JA, ABER …

Einen Euro für jedes „Ja, aber…“ in meinem Leben. Ohne Übertreibung wäre da ein netter Kleinwagen drin. Vielleicht sogar Mittelklasse. Oder mehr.

Ja, aber …

Es gibt so viele Facetten dieser Formulierung im Alltag, vor allem bei der Verwirklichung von Träumen oder der Lösung von Problemen.

„Ich will das unbedingt, aber …“

„Das stimmt schon, aber …

„Du hast Recht, aber …“

„Das war immer schon mein großer Traum, aber …“

„Ich würde ja sofort, aber …“

Ich bin jetzt mal überhaupt nicht nett und wer sich vom bisherigen angesprochen fühlt, wird nun möglicherweise schlucken, ABER … was auch immer sich hinter dem ABER an plausibel klingenden Argumenten fand und findet, war/ist stets nichts anderes als kreative Ausreden für das, was mich in Wahrheit davon abhielt/abhält, aktiv zu werden. Manche nennen es den inneren Schweinehund, doch meiner Ansicht nach befindet sich der knapp unter der Oberfläche des wachen Tagesbewusstseins, weshalb er auch so leicht zu entdecken ist. Worum es wirklich ging und immer noch geht, das saß und sitzt wesentlich tiefer.  

Bereit für eine Ernüchterung?

Falls nicht, ist dies die letzte Chance zum Aussteigen.

Meiner Erfahrung nach gibt es drei Gründe, die Menschen davon abhalten, ihre Träume zu verwirklichen oder ihre Probleme zu lösen (beides interagiert intensiver, als manche meinen möchten):

  1. Simple Faulheit, ABER … ganz ehrlich, dann ist es auch kein Wunsch, für den man innerlich brennt, sondern eher lauwarm interessiert ist. Eher hypothetische Möglichkeit als Herzenswunsch, daher sehe ich in der Faulheit mehr den Indikator, um Nebensächliches vom Wesentlichen zu trennen.
  2. Der Leidensdruck ist noch nicht groß genug. Oh ja, für viele – und da nehme ich mich in der Vergangenheit nicht aus – war und ist Leidensdruck der hauptsächliche Antrieb für Veränderung. Genau darum geht es, wenn wir Träume verwirklichen oder Probleme lösen wollen: etwas anders zu machen als bisher. Denn wenn wir weiterhin das machen, was wir bisher gemacht haben, bekommen wir mehr von dem, was wir schon haben. Wollen wir etwas anders, bedeutet das konsequenterweise, auch etwas anderes zu tun. Neuland zu betreten. Über den eigenen Schatten zu springen. Sich aus der bequemen Komfortzone des Gewohnten hinauszubewegen mit allen Risiken des Scheiterns, denn Erfolg ist nicht garantiert. Ganz im Gegenteil. Etwas Neues zu tun und beim ersten Mal erfolgreich zu sein gehört eher zu den Ausnahmen. Niemand wird als Meister geboren. Meisterschaft entsteht durch konsequentes Tun und stetes Optimieren. Anstrengend. Mühsam. Wie bequem ist es dagegen, im Gewohnten zu verweilen, auch wenn es nicht glücklich macht, und stattdessen lieber zu sagen: „Ich würde ja gerne, ABER …“ … ich bin heute wirklich nicht nett 😉 Fairerweise merke ich an, dass es gute Gründe für diese „Bequemlichkeit“ oder „Risikoscheue“ gibt, womit ich zu Punkt 3 komme:
  3. Angst. Ob wir es nun zugeben oder nicht, Angst hält viele von uns ab, die eigenen Träume zu verwirklichen oder die anstehenden Probleme zu lösen. Das ist auch völlig natürlich. Unsere Ängste warnen vor Gefahren, schützen uns vor unnötigem Risiko und sichern so unser Überleben, ABER … sie können uns genauso gut im Weg stehen. Es gilt zu unterscheiden, ob die Angst in der Situation berechtigt ist oder nicht. Hinterfragen also. Oder bewusst denken und leben, sich nicht von den Erfahrungen der Vergangenheit fernsteuern lassen. Wenn ich als Kind einmal von einem Hund gebissen wurde, werde ich vielleicht Hunde nicht sonderlich mögen, ABER wenn ich davon ausgehe, dass jeder Hund mich beißen will, dann werde ich allen aus dem Weg gehen und versage mir damit möglicherweise wunderbare Stunden mit dem besten Freund des Menschen. Dieses Beispiel lässt sich auch mit Katzenkrallen, Vogelschnäbeln und noch vielem mehr erzählen, was emotionale Narben in uns hinterlassen hat. Verspottet und ausgelacht zu werden, Mobbing, Gewalt und Übergriffe in jeder Form … es gibt so vieles, das aus der Vergangenheit in die Gegenwart wirken kann und das auch tut, wenn wir nicht beginnen, uns dieser Prozesse bewusst zu werden und sie zu verändern.

ABER … hier kommt nun die „Graue Eminenz“ ins Spiel. So einleuchtend die bisherigen Schilderungen auch sein mögen, so entschlossen nun vielleicht die eine oder andere Entscheidung fällt, sich nicht länger vom ABER kommandieren zu lassen und den Herzenswunsch zu realisieren oder ein lästiges Problem endlich zu bereinigen, es gilt die „Graue Eminenz“ zu beachten, die subtil ihr eigenes Spiel mit uns treibt: die Drama-Dynamik.

