Frohe Weihnachten & Alles Gute für 2020

Mit diesem Video verabschiede ich mich in eine kurze Pause. Die nächsten Wochen widme ich mich der Fertigstellung meiner beiden aktuellen Buchprojekte „JAN/A – eine [nicht] ganz alltägliche Liebesgeschichte geht weiter (Band 2)“ und „EMBRACE“

Am 06.01.2020 kehre ich in alter Frische (oder neuer, würde eigentlich besser passen) … und schon wieder etwas zum Philosophieren gefunden) zurück.

Habt eine schöne Zeit, tut euch viel Gutes, genießt das Leben, die Liebe, Lebkuchen und was man sonst noch so alles genießen kann.

Wie Leben mit Borderline gelingen kann …

Es gibt nicht DEN EINEN Weg für alle, aber es gibt für alle EINEN (individuellen) Weg. Davon bin ich hundertprozentig überzeugt und darüber möchte ich heute berichten.

Um Missverständnisse zu vermeiden, zu Beginn dieses Beitrags ein paar eindeutige Worte: Im Folgenden schildere ich meine individuelle Meinung zum Thema Borderline sowie meine persönliche Erfahrung als Betroffene bzw. Angehörige eines Betroffenen.  Ich erhebe keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit oder berufe mich auf wissenschaftliche Studien. Ich erzähle einfach nur, was ich selbst erlebt habe: meine Geschichte #Borderline

In vielen Quellen wird Borderline nicht als organische Krankheit, sondern als Persönlichkeitsstörung bezeichnet. Also etwas, dass in meinem „Kopf“ existiert. Rückblickend betrachtet kann ich mich glücklich wähnen, dass mein Borderline-Syndrom erst erkannt wurde, als ich bereits über 40 Jahre alt war und einige sehr hilfreiche Erfahrungen gesammelt hatte. Zwar war mein Leben vor der Diagnose alles andere als einfach, glich einer emotionalen Achterbahnfahrt mit vielen Stationen der Zerstörung. Dennoch ging ich nie davon aus, ein „unheilbarer“ Fall zu sein (weil ich ja keine entsprechende Diagnose hatte), weshalb ich ständig auf der Suche nach Antworten und Lösungen für meine Probleme war. In mir lebte die Überzeugung, dass es für mich einen Weg zu einem harmonischen, erfolgreichen und glücklichen Leben gäbe.

Ich bin stur. Ich suchte konsequent, schlug etliche Umwege ein, steckte in manchen Sackgassen fast, aber ich gab nicht auf. Jeder meiner (Um-)Wege lehrte mich auch etwas und brachte mich ein Stück weiter. Die Reihenfolge war vielleicht etwas suboptimal, aber nachdem es letztendlich doch funktioniert hat, nehme ich es mit Humor, dass es vielleicht etwas schneller hätte funktionieren können, wenn …

Die Stationen auf meinem Weg waren vielfältig:

#Psychologie ließ mich hinter den Spiegel blicken.

#Philosophie half mir, die Dinge zu reflektieren und zu relativieren.

#Mentaltraining richtete meine Gedanken neu aus und war die Basis für jegliche Verhaltensveränderung.

#NLP lehrte mich Reframing, Modelling Prozesse, Change History, Sprachmuster erkennen und nutzen, den Einsatz von Trancen, Anker-Techniken und noch ein paar hilfreicher Tools

#Sport half beim Körpergefühl.

#Ernährung sorgte für Wohlbefinden.

#Energetik reaktivierte meine feine Sinneswahrnehmung.

All das in Kombination schuf die Basis für das, was im Oktober 2017 zu meiner „Transformation“ führte. Ich entfesselte mein (unterdrücktes) Potenzial (das sich in allen destruktiven Borderline-Symptomen zeigte) und schuf einen Bereich in meinen Leben, in dem es uneingeschränkt wirken konnten – konstruktiv und schöpferisch): JAN/A. Wie der Phönix aus der Asche entstieg ich als Autorin meinem selbstgeschaffenen (zur Erinnerung: Borderline sitzt im Kopf!) Fegefeuer aus Ablehnung, Angst, Zweifel, Wut, Zerstörung …

Lesley B. Strong betrat die Bühne dieser Welt. Oder besser gesagt: jenen Platz in dieser Welt, an dem meine schier grenzenlose Emotionalität und mein Hang zur Theatralik kein Hindernis, sondern ein Talent darstellen.

