Zeit des Abschieds

Mein Vater starb am 25. April 1983.

Damals war ich 14 Jahre alt.

Seither sind 37 Jahre vergangen.

37 Jahre, in denen ich weder Trauer empfunden noch ihn vermisst habe, denn als er starb empfand ich gar nichts. Ich war bereits einige Jahre innerlich „leer“.

37 Jahre, in denen ich zwar immer wieder an meinen Vater dachte, positive und negative Erinnerungen auf deren Auswirkungen auf mich und mein Leben zu verstehen versuchte.

37 Jahre … und plötzlich, heute Morgen, empfinde ich tiefe Trauer und den Wunsch, meinen Tränen freien Lauf zu lassen.

Warum?

Ich konnte nicht am Tag seines Todes weinen. Ich konnte nicht an seinem Grab weinen. Und ausgerechnet heute falle ich zurück in die Emotionen des heranwachsenden Mädchens, das nicht verstehen konnte, was rundum geschah.

Einfach so – wie aus dem Nichts.

Doch ehrlich gesagt, kam es nicht „wie aus dem Nichts“. Schon seit Wochen ist da ein undefinierbarer Schmerz, nicht genau festzulegen. Lunge – oder doch das Herz? Schulmedizinisch abklärt und befundfrei. Ist es meine Seele, die schmerzt? Mein Herz?

Konsequent verfolge ich meinen Weg zurück zu Selbstliebe und Lebensfreude, aber irgendwie scheint sich ein Stein in meinem Schuh zu verstecken. Ein Stein, der drückt, bei jedem Schritt, manchmal mehr, manchmal weniger, doch er drückt. Verdrängte Trauer? Unterdrückter Schmerz, der nun drückt? Druck erzeugt Gegendruck …

All die Jahre trug ich diesen Schmerz mit mir herum, lief mit drückendem Schuh durchs Leben. Etliche Male startete ich einen Anlauf, bewusst die Ereignisse von vor 37 Jahren aufzuarbeiten, Schicht für Schicht zu lösen und den Kern darunter frei zu legen. Geschieht es heute? Darf endlich gehen, was längst der Vergangenheit angehört?

Diese Gedanken niederzuschreiben, bringt Erleichterung.

Das Wissen, das dies nur das Aufbrechen verkrusteter Emotionen ist, die nichts mit meinem gegenwärtigen Leben zu tun haben, bringt Erleichterung.

Mich für einige Zeit von der Welt da draußen zurückzuziehen und mich um mein verletztes inneres Kind zu kümmern, bringt Erleichterung.

Die Worte des Abschieds an meinen Vater zu richten – nach 37 Jahren – und loszulassen, was ich nicht in meinem Leben halten konnte – ihn – wird Freiheit bringen. Vielleicht nicht gleich heute oder morgen, aber bald. Denn ich lasse nicht nur meinen Vater los, sondern mit ihm auch die Angst vor dem Verlust, die wie kaum etwas anderes Chaos und Zerstörung in mein Leben brachte.

Mein Vater liebte die Rosen in unserem Garten – ebenso wie ich.

Er war Geschichtenerzähler – ebenso wie ich.

Uns verband viel mehr als uns trennte. Von allen Menschen meiner Kindheit war er jener, von dem ich mich verstanden fühlte. Ohne ihn blieb ich allein zurück. Dennoch …

Es ist an der Zeit, dich gehen zu lassen, Papa. Ich behalte das Beste von dir in Erinnerung, doch von heute an lebe ich mein Leben, das du mir geschenkt hast, ohne dich – und ich weiß – wo auch immer du jetzt bist – es wird dich glücklich machen, wenn ich glücklich bin. Ruhe in Frieden, Papa.

UNDER PRESSURE

… ist einer der Songs von Queen, die ich besonders mag. Vielleicht, weil ich häufig genug und immer wieder in meinem Leben unter enormem (emotionalen) Druck stehe. Weniger oft als mir lieb ist, entsteht dieser Druck im Außen. Vielfach erzeuge ich ihn selbst – in mir – unnötigerweise.

Ich will das nicht mit abstrakten Theorien erläutern. Ein Beispiel aus meinem Schaffen als Autorin veranschaulicht die Dynamik:

2017 begann ich meine Laufbahn als Schriftstellerin und schuf damit einen Bereich in meinem Leben, in dem ich uneingeschränkt ICH sein darf, meine Hyper-Emotionalität ausleben kann und so weiter und so fort. Wunderbar.

Aber alles im Leben hat zwei Seiten, so auch dieser Bereich. Ich bin nämlich ein leistungs- und erfolgsorientierter Mensch. Im Grunde nichts Schlechtes, ABER – und hier schon wieder ein großes ABER – daraus entsteht natürlich auch eine gewisse Erwartungshaltung oder anders gesagt: Erfolg braucht ein Messkriterium. Bei einer Autorin liegt es nahe, dafür die Verkaufszahlen anzuwenden. Um die im Selfpublishing zu erreichen, ist ein intensiver Marketingeinsatz (der Autorin) erforderlich. Marketing ist eine gänzlich andere Tätigkeit als kreatives Schreiben und deckt daher nicht jenen Bedarf, der ursprünglich diesen Bereich erschuf.

Bringen wir es auf den Punkt: Autorin versus Verkäuferin

Während der kreative Prozess mir nach wie vor Freude bereitet und mich stabilisiert, erzeugt die nüchterne Betrachtung der Kennzahlen immer wieder innerlich Druck, mehr und schneller zu erreichen. Ist dieses Gefühl erst einmal geweckt, kommt eins zum anderen: Der Blick zur Seite, was andere tun und damit erreichen. Das Vergleichen vom eigenen mit dem anderen. Matching –> Bewertung –> Beurteilung –> Verurteilung –> mieses Gefühl, nicht genug (im Marketing) getan zu haben –> selbstauferlegten Druck, künftig mehr zu tun (von dem, was ohnehin nicht gerade Freude bereitet) –> Aussicht auf mehr unerfreuliche Tätigkeiten und Gefühle …

Ich denke, diese Darstellung macht den Ablauf gut nachvollziehbar. Eine miese Spirale nach unten, die nicht nötig wäre, denn ich muss nicht davon leben können. Dafür habe ich meinen Job. Autorin zu sein, bedeutet für mich Selbstverwirklichung (also die oberste Stufe der Maslow-Pyramide) und nicht Existenzsicherung (die unterste Stufe). Natürlich ist mir das alles bewusst. Als Trainerin habe ich die Maslow-Pyramide rauf und runter gebetet. Umso mehr erstaunt es mich selbst, wie oft es mich in diese Dynamik des „Vergleichens mit anderen“ hineinzieht – mit all ihren unangenehmen Auswirkungen auf mich. Wieder einmal bewahrheitet sich:

„Wissen allein ist wertlos. Was zählt, ist die Umsetzung und Anwendung im eigenen Leben.“

Wie kann diese Anwendung konkret ausschauen? Nun, ich werde mir neuerlich in Erinnerung rufen, dass ich schreibe, weil es mir gut tut, mich in Balance hält, Spaß macht und ich vielleicht dem einen oder der anderen eine Idee für ihr eigenes Leben vermitteln kann. Finanziell betrachte ich es als „Investition in ein Hobby mit Entwicklungspotenzial“. Mal ehrlich, würde ich jede Stunde, die ich schreibend verbringe, als Therapiestunde bezahlen, wäre ich bis an mein Lebensende bankrott 😉. Kleiner Scherz.

Natürlich freue ich mich darüber, wenn meine Bücher gekauft werden, aber ich will und werde mich nicht verrenken und im Marketing verausgaben. Ich bin Autorin geworden, um Geschichten zu erzählen. Folge ich meinem Verstand, sieht der Zahlen, schreit nach Verkaufsaktivität und erzeugt Druck. Folge ich meinem Herzen, sehe ich das gelassen und vertraue auf etwas, das ich nicht mit Worten beschreiben kann, doch häufig erlebt habe: Was sich sucht, wird sich finden! Die Menschen, für die meine Geschichten wertvoll sein können, werde mich und meine Bücher finden.

Und mit diesen Gedanken kehre ich zurück in die Gelassenheit, löse den Druck auf, vereine meine eigene Widersprüchlichkeit erneut in einem harmonischen Gesamtbild und das fühlt sich richtig gut an.

Meine Borderline-Persönlichkeit ist nach wie vor sehr dynamisch, verharrt selten lange in einem statischen Selbstbild, weshalb es für mich mittlerweile zur Routine geworden ist, mich neu auszurichten, wenn ich mich „verliere“. Dabei entdeckte ich regelmäßig neue Aspekte an mir selbst, die wiederum mein Leben bereichern. Anders gesagt: Ich lerne täglich mehr über mich, wann ich mir wo und wie selbst im Weg stehe und wie ich das mit Selbstliebe und einer großen Portion augenzwinkernder Selbstironie auflösen kann.

Vielleicht inspiriert dich meine heutige Geschichte, selbst einmal darüber nachzudenken, ob du in dir selbst (unnötig) Druck aufbaust. Wer weiß das schon – außer dir selbst?

Über Glücksformeln und Erfolgsgeheimnisse

Im Bücherregal neben mir reiht sich auf einer Länge von insgesamt gut 5Metern ein Buch ans andere, die allesamt – natürlich mit unterschiedlichen Methoden – eines versprechen: Den Heiligen Kral. Immerwährendes Glück und grenzenlosen Erfolg. Ich habe diese Bücher alle gelesen. Und nicht nur das, ich habe auch die Botschaften assimiliert, die Übungen durchexerziert … in rund 3 Jahrzehnten hatte ich dafür ausreichend Zeit. Nur brachte kein einziges davon ein nachhaltiges Ergebnis. Kurzzeitig – also in der Anfangseuphorie – tat sich enorm viel, das jedoch bei näherer Betrachtung und über einen längeren Zeitraum gesehen, keine echte Veränderung war. Das mag zum einen daran gelegen haben, dass manche dieser Bücher sich widersprechen, zum anderen daran, dass die meisten davon für sich beanspruchen, DEN richtigen Weg zu kennen.

Auch wenn es so klingen mag, ich will diese Bücher nicht schlecht machen. Sie lehrten mich sehr viel. Nur – dass allein genügte nicht, um mich an mein Ziel zu bringen.

Mein Ziel? Mit mir selbst und der Welt rund um mich gut zurechtkommen.

Per se scheint das nicht sehr hochgesteckt. Immerhin wollte ich weder Weltmeisterin noch Millionärin, weder Supermodel noch Chart Queen werden. Ich wollte einfach nur gut leben. Aber genau das schien lange Zeit ein unmögliches Unterfangen zu bleiben.

Irgendwann begann ich an mir selbst und meinem Verständnis der Materie zu zweifeln. Dies führte mich in das Umfeld diverser „Gurus“. Von ihnen erhoffte ich mir Unterweisungen, die mich ans Ziel führen sollten. Wie sich dem verwendeten Konjunktiv entnehmen lässt, blieb es bei Erwartungen. Die gewünschte Erleichterung blieb – außer auf meinem Bankkonto – aus.

Und dann geschah das, was ich über so viele Jahre fast schon krampfhaft zu erreichen versucht hatte, irgendwie nebenbei. Völlig unspektakulär. Einfach so …

Vielleicht stand es in den Büchern, vielleicht sprach ein „Guru“ darüber, vielleicht habe ich es übersehen oder nicht gehört. Mit an Gewissheit grenzender Wahrscheinlichkeit habe ich es nicht verstanden. Bis ich es tat. Nebenbei, als ich an Band 1 von JAN/A schrieb und den wichtigsten Schritt meines Lebens setzte:

Ich nahm mich selbst, so wie ich bin, vorbehaltlos und bedingungslos an.

Schluss mit Selbstablehnung, Selbstkritik und den unzähligen Versuchen, jemand anders zu sein als ich bin. Ich kam bei mir selbst an und bin bis heute geblieben. Dieser Schritt veränderte alles. Danach konnte ich all das Wissen, das ich mir aus Büchern und von „Gurus“ angeeignet hatte, erst richtig für mich selbst umsetzen.

Für mich gewann ich daraus die Erkenntnis, dass es DEN richtigen Weg für alle schlichtweg nicht gibt. Wir sind als Individuen viel zu unterschiedlich, um mit einer Methodik alle Varianten abdecken zu können. ABER – und da nehme ich mich selbst an der Nase – der Gedanke an diese Wunderformel ist einfach zu verlockend. Sowohl von Seiten der Suchenden als auch der Wissenden. Ab und an verspüre ich in mir den Drang, andere davon zu überzeugen, dass ich weiß, welche Schritte sie zu ihrem Ziel bringen – ausgehend von meinen eigenen Erfahrungen. Meine Erfahrungen als Blaupause für andere? Zumeist gelingt es mir mich rechtzeitig wieder selbst einzubremsen, bevor ich so agiere wie jene, die ich vor wenigen Zeilen noch als nicht zielführend beschrieben habe. Aber manchmal bin ich einfach nur „menschlich fehlbar“. Mea culpa.

Auch wenn ich weder eine allgemein gültige Formel noch eine alleinige Autorität als Schlüsselfaktor für Glück oder Erfolg akzeptiere, so gibt es doch vier Anregungen für Suchende, die ich hier weitergeben möchte:

  1. Du musst deinen Weg allein gehen und niemand anders kann dir einen einzigen Schritt davon abnehmen, dennoch können Begleiter eine wertvolle Unterstützung sein. Keine „Gurus“, die dir erklären, dass ihre jeweilige Methode die einzig richtige ist, um dich zum Ziel zu führen, sondern Menschen, die neutral in ihrer Haltung und ihren Worten bleiben und dir dabei helfen, deinen eigenen Weg zu finden. Menschen, die nicht für dich denken und entscheiden, sondern für dich da sind.
  2. Verabschiede dich von deiner Bequemlichkeit. Du bist ein Individuum. Vorgefertigte Lösungen passen stets nur bedingt und bruchstückhaft. Die Sätze anderer zu rezitieren oder gar darauf zu hoffen, dass jemand anders für dich dein Ziel erreichen kann, sind pure Selbsttäuschung. Auch ein Verharren in der Opferrolle mit unzähligen Ausreden, warum etwas nicht anders oder besser werden kann, sind reine Bequemlichkeit. Vielleicht lassen sich nicht Gegebenheit im Außen verändern, aber mit Sicherheit lässt sich verändern, wie du sie wahrnimmst. Deine Einstellungen, innere Haltungen, Glaubenssätze, Werte … all das ist veränderbar und nur du kannst es tun. Es ist anstrengend und langwierig, doch deine Lebensqualität hängt davon ab. Diese Sätze sind unbequem und sie sollen es sein. „Erst wenn der Leidensdruck groß genug ist, verändert sich der Mensch“ … auch das durfte ich am eigenen Leib erleben.
  3. Lerne dein Ego zu zähmen. Kaum etwas stand mir in meinem Leben so hartnäckig im Weg wie mein eigenes Ego. Was möglich ist und was nicht. Was richtig und was falsch. Beurteilungen und Bewertungen. Eine wichtige Funktion des menschlichen Egos und in vielen Bereichen durchaus angebracht, doch in manchen absolut hinderlich. Beim Blick nach innen, auf sich selbst, sollte es nicht um Bewertung und Beurteilung gehen, sondern um annehmen und umarmen dessen, was da ist. Lange Jahre sah ich entweder das eine oder das andere in mir, taumelte zwischen düsteren Emotionen und überdrehter Euphorie, kam nie in die Balance, weil mein Ego jeweils nur einen Aspekt sehen konnte. Als ich gelernt hatte, mein Ego zu zähmen, begann ich die Vielfalt dessen wahrzunehmen, was in mir ist, gleichzeitig, parallel. Kein Widerspruch, sondern Diversität. Das brachte Ruhe, Vertrauen und ließ mich wertungsfrei umarmen, was ich bin.
  4. Liebe dich so, wie du bist. Ohne Wenn und Aber. Hier und jetzt. Fang sofort damit an, und nicht erst, wenn dies oder das erfüllt ist. Kaum eine Herausforderung in meinem Leben war so schwer wie der Blick in den Spiegel und zu lieben, was ich erblickte. Kaum etwas hatte so weitreichende positive Auswirkungen.

Für die Umsetzung dieser vier Anregungen gibt es viele unterschiedliche Methoden. Das Leben ähnelt ein wenig einem Baukastensystem. Ganz viele Teile, die irgendwie alle zusammenpassen und mit denen völlig verschiedene Dinge gebaut werden können. Kreativität pur. Typisch Leben. 4 Bausteine reichen (in der DNS), um (fast) jeden Menschen anders aussehen zu lassen. Möglicherweise reichen 4 Anregungen, um in der Vielzahl an Formeln und Methoden für dich die passenden Bausteine zu finden.

Egal, welche Glücksformel es ist. Egal, wie das Erfolgsgeheimnis auch lautet. Wenn du nicht bei dir selbst abgekommen bist, fehlt etwas Wesentliches, etwas Unersetzliches. Andere können dir Tipps geben oder erzählen, wie sie es für sich selbst geschafft haben, aber nichts und niemand kann dir ersparen, deine eigenen Erfahrungen zu machen auf deinem Weg zu dir selbst. Und das ist gut so. Schließlich bist du keine Kopie, sondern ein Original!

Fragen ohne Antworten?

Manchmal tauchen in meinem Leben Fragen auf, die sich nicht leicht beantworten lassen. Egal, wen ich auch frage, ich bekomme keine zufriedenstellende Erklärung. Zur Klarstellung: Bei diesen Fragen geht es nicht etwa um mathematische Gleichungen, Jahreszahlen von historischen Ereignissen, technische Probleme mit Geräten oder irgendetwas, dass man über diverse Suchmaschinen herausfinden könnte. Es geht vielmehr um zwischenmenschliche Themen und Herausforderungen des Lebens, also um etwas mit wesentlich mehr (psychologischen, philosophischen, sozialen oder anderem) Erklärungsbedarf.

Aufmerksame Leserinnen und Leser haben sicherlich schon festgestellt, dass ich keine Anhängerin eines einzelnen Erklärungsmodells für das Leben, das Universum und alles andere bin. Ganz im Gegenteil. Ich picke mir das heraus, dem ich am leichtesten zustimmen kann, denn ich bin davon überzeugt, dass sich das große Mysterium in allem, was rund um uns ist, offenbart.

Jene, die mein Buch EMBRACE gelesen haben, durften erleben, dass ich selbst über (sogar für mich) schräge (physikalische) Gedanken zum Raumzeit-Gefüge zurück in die Umarmung des Lebens finde.

Alles, was existiert, ist ein Teil des Ganzen. Ähnlich wie in jeder einzelnen Zelle unseres Körpers der Code für unseren individuellen Bauplan schlummert, verbirgt sich auch in allem, was uns umgibt, unendliche viele Hinweise, um das Leben, das Universum und alles, was dazu gehört – einschließlich unserer eigenen Person – zu entschlüsseln. Wir müssen nur diesen Code des Lebens knacken. Vielleicht sind es auch unterschiedliche Codes bzw. unterschiedliche Sprachen und unterschiedliche Formulierungen. Auch wir Menschen verwenden innerhalb einer Sprache abweichende Worte für eine idente Botschaft. Aus meiner Sicht ähnelt das Universum einem gigantischen Rätsel mit unzähligen Hinweisen, dessen Lösung jede nur erdenkliche Frage eines Menschen beantworten kann. Oder anders gesagt: Hinter allem, was geschieht, verbirgt sich immer auch die Gelegenheit für eine Erkenntnis und tieferführendes Verständnis.

Das große Mysterium offenbart sich in kleinsten Details.

Ein Beispiel aus der Praxis: Freundschaften. Von jeher kein einfaches Thema für mich. Um den Zusammenhang zum großen Mysterium zu verstehen, werde ich etwas ausholen in meinen Schilderungen.

Was bedeutet Freundschaft? Warum entsteht sie überhaupt zwischen zwei oder mehr Menschen? Wieviel Vertrauen, Nähe und Offenheit wie schnell zulassen? Jemand wie ich mit einer latenten Abgrenzungsthematik kann dabei mit vorhersehbarer Regelmäßigkeit Handlungen setzen, die fast zwangsläufig auf Unverständnis treffen. Ich habe andere mit scheinbarer Gefühlskälte ebenso schockiert wie mit emotionalen Überreaktionen oder meinem plötzlichen Abtauchen in der Versenkung über längere Zeiträume. Und selbst wenn ich einmal auf Kurs bleibe – also im Rahmen „normaler“ Freundschaftsparameter funktioniere – habe ich mehrfach erlebt, das Freundschaft sich auf den Aspekt des „Mistkübels für Psychohygiene“ reduzieren und damit destruktiv werden kann.

Seit ungefähr einem halben Jahr beschäftigen mich mehrere Freundschaften auf unterschiedliche Weise. Eine davon besonders, weil sie ganz anders ist als meine vorherigen Erfahrungen und ich sie einfach nicht einordnen kann. Das Problem dabei ist: Wenn ich das Wesen einer zwischenmenschlichen Beziehung nicht verstehe, schaltet sich ein „Wächterprogramm“ in meinem Unterbewusstsein sein, das nach Anzeichen von Gefahren Ausschau hält. Ich werde unrund, denn „wer suchet, der findet“. Die Konsequenz daraus: Stress – denn ich überwiegend selbst verursache und in den ich andere hineinziehe. Unnötigerweise.

Genau an diesem Punkt war nun diese besagte Freundschaft angekommen, als ich vor ein paar Tagen durch die sonnigen Weingärten zwischen Baden und Sooss gewandert bin, innerlich unruhig und wieder einmal darüber sinnierte, was ich tun sollte in Bezug auf die besagte Freundschaft.

Am oberen Ende des Hanges, am Rand des Wäldchens, inmitten des Gestrüpps, das gerade die ersten grünen Triebspitzen angesetzt hatte, sah ich die weißen Blüten eines Baumes leuchten: Cherry Plum. Ich muss dazu sagen, dass ich mich vor vielen Jahren unter anderem mit Bachblüten beschäftigt habe. Die weiße Blüte von Cherry Plum hat mich schon damals auf eine subtile Weise angesprochen. An diesem Nachmittag in den Weingärten wurde mir plötzlich bewusst, dass mein Blick bereits seit Tagen ständig auf Kirschblüten bzw. Cherry Plum fokussierte. Sie fielen mir auf Schritt und Tritt auf, fingen meine Aufmerksamkeit ein und hielten sie fest. So stand ich an diesem Nachmittag inmitten der Natur und wurde ruhig, ohne etwas dafür zu tun.

Cherry Plum nennt man auch die „Gelassenheitsblüte“ – und Gelassenheit war genau das, was mir seit Wochen fehlte, wenn ich an diese eine Freundschaft dachte. Plötzlich fühlte ich, dass alles in Ordnung war, so wie es war. Ich hatte nicht eine einzige Information mehr als zuvor, dennoch betrachtete ich diese Freundschaft, die ich noch immer nicht verstehen konnte, nun gelassen.

Als ich nach einiger Zeit weiterging, stolperte ich fast über einen anderen Baum. Diesmal waren es zarte weiß-rosa Blüten, die mich zum Lachen brachten. Der Apfelbaum oder Crab Apple, die Reinigungsblüte, steht im Ruf, dabei zu unterstützen, vom Ordnungsdrang (und was ist mein krampfhaftes Streben nach Verstehen anderes als ein Ordnungs- oder Kontrolldrang?) zur inneren Ruhe zu gelangen.

Was hat das mit dem großen Mysterium des Lebens zu tun?

Nun, wie ich eingangs erwähnte, gehe ich davon aus, dass in allem, was existiert, die Schlüssel zum Verständnis des großen Ganzen codiert sind. Nach meiner Ansicht hat Dr. Bach, als er die Wirkungen der nach ihm benannten Bachblüten formulierte, einfach nur den Code des Lebens, den er in einigen Blüten wahrnehmen konnte, in eine für uns allgemein verständliche Sprache gebracht. Jene, die wie er die subtile Botschaft in diesen Blüten wahrnehmen können, werden vermutlich – so wie ich – eine Wirkung in ihrer Gegenwart verspüren. Denn sobald unsere Gedanken die Botschaft verarbeiten, beginnt sie auf jede Zelle unseres Körpers zu wirken. So wie ein Lächeln ansteckend wirkt und ein Wohlgefühl in uns erzeugt, so wirkt auch der Code des Lebens auf unser gesamtes System Körper-Geist-Seele und darüber hinaus durch unsere Ausstrahlung.  

Die Codes und Sprachen des Lebens sind vielfältig, nicht jeder versteht alles, aber ich bin überzeugt, dass es für jeden eine erkennbare Botschaft gibt. Es geht nur darum, unsere Sinne und unser Herz für die Botschaft zu öffnen, die sich rund um uns in unendlich vielen Details offenbart.

Zwei Sätze, die in Verbindung mit Crab Apple stehen, sind jene:

„Ich nehme mich an, wie ich bin.“ … ich bin kompliziert. Bin ich das wirklich? Oder bin ich wie das Leben: Vielfältig und abwechslungsreich in meinen Ausdrucksformen?

„Ich sehe, was wichtig ist.“ … dank zweier Bäume am Waldrand tue ich das wieder. Es ist nicht wichtig, immer alles zu verstehen oder zu kontrollieren. Doch es ist wichtig, seinem Herzen zu folgen, denn es sieht Wege, die unseren Augen verborgen bleiben. Ebenso wie es Botschaften erblickt, wo unsere Augen nur filigrane Blüten erkennen.

Der Code des Lebens ist immer und überall in uns und um uns. In ihm sind die Antworten auf alle Fragen, die wir je stellen werden, bereits enthalten. Für mich persönlich lässt sich die subtile Botschaft des großen Mysteriums in einen Satz fassen:

Fühle die Umarmung des Lebens… Geborgenheit, Liebe, Anerkennung, Glück, inneren Frieden, Gelassenheit … angekommen bei mir selbst.

Achte auf dich – und deine Gedanken

Du bist, was du denkst!

Dieses Postulat stelle ich hier in den Raum, ohne mich in die beinahe endlose Liste jener einzureihen, die dafür Grundlagen, Erklärungen und Beweise vorlegen.

Wer davon nicht überzeugt ist, wird es vermutlich auch aufgrund meiner Worte nicht werden. Dies hier wird also nicht ein Bekehrungsversuch, sondern einfach nur eine kleine Erinnerung an das, was viele von euch längst wissen und für sich akzeptiert haben, aber – ebenso wie ich – im Trubel des Alltags zwischendurch auch schon mal vergessen.

Insbesondere in Zeiten wie diesen, in denen wir von Bad News förmlich überrollt werden und an jeder (virtuellen) Ecke das böse C-Wort lauert.

Ja, es ist eine Zeit, wie die meisten von uns sie nie zuvor erlebt haben.

Ja, es ist eine Zeit, die von uns allen viel verlangt, direkt in unseren Alltag eingreift und unsere Handlungen beeinflusst.

Ja, es ist eine Zeit, die Dummheit und Ignoranz ebenso zum Vorschein bringt wie auch das Beste, das Menschen zu geben haben: Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft, Rücksicht und Mitgefühl.

Ja, es ist eine Zeit, die als Krise gesehen werden kann – oder als Chance auf Veränderung, Weiterentwicklung und Wachstum – oder als beides.

Achte auf dich – und deine Gedanken!

Lass dich nicht von der Welle fortreißen in eine einseitige Wahrnehmung.

Schau nach draußen.

Die Sonne scheint. Das frische Grün der Triebspitzen an den Bäumen verdrängt das graubraun des Winters. Überall leuchten bunte Blüten, zwischen denen sich die ersten Schmetterlinge tänzelnd im Wind treiben lassen. Es ist Frühling! Das Natur erwacht – wie jedes Jahr – aufs Neue. Das Leben zeigt auf eindrucksvolle Weise, was wir Menschen mitunter vergessen: es geht weiter. Mit jedem neuen Tag. Veränderung ist ein Teil des Lebens. Etwas wächst, erblüht, gedeiht – um irgendwann wieder zu vergehen. Der ewige Kreislauf des Lebens.

Das Osterfest steht vor der Tür. Ein Fest, an dem die Auferstehung und damit das Leben an sich, gefeiert wird.

Ich bin nicht religiös. Ich bin spirituell. Ich blicke durch das Fenster hinaus in die Welt und sehe die Botschaft von Leben und Liebe auf vielfältige Weise zum Ausdruck gebracht. Das gibt mir Kraft, Hoffnung und Vertrauen, Tag für Tag.

Ja, es ist eine Zeit, wie sich niemand von uns so gewünscht hat, doch sie ist nun einmal da, und es liegt an uns, einen Weg zu finden, damit umzugehen, zu bestehen und daraus zu lernen, zu wachsen, reifer und weiser zu werden. Oder einfach nur unser Vertrauen zu behalten. Oder unseren Humor. Was auch immer … richte deinen Blick auf das Schöne und die Lebendigkeit vor deinem Fenster. Das andere ist da, gewiss, aber wer sagt, dass es schneller verschwindet, wenn wir es ständig anstarren?

Das Coronavirus kann meine Bewegungsfreiheit einschränken, aber nicht meine Gedanken. Die sind frei, in jedem Augenblick. Und wie schon im Talmud geschrieben steht …

„Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte, achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen, achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten, achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter, achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal!“

In diesem Sinne wünsche ich dir ein lebendiges Osterfest mit deinen Lieben.

Achte auf dich – und deine Gedanken.

Ach ja, für den heutigen Beitrag habe ich ein Bild von Cherry Plum gewählt. Diese Blüte gilt als die Bachblüte für Gelassenheit und wird angewendet bei Gefühlschaos und unbeherrschbaren Gefühlen. Als Borderlinerin steh ich auf Cherry Plum 😉

Aufgeben oder Loslassen?

Da gibt es diese Person A. Ich verrate im Folgenden nicht, ob Person A eine Frau oder ein Mann ist. Person A ist real und steht seit ungefähr einem halben Jahr im Austausch mit mir. Ich weiß mittlerweile eine Menge über Person A und die gescheiterte Beziehung zu Person B. Bei Person B wurde vor einigen Jahren Borderline diagnostiziert.

Eine Beziehung zu einem Borderliner bzw. einer Borderlinerin stellt in den meisten Fällen eine ziemliche Herausforderung dar. Wie viele andere Beziehung auch. Ob sie gelingt oder scheitert, hängt von vielen Faktoren ab. Wie bei anderen Beziehungen auch.

Diese jedenfalls ging schief und wurde durch die Person B beendet. Nun geht es Person A mit dem Ende dieser Beziehung nicht besonders gut. Genau genommen sogar schlecht. Person A versucht nämlich immer noch, Person B zu helfen und aus dem Borderline-Strudel herauszuziehen – ohne jedoch von Person B darum gebeten worden zu sein. Person B hat sich entfernt und ist eine neue Beziehung zu Person C eingegangen. Als dies beobachtet Person A aus der Distanz und kann offensichtlich nicht loslassen. Oder aufgeben? Das ist die Gretchen-Frage: Aufgeben oder Loslassen?

Gehen wir davon aus, dass Person A aufrichtige Liebe für B empfindet, die von B erwidert wird oder auch nicht – wir wissen es nicht. Vielleicht weiß B das selbst nicht. Was wir wissen ist die Tatsache, dass B die Beziehung beendet hat und A etwas für B tun möchte. Aus Liebe? Vermutlich. Aber … wann ist der Zeitpunkt, dieses einseitige Unterfangen, das bislang keinen Erfolg zu verzeichnen hat, zu beenden? Wie lange soll man versuchen, jemand zu retten, wenn dies von der anderen Seite nicht gewünscht wird? Lässt man den anderen im Stich, wenn man irgendwann aufgibt? Oder rettet man sich selbst, indem man loslässt, bevor man selbst daran zerbricht?

Was ist richtig? Was falsch?

Ich wünschte, es gäbe eine verbindliche Antwort auf diese Fragen. Für alle Borderliner und Nicht-Borderliner. Für alle Menschen, die sich in ihrem Leben der Herausforderung „Beziehung“ stellen. Leider gibt es diese Antwort nicht. Jeder Mensch ist einzigartig, und damit auch jede Beziehung. Manch allgemeine Regeln und Annahmen mögen auf viele zutreffen, doch im Detail wird es immer Unterschiede geben.

Beziehung leitet sich vom Wortstamm „ziehen“ ab, das habe ich vor vielen Jahren zum ersten Mal gehört und im Laufe meines Lebens mehr als einmal erlebt. Einer „zieht“ bzw. zerrt mit seinen Handlungen an den Nerven des anderen. Einer „zieht“ den anderen mit sich, weil es dem anderen an Elan, Entschlusskraft, Energie … was auch immer fehlt. Einer „zieht“ dem anderen davon und die beiden entfremden sich. Oder sie „Ziehen“ an einem gemeinsamen Strang und fühlen sich auch nach vielen Jahren noch voneinander „angezogen“. Es gibt viele Arten des „Ziehens“.

Wie es mit A und B weitergehen wird, ist ungewiss. Ich wünsche beiden das Beste. Mögen sie jeder für sich oder gemeinsam das Glück finden, das sie offensichtlich suchen.

Leben ist ein endloser Lernprozess, Beziehungen immer auch ein Stück weit experimentell. Aufgeben oder Loslassen? Das muss jeder für sich selbst entscheiden, jeden Tag aufs Neue, ein Leben lang. That’s life.