Ich könnte ein ganzes Buch über das Thema Drama-Dynamik schreiben (und das werde ich auch bei Gelegenheit), doch für heute belasse ich es bei einer minimalistischen Kurzform:

Wer sich in der Situation als Opfer der Umstände wahrnimmt und für sich keine Gestaltungsmöglichkeiten sieht, steckt mittendrin. Wer sich als Gestalter des eigenen Lebens versteht und unterscheiden kann zwischen den eigenen Möglichkeiten und unveränderlichen Umständen (die es nun mal gibt), hat sich aus den Fesseln der Drama-Dynamik befreit.

Die Drama-Dynamik in all ihren Facetten und Feinheiten war und ist für mich DER Schlüssel für Veränderung. Ob Leidensdruck oder Angst, unterm Strich findet sie sich als Opferhaltung wieder. Dem gegenüber stehen Freude und Begeisterung der freiwilligen Veränderung, wenn wir aus der Drama-Dynamik ausgestiegen sind.

Leben bedeutet nun einmal Veränderung.

Ob wir das wollen oder nicht.

Ob wir uns diesem Prozess freiwillig fügen oder nicht.

Veränderung geschieht – und das ist gut sonst, denn sonst hätten wir keine Chance, die Vergangenheit hinter uns zu lassen und im Hier und Heute glücklich zu sein. ABER wir können diese Veränderung auch blockieren, eine Zeit lang, unter massiven Anstrengungen, uns dem Leidensdruck hingeben und von unseren Ängsten fesseln lassen. Letztendlich schnüren wir uns damit selbst vom Fluss des Lebens ab.

Selbstverletzung?

Meiner Ansicht nach ist das die wohl schrecklichste Form der Selbstverletzung: sich dem Leben (und damit der Veränderung) zu widersetzen. Die eigene Kraft dafür zu verschwenden, das Leid der Vergangenheit in der Gegenwart festzuhalten. Sich der Heilwerdung zu versagen. Sich zu verweigern, den Augenblick im Hier und Jetzt zu genießen. Das eigene Glück zu sabotieren.

Ja, ABER …?

Nun, es liegt in der Verantwortung eines jeden von uns, sich zu damit zu befassen. Ich kann nur eines aus voller Überzeugung sagen: Es lohnt sich, jedes „Ja, ABER …“ genau unter die Lupe zu nehmen, mitunter mitten im Satz zu stoppen und neu zu beginnen – ohne ABER 😉

Bild: pixabay.com

WIE ICH LERNTE ALLEIN ZU SEIN, OHNE MICH EINSAM ZU FÜHLEN …

… das sind nämlich zwei ganz unterschiedliche Paar Schuhe: Allein oder einsam. Letzteres strebt wohl kaum jemand an. Gleichzeitig ist Ersteres eine wichtige Voraussetzung für vieles andere. Aber der Reihe nach …

Früher – und das ist noch nicht so lang her, wie es jetzt vielleicht klingen mag – gehörte ich zu den Menschen, die nicht gerne allein mit sich selbst Zeit verbringen. Obwohl es oft genug vorkam, dass mir Menschen einfach nur noch den Nerv zogen und ich mich am liebsten weit weg von allen in einer Hütte im Nirgendwo verkrochen hätte, wollte ich das nie ganz allein tun. Jemand sollte schon noch da sein, weil so ganz allein wollte ich dann doch nicht sein. Rückblickend und nüchtern betrachtet, wich ich damit sehr lange einem entscheidenden Punkt aus, nämlich mich mit mir selbst zu befassen.

So ganz alleine im Nirgendwo – das konfrontiert einem schon mit sich selbst auf die ganz harte Tour. Wem hätte ich die Schuld dafür umhängen können, mies gelaunt zu sein? Nur mir selbst. Außerdem machte es mir schmerzlich bewusst, wie leer und hohl ich mich fühlte, wie wenig ich mich selbst wahrnehmen konnte, wie anders ich war und bin. Anders bedeutete nicht dazugehörend. Einsam unter vielen. Wer will das schon sein? Wer kann sich das eingestehen, ohne daran zu zerbrechen? Dem wich ich lange konsequent aus. Andere Menschen rundum bedeuten immer auch Ablenkung, bieten reichlich Gelegenheit, sich mit deren Problemen zu befassen, anstatt auf die eigenen zu blicken. Es gab viele Gründe für mich, das Alleinsein zu meiden.

