IN DEN SCHUHEN DES ANDEREN

Die vergangenen zweieinhalb Wochen verbrachte ich auf Kur in den Bergen und somit auf einer Art Retreat. Meine Ziele waren gezielte körperliche Gesundheitsförderung – nach dem anstrengenden Jahr gab es einiges zu reparieren, regenerieren und reorganisieren. Ebenso wichtig war für mich, einiges in mir anzuschauen, neue Blickwinkel, Einstellungen und Ideen zu entwickeln – was abseits der täglichen Routine und vertrauten Umgebung wesentlich leichter fällt.

Die körperliche Seite verlief wie geplant. Die geistig-emotionale alles andere programmgemäß. Dachte ich zu Beginn noch, zu wissen, welche Themen es anzuschauen gilt, stellten sich die meisten davon als Nebenschauplätze raus. Der Blick aus der Distanz offenbarte, dass es um ganz etwas anderes ging. Nun, genau darum ging es im Grunde. Herauszufinden, was mich wirklich beschäftigt. Dafür mussten die Alltagsgeräusche verstummen. Dankenswerterweise gesellte sich unerwartete Impulse von außen hinzu. Auch etwas, das fern der Komfortzone häufiger auftritt als im allbekannten Bereich.

Ich fand für mich ein zentrales Thema, das ich hier sehr allgemein als „zwischenmenschliche Beziehung“ bezeichnen werde. Dies kann von Familie über Freunde und Partnerschaft bis hin zu Kolleg*innen am Arbeitsplatz oder in einem Verein alles betreffen. Beziehungen zwischen Menschen ohne nähere Klassifizierung. Die ist auch gar nicht nötig, denn die Herausforderungen und Problemstellungen ähneln sich. Ebenso wie der Ansatz, den ich für mein Beziehungsthema wählte, um Klarheit in den diffusen Status Quo zu bringen: In den Schuhen des oder der anderen zu laufen.

Damit sind nicht die echten Schuhe gemeint. Das könnte bei nicht gleicher Schuhgröße eine schmerzhafte Angelegenheit werden. Bei dieser Übung geht es darum, sich geistig und emotional in die Rolle des anderen zu versetzen, diverse Situation Revue passieren zu lassen, sich in die mögliche Motivation einzufühlen, um Handlungen besser nachvollziehen zu können. Vereinfacht gesagt: eine Zeitlang so zu tun, als wäre man der oder die andere.

Speziell in Konflikten kann dies erhellende Erkenntnisse bringen und so einiges an Dampf rausnehmen. Aber auch in allen anderen Lebenslagen bewährt sich dieser temporäre Rollentausch.

Im Beipacktext von Medikamenten findet sich meistens eine lange Liste von Nebenwirkungen. Die gibt es gewissermaßen auch bei dieser Übung. Man sollte darauf vorbereitet sein, sein eigenes, höchst subjektiv gefärbtes Bild über Bord zu werfen, wenn man etwas aus der Position und Rolle des oder der anderen betrachtet. Auch könnte vorkommen, dass es danach nicht mehr so leichtfällt, die alleinige Verantwortung auszulagern und sich selbst als das Opfer zu betrachten. Es könnten auch tiefe Emotionen an die Oberfläche kommen, weil man z.B. sich selbst wiedererkennt. In den Schuhen des oder der anderen zu gehen, kann an die eigenen Grenzen führen. Deshalb mache ich diese Übung auch nur, wenn ich mich selbst stabil und kraftvoll fühle. Also eine unerwartete Erschütterung jeglicher Art ausgleichen kann. Kurz vor Ende meines Retreat treibe ich auf meinem inneren Ozean der Gelassenheit mit ausreichend Balance für kleinere oder auch größere Wellen. Der ideale Zeitpunkt für einen zeitweiligen Spaziergang in fremden Schuhen.

Ich fang für mich einige Antworten dabei, die zu persönlich sind, um hier geteilt zu werden. Doch sie rückten einiges in ein anderes Licht und vertieften sogar die Gelassenheit, die ich bereits zu Beginn der Übung in mir fühlte. Manchmal führt das Gehen in den Schuhen des oder der anderen zu einer Art von Bestätigung, das alles in Ordnung ist, und die Schreckgespenster nur im eigenen Denken existieren, weil es … zu schön ist, um wahr zu sein?

Die Steine, die wir uns in den Weg legen, um unser Leben kompliziert und „unperfekt“ zu machen, sind unendlich an der Zahl und ein jeder für sich ist genau genommen überflüssig – es sei denn, man betrachtet ihn als Lernaufgabe, die losgelassen wird, sobald sie gemeistert wurde. Auch so eine Erinnerung an längst Erkanntes, die quasi nebenbei aus dem Nebel des Unbewussten auftauchte.