Heute bin ich 50 Jahre alt, lebe seit 23 Jahren in einer Patchwork-Familie. Die Beziehung zu meinem Partner ist harmonischer und liebevoller denn ja. Mein Sohn steht mit beiden Beinen (trotz Diagnose) im Leben. Beruflich schaukelte ich als Projektleiterin im Sozialbereich so manche Krisen, greife dafür auf meine Erfahrungen als NLP-Trainerin & Coach zurück. Meine große Leidenschaft gilt dem Erzählen von Geschichten. Als Autorin & Bloggerin lebe ich mein ganzes Potenzial uneingeschränkt aus. 2020 werde ich auch vermehrt wieder als Speaker auftreten.

Warum ich das alles erzähle?

Weil du vielleicht so bist wie ich. Wenn mir jemand erzählen will, wie es funktionieren könnte, dann hinterfrage ich zuerst, ob die Person überhaupt eine Ahnung davon hat oder nur theoretisiert. Bei Mathe mag Theorie ja wunderbar sein, bei Lebensstrategien finde ich praktische Erfahrung besser.

Wenn ich sage, dass ich überzeugt davon bin, dass es für jeden einen Weg gibt, dann entspringt das nicht einem „Think pink“-Denken; alles wird gut; jeder und jede kann Primaballerina werden, wenn nur der Wille da ist. Ganz und gar nicht. Ich betrachte positives Denken mit Vorsicht. Es kann nämlich auch ordentlich an der Realität vorbei schauen lassen.

Man kann sehr lange darüber debattieren, ob Borderline nun heilbar ist oder nicht. Oder ab wann es als geheilt eingestuft werden kann. Wann Verhaltensmuster der Norm entsprechen und damit als normal gelten, und wann als gestört. Noch viel länger kann man nach einem allgemeingültigen Weg forschen, der für alle Borderliner gangbar ist.

Für mich zählt der Nutzen in der Praxis. Was hilft mir, mit mir selbst und meinem Umfeld geht zurecht zu kommen, mich selbst als die anzunehmen und zu lieben, denn dann werde ich auch mit anderen Menschen gut zurecht kommen und daraus wird – mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit – ein erfülltes, zufriedenes Lebens resultieren. Und darum geht es meiner Meinung.

Mein Weg war und ist kunterbunt und chaotisch, mitunter mehr dem Zufall geschuldet als geplant, aber er hat funktioniert. Vielleicht auch deshalb, weil ich nie aufgegeben habe und immer daran geglaubt habe, dass es möglich ist.

Und genau deshalb schreibe ich diese Zeilen: um anderen zu zeigen, dass es möglich ist und sie zu ermutigen, an sich selbst zu glauben, den eigenen Weg zu gehen, denn es gibt ihn, davon bin ich 100% überzeugt.

Liebe ist …

Heute ist der 12. Dezember. An diesem Tag vor vielen Jahren wurde eine Frau gebogen, der ich persönlich sehr viel zu verdanken habe. Ihr Name war Lucy. Sie gehörte zu einer Handvoll Menschen in meinem Leben, die meine Augen und mein Denken für neue Themen öffneten. Ohne diese Menschen wäre ich heute nicht, wer ich bin. Davon bin ich überzeugt. Sie gaben ihr Wissen und ihre Erfahrungen an mich weiter; lehrten mich unter die Oberfläche und hinter den Spiegel des Offensichtlichen zu blicken. Sie waren/sind für mich Mentoren, Wegbegleiter, spirituelle Familie und Seelenverwandte. Ich ehre ihr Andenken, indem ich ihren Weg fortsetze und weitergebe, was sie mich erkennen ließen.

Wissen ohne Umsetzung ist wertlos. Taubes Gestein, auf dem nichts gedeihen kann.

Wissen erhält seinen Wert, in dem wir es teilen und daraus etwas entstehen kann. Erst dann wird es fruchtbar, wie jene Erde, die uns alle ernährt.