Darunter auch meine Aversion gegen Stille. Ruhe rundum machte den Lärm (Tinnitus) in mir erst so richtig hörbar und störend, weshalb ich stets auf eine gewisse Geräuschkulisse in meinem Umfeld achtete – nur um nicht den Lärm in mir zu hören. Oder meine eigene Stimme, meinen Dämon (à Begriffsklärung: „Dämon“ in der antiken Bedeutung = hilfreiches Geistwesen). Wie ich nämlich im Laufe der Zeit feststellen durfte, hängt mein Tinnitus unmittelbar vom Stresspegel in mir ab. Sinkt dieser, wird es auch leiser. Aber um das erst einmal zu bemerken, musste ich ruhig werden. Und dazu wiederum musste ich allein sein, denn solange Menschen rundum mich sind, nehme ich diese auch auf eine Weise wahr, die schwer zu erklären ist. Ich versuche es hier mit einem Bild:

Stell dir ein Glas Wasser vor, das auf einem Tisch steht. Stößt jemand gegen den Tisch, beginnt sich das Wasser zu kräuseln. Je heftiger der Stoß, desto heftiger die Schwingungen des Wassers. Ähnlich dem Wasser in dem Glas versetzt mich die Emotionalität (gelebt oder unterdrückt) anderer Menschen in Schwingung. Solange es „Good Vibrations“ sind, habe ich dagegen auch keinerlei Einwände, aber es gibt nicht nur „Good Vibrations“ da draußen, weshalb das Wasser (oder ich) nie völlig ruhig werden kann in der Umgebung von Menschen. Wobei – Ausnahmen bestätigen die Regel: es gibt ganz wenige Menschen, da gelingt es trotzdem. Vielleicht weil wir auf einer Wellenlänge schwingen. Das werde ich künftig noch ergründen.

Jedenfalls führt der Weg in die Ruhe und Entspannung für mich durch das Alleinsein. Also durch etwas, was ich früher nicht ausgehalten habe. Ich sehnte mich nach Ruhe, nach Geborgenheit, wollte den ganzen Lärm und Stress rundum hinter mir lassen, und gleichzeitig entstand genau durch diese Ruhe eine andere Form von Lärm und Stress in mir. Tricky, nicht wahr?

Aus diesem fiesen Kreislauf fand ich – mehr oder weniger – nur durch Zufall (oder Schicksal? Bestimmung?) heraus. Als ich meine inneren Konflikte beendete und begann, mich so anzunehmen, wie ich bin (inklusive meines mittlerweile geliebten Dämons – ohne ihn könnte ich vermutlich niemals solche Geschichten schreiben, wie ich es heute tue), wurde es ruhig in mir. Eine kraftvolle Stille, in die ich mich gerne fallen lasse und es genieße, allein zu sein, mit mir selbst, nur meine eigene Schwingung zu fühlen, meine eigene Melodie in mir zu hören, einfach nur ich zu sein.

Ich mag Menschen nach wie vor und verbringe auch gerne Zeit mit und unter Menschen, ebenso wie ich gerne Zeit mit mir selbst verbringe.

So wie ich das sehe, ist die Fähigkeit, mit sich selbst allein sein zu können, die Basis, um mit anderen Menschen zusammen sein zu können, ohne diese mit Erwartungshaltungen einzudecken – sowie Vorwürfen, Anklagen und Schuldzuweisungen, wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden.

Erwartungshaltungen können echte Beziehungskiller sein.

Ich bin eine Vollblut-Romantikerin mit einem Faible für ein romantisches Happy End zu zweit vor einem flammenden Sonnenuntergang, ABER ich erwarte nicht (mehr), dass ein einzelner Mensch alle meine Defizite und unbearbeiteten Themen ausgleicht, mir damit quasi meine Lebensaufgabe abnimmt (… denn damit würde ich „mein eigenes Leben aufgeben“ … man beachte die Mehrdeutigkeit!) und die Verantwortung für mein Wohlbefinden und Glück übernimmt.

Wenn ich etwas in den letzten Jahren gelernt habe, dann das:

Ich lehne mich gerne mal an den Menschen an meiner Seite an, und frage auch ab und an nach Hilfe, aber für meine Herausforderungen (oder umgangssprachlich: Probleme) übernehme ich die volle Verantwortung und kümmere mich selbst darum, weil nur ich ALLEIN in mir etwas verändern kann. Und alle unsere Probleme beginnen in uns mit der Entscheidung, ob wir etwas als Problem betrachten … aber das ist eine andere Geschichte, die ich demnächst wieder einmal in ihrer Vielfalt beleuchten werde 😉

Im Gegensatz zur Einsamkeit, kann Alleinsein eine Quelle der Kraft und Inspiration sein.

Als mir bewusst wurde, das ich in mir bereits alles habe, um mein Leben zu meistern, allem voran die Stärke, mit mir selbst allein zu sein, schrieb ich mir diese Stärke auf meine Fahnen und wurde Lesley B. Strong, die Geschichtenerzählerin, die in der Stille des Alleinseins eine schier unergründliche Tiefe des Fühlens erlebt und diese über aneinander gereihte Worte mit anderen teilt. Was genau genommen dazu führt, dass ich eigentlich nie allein bin. Räumlich vielleicht, aber über meine Geschichten bin ich stets auch mit jeder Leserin und jedem Leser verbunden, weit über alle räumlichen und zeitlichen Grenzen hinweg.

Systemisch betrachtet ist niemand von uns je allein, denn wir sind alle eingebunden in etwas Größeres. Wir können unsere Körper für begrenzte Zeit an einen Ort fernab anderer begeben, doch das ändert nichts daran, dass wir über Beziehungen, Gefühle und Gemeinsamkeiten verbunden sind. Was im Außen relativ einfach zu erkennen ist, gilt es in uns als Wahrheit zu fühlen: auch im Alleinsein mit „allem eins zu sein“.

Insofern ist Einsamkeit nur die Illusion eines Geistes, der sich noch nicht selbst gefunden hat.