Es hat schon sein Gutes, ab und zu aus den eigenen Schuhen zu schlüpfen und einige Schritte in denen anderen zu gehen. Das Bild der Welt verändert sich, wird vielfältiger, vielschichtiger. So einiges, das Unruhe oder gar Angst auszulösen vermag, weicht Klarheit und Zuversicht, mitunter stellt sich neues Vertrauen ein – in sich selbst oder den/die andere.

Mitnehmen, was guttut. Zurücklassen, was nicht zu mir gehört. Diese Leitsätze gelten auch beim Spaziergang in den Schuhen des oder der anderen.

Lust bekommen auf einen kleinen Spaziergang?

Bild: pixabay.com

IN DEN SCHUHEN DES ANDEREN

Die vergangenen zweieinhalb Wochen verbrachte ich auf Kur in den Bergen und somit auf einer Art Retreat. Meine Ziele waren gezielte körperliche Gesundheitsförderung – nach dem anstrengenden Jahr gab es einiges zu reparieren, regenerieren und reorganisieren. Ebenso wichtig war für mich, einiges in mir anzuschauen, neue Blickwinkel, Einstellungen und Ideen zu entwickeln – was abseits der täglichen Routine und vertrauten Umgebung wesentlich leichter fällt.

Die körperliche Seite verlief wie geplant. Die geistig-emotionale alles andere programmgemäß. Dachte ich zu Beginn noch, zu wissen, welche Themen es anzuschauen gilt, stellten sich die meisten davon als Nebenschauplätze raus. Der Blick aus der Distanz offenbarte, dass es um ganz etwas anderes ging. Nun, genau darum ging es im Grunde. Herauszufinden, was mich wirklich beschäftigt. Dafür mussten die Alltagsgeräusche verstummen. Dankenswerterweise gesellte sich unerwartete Impulse von außen hinzu. Auch etwas, das fern der Komfortzone häufiger auftritt als im allbekannten Bereich.

Ich fand für mich ein zentrales Thema, das ich hier sehr allgemein als „zwischenmenschliche Beziehung“ bezeichnen werde. Dies kann von Familie über Freunde und Partnerschaft bis hin zu Kolleg*innen am Arbeitsplatz oder in einem Verein alles betreffen. Beziehungen zwischen Menschen ohne nähere Klassifizierung. Die ist auch gar nicht nötig, denn die Herausforderungen und Problemstellungen ähneln sich. Ebenso wie der Ansatz, den ich für mein Beziehungsthema wählte, um Klarheit in den diffusen Status Quo zu bringen: In den Schuhen des oder der anderen zu laufen.

Damit sind nicht die echten Schuhe gemeint. Das könnte bei nicht gleicher Schuhgröße eine schmerzhafte Angelegenheit werden. Bei dieser Übung geht es darum, sich geistig und emotional in die Rolle des anderen zu versetzen, diverse Situation Revue passieren zu lassen, sich in die mögliche Motivation einzufühlen, um Handlungen besser nachvollziehen zu können. Vereinfacht gesagt: eine Zeitlang so zu tun, als wäre man der oder die andere.

Speziell in Konflikten kann dies erhellende Erkenntnisse bringen und so einiges an Dampf rausnehmen. Aber auch in allen anderen Lebenslagen bewährt sich dieser temporäre Rollentausch.

Im Beipacktext von Medikamenten findet sich meistens eine lange Liste von Nebenwirkungen. Die gibt es gewissermaßen auch bei dieser Übung. Man sollte darauf vorbereitet sein, sein eigenes, höchst subjektiv gefärbtes Bild über Bord zu werfen, wenn man etwas aus der Position und Rolle des oder der anderen betrachtet. Auch könnte vorkommen, dass es danach nicht mehr so leichtfällt, die alleinige Verantwortung auszulagern und sich selbst als das Opfer zu betrachten. Es könnten auch tiefe Emotionen an die Oberfläche kommen, weil man z.B. sich selbst wiedererkennt. In den Schuhen des oder der anderen zu gehen, kann an die eigenen Grenzen führen. Deshalb mache ich diese Übung auch nur, wenn ich mich selbst stabil und kraftvoll fühle. Also eine unerwartete Erschütterung jeglicher Art ausgleichen kann. Kurz vor Ende meines Retreat treibe ich auf meinem inneren Ozean der Gelassenheit mit ausreichend Balance für kleinere oder auch größere Wellen. Der ideale Zeitpunkt für einen zeitweiligen Spaziergang in fremden Schuhen.

