Es gibt nicht DEN EINEN Weg für alle, aber es gibt für alle EINEN (individuellen) Weg. Davon bin ich hundertprozentig überzeugt und darüber möchte ich heute berichten.
Um Missverständnisse zu vermeiden, zu Beginn dieses Beitrags ein paar eindeutige Worte: Im Folgenden schildere ich meine individuelle Meinung zum Thema Borderline sowie meine persönliche Erfahrung als Betroffene bzw. Angehörige eines Betroffenen. Ich erhebe keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit oder berufe mich auf wissenschaftliche Studien. Ich erzähle einfach nur, was ich selbst erlebt habe: meine Geschichte #Borderline
In vielen Quellen wird Borderline nicht als organische Krankheit, sondern als Persönlichkeitsstörung bezeichnet. Also etwas, dass in meinem „Kopf“ existiert. Rückblickend betrachtet kann ich mich glücklich wähnen, dass mein Borderline-Syndrom erst erkannt wurde, als ich bereits über 40 Jahre alt war und einige sehr hilfreiche Erfahrungen gesammelt hatte. Zwar war mein Leben vor der Diagnose alles andere als einfach, glich einer emotionalen Achterbahnfahrt mit vielen Stationen der Zerstörung. Dennoch ging ich nie davon aus, ein „unheilbarer“ Fall zu sein (weil ich ja keine entsprechende Diagnose hatte), weshalb ich ständig auf der Suche nach Antworten und Lösungen für meine Probleme war. In mir lebte die Überzeugung, dass es für mich einen Weg zu einem harmonischen, erfolgreichen und glücklichen Leben gäbe.
Ich bin stur. Ich suchte konsequent, schlug etliche Umwege ein, steckte in manchen Sackgassen fast, aber ich gab nicht auf. Jeder meiner (Um-)Wege lehrte mich auch etwas und brachte mich ein Stück weiter. Die Reihenfolge war vielleicht etwas suboptimal, aber nachdem es letztendlich doch funktioniert hat, nehme ich es mit Humor, dass es vielleicht etwas schneller hätte funktionieren können, wenn …
Die Stationen auf meinem Weg waren vielfältig:
#Psychologie ließ mich hinter den Spiegel blicken.
#Philosophie half mir, die Dinge zu reflektieren und zu relativieren.
#Mentaltraining richtete meine Gedanken neu aus und war die Basis für jegliche Verhaltensveränderung.
#NLP lehrte mich Reframing, Modelling Prozesse, Change History, Sprachmuster erkennen und nutzen, den Einsatz von Trancen, Anker-Techniken und noch ein paar hilfreicher Tools
#Sport half beim Körpergefühl.
#Ernährung sorgte für Wohlbefinden.
#Energetik reaktivierte meine feine Sinneswahrnehmung.
All das in Kombination schuf die Basis für das, was im Oktober 2017 zu meiner „Transformation“ führte. Ich entfesselte mein (unterdrücktes) Potenzial (das sich in allen destruktiven Borderline-Symptomen zeigte) und schuf einen Bereich in meinen Leben, in dem es uneingeschränkt wirken konnten – konstruktiv und schöpferisch): JAN/A. Wie der Phönix aus der Asche entstieg ich als Autorin meinem selbstgeschaffenen (zur Erinnerung: Borderline sitzt im Kopf!) Fegefeuer aus Ablehnung, Angst, Zweifel, Wut, Zerstörung …
Lesley B. Strong betrat die Bühne dieser Welt. Oder besser gesagt: jenen Platz in dieser Welt, an dem meine schier grenzenlose Emotionalität und mein Hang zur Theatralik kein Hindernis, sondern ein Talent darstellen.
Heute bin ich 50 Jahre alt, lebe seit 23 Jahren in einer Patchwork-Familie. Die Beziehung zu meinem Partner ist harmonischer und liebevoller denn ja. Mein Sohn steht mit beiden Beinen (trotz Diagnose) im Leben. Beruflich schaukelte ich als Projektleiterin im Sozialbereich so manche Krisen, greife dafür auf meine Erfahrungen als NLP-Trainerin & Coach zurück. Meine große Leidenschaft gilt dem Erzählen von Geschichten. Als Autorin & Bloggerin lebe ich mein ganzes Potenzial uneingeschränkt aus. 2020 werde ich auch vermehrt wieder als Speaker auftreten.
Warum ich das alles erzähle?
Weil du vielleicht so bist wie ich. Wenn mir jemand erzählen will, wie es funktionieren könnte, dann hinterfrage ich zuerst, ob die Person überhaupt eine Ahnung davon hat oder nur theoretisiert. Bei Mathe mag Theorie ja wunderbar sein, bei Lebensstrategien finde ich praktische Erfahrung besser.
Wenn ich sage, dass ich überzeugt davon bin, dass es für jeden einen Weg gibt, dann entspringt das nicht einem „Think pink“-Denken; alles wird gut; jeder und jede kann Primaballerina werden, wenn nur der Wille da ist. Ganz und gar nicht. Ich betrachte positives Denken mit Vorsicht. Es kann nämlich auch ordentlich an der Realität vorbei schauen lassen.
Man kann sehr lange darüber debattieren, ob Borderline nun heilbar ist oder nicht. Oder ab wann es als geheilt eingestuft werden kann. Wann Verhaltensmuster der Norm entsprechen und damit als normal gelten, und wann als gestört. Noch viel länger kann man nach einem allgemeingültigen Weg forschen, der für alle Borderliner gangbar ist.
Für mich zählt der Nutzen in der Praxis. Was hilft mir, mit mir selbst und meinem Umfeld geht zurecht zu kommen, mich selbst als die anzunehmen und zu lieben, denn dann werde ich auch mit anderen Menschen gut zurecht kommen und daraus wird – mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit – ein erfülltes, zufriedenes Lebens resultieren. Und darum geht es meiner Meinung.
Mein Weg war und ist kunterbunt und chaotisch, mitunter mehr dem Zufall geschuldet als geplant, aber er hat funktioniert. Vielleicht auch deshalb, weil ich nie aufgegeben habe und immer daran geglaubt habe, dass es möglich ist.
Und genau deshalb schreibe ich diese Zeilen: um anderen zu zeigen, dass es möglich ist und sie zu ermutigen, an sich selbst zu glauben, den eigenen Weg zu gehen, denn es gibt ihn, davon bin ich 100% überzeugt.