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WIE ICH DEN KREISLAUF DER SELBSTVERLETZUNG DURCHBRACH …

Die Gedanken zu diesem Blog entspringen den Ereignissen der letzten beiden Wochen und einem langen nebligen November-Spaziergang.

Selbstverletzung kann auf vielfältige Weise geschehen. Allgemein bekannt sind selbst zugefügte Schnitte mit diversen Klingen, doch es ist so viel mehr. Für mich gehören jegliche Handlungen dazu, die aus enormen inneren Stress und Druck heraus entstehen, und die dazu führen, dass wir uns direkt oder indirekt körperlichen, emotionalen oder seelischen Schaden zufügen. Manchmal gehen wir dabei auch den Umweg der Einbindung anderer, indem wir Aktionen setzen, die zwangsläufig eine Reaktion nach sich ziehen, die uns wiederum Schmerz zufügt.

Die Verletzung bringt sowohl Erleichterung als auch Reue und Scham, es wieder getan zu haben. Hinter all dem verbirgt sich ein Bedürfnis nach … Ich stoppe hier bewusst den rationalen Erklärungsversuch. Warum, das erläutere ich später. Jetzt geht es mir darum, jenes innere Erleben nachvollziehbar zu machen, das mich frei werden ließ. Dazu greife ich tief in meine linguistische Trickkiste und erzähle eine Geschichte, die alles sagt, ohne etwas zu erklären:

Es war einmal ein kleines Mädchen, das sich verstoßen fühlte, allein gelassen und von anderen gemieden, unverstanden und ungeliebt. Dieses Mädchen unternahm alles nur Erdenkliche, um die Aufmerksamkeit und das Wohlwollen der anderen zu erringen. Sie mühte sich so sehr ab den anderen zu gefallen, dass sie begann jene Wünsche zu unterdrücken, die nicht auf das Wohlwollen der anderen trafen. Es kam der Tag, an dem sie selbst nicht mehr wusste, was sie brauchte, um sich wohl zu fühlen, doch sie ignorierte es und arbeitete tagein tagaus daran, die ersehnte Anerkennung zu bekommen. Sie arbeitete viel und hart, unaufhörlich. Die Arbeit wurde immer mehr, mehr als sie noch schaffen konnte, doch sie machte weiter. Als sie es kaum noch ertragen konnte, erhob sich aus ihrem Schatten ein Drache, der sich schützend vor sie stellte und all das, was dem Mädchen längst zu viel war, auf seine starken Drachenschultern lud, damit sie weitermachen konnte, immer noch darauf hoffend, jenes zu finden, nachdem sich ihr Herz sehnte: Anerkennung und damit verbunden das Gefühl, geliebt zu werden.

Die Aufgaben wurden größer, ihre Anzahl wuchs. Immer mehr und mehr stürzte auf das kleine Mädchen ein, wie ein prasselnder Regen aus spitzen, harten Steinen. Unterhalb der mächtigen Flügel des Drachen fand sie Schutz, doch er litt, denn selbst die dicken Schuppen seines Panzers konnten dem, was auf die beiden einstürzte, nicht endlos standhalten. Der Drache begann zu wanken, er wand sich, spuckte Feuer und aus seiner Kehle drang ein Laut, der von unendlichem Schmerz kündete, trotzdem blieb er standhaft und nahm die Last auf sich, damit sich das kleine Mädchen weiterhin um die ersehnte Gunst der anderen bemühen konnte, noch mehr, noch schneller arbeiten, alles nur um den anderen zu gefallen.

Plötzlich ließ das kleine Mädchen all die Aufgaben, die sich eben noch in ihren Händen gehalten hatte, los. Sie ließ all das los, von dem sie hoffte, es würde ihr jenes Gefühl zurückbringen, das sie vor langer Zeit verloren hatte. Stattdessen wandte sie sich dem Drachen zu, der kaum noch zu tragen vermochte, was sie ihm aufgebürdet und er für sie übernommen hatte – aus Liebe, denn niemals würde der Drache ihr ein Leid zufügen. Sie legte ihre Arme um den schuppigen Körper, schloss ihre Augen, entfaltete ihre feurigen Schwingen und erhob sich gemeinsam mit dem Drachen aus all dem Schmerz. Sie ließ alles los, um jenen zu halten, der immer für sie da gewesen war. An diesem Tag war dem kleinen Mädchen bewusst geworden, dass das, was sie solange verzweifelt von anderen zu bekommen gesucht hatte, längst da gewesen war.

Der reale Hintergrund dieser Geschichten ist meine Form der Selbstverletzung: Überlastung bis hin zur Selbstausbeutung mit gravierenden Folgen auf körperlicher, emotionaler und seelischer Ebene um jene Droge „Anerkennung“ zu bekommen, welche das tief verwurzelte Defizit an Selbstwahrnehmung und damit verbunden an Selbstwert ausgleichen sollte.

Anders formuliert: Bis in den Ruin schuften, um Lob zu erhalten.

Der Tag, an dem ich meine Blickrichtung änderte und nicht länger rundum mich etwas zu finden suchte, das mir ein Gefühl von „ich bin liebenswert … wertvoll … erwünscht … gehöre dazu … (setze die Aufzählung beliebig fort)“ vermitteln sollte, sondern begann, in mich hinein zu blicken und mir damit selbst dieses Gefühl zu vermitteln, das war jener Tag, an dem ich den Kreislauf durchbrach. Anerkennung von anderen wurde nicht bedeutungslos für mich, aber sie war nicht länger wichtiger als alles andere – schon gar nicht wichtiger als meine Selbstsorge. Bekomme ich Anerkennung von anderen: schön. Bekomme ich sie nicht: nervt zwar, ist aber nicht zu ändern.

Ich mute meinem leistungsstarken Drachen nach wie vor einiges zu, gehe ab und an beinahe über meine (Belastungs-)Grenzen weil ich eben ein sehr leistungsorientier Mensch bin und niemand im Stich lassen will und mir meiner beruflichen Verantwortung bewusst bin, doch wie mein Spaziergang von heute mir zeigt, drehe ich um, bevor die Belastung zur Überlastung und damit zur Selbstverletzung wird. Denn ich habe – wie wir alle – vorrangig die Verantwortung mir selbst gegenüber und gut auf mich zu achten.

Zurück zu dem Bedürfnis nach … Anerkennung, Wertschätzung, Liebe. Finden wir das nicht alles in uns selbst, wenn wir gut auf uns achten? Dies ist eine rhetorische Frage 😉

An dieser Stelle wage ich eine Hypothese: Kann es sein, dass sich hinter vielen Fällen von Selbstverletzung der Wunsch nach Anerkennung, Nähe, Geborgenheit, in den Arm genommen werden, Liebe … verbirgt?

„Sieh doch, wie ich leide, nimm mir endlich etwas ab. Wieviel muss ich noch ertragen, damit ich deine Aufmerksamkeit und deine Liebe bekomme? Bin ich noch immer nicht gut genug? Was muss ich noch alles tun, um deine Liebe zu verdienen?“ Dies sind jene stummen Sätze, die ich vor Jahren dachte, aber nie aussprach, während ich am Boden lag und im seelischen Schmerz versank. Unverständlich für die Menschen rund um mich, denn sie gaben mir Liebe und Anerkennung, doch ich konnte beides nicht wahrnehmen. Ich fühlte mich unverstanden und ungeliebt, arbeitete weiter daran, ihre Wertschätzung zu bekommen, mehr und härter als zuvor … gefangen im Kreislauf.

Während ich diese Zeilen schreibe, höre ich in mir die Frage: „Das ist alles völlig plausibel. Warum schaffen nicht mehr den Ausstieg aus dem Kreislauf?“

Gute Frage.

Meine Antwort darauf habe ich genau genommen bereits mit der Geschichte oberhalb gegeben. Oder besser gesagt: mit der Art und Weise, wie ich sie erzählt habe: mit jener bildhaften Sprache meines Unterbewusstseins, die auf Metaphern und Gefühle setzt anstatt auf rationale Erklärungen. Damit kann mein Verstand arbeiten, aber nicht mein verletztes inneres Kind, das vor langer Zeit jenen Drachen erschuf, der mich bis heute beschützt, in dem er scheinbar unerträgliches auf sich nimmt, damit ich weiterleben und lieben kann.

Ich denke, dass sich hinter vielen Fällen von Borderline ein verletztes inneres Kind verbirgt, das in den Arm genommen werden will, Geborgenheit und Liebe suchend. Beides können wir diesem Kind nur selbst geben, denn es lebt in einer Welt tief ins uns und damit getrennt von allen Menschen rund um uns. Deshalb ist es wichtig, dass wir lernen, mit diesem Kind zu kommunizieren und seine Bedürfnisse erfüllen.

Also, mein inneres Kind spricht nicht die kopflastige Sprache, mit der ich mich im Alltag bewege. Ganz im Gegenteil. Es spricht die Sprache des Herzens, voller Bilder und Gefühle, magischer Wesen wie Drachen und Phönix. Vielleicht bin ich damit die einzige, aber das glaube ich nicht. Betrachte ich die Rückmeldungen zu meinen Büchern und Geschichten, verstehen auch andere diese Sprache und sie bewirkt so einiges.

Ich hoffe aus ganzem Herzen, dass diese Sprache auch anderen jene Botschaft vermittelt, welche sie den Kreislauf der Selbstverletzung durchbrechen lässt:

Liebe dich selbst und achte gut auf dich. Freu dich, wenn andere es auch tun, aber lass ihnen die Freiheit, sich selbst zu entscheiden, denn wichtig ist, dass du dich selbst liebst, so wie du bist … und wenn ein Drache dazugehört, dann ist das auch OK 😉

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MASTER OF EXPERIENCE – Lesley B. Strong

Egal, was du wann sagst, einer hört dir immer zu – nämlich du selbst.

Jedes gesprochene, gedachte, gelesene oder gehörte Wort dringt ins Bewusstsein ein, sickert hinab ins Unterbewusstsein und formt dort innere Bilder und Glaubenssätze – ganz langsam, ähnlich einem Tropfstein, der Äonen braucht, um zu wachsen.

Auch andere Sinneseindrücke wirken auf diese Weise, doch kaum etwas können wir so stark beeinflussen wie jene Worte, die wir selbst täglich verwenden.

Im Talmud steht geschrieben:

„Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte, achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen, achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten, achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter, achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal!“

Diese wenigen Zeilen bringen es auf den Punkt.

Unzählige Bücher wurden zu diesem Thema bereits geschrieben und viele werden noch folgen. Denn auch heute, im 21. Jahrhundert, ist die Anzahl derer, die fähig sind, ihr Leben mittels gezieltem Einsatz ihrer Sprache zu gestalten, deutlich geringer als die Zahl jener, die unachtsam und sorglos mit diesem mächtigen Instrument hantieren – und mitunter viele Hindernisse auf ihrem Lebensweg selbst erschaffen.

Entscheidend dafür, wie wir uns selbst, unsere Fähigkeiten und unsere Umwelt wahrnehmen, sind unsere Glaubenssätze. Die klassische Frage danach, ob ein Glas Wasser halb voll oder halb leer ist, kennen viele und beantworten sie gemäß der allgemeinen Erwartungshaltung. Doch in der unreflektierten Alltagssprache dominiert häufig die Botschaft „halb leer“, treten die tatsächlich bestimmenden Glaubenssätze eines Menschen ungeschönt zu Tage. Entsprechend dieser erlebt jeder von uns die Realität, die genau genommen für alle gleich ist. Dennoch erleben die einen die Welt als mühseligen Kampf gegen Windmühlen und die anderen als inspirierendes Spielfeld der Möglichkeiten.

Mit meinem Debütroman JAN/A erschuf ich als Autorin ein wortreiches „Reset-Programm“, welches nach vielen Jahren und Therapien der Schlüssel für die Auflösung meines Borderline-Syndroms wurde. Aus meinen Gedanken wurden Worte, Handlungen, Gewohnheiten (Routine) und letztendlich eine frei von traumatischen Altlasten oder Blockaden denkende und fühlende Persönlichkeit.

Lebendig – im wahrsten Sinne des Wortes.

Heute setze ich meine jahrelange Erfahrung als Trainerin & Coach in den Bereichen Kommunikation und Mentaltraining zur Entwicklung spezifischer Programme, aufbauend auf den individuellen Lebenserfahrungen, die dazu befähigen, achtsam des mächtige Instrument Sprache einzusetzen, um das persönliche Erleben der Realität selbst zu steuern.

In diesem Sinne: Denken erlaubt! … achtsam, denn Deine Gedanken werden zu Deinem Schicksal!

Lesley B. Strong – MAEX

Master of Experience / Meister des Erlebens

180° am Morgen

Wieder einmal wollte ich einen Beitrag basierend auf den Ereignissen der vergangenen Tage. Während ich also darüberschrieb, was geschehen war, warum welche Handlungen von Menschen nicht zielführend sind und wie sie sich selbst im Wege stehen, bemerkte ich, wie meine eigene Stimmung in den Keller sank.

Ich schaltete mein Laptop aus und ging schlafen.

Heute lief ich frühmorgens durch den Wald und reflektierte all das noch einmal. Meine ausgeprägte Fähigkeit, komplexe Systeme zu erfassen und vorhandene Fehler zu entdecken, wurde über Jahrzehnte trainiert und optimiert. Sie trägt heute einen wesentlichen Teil dazu bei, in meinem Job erfolgreich zu sein. Gleichzeitig belastet sie mich, weil meine Emotionen meinen Gedanken folgen. Immerhin habe ich einen Weg gefunden, die Balance zu halten und nicht wie in der Vergangenheit in einer Abwärtsspirale gefangen zu sein.

Will ich das auch in meiner Freizeit? In Lesleys Bubble? Mich ständig mit Problemen befassen? Problemen, die nicht meine eigenen sind? In meinen Leben gibt es aktuell keine ungelösten Probleme. Anders gesagt: Mein Leben ist in Ordnung. Warum mich also mit Problemen beschäftigen, an einem herrlichen Sommermorgen, während eines Waldlaufs? Welche Wahrnehmungsfilter waren gerade aktiv?

Probleme besitzen eine Art von Magnetismus, der magisch auf menschliches Denken wirkt. Sie ziehen förmlich unsere Aufmerksamkeit auf sich. Vielleicht weil das Lösen von komplexen Problemstellungen uns als Spezies überleben ließ? Wäre eine plausible Erklärung. Leider versteckt sich darin auch eine gefährliche Dynamik, die verhindert, einfach da Hier und Jetzt zu genießen. Hinter dem nächsten Baum könnte etwas lauern. Vielleicht sogar ein Problem?

Ich traf also eine bewusste Entscheidung und lenkte meine Gedanken zurück auf den schlammigen Boden unter mir. Hier und jetzt. Ein schattiger Waldweg. Vögel zwitscherten und ein Hauch von Sommer lag in der Luft. Schmutzige Laufschuhe. Alles bestens. „Don’t stop me now“ von Queen als musikalische Untermalung. Was will ich mehr? Nichts! Ich habe alles. Ich habe mich und die Fähigkeit, mich selbst auf Kurs zu halten.

Wenige Schritte später bog ich auf einen Weg ab, der zwischen zwei blühenden Sommerwiesen in der Morgensonne liegt. Am Wegrand leuchteten die ersten blauen Blüten der Wegwarten. Solange ich zurückdenken kann, mochte ich die Wegwarte. Keine Blätter, krautige Stängel und strahlendblaue Blüten. Viele Jahre später erfuhr ich von den Mythen, die sich um diese Pflanzen ranken. Die Heilpflanze des Jahres 2020 ist für mich stets ein Symbol für Ausdauer und Kraft. Ein Wink des Schicksals, ihr just in diesem Augenblick zu begegnen, als ich meine eigene Gedankenenergie in andere Bahnen lenkte? Zufall? Bestimmung? Oder eine Neuausrichtung der Wahrnehmungsfilter, dass ich sie an diesem Morgen zwischen all den anderen Pflanze am Wegrand erblickte? Ist die Antwort auf diese Fragen wichtig? Oder das, was geschehen ist? Ich lief weiter auf meinem Weg, lächelnd, strahlte wieder jene Lebensfreude aus, die ich in mir fühlte, nachdem ich alle problembehafteten Gedanken beiseitegeschoben hatte, und machte mir bewusst, was Freddie Mercury mir über die Ohrstöpsel erzählte:

… an amazing feeling is coming through … oh ja …  I was born to love you every single day of my life.

Ich weiß nicht, an wen Freddy diese Worte richtete, aber ich richte sie an mich selbst, an den Teil von mir, von dem ich nie wirklich getrennt war, trotzdem es eine Weile lang dachte/fühlte und wenn ich mich zu lange und zu intensiv mit Problemen beschäftigte, es auch wieder denke/fühle.

Manchmal, wenn ich zu tief in der Welt der Probleme versinke, braucht es diese 180° Grad-Wende, um wieder zu fühlen, wer ich bin, immer war und immer sein werden: Ein feuriger Funken Lebensfreude, tanzend auf den Schwingen des Windes über eine sonnendurchflutete Wiese, über schneebedeckte Gipfel und durch das flüsternde Blätterdach des Waldes.

Ich umarme meinen Drachen, dessen feuriger Atem all die Probleme in Flammen aufgehen lässt, aus denen sich schildernd mein Phönix der Lebensfreude erhebt.

Diese Metapher mag kindlich wirken, doch sie ist derart abstrakt, dass mein kritischer Verstand sie nicht zerpflücken kann, ihre Botschaft in meinem Unterbewusstsein ankommt und dort ungebremst ihre Wirkung entfaltet.

Und so bin ich in den heutigen Tag gestartet, der in Folge noch ein paar sehr erfreuliche Momente für mich bereit hatte. Wie hätte es auch anders sein können. Meine Wahrnehmungsfilter waren auf positives ausgerichtet. Probleme konnte ich an diesem Tag soweit das Auge reichte keine erkennen. Vielleicht waren sie da, für andere, aber nicht in meiner Wahrnehmung, denn mein Leben ist in Ordnung. Ich bin in Ordnung, voll und ganz.

5 Sätze, die deine Zukunft verändern können

„HIER und JETZT stellen sich die Weichen für die Zukunft und jeder entscheidet selbst, auf welchem Gleis er/sie die Reise fortsetzt.“

Diesen Satz schrieb ich gestern als ich ziemlich unter Dampf stand und er drückt ein sehr intensives Gefühl aus, das allerdings ein wenig „Kontext“ braucht, um verstanden zu werden.

In den letzten Tagen erlebte ich sowohl auf beruflicher Ebene als auch in diversen Selbsthilfegruppen vermehrt eine innere Haltung bei anderen Menschen, die ich als schwierig empfinde. Heute. Früher war das anders. Früher lebte ich selbst in dieser Haltung. Vielleicht fällt es mir genau deshalb heute schwer zu akzeptieren, wenn andere in ihr verharren, weil ich weiß, was daraus entsteht.

Symptomatisch für diese Haltung sind Aussagen, die mit „Ich kann nicht …“ oder „Das geht nicht …“ oder „Das ist nicht möglich …“ beginnen. Ich denke, jeder kennt Sätze dieser Art und kann sich vorstellen, wie sie weiter ausformuliert sein können. Ich denke auch, viele dieser Sätze entsprechen nicht der Wahrheit, sondern sind eher vorgeschoben um dahinter Unsicherheit, Angst, Bequemlichkeit, Unwissen oder anderes zu verbergen. Oder wie meine weise Lucy zu sagen pflegte:

„Ich kann nicht, heißt ich will nicht.“

Dieser Satz von Lucy war manchmal für mich echt schwer zu nehmen, denn er sagt gerade heraus, was die anderen verschleiern: Verweigerung. Oder auch: Festhalten am Problem.

Meistens bedenken die Menschen, die solche Sätze der Verweigerung verwenden, allerdings nicht, welche Auswirkungen diese Sätze haben. Einerseits an der Oberfläche des Alltäglichen, z.B. gegenüber anderen Menschen (oder Vorgesetzten), die darin eine Art von Problemfokussierung, mangelnde Motivation, Engagement etc. sehen könnten (und das auch häufig tun). Andererseits unter der Oberfläche, also auf das eigene Unterbewusstsein.

„Egal, was du sagst, einer hört dir immer zu: du selbst.“

Mit diesem im Mentaltraining häufig zitierten Satz ist gemeint, dass jedes – wirklich JEDES – Wort, das wir denken, sprechen, schreiben, lesen oder hören, von unserem Unterbewusstsein wahrgenommen wird und zur Programmierung unseres inneren Bildes beiträgt. Und das unser ganzes Leben lang! Unser inneres Bild wiederum beeinflusst unseren Selbstwert, Selbstvertrauen, Selbstliebe, Handlungskompetenz, Geschicklichkeit, Lernfähigkeit und vieles mehr … bis hin zu unserem Immunsystem und der Biochemie unseres Körpers. Unglaublich? Wer daran zweifelt, möge bitte zum Thema „Epigenetik“ recherchieren. Sehr zu empfehlen sind die Werke von Dr. Joe Dispenza, aber es gibt auch zahlreiche andere, die über dieses Thema schreiben, und überzeugende Beweise vorliegen, dass jeder – wirklich JEDER – Gedanke, der unserem Gehirn entspringt, auf uns mannigfaltig wirkt.

Unglücklicherweise können wir häufig nicht beeinflussen, was andere uns gegenüber äußern, aber zumindest können wir darauf achten, was wir freiwillig an „Berieselung“ konsumieren bzw. selbst an Gedankengut produzieren. Wobei hier auch die Wechselwirkung zwischen innerem Bild und unseren Gedanken und Gefühlen zu beachten ist. Da die meisten Gedanken unbewusst entstehen, spiegeln die daraus entspringenden Worte ihrerseits das innere Bild wider.

Oder wie Christian Friedrich Hebbel schon sagte: „Wer die Menschen kennen lernen will, der studiere ihre Entschuldigungsgründe.“

Wie auch immer. Vereinfacht gesagt gilt: Es braucht Zeit und Ausdauer, um ein über viele Jahre etabliertes inneres Bild zu verwandeln. Dennoch ist es möglich!

Zurück zu meinem Eingangssatz. Die Weichen für die Zukunft, also wo es mit jedem einzelnen von uns hingeht, stellen sich mit jedem einzelnen Wort, das wir ersinnen. Manche mögen glauben, dass es die großen Entscheidungen sind, die unser Leben verändern, aber die sind es nur ganz selten. Vielleicht bringen uns die großen Entscheidungen dazu, unseren Job oder den Wohnsitz zu wechseln, aber werden wir dadurch ein anderer Mensch? Überwinden wir dadurch tief in uns verwurzelte Ängste oder Sorgen? Verändert sich dadurch unser Selbstbild? Wohl kaum. Nicht umsonst heißt es, man kann vor sich selbst nicht davonlaufen. Probleme, die ihren Ursprung in uns haben, lassen sich nicht durch äußere Veränderungen lösen. Und manche werden vielleicht schon bemerkt haben, dass in neuer Umgebung nach einiger Zeit alte Problemstellungen wie von Zauberhand erneut auftauchen.

Die Kleinigkeiten im Leben machen den Unterschied, bringen die Veränderung. Jedes einzelne Wort entscheidet darüber, wie andere mich wahrnehmen (was auch einen Beitrag zu meiner beruflichen Karriere leisten kann) und wie ich mich selbst programmiere bzw. entwickle.

Oder wie ich es öfters formuliere: Es ist ähnlich wie mit der Erdanziehungskraft. Ganz egal, ob man sie versteht, oder daran glaubt, sie wirkt und hält uns mit den Füßen am Boden fest – und manchmal fallen wir ihretwegen auf den Allerwertesten. Jeder Gedanke, jedes einzelne Wort wirkt auf uns, ob man das versteht oder daran glaubt, ist unwichtig, es geschieht trotzdem.

Vor ein paar Tagen entsprang noch ein Satz meinem Denken, beiläufig in einem Gespräch, als ich gefragt wurde, wie ich seit Oktober 2017 neben meinem Fulltime Stress-Job stattliche vier Bücher mit insgesamt rund 1.800 Seiten veröffentlichen konnte und noch immer eine funktionierende Partnerschaft habe. Meine Antwort darauf war:

„Nachdem ich aufgehört hatte, krampfhaft ein Problem in mir selbst aufrecht zu erhalten, wurde plötzlich eine Menge Energie frei, um das zu tun, was mir Freude bereitet.“

Mein „Problem“ hieß Borderline. Indem ich jedoch aufhörte, es als „Problem“ zu betrachten und das nicht nur als einmalige, große Entscheidung postulierte, sondern seither täglich etliche Male auf verschiedene Weise artikulierte, das Potenzial von Borderline konstruktiv einzusetzen, stellte und stelle ich die Weichen für mich in eine neue Richtung, in die ich seither unterwegs bin.

Nur um nicht missverstanden zu werden: Ich behaupte NICHT, dass allein ein paar positive Affirmationen zu sich selbst Borderline heilen. ABER ich behaupte sehr wohl, dass eine Veränderung der inneren Haltung zu sich selbst, die über jedes – wirkliches JEDES – einzelne Wort beeinflusst wird, die Basis dafür ist, dass ein Heilungsprozess überhaupt erst erfolgreich stattfinden kann.

In diesem Sinne:

Die Zukunft jedes einzelnen von uns beginnt HIER und JETZT. Sie entspringt jedem einzelnen Wort und wird genährt von der Botschaft, die wir damit täglich in die Welt nach außen und gleichzeitig in das Universum in uns senden.