Ich fang für mich einige Antworten dabei, die zu persönlich sind, um hier geteilt zu werden. Doch sie rückten einiges in ein anderes Licht und vertieften sogar die Gelassenheit, die ich bereits zu Beginn der Übung in mir fühlte. Manchmal führt das Gehen in den Schuhen des oder der anderen zu einer Art von Bestätigung, das alles in Ordnung ist, und die Schreckgespenster nur im eigenen Denken existieren, weil es … zu schön ist, um wahr zu sein?

Die Steine, die wir uns in den Weg legen, um unser Leben kompliziert und „unperfekt“ zu machen, sind unendlich an der Zahl und ein jeder für sich ist genau genommen überflüssig – es sei denn, man betrachtet ihn als Lernaufgabe, die losgelassen wird, sobald sie gemeistert wurde. Auch so eine Erinnerung an längst Erkanntes, die quasi nebenbei aus dem Nebel des Unbewussten auftauchte.

Es hat schon sein Gutes, ab und zu aus den eigenen Schuhen zu schlüpfen und einige Schritte in denen anderen zu gehen. Das Bild der Welt verändert sich, wird vielfältiger, vielschichtiger. So einiges, das Unruhe oder gar Angst auszulösen vermag, weicht Klarheit und Zuversicht, mitunter stellt sich neues Vertrauen ein – in sich selbst oder den/die andere.

Mitnehmen, was guttut. Zurücklassen, was nicht zu mir gehört. Diese Leitsätze gelten auch beim Spaziergang in den Schuhen des oder der anderen.

Lust bekommen auf einen kleinen Spaziergang?

Bild: pixabay.com

METAMORPHOSE

Dieser Begriff steht für Umwandlung oder Verwandlung. Er trifft wie kaum ein anderer auf mich zu – samt dem häufig verwendeten Symbol des Schmetterlings.

War ich nicht einst ein Getriebene? Rastlos, ruhelos, durch das Leben irrend.

Wurde ich nicht zur Suchenden, die sich mit einer kleinen Laterne bewussten Denkens auf den Weg machte, sich selbst zu finden?

Erreichte ich nicht jenen Punkt, an dem ich mich bei mir selbst angekommen fühlte.

Wurde ich nicht zu der, die heute wie ein bunter Schmetterling durchs Leben tanzt?

Die Phasen meiner Verwandlung. Oder besser: Rückwandlung zu dem, was ich „davor“ war, bevor das Drehbuch meines Lebens einige Umwälzungen vorsah.

Tief in mir bin ich die, die ich immer war, heute bin und immer sein werde: ein feuriger Funken Lebensfreude – mein Lieblingsmantra 😊

Könnte ich glaubhaft abstreiten, dies erreicht zu haben, wenn ich heute tänzelnd durch einen Raum voller fremder Menschen schwebe, meiner eigenen inneren Melodie folgend und es mir piepschnurzegal ist, was andere dabei über mich denken.

Pure innere Freiheit.

Einfach nur ich sein.

Und dazu passt wunderbar diese tänzelnde Geschichte, die in meinem 5. Buch mit dem Titel „EMBRACE – Fühle die Umarmung des Lebens 2“ erschienen ist. Viel Freude beim Lesen.

Ein tanzender Schmetterling

Es war einmal ein kleines Mädchen, das inmitten seiner Familie ein behütetes Leben in einem Dorf am Lande führte. Die Kleine hatte alles, was sie brauchte und lebte frei von Sorgen. Wenn Musik erklang, liebte sie es, ihre Arme auszubreiten, sich in den Rhythmus der Melodie fallen zu lassen und wie ein in der Luft tanzender Schmetterling herumzuwirbeln, dabei ihre Augen zu schließen und einfach nur lebendig zu sein in diesem Augenblick der Unbeschwertheit. Ihr Lachen war im ganzen Haus und auch noch im Garten zu hören. Manche würden es pure Lebensfreude nennen, was die Kleine in diesen Momenten ausstrahlte.

Eines Tages fand in diesem Dort ein großes Fest statt. Nahezu alle Bewohner des Dorfes feierten gemeinsam von morgen an bis spät in die Nacht. Auch die Familie des kleinen Mädchens und alle ihre Verwandten nahmen daran teil. Die Kleine tobte ausgelassen herum. Bereits nach kurzer Zeit wirbelte sie gemeinsam mit einem kleinen Jungen durch das Festzelt, der etwas behäbig versuchte, es dem tanzenden Schmetterling gleichzutun. Die Verwandten des kleinen Mädchens und auch ihre eigene Familie amüsierten sich wortreich und lautstark über das unbändige Temperament der Kleinen, die plötzlich innehielt. Sie konnte nicht verstehen, warum all jene Menschen, die sie kannte, nun über sie lachten, sie gar verspotteten. War es denn nicht in Ordnung, seine Freude zu zeigen? Was hatte sie falsch gemacht? Sie schämte sich, auch wenