das omnipotente Werkzeug schlechthin, weil damit so vielfältiges erreicht werden kann. Jemand nach ganz unten ziehen oder nach ganz oben hebeln. Sprache kann beides und ist per se neutral. Leider wird Sprache sehr oft achtlos verwendet und führt zu den unterschiedlichsten Problemen, von Kommunikationsproblemen in Beziehungen bis hin zur Beeinflussung der eigenen Fähigkeiten und der körperlichen Verfassung. Unsere Gedanken und Gefühlen können sowohl als Verursacher als auch als Problemlöser auftreten. Letzteres vor allem dann, wenn wir gelernt haben, sie bewusst für uns zu nutzen, um die erwünschten und unterstützenden inneren Bilder zu erschaffen. Der einfachste Weg dafür wiederum ist unsere Sprache. Unsere täglichen Worte.

Ganz pragmatisch gesprochen: mein einstmals sehr negatives Selbstbild von meiner Umwelt und mir selbst war das drastische Ergebnis einer entsprechenden, jahrzehntelangen Programmierung. Vor Jahren begann ich damit, diese Programmierung zu verändern. Heute achte ich darauf, die Zeitfenster der „Schrottprogrammierung“ möglichst kurz zu halten und auch meine Sprache bewusst zu verwenden, um das von mir gewünschte innere Bild weiter zu verstärken.

Dazu eine ganz praktische, einfache Übung, die mich schon seit langem begleitet und die für mich längst zur Routine geworden ist: Die „Guten Morgen & Guten Abend Fragen“. Davon gibt es unterschiedliche Varianten. Ich stelle dir hier meine bevorzugte vor:

Du brauchst nur einen Notizblock und einen Stift. Bevor du noch so richtig in den Tag startest, nimmst du dir ein paar Minuten Zeit, um für dich schriftlich folgende drei Fragen zu beantworten:

  1. Worauf freue ich mich heute?
  2. Was will ich heute lernen/erleben?
  3. Was werde ich mir heute Gutes tun?

Am Abend, bevor du dich schlafen legst, nimmst du wieder deinen Notizblock zur Hand und beantwortest für dich diese drei Fragen:

  1. Was hat mir heute gut gefallen oder ist mir gut gelungen?
  2. Was habe ich heute gelernt/erlebt?
  3. Wofür bin ich heute dankbar?

Die Antworten sind jeweils positiv zu formulieren, d.h. ohne „nicht“ (ich will nicht, dass …) oder „kein“ (ich will keinen Fehler machen …). Eventuell könnte das Weglassen der Negationen ungewohnt sein und zu Beginn eine Herausforderung darstellen. Das zeigt eigentlich (und auch tatsächlich) nur, wie weit die Automatismen im Problemdenken (was nicht sein soll) verankert sind. Mit Geduld und Ausdauer wird sich das ändern. Neue innere Bilder werden entstehen, die sich wiederum auf Gedanken und Gefühle, auf deine Ausstrahlung und dein Leben auswirken werden.

Dass es funktioniert, ist jetzt vielen Jahren bewiesen. Warum es nicht alle Menschen ständig praktizieren um ihre Lebensqualität zu verbessern? Das ist eines der großen Mysterien der Menschheit, die es noch zu enträtseln gilt 😉

1000 bunte Schmetterlinge

Eigentlich wollte ich mich heute mit einem WEECKIE ins Wochenende verdrückten, weil ich mich tagsüber irgendwie auf nichts konzentrieren konnte und mal eine geistige Auszeit nehmen wollte.

Tatsächlich habe ich heute eine ungeplante Unterhaltung geführt, und für einen kurzen Augenblick fühlte ich mich einer anderen Seele sehr nahe, obwohl zwischen uns eine Distanz von hunderten Kilometern liegt. Doch was ich in diesem Augenblick wahrnahm, inspirierte mich zur folgenden Geschichte. Vielleicht sind es genau die Worte, nach denen diese Seele sucht? Wenn es so ist, bin ich unendlich dankbar dafür, dass ich sie niederschreiben durfte.

Es war einmal, vor gar nicht allzu langer Zeit, in einem nicht weit entfernten Land, als eine junge Frau sich auf den Weg machte, ein Geheimnis zu ergründen. In einem Gasthaus sitzend hatte sie einer Erzählung am Nachbartisch gelauscht, die davon berichtete, dass es irgendwo da draußen in der Welt Menschen gäbe, die eine leidende Seele zu heilen vermochten. Seit Jahren träumte die junge Frau davon, anderen Menschen zu helfen. Sie wollte lernen zu heilen. So machte sie sich auf, einen dieser in die Heilkunst Eingeweihten zu finden.

Ihr Weg war lang und beschwerlich. Fast schien es, als würde er nie enden. Allmählich begann die junge Frau die Hoffnung zu verlieren, je fündig zu werden, als sie auf einem Marktplatz eine alte Frau sah. Es war schon spät am Abend, die Dämmerung senkte sich über den leeren Platz, zeichnete dunkle Schatten über das grobe Steinpflaster. Beinahe wäre es ihr entgangen, doch aus dem Augenwinkel sah sie, wie die alte Frau ihre Hand auf die Schulter eines Mannes legte. Diese Berührung ließ eine magische Aura rund um den Körper des Mannes erstrahlen; eine Aura, die zuvor nur ein dunkler Schatten gewesen war, und die nun in bunten Farben zu schillern begann. Sofort wurde ihr bewusst: das ist es, was sie suchte! Eine Eingeweihte, die das Leid und den Schmerz einer Seele zu wandeln vermochte.

Sie ging zu der alten Frau, stellte sich und ihr Anliegen vor. Die Alte hörte ihr aufmerksam zu, schwieg einige Zeit, bis sie schließlich zustimmte, ihr Wissen weiterzugeben.

So kam es, dass die junge Frau einige Zeit den Erzählungen lauschte. Diese waren nicht immer leicht verständlich, und sie lieferten auch nicht die Antworten, die sie suchte. Deshalb fragte sie ohne Umschweife: „Ich will heilen. Dazu bin ich berufen. Zeig mir, wie ich heilen kann.“

Die Alte nahm sie mit in ein Haus, zu einem jungen Mann, dessen Seele in die Dunkelheit gefallen war. Er litt unsägliche Qualen und wollte sein Leben nicht länger fortsetzen. Zwischenzeitlich hatte die junge Frau gelernt, worauf sie achten musste, und so sah sie diesmal von Beginn an den dunklen Schatten, der sich um den Körper des jungen Mannes gelegt hatte. Als die Alte seine Hand ergriff und ihm voller Ruhe und Gelassenheit in die seine müden Augen blickte, begann sich der Schatten aufzulösen, verwandelte sich in Tausende im Morgenlicht funkelnden Tautropfen, die schließlich einer nach dem anderen von ihm abfielen und all den Schmerz mit sich nahmen. Seine Seele war frei.

Das will ich auch können, dachte sich die junge Frau, doch als sie auf ihre eigene Hand blickte, sah sie den dunklen Schatten, der sich vor langem auch um sie gelegt hatte. Die Alte hatte ihr gesagt, dass sie zuerst sich selbst heilen musste, bevor sie heilen konnte, aber so sehr sie sich auch mühte, es gelang ihr nicht, ihren eigenen Schatten in Licht zu verwandeln. Je länger sie es versuchte, desto bedrückter wurde sie – und desto verzweifelter.

Aus einiger Entfernung beobachte die Alte die angestrengten Versuche ihrer jungen Schülerin. Schließlich rief sie nach ihr. „Um heil zu werden, musst du alles loslassen, was in dir und um dich ist“, sprach sie zu ihr. „Aber ich habe doch nichts mehr“, erwiderte die junge Frau, „fast alles habe ich verloren, bis auf diese eine Liebe in meinem Herzen. Was bleibt mir noch, wenn ich sie verliere?“ Die Alte spürte die Angst ihrer Schülerin vor dem Verlust. Diese Angst hatte sich wie ein undurchdringlicher Mantel um ihr Herz gelegt, einer schützenden Mauer gleich, welche ihre Liebe bewahren sollte – und doch auch ein Gefängnis war. Lange dachte die Alte über ihre Worte nach, bis sie schließlich sagte: „Du kannst nichts verlieren, denn wir besitzen nichts. Weder unser Leben, dass wir von der Ewigkeit geliehen haben; noch die Liebe, die uns begleitet; noch nicht einmal den Atem, der uns am Leben hält, denn auch ihn lassen wir mit jedem Ausatmen aufs Neue ziehen. Lass alles los, damit zurückkehren kann, was bestimmt ist dich durch dieses Leben zu begleiten.“ Ungläubig schüttelte die junge Frau ihren Kopf über das, was ihr unmöglich erschien in diesem Augenblick. Doch sie gab ihr Ziel nicht auf, sondern kämpfte weiter und versuchte unermüdlich, den Schatten zu wandeln.

Die Zeit verging, doch nichts veränderte sich. Sie kam ihrem Ziel nicht einen Schritt näher.

Eines Tages zog ein Unwetter über das Land, gerade als die junge Frau allein im Wald unterwegs war. Der tobende Sturm beugte selbst die Stämme der mächtigsten Eichen und Buchen, brach mannsdicke Äste wie Streichholzer. Regen peitschte durch die kalte Luft. Blitze zuckten über den pechschwarzen Himmel, gefolgt vom grollenden Donner, der kein Ende zu nehmen schien. Inmitten dieses Unwetters entdeckte die junge Frau ein kleines Mädchen, das wie sie schutzlos durch die Düsternis irrte. Ohne darüber Nachzudenken, warum die Kleine wohl ganz allein hier im Wald war, nahm sie das Mädchen mit. Beide fanden in einer kleinen Höhle Unterschlupf. Völlig durchnässt, frierend und zitternd saßen sie eng beisammen zwischen den kahlen Felswänden. Die junge Frau sah die Angst in den dunklen Augen des Mädchens, die sie haltsuchend anstarrten. So vieles an der Kleinen erinnerte sie an sich selbst, als sie noch ein Kind war. Was sie damals vermisst hatte, und die Kleine jetzt brauchte. Obwohl sie selbst von Furcht erfüllt war, schob sie diese beiseite, hier – inmitten des Unwetters, öffnete ihr Herz, lächelte zaghaft und ergriff die Hand des Mädchens. Ihre Lippen schwiegen, doch ihr Herz sprach auf eine Weise, die nicht zu erklären war. Es erzählte von Vertrauen – das auch dies gut enden würde. Von Geborgenheit – weil sie einander hatten. Von Liebe – die immer um sie sein würde.

Plötzlich – inmitten des Unwetters, in dieser kalten, klammen Höhle – verwandelte sich der dunkle Schatten, der das kleine Mädchen umhüllte, in unzählige bunte Schmetterlinge, deren schillernde Flügel magisch funkelten im Licht der Blitze, die über den Himmel zuckten. Die Angst wich aus den Augen des Mädchens, das zu lächeln begann wie nur ein Kind zu lächeln vermochte, das sich um seiner selbst geliebt fühlte. Sie nahm die Kleine in ihre Arme. So verbrachte beide die Nacht in dieser Höhle.

Am nächsten Morgen erwachte die junge Frau allein in der Höhle. Das Mädchen war verschwunden. Einen Moment lang war sie darüber verwundert, doch dann fiel ihr Blick auf ihre Hand, um die sich eine magisch funkelnde Aura gelegt hatte, die im gedämpften Licht der Höhle in allen Farben des Regenbogens schillerte. Sie versuchte noch zu begreifen, wie das geschehen konnte, als sie aus Höhle trat und ein sanfter Windhauch sie erfasste, ihr eine Botschaft ins Ohr flüsterte: „Ich sagte dir doch, los alles los, damit zu dir zurückkehren kann, was bestimmt ist dich zu begleiten.“

Von diesem Tag an vermochte die junge Frau die Dunkelheit in Licht zu verwandeln. Und wenn sie nicht gestorben ist … nun, wenn es mir bestimmt ist, mit meinen Worten die Seele eines anderen zu berühren, dann wird diese Frau nun jenen Weg gehen, der ihr bestimmt ist.

Loslassen …

… fällt manchmal nicht leicht, insbesondere wenn ich etwas mit Begeisterung und Freude gestartet habe. Dennoch – es gehört zum Leben dazu und nicht alles, was ich starte, entwickelt sich so, wie es gedacht war. Das ist Leben.

Deshalb teile ich heute diesen Beitrag auf meinem Blog um zu zeigen, wie ich in Echtzeit damit umgehe.

Ein Status Update

Was tut sich gerade bei Lesley? Wie immer: viel!

Aktuell arbeite ich an 4 Buchprojekten. Kein Scherz. Also, „JAN/A – eine [nicht] ganz alltägliche Liebesgeschichte geht weiter“ … mit Band 2, der gerade in der Korrekturphase angekommen ist und Anfang 2020 erscheinen wird. Weil ich meinen eigenen Cliffhanger nicht so einfach im Raum stehen lassen kann, schreibe ich bereits an Band 3 „JAN/A – Das Ende einer [nicht] ganz alltäglichen Liebesgeschichte?“ Wie gehabt, beides autobiographisch und hoch emotional, romantisch, sinnlich, humorvoll …

Projekt 3 ist mir irgendwie „passiert“ und bringt mich täglich zum Strahlen. Kurzgeschichten und Gedichte aus über 3 Jahrzehnten, alle mit dem Ziel, meine Leser und Leserinnen zurück in die gefühlte Umarmung des Lebens zu führen. Das wird ein Buch wie eine Kuscheldecke inklusive heißer Schokolade vor einem prasselnden Kaminfeuer. Einfach nur zum Wohlfühlen.

Und dann gibt es noch Projekt 4, dass den Titel „RE/CONNECTED – LEBEN und LIEBEN – Eine Lebensphilosophie #feeltheembraceoflife“ tragen wird. Die Fortsetzung meiner Autobiographie DIS/CONNECTED, eine neuerliche Reise in meine Gedanken- und Gefühlswelt seit meinem Outing 2018 mit vielen praktischen Tipps und Strategien für ein Leben mit #Borderline jenseits aller Klischees und Zuschreibungen.

Nebenbei blogge ich natürlich weiterhin.

Ach ja, meinen Vollzeitjob sollte ich nicht vergessen. Beziehung und Familie gibt es auch noch.

Wie ich  das alles schaffe? Ganz ehrlich? Keine Ahnung! Ich möchte auch gar nicht darüber nachdenken. Ich könnte nämlich draufkommen, dass es gar nicht funktionieren kann – und das wiederum will ich nicht wissen. Die Hummel weiß auch nicht, dass es für sie aerodynamisch unmöglich ist, zu fliegen – sie tut es einfach 😉

Allerdings habe ich schon einige andere Projekte auf Eis gelegt. Meine Facebook-Gruppen zum Beispiel. Aber – wiederum ehrlich gesagt – ich fühle mich mehr dazu berufen, andere Menschen mit meinen Erfahrungen im Umgang mit Borderline über meine Blogs oder in Selbsthilfe-Foren zu unterstützen als mich in der Admin-Tätigkeit einer Gruppe zu verwirklichen. Sorry. Aber das habe ich auch in den vergangenen Monaten für mich erkannt. Meine Zeit und Ressourcen sind begrenzt, und ich möchte sie bestmöglich für das einsetzen, was aus meiner Sicht am meisten Sinn macht.

Deshalb schränke ich auch die zeitfressenden Marketing-Aktivitäten in Facebook ein. Meine Bücher verkaufe ich über Lesungen, Vorträge oder einfach so, zwischendurch im Fitnessstudio oder beim Augenoptiker, wann immer ich auf Menschen treffe, mich mit ihnen unterhalte und sie erkennen, dass meine Worte nicht nur auf dem Papier stehen, sondern ich tatsächlich lebe und bin, was ich schreibe. Das kann man mit keinem noch so gefinkelt verfassten Beitrag transportieren. Vielleicht schwimme ich damit gegen den Strom? Es wäre nicht das erste Mal 😉 

Ich bin ECHT. Ich bin ICH. Ich gehe MEINEN Weg.

Ich verändere die Bedeutung (#Borderline) meiner Jahre in Schmerz und Dunkelheit (#frompaintopassion) in dem ich sie nutze, um anderen die Hand zu reichen und zu sagen: „Ich hab es geschafft – und du kannst es auch schaffen“. Zurück in die Umarmung des Lebens (#feeltheembraceoflife).

4 Buchprojekte und ich liebe jedes einzelne davon, werde jedes davon Realität werden lassen. Wie viele davon verkauft werden? Ich überlasse es dem Leben, jene Menschen mit meinem Büchern in Berührung zu bringen, die von meinen Worten berührt werden.

Natürlich frage ich mich, ob ich – wie oben erwähnt – die Gruppen wirklich offline bzw. auflösen soll? Was entgeht mir eventuell durch diesen Schritt? Wäre es nicht besser, sie mit minimalen Ressourcen weiter zu betreiben? Also wieder das zu tun, was ich kenne und lange Zeit meines Lebens praktiziert habe?  Nur nichts aufgeben, weil es könnte ja noch irgendwann einmal …

Eine Entscheidung für das eine ist immer auch eine Entscheidung gegen vieles andere.

Vielleicht versäume oder verliere ich damit etwas, das ist ungewiss. Sicher ist nur, dass ich auf meinem Weg mehr erreiche, wenn ich meine Gedanken, Zeit und Ressourcen auf das fokussiere, was mir wichtig ist… und dafür mitunter so einiges loslasse.

Man kann es nicht allen Recht machen …

… selten ist eine Generalisierung so zutreffend wie diese. Egal, wie sehr man sich auch bemüht, es wird sich immer irgendjemand finden, der es anders sieht. Jemand, dem nicht gefällt, was man tut, wie man tut, wer man ist …

Auch wenn es anders viel angenehmer wäre, Ablehnung gehört zum Leben dazu.

Grundsätzlich ist das ja auch in Ordnung, ABER … (wieder einmal ein großes ABER) … als Borderlinerin hatte ich leider das Bedürfnis, mehr noch: das Verlangen danach, von anderen gemocht zu werden. Inklusive dem, was ich so tat. Ablehnung war in gewisser Weise schmerzhaft für mich, weil sie in meiner Wahrnehmung eine Zurückweisung meiner Person bedeutete. Das häufig allerdings nur mein Verhalten abgelehnt wurde, das blieb mir lange verborgen. Selbst heute falle ich manchmal in dieses alte Gefühl des „ich bin nicht OK“ zurück. Sobald ich es bemerke, steuere ich dagegen mit einem Satz in der Art von: „Mein Verhalten gefällt meinem vis-a-vis nicht.“ Danach überlege ich mir, ob zu Recht oder nicht. Vielleicht habe ich ja überzogen reagiert? Vielleicht muss die andere Seite aber auch akzeptieren, dass nicht alles nach ihren Vorstellungen läuft?

Anerkennung im Leben ist eine wunderbare Sache und sie baut jenes Selbstbewusstsein auf, das gefragt ist, wenn Ablehnung auftritt.

Und Ablehnung wird auftreten, früher oder später, denn man kann es nie allen Recht machen (wie schon der heutige Titel verrät). Diesen Versuch habe ich lange unternommen. Er hat mich zweimal ins Burnout geworfen. Es allen Recht machen zu wollen, öffnet Tür und Tor für Ausbeutung und Überlastung. Ja, es gibt sie, jene Menschen, die ungehemmt die ausbeuten, die sich ausbeuten lassen in ihrem krampfhaften Streben nach Anerkennung. Die für ein „gut gemacht“-Leckerli rücksichtlich ihre eigenen Ressourcen und Grenzen überschreiten bis nichts mehr geht.

Unerfüllte Suche nach Anerkennung kann zur Sucht werden. Süchte führen zu fatalen Folgen.

Ich gestehe, ich war süchtig nach Anerkennung.

Ich bin es nicht mehr.

Ich habe gelernt, dass ich es nie allen Recht machen kann. Es wird Menschen geben, die werden ablehnen, was ich tue. Manche werden sogar mich als Person ablehnen. Das ist weder erfreulich noch angenehm für mich, doch ich akzeptiere es als Teil meines Lebens. Es gibt nicht nur romantische Sonnenuntergänge, es gibt auch schlammige Pfützen auf meinem Lebensweg.

Wobei – manchmal macht es Spaß, mit beiden Beinen in eine Pfütze zu springen. Dabei wird vielleicht jemand nass, aber was soll’s? Man kann es nicht allen Recht machen 😉

Ein altmodischer Spaziergang im November

Mein sonntäglicher Spaziergang durch einen herbstlichen Wald mit wolkenverhangenem Himmel im November. Die perfekte Gelegenheit für tiefgründige Gespräche in der Art von: SIE (Borderlinerin, also ich) und ER (Nicht-Borderliner, mein Partner) versuchen aus ihren jeweiligen Welten heraus, den anderen zu verstehen. Genauer gesagt: ER versucht SIE zu verstehen. Dieses Bestreben kann schon in einer „durchschnittlichen“ Beziehung eine Herausforderung darstellen. In unserem speziellen Setting ist es das mit Sicherheit, vor allem wenn mein Interesse, die Vergangenheit noch weiter ins Detail zu zerlegen und zu analysieren eher als schwindend betrachtet werden kann.

Also schlage ich nach einiger Zeit eine thematische Richtungsänderung ein. Weg von der weit zurück liegenden Vergangenheit hin zur Gegenwart bzw. kurzfristigen Vergangenheit. In der Tat beschäftigen mich noch immer einige Ereignisse der vergangenen Woche.

Ich hatte einige Rückmeldungen zu mir als Person bekommen. Insbesondere eine von zwei Menschen, die mich seit 2017 jeweils nur 3-4x innerhalb weniger Wochen, und dann für den Rest des Jahres nicht mehr sehen. Diese beiden haben mich quasi vor JAN/A, während der Veröffentlichung der Erstfassung und eben jetzt kurz nach der Neuauflage erlebt. Beide sind es von ihrem Beruf her gewohnt, genau zu beobachten und rück zumelden. Insofern war ihr übereinstimmendes Feedback an mich, dass ich mich seit 2017 sowohl in meiner Art als auch meiner äußeren Erscheinung und Ausstrahlung sehr positiv verändert habe, für mich ein deutliches Zeichen, dass sich bei mir mehr geändert hatte, als ich bislang annahm.

Meine diesbezüglichen Anmerkungen verhallen im nebeligen Dunst zwischen den Bäumen. ER versucht nach wie vor zu verstehen, wie mein Borderline entstand mit der implizierten Fragestellung: wie kann es gelöst – im Sinne von geheilt – werden? Hier gehen unsere beiden Meinungen deutlich auseinander. Aus meiner Sicht bildet meine „grenzenlose Emotionalität“ den innersten Kern meines Borderline, um den sich spätere Ereignisse gelegt und somit das „Syndrom“ geformt haben. Diese nur schwer zu zähmende Emotionalität ist die treibende Kraft meiner Kreativität und somit keinesfalls zu „behandeln“ oder zu „heilen“. Mein Bestreben ist ein Leben in Balance, was mir inzwischen über weite Strecken sehr zufriedenstellend gelingt. 

Deshalb fokussiere ich mich in der Diskussion erneut auf den Aspekt, WIE mir Teile meiner eigenen Veränderung derart „entgehen“ konnten. Die Rückmeldung aus dem Umfeld war nämlich die Antwort auf die zweite der zirkulären Fragen. Diese werden gerne im Rahmen eines Coachings oder einer Intervention gestellt. Sinngemäß: wenn dies hier gut gelungen ist, woran (1) wirst du erkennen, dass sich etwas verändert hat? Woran (2) wird dein Umfeld erkennen, dass sich etwas verändert hat? Woran (3) wirst du erkennen, dass dein Umfeld erkannt hat, dass sich etwas verändert hat? Woran (4) wird dein Umfeld erkennen, dass du erkannt hast, dass dein Umfeld erkannt hat … das kann man beliebig ausdehnen. Wichtiger als die Fragen an sich ist für mich, dass mein Umfeld offenbar einiges vor mir erkannt hat.

Natürlich interessiert IHN dies wiederum weniger, weil ja weit weg von seinem Kernthema „Heilung“.

Dennoch, ich schlage wieder einen Haken zu meinen eigenen Interessen. Meine „Heilarbeit“ ist gelungen. JAN/A hat als Reframing für mein Borderline funktioniert. Die Rückmeldungen aus dem Umfeld betrachtend: meisterlich funktioniert.

Mehr noch: Ich habe meinem „Dämon“ derart viele liebenswerte Facetten hinzugefügt (keine davon frei erfunden, allesamt nur in mir wiedergefunden), dass ich keine Minute mehr ohne dieses feurige Fünkchen sein möchte. Meine grenzenlose Emotionalität lebe ich hemmungslos beim Schreiben von Gedichten und Geschichten aus. Mein Leben funktioniert in allen Bereichen, privat und beruflich. Heilung? Was ist das? Eine Bestandsaufnahme im Augenblick – so wie eine Diagnose?

Wie viel mehr kann ich erreichen als ein Leben im Einvernehmen mit mir selbst und meinem Umfeld? Wie viel mehr an Zufriedenheit möchte ich erreichen? Aus meiner Sicht gibt es für Zufriedenheit keine Steigerung, und Glück ist für mich unabhängig von äußeren Faktoren. Bin ich also am Ende meiner Suche angekommen?  

Gedacht: Ja

Gefühlt: Ja

Geplant: (um ehrlich zu sein) eher ein glücklicher Zufall

Sollte mir tatsächlich gelungen sein, wonach so viele streben? Noch dazu derart unspektakulär? Oder sprechen viele einfach nicht darüber, obwohl sie es längst ebenfalls erreicht haben? Aber vielleicht erkennen manche die eigene Veränderung auch nicht (so wie ich auch) in vollem Umfang, weil sie gar zu unrealistisch erscheint? Vielleicht ist es auch un-modern geworden, mit sich selbst und seinem Leben zufrieden zu sein, weil man ja eventuell noch mehr (wovon eigentlich) erreichen könnte?

Was soll’s, ich bin gerne altmodisch zufrieden und glücklich😉

Hier noch ein sentimentaler Nachsatz: ich wünschte, ich könnte dir sagen „mach einfach, was ich gemacht habe, und dein Problem löst sich.“ Das wäre gelogen. Mein Weg ist keine allgemein gültige Kopiervorlage, maximal eine kreative Quelle der Inspiration. Nichts desto trotz – ich bin absolut davon überzeugt, dass es für jeden von uns einen individuellen Weg für ein glückliches und zufriedenes Leben gibt. Und ich wäre unendlich dankbar, wenn meine Worten und Geschichten einen Hauch dazu beitragen, dich zu bestärken, deinen Weg zu finden und zu gehen.

WEECKIE (WEEkend QuiCKIE)

Aus den vergangenen Tagen nehme ich ins Wochenende mit … meine Kommentare auf die Fragen, warum dies ein schöner Tag ist. Weil …

… weil ich heute Morgen einen Freund mit meinen Witzen zum Lachen brachte 🙂
… weil ich einen selbst-ironischen Blogbeitrag geschrieben habe, der Morgen gepostet wird 🙂
… weil ich aufwachen durfte in der Umarmung des Mannes, den ich liebe 🙂
… weil es keinen einzigen dieser Gründe braucht, damit es mir gut geht, und dennoch bin ich unendlich dankbar für jeden einzelnen 🙂

Was braucht es mehr?

Ach ja, ein schönes Bild dazu. Danke an https://pixabay.com/de/users/realworkhard-23566/

#feeltheembraceoflife

Wie man sich selbst am Besten im Weg steht … Teil 3

Rückblickend betrachtet  tat ich dies insbesondere auch dadurch, dass ich mich immer und überall mit anderen verglichen habe. Etwas überspitzt dargestellt: Was ein anderer konnte, musste ich genauso gut wenn nicht besser können, sonst wäre ich ja … sagen wir mal nicht gut genug (um es halbwegs nett  zu halten). Das war meine innerste Überzeugung.

Grundsätzlich ist es ja OK, gut sein zu wollen, aber besser als alle anderen? In allem? Das kann niemand erreichen. Mein Scheitern war vorprogrammiert. Fatal, denn mein Selbstwert hing von meinem Erfolg ab. Erfolg war aber nur fallweise und manchmal nur mit extremen Anstrengungen möglich. Abgesehen davon: ich stand permanent mit fast jedem in meinem Umfeld in einer Art Konkurrenzsituation. Zumindest fühlte es sich so für mich an. Die Realität war ein ganz anderes paar Schuhe. Für zwischenmenschliche Beziehungen war das nicht gerade ein förderliches Verhalten.

Ich hatte mir (in meinem Kopf) meine ganz persönliche Hölle auf Erden erschaffen: Nie war ich gut genug und jeder andere, der besser war, war eine potenzielle Gefahr für mich. Klingt schlimm? War es auch. Man könnte es auch einen ausgewachsenen Minderwertigkeitskomplex nennen, denn ich mit Bravour und Arroganz überspielte. Einiges, das ich gern getan hätte (wie einen Roman zu schreiben), umschiffte ich in großem Bogen, denn die Angst vor einem möglichen Scheitern war zu groß, doch ich hätte sie nie offen eingestanden. Stattdessen erfand ich teilweise fantastisch konstruierte Ausreden – und Lügen. Natürlich traf ich häufig auf Unverständnis in meinem Umfeld. Wie hätte es anders sein können.

Die ersten Schritte aus diesem selbstauferlegten Zwangsperfektionismus gelangen mir im Zuge meiner beruflichen Auseinandersetzung mit (das ist kein Scherz, ich meine das Ernst) Optimierung von Prozessen und Qualitätssicherung. Als hätte man den Bock zum Gärtner gemacht … oder der Berg kam zur Prophetin? Der kontinuierliche Verbesserungsprozess (KVP) beinhaltet eine für mich nach wie vor sehr interessante Komponente: Fehler! Das Grauen meiner Vergangenheit.

Fehler = nicht gut genug = nicht angenommen = nicht geliebt = nicht geborgen.

So simpel war einst mein Denkmuster. Wenn Fehler, dann Game over … so funktionieren Videospiele, aber nicht das Leben. Das durfte ich lernen, als ich mich mit der Fehlerkultur des KVP zu befassen man. Trockene Management Tools, aber ich brachte sie in Bezug zu meinem Leben und meinem Verhalten. Allmählich bekamen Fehler einen anderen Stellenwert für mich. Sie wurden zu einem unverzichtbaren Ereignis, aus dem ich lernen und mich weiterentwickeln konnte. Fehler wurden interessant, weil sie kreative Denkprozesse in Gang zu setzen vermochten. Fehler unterbrachen die (meistens langweilige) Routine und ließen etwas Neues entstehen.  So manche meiner beruflichen „Schöpfungen“ entstanden aus Fehlern bzw. den daraus gewonnenen Erkenntnissen.

Wenn nun aber Fehler für mich ihren Schrecken verloren hatten, wie stand es mit der Konkurrenz? Den genauen Zusammenhang habe ich nie herausgefunden, aber zeitgleich mit der Angst vor Fehlern verschwand auch die Angst vor Konkurrenz und deren möglicher Überlegenheit. Ich hörte auf zu vergleichen und begann stattdessen wertungsfrei zu beobachten. Was konnte ich von anderen lernen? Von deren Erfolgen und deren Fehlern? Wie konnten wir es gemeinsam besser machen? Dies öffnete mir die Tür zu zwischenmenschlichen Beziehungen, die auf Kooperation anstatt auf Konkurrenz basierten. Aus diesen Beziehungen wiederum erhielt ich Anerkennung (mehr als  ich mir je erträumt hätte) und daraus erwuchs …? Richtig, das Gefühl angenommen zu werden, so wie ich bin. Das wiederum hatte positive Auswirkungen auf mein Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl … kürzen wir es ab.

Die neue Formel lautet: Fehler = gehört zum Leben = schauen wir mal, was sich damit machen lässt = Gelassenheit und …

… hey, ich habe einen Fehler gemacht. Das ist DER Beweis. Ich bin ein Mensch, kein Roboter. Ich lebe, liebe, mache Fehler … that’s life 😉

… und welches Etikett trägst Du?

Beim Aufräumen am Wochenende fand ich einen Beitrag wieder, den ich im Juli nicht gepostet hatte. Warum auch immer … heute hole ich dies nach.

Das vergangene Wochenende verbrachte ich überwiegend in einem Lese-Marathon. 612 Buchseiten in 3 Tagen, allerdings nicht zum reinen Lesegenuss, sondern um die verbliebenen, sich hartnäckig versteckenden Fehler im Probedruck von JAN/A zu finden.

Seit dem Zeitpunkt des Schreibens waren doch schon mehrere Monate vergangen, so dass einiges zwar vertraut, aber dennoch irgendwie anders auf mich wirkte. Wie z.B. der letzte Absatz im Nachwort:

„Jeder Mensch, ganz gleich ob Borderliner oder nicht, oder welche Varietät des Lebens man eben darstellt, wir alle sehnen uns nach Liebe, Geborgenheit und Anerkennung. Darum dreht sich letztendlich alles im Leben, jede Handlung, jede Motivation lässt sich darauf zurückführen. Finden wir Liebe, Geborgenheit und Anerkennung in uns bzw. in unserem Umfeld, verweilen wir in der Umarmung des Lebens, in tiefer Verbundenheit mit allem rund um uns und in dem Bewusstsein, das alles genau richtig ist, in diesem Augenblick des Lebens.“

Dies brachte mich wieder einmal zum Nachdenken, bzw. förderte eine alt bekannte Ambivalenz zu Tage: Einerseits schreibe ich über Borderline und bekenne mich auch dazu, Borderlinerin zu sein. Anderseits mag ich die Klassifizierung in Borderliner und Nicht-Borderliner überhaupt nicht. Wir sind doch bitte alles Menschen mit denselben grundlegenden Bedürfnissen nach Essen, Trinken und Schlaf. Und darüber hinaus – und nicht weniger existenziell aus meiner Sicht – die Bedürfnisse nach Liebe, Geborgenheit und Anerkennung.

Während ich also gerade über meinen inneren Zwiespalt grüble, entdecke ich einen Beitrag meiner lieben Autoren-Kollegin Franziska Neidt:

„KOMMUNIKATION heißt HIER DAS ZAUBERWORT!
„Borderliner“ sind keine Unmenschen. Im Gegenteil. Die wenigsten Menschen wissen, dass Borderline-Betroffene zum größten Teil sehr hochsensible Menschen sind. Ihre Wahrnehmung, ihre Gefühle sind so stark ausgeprägt, dass dies oft sogar zur Belastung werden kann. Sie spüren Dinge und nehmen Kleinigkeiten wahr, die andere Menschen erst viel später erkennen und spüren.“ (Quelle: Klang der Seele – Mein Leben mit Borderline; von Franziska Neidt)

Ihre Worte bestätigen, was ich in den vergangenen Wochen selbst (wieder-)entdeckt habe: meine eigene Hochsensibilität. Mit Borderline wird mit nicht geboren, es entsteht später. Wodurch? Darüber diskutieren die Experten noch, aber was auch immer sie irgendwann vielleicht herausfinden werden, ich für meinen Teil habe meine Antwort gefunden: auf ein traumatisches frühkindliches Erlebnis folgte ein krasser Mangel an Geborgenheitsgefühl. Dazu eine überbordende Emotionalität aufgrund meiner Hochsensibilität. Für das Umfeld „schwierige“ Verhaltensmuster, Bestrafung als Erziehungsmaßnahme, Druck, Übergriffe … Eins kam zum anderen, auf jede Aktion eine Reaktion und irgendwann war’s dann soweit und ich trug das Etikett „Borderline“.

Dieser Entstehungsprozess dauerte Jahre, und vielleicht wäre es möglich gewesen – bei entsprechender Hilfestellung – zwischendurch auszusteigen, den Prozess zu stoppen oder gar umzukehren. Wer weiß? Ich weiß heute jedenfalls eines mit Sicherheit, nämlich dass sowohl in der Entstehungs- als auch späteren Bestandsphase es immer einen Mangel an den „Big 3“: Liebe, Geborgenheit und Anerkennung gab bzw. mein Unvermögen, selbige wahrzunehmen. Nachdem ich gelernt hatte, die „Big 3“ in mir selbst zu finden, wurde ich von meinem Umfeld unabhängiger und mein Leben bewegte sich Richtung „Normalität“ (was auch immer das bedeuten mag).

Meine über Jahrzehnte gewaltsam (gegen mich selbst) unterdrückte Hochsensibilität ist noch immer (oder wieder) gelebter Teil meiner Persönlichkeit. Bewusster Umgang mit ihr hält mich in Balance und entzieht Borderline-Episoden den emotionalen Zündstoff. ABER (und hier wirklich ein großes ABER) sie macht es auch anstrengend, die Ellbogenmentalität unserer Zeit und Gesellschaft auszuhalten. Ignoranz, Intoleranz, Rücksichtslosigkeit … all das zerrt an meiner inneren Balance. Und wenn ich mich umsehe, dann geht’s nicht nur mir so. Egal, ob Borderliner oder nicht, oder welche Varietät des Lebens man eben darstellt, wir alle sehen uns nach Liebe, Geborgenheit und Anerkennung. Hatten wir das nicht schon mal?

Eine philosophisch-romantische Spekulation: Was auch immer auf deinem Etikett steht, vielleicht ließe es sich mit viel Liebe, Geborgenheit und Anerkennung verändern? Nicht für die Welt. Unser Wahn nach Zuordenbarkeit und Katalogisierung treibt uns dazu, alles und jedem ein Etikett verpassen zu wollen, Normen für alles möglich festzulegen, zu bestimmen, wie viel Emotionalität normal und was zu viel ist. Diesem Drang (oder Zwang) nach Zuschreibung werden wir uns wohl nicht mehr entziehen können, ABER für dich selbst … grenzenlos im Ausmaß und bedingungslos im Gewähren: Liebe, Geborgenheit und Anerkennung, eine unerschöpfliche Ressource in dir selbst. Was wäre anders? Welches Etikett würdest du tragen?

Auf meinem Etikett steht: Lesley

Fragen, Fragen und nochmals Fragen …

Es ist wieder mal eine dieser Phase, in denen ich sehr viel zu tun habe. Im Grunde habe ich immer viel zu tun, nur manchmal nur mehr. Im Grunde will ich irgendwie auch immer viel zu tun zu haben, weil ich es schlichtweg nicht aushalte, wenn mir langweilig ist. Dann werde ich richtig unrund und fange an, unsinnige Dinge zu tun. Wie in dem Werbespot, wo jemand, der auf einen Download wartet, damit beginnt, seine Umgebung mit Post-its zu tapezieren.

Nun frage ich mich hin und wieder, ob ich eine tief verwurzelte Allergie gegen Ruhe und Nichtstun habe. Und wo ich mir die eingefangen haben könnte.

Ruhe – was ist das überhaupt? Bedeutet dass, nichts zu tun? Weniger zu tun? Ruhiger zu tun? Langsamer? Weniger emotional? Strebe ich nach Ruhe, weil es zu viel wird? Oder zu laut? Oder geht’s mir gar nicht um Ruhe? Ständig an meiner Belastungsgrenze entlang durch den Arbeitsalltag zu laufen ist anstrengend. Auf der anderen Seite auch irgendwie reizvoll – solange alles gut läuft. Solange ich durchhalte. Solange … bis es eben anders ist. Bis der Gedanke an Ruhe wieder verlockend wird. Ein ständiges Hin und Her.

Wo beginnt Langeweile? Kann ich Ruhe überhaupt zulassen und genießen? Stillstand geht definitiv nicht. Wobei – Stillstand gibt es ja genau genommen nicht. Alles ist stets in Veränderung. Manchmal nur sehr langsam, aber dennoch.

Und so kreisen meine Gedanken unaufhörlich.

Manche könnten jetzt sagen: OK, so wird das nichts mit Ruhe. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Je mehr ich über einzelne Themen wie „Ruhe versus Langeweile“ nachdenke, desto ruhiger werde ich, weil ich in der unbeschreiblichen Vielfalt meiner Gedanken und Ideen bildlich gesprochen „die Spreu vom Weizen“ trenne. Anders gesagt: ich finde heraus, was ich wirklich will und brauche; lasse mich von scheinbar verlockenden Ideen nicht in die nächste Sackgasse führen. Und weil ich nicht mehr alles und jedes tun will und muss, nimmt das letztendlich viel Last von meinen Schultern und Druck aus meinem Leben.

Hinterfragen und reflektieren – das ist ein wesentlicher Aspekt meiner Lebensphilosophie und meines Alltags. Unterscheiden und Entscheiden. Was passt zu mir? Was nicht? Heute landet viel mehr im „Ideen-Mülleimer“ als früher. Gleichzeitig vermisse ich nichts und genieße das, was ich tue und habe, mehr als früher.

Quantität versus Qualität?

Wer weiß?

Auch darüber werde ich noch ausgiebig sinnieren.