Wo auch immer Lucy (oder ihre Seele) heute weilt, meine Gedanken sind bei ihr und ihr zu Ehren (und darüber würde sie mit Sicherheit schmunzeln) ein paar Zeilen zum Thema Liebe.

Über Liebe wurden schon unzählige Seiten geschrieben. Was Liebe ist, was sie nicht ist. Es gibt jene, die meinen, Liebe ohne Schmerz sei keine Liebe. Es gibt die anderen, die sagen, wenn es weh tut, ist es keine Liebe. Liebe ist … und dahinter kann sehr viel Unterschiedliches und mitunter Widersprüchliches stehen.

Heute reihe ich mich in die Liste jener ein, die ein (persönliches) Statement über Liebe abgeben.

Liebe ist für mich … Freiheit.

Freiheit von jeglichen Begründungen, Erklärungen oder Rechtfertigungen.

Was auch immer ich in meinem Leben tue oder fühle, fast immer gibt es jemanden, der fragt: Warum? Warum tust du das? Warum fühlst du jetzt so? Warum …

Eine Warum-Frage zu beantworten bedeutet auch, sich zu erklären, zu begründen, zu rechtfertigen. Man müsste es nicht, aber ich tue es zumeist trotzdem, weil ich nicht unhöflich erscheinen oder verstanden werden will. Manchmal blocke ich auch einfach ab und verweigere die Antwort, trotzdem hinterlässt es ein ungutes Gefühl bei mir, weil ich mich dem antrainierten Erklärungsreflex nur schwer entziehen kann.

Nur in der Liebe ist das anders. Da gibt es keine Erklärungen, denn ich liebe nicht, weil jemand so oder so ist, oder dies oder das getan hat. Keine Bedingungen, die erfüllt worden sind, um meine Liebe zu gewinnen. Meistens kann ich mir selbst nicht erklären, warum ich jemand liebe. Ich bin also frei von Erklärungen, frei von Bedingungen, frei von Begründungen … ich bin frei zu lieben.

Keine Erfüllungsbedingungen. Kein richtig oder falsch. Kein zu viel oder zu wenig. Kein Veränderungswunsch.

Liebe bedeutet für mich nicht mehr über ein Warum nachzudenken, sondern einfach nur zu fühlen, ohne es anderen erklären oder begründen zu müssen.

Nirgendwo sonst im Leben fühle ich mich so frei, zu sein wer ich bin, wie in der Liebe – bedingungslos und grenzenlos.

Liebe bedeutet für mich die absolute Freiheit.

Für dich, Lucy. Danke, dass ich ein Teil deines Lebens sein und von dir lernen durfte. In Dankbarkeit & Liebe, Lesley

Meine Tricks im Alltag: Nr. 3 – mentales Anti-Depressivum

Heute starte ich gleich mal praktisch durch. Vor wenigen Tagen hatten mein Mann und ich eine mehrstündige Autofahrt vor uns. Ich saß auf dem Beifahrersitz – eh klar, man(n) fährt – und ließ schweigsam meinen Blick durch das Seitenfenster schweifen. Nach ungefähr einer halben Stunde fragte er mich, wie’s mir denn so geht, weil ich für ihn ungewohnt ruhig war. Daraufhin begann ich zu schildern, dass ich dabei war, die Details der Umgebung zu beobachten. Die vereisten Bäume am Straßenrand, eingehüllt in das vom Morgendunst gedämpfte Licht. Ein Szenario in grau-braun-weiß, kühle Farben, winterlich. Dahinter erhob sich in einiger Entfernung ein schneebedeckter Gipfel strahlendweiß im Sonnenlicht, fast schon mit einem goldenen Schimmer überzogen, warme Farben, auch winterlich, aber anders. Die Dynamik dieser beiden unterschiedlichen Eindrücke in einem Bild vereint – für mich ein wenig magisch und wunderschön.

Und damit waren wir beim wesentlichen Punkt angekommen. In den folgenden Minuten schilderte ich wortreich, wie ich solche Momente des „hab-nichts-anders-zu-tun-als-mich-um-mich-selbst-zu-kümmern“ nütze, um schöne Momente als Erinnerung einzufangen. Zum einen, weil ich sie irgendwann in einer Geschichte oder einem Gedicht verarbeite; zum anderen, weil ich mich damit bewusst auf etwas Schönes und für mich Positives fokussiere.

Die Kunst, das Besondere im Alltäglichen zu entdecken.

In meinem Beitrag „Meine Tricks im Alltag: Nr. 2 – Die Macht der Gedanken“ vom 28. November 2019 habe ich eingehend darüber erzählt, wie unsere Gedanken sich auf unser Leben und unser Wohlbefinden auswirken, und dass eine gezielte Beeinflussung entsprechende Reaktionen auslösen kann. Eine bewusste Fokussierung auf Schönes im Alltag ist für mich eine Möglichkeit, bewusst und ohne große Anstrengung an meinem inneren Bild der Welt zu arbeiten. Es gibt nämlich immer und überall etwas Schönes und/oder Positives zu entdecken, nur sehen wir – oder besser: ich – es nicht immer sofort und automatisch.

Dazu sollte ich jetzt mal erwähnen, dass ich die Fähigkeit besitze, auf einer Seite voller Buchstaben innerhalb kürzester Zeit den einzigen Tippfehler zu finden, der sich dort versteckt hält. Egal, ob auf einer Speisekarte im Restaurant, einem Infofolder, einer Website … Fehler ziehen meinen Blick magnetisch an. Beruflich mitunter eine coole Sache, aber privat? Ganz ehrlich, wenn sich der eigene Blick fast unaufhaltsam auf Fehler fokussiert, sieht man leider auch auf einem Spazierweg zuerst das einzige „Hundstrümmerl“ weit und breit, ehe noch der Blick auf Blumen oder sonst etwas umgelenkt werden kann. Irgendwann besteht das Weltbild vorrangig aus Hundstrümmerln … nein, das wäre jetzt etwas übertrieben, aber mein Automatismus in der Wahrnehmung fokussiert prioritär auf Fehler im System oder Kontext. Das erzeugte in der Vergangenheit in mir den Eindruck, die Welt sei nicht in Ordnung. ABER das war nur die halbe Wahrheit. Die andere Hälfte davon, das, was in Ordnung wahr, sah ich erst bei gezielter Betrachtung.

Wenn man nun den Eindruck hat, die Welt sei grundsätzlich voller Fehler und nicht in Ordnung, führt das zu Jubelstimmung? Natürlich nicht, ganz im Gegenteil. Es bedrückt. Der Druck wurde bei mir im Laufe der Zeit immer mehr. Irgendwann war es eine depressive Verstimmung mit Tendenz zur Depression. Diese Abfolge könnte ich auch heute jederzeit erneut durchleben, doch ich steuere mein Denken und Fühlen bewusst auf einen anderen Kurs indem ich mich auf positives und schönes fokussiere, indem ich über viele kleine Impulse ein anderes Bild der Welt in mir erzeuge.

Ganz wichtig: ich negiere nicht das Negative! Es existiert, doch ich lasse mich davon nicht bestimmen, sondern stelle eine positive Facette dazu bzw. in den Vordergrund. Denn auch das existiert. Bad News mögen die Verkaufszahlen und Quoten der Medienwelt nach oben treiben, meine eigene Stimmung wird von Good News beflügelt. Diese Good News finden nur dann ihren Weg in meinen Geist und mein Unterbewusstsein, wenn ich meine Wahrnehmungsfilter entsprechend justiere. Das kann ein einzelnes bunt gefärbtes Ahornblatt sein, oder eine Blume, eine Farbkombination von Hausfronten, eine dramatische Wolkenformation am Himmel, ein Strichmännchen auf einem Blatt Papier, ein Song im Radio, der Duft von Rosenblüten, ein leckerer Gewürztee, Schokolade … es gibt unendlich vieles, dass sich für mich eignet, als besonderer Moment abgespeichert zu werden.

Kurz gesagt: den Blick auf das Schöne auszurichten, die Ohren und alle anderen Sinne für das angenehme im Leben zu öffnen wirkt für mich auf Dauer gesehen wie ein mentales Anti-Depressivum, ohne Nebenwirkungen dafür mit erwünschten Gewöhnungseffekt, rezeptfrei und gratis obendrein.

Ein Jahr danach … ein Rückblick

Am 06.12.2019 bekannte ich mich erstmals öffentlich zu meiner Borderline-Diagnose. Heute, exakt ein Jahr danach, ziehe ich Bilanz über eines der ungewöhnlichsten Jahre meines Lebens. Was hat sich getan? Was hat sich verändert? Würde ich es noch mal tun?

Definitiv! Es war und ist nach wie vor ungemein befreiend, endlich die Wahrheit sagen zu können. Keine komplizierten Lügen mehr, die nur verbergen sollten, was ich wirklich fühlte oder nicht fühlen konnte.

Wie auch in früheren Jahren, begegneten mir sehr viele Menschen.  Auch wenn ich mit Ablehnung gerechnet hatte, bis dato blieb sie mir erspart. Oder vielleicht machen auch jene, die mit meiner Offenheit nicht umgehen können, einen großen Bogen um mich. Wer weiß? Will ich diese Menschen überhaupt um mich haben?

Apropos Menschen: in den vergangenen zwölf Monaten entstanden einige besondere Freundschaften. Diese Menschen haben mich als die kennen gelernt, die ich bin, nahmen mich an, wie ich bin, und blieben Teil meines Lebens, weil  ich bin, wer ich bin. Es war ein Jahr voller Wertschätzung und Anerkennung, privat ebenso wie beruflich.

Apropos privat: auch in diesem Bereich hat sich vieles zum Positiven entwickelt. Kaum etwas ist gleich geblieben. Verschlechterung hätte ich bislang keine wahrgenommen.

Mein Job ist nach wie vor ein wichtiger Faktor in meinem Leben, auch wenn andere Aspekte an Bedeutung gewonnen haben. Ich achte mehr auf die Balance zwischen den Bereichen als früher. Und ich habe akzeptiert, dass ich hin und wieder Pausen und Auszeiten brauche.

Als Autorin habe ich meinen Stil gefunden und gefestigt. Dabei war ich enorm produktiv. Im Juni erschien DIS/CONNECTED, im September die Neuauflage von JAN/A. Im Sommer begann ich zu bloggen. Meine Facebook-Gruppen liefen nicht so, wie ich mir das anfangs gedacht hatte, was wohl an mir als Gruppen-Admin lag. Was soll’s, ich kann nicht alles können.

Zu Beginn dieses „Entwicklungsjahres“ ordnete ich die zentrale Thematik meines Schaffens noch unter #borderline ein, später kam #frompaintopassion dazu. Heute bin ich bei #feeltheembraceoflife angekommen. Und so fühle ich mich auch: angekommen in der Umarmung des Lebens.

Heute, am 06.12.2019, blicke ich auf ein abwechslungsreiches, intensives Jahr zurück. Ab und an meldeten sich „alte“ Gefühle und Verhaltensmuster, aber die waren eher wie Durchreisende, die nie lange verweilten. Was bei mir blieb, war und ist die Überzeugung, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. In diesem Sinne:

Ich bin dankbar, für alles, was mir in diesem Jahr widerfahren ist und für jeden einzelnen Menschen, der mir begegnet ist. Für jene, die gingen, und besonders für jene, die blieben.

Ich gehe achtsam durch dieses Leben, denn ich habe nur dieses eine, und davon habe ich schon so einiges an Zeit verbraucht. Die noch verbleibende möchte ich bestmöglich für mich und andere einsetzen.

Ich würde es wieder tun.

Es steht geschrieben … mein Schicksal?

Viele meiner Beiträge entstehen einfach so, völlig ungeplant, direkt aus dem Alltag heraus. Wie dieser hier im Zuge einer Konversation. Nach einer Schilderung von diversen Wahrnehmungen, folgte die Frage an mich in der Art von: „Ist das auch Borderline?“

Ich überlegte kurz, und schrieb eine Antwort, die wesentlich umfangreicher ausfiel als ich selbst erwartet hatte. Sie enthält auch einige Gedankengänge, die vielleicht auch für andere interessant sein können. Deshalb hier nun in voller Länge:

Eines vorweg: ich werde keine Einschätzung darüber abgeben, ob jemand Borderliner ist oder nicht. Für mich selbst habe ich nach rund 30 Jahren Feldforschung (an mir selbst) und durch viele Gesprächen mit Experten Klarheit bekommen. 

Zur Frage: auf der Liste der Symptome von Borderline findet sich auch mangelndes Identitätsgefühl, d.h. nicht zu wissen wer man ist bzw. sich an die Erwartungen des Umfeldes anzupassen bzw. davon stark bestimmt zu werden.

Ich habe schon so einige Gespräche mit Therapeuten und Psychologen (ich kenne viele aus meinem beruflichen Kontext) über das Thema Borderline geführt. Die meisten sehen in einer Diagnose nur eine Momentaufnahme, die sich jederzeit verändern kann und wird. Auch die Testverfahren wie ICD-10 und DSM-5 sind nur Hilfsmittel. Tendenziell waren meine Gesprächspartner eher zurückhaltend mit Diagnosen, weil diese automatisch auch eine Zuschreibung sind. Von zahlreichen Studien ist bekannt, dass Zuschreibungen das Verhalten von Menschen stark beeinflussen. Es gab z.B. einen Versuch mit Studenten, die Mathe-Aufgaben lösen sollten. Einer Gruppe wurde im Vorfeld erklärt, dass man nicht erwarte, dass Frauen gleich gut wie Männer abschneiden würden, weil Frauen ja schlechter in Mathe sind (Zuschreibung!) und das Ergebnis war dann auch entsprechend der Zuschreibung. Die andere Gruppe wurde neutral informiert und hatte gleichwertige Ergebnisse bei Männern und Frauen. Oder das Experiment mit der Schulklasse, deren Ergebnisse jeweils davon abhingen, ob dem Lehrer im Vorfeld gesagt wurde, dass die Klasse überdurchschnittlich gut oder unterdurchschnittlich schlecht sei. 

Zuschreibungen beeinflussen uns subtil und lösen aus dem Unterbewusstsein heraus Verhaltensänderungen aus. Die Diagnose Borderline ist nicht anders. Das Risiko ist groß, aufgrund der Diagnose bei sich selbst Symptome bewusster und stärker wahrzunehmen, als sie es vor der Diagnose waren, weil der Fokus ein anderer wird. Wer sich gerade ein neues Auto Marke X gekauft hat, sieht meistens genau dieses Modell vermehrt im Straßenverkehr, weil der Fokus sich geändert hat. 

Aus meiner Sicht sind die meisten Herausforderungen, mit denen „Borderliner“ zu tun haben, thematisch die gleichen wie bei Nicht-Borderlinern, allerdings unterscheiden sie sich deutlich in der Intensität der Emotionen. Mangelndes Selbstwertgefühl z.B. findet man weit verbreitet, aber nicht jeder entwickelt ein Borderline. Traumatisierungen und geringe Resilienz spielen da wesentlich mit. 
Als Kommunikationstrainerin und Coach habe ich jahrelang mit Menschen gearbeitet, die keine Borderliner waren. Ihre Themen waren dieselben wie meine. Ich schätze, genau deshalb konnte ich damit auch so gut umgehen (bei den anderen).

Wenn du mich also fragst, was Borderline ist, dann sage ich: eine Persönlichkeit, die nicht innerhalb der 08/15-Parameter angesiedelt werden kann und daher außerhalb gestellt (oder als krank/gestört) eingestuft wird. Mit dieser Zuschreibung wird dann auch gleich ein Weg vorgezeichnet. Oder man entscheidet sich, selbst herauszufinden, wer man ist und was „Borderline“ für einen persönlich bedeutet und wie man damit gut durchs Leben kommt. Natürlich kann letzteres jahrelange Arbeit bedeuten, aber den Weg der Selbstfindung gehen alle Menschen im Laufe ihres Lebens, manche geplant und diszipliniert, andere zufällig und konfus.

Noch ein Tipp, den ich gerne früher in Mentalworkshops gegeben habe: Ein Problem wird stets größer und mächtiger, je öfter ich es als Probleme benenne. Eine Herausforderung kann dagegen reizvoll sein. In einem Potenzial schlummern unendlich viele Möglichkeiten, die es zu entdecken gilt.

In diesem Sinne: schreib dein Schicksal – oder besser: deine Geschichte – doch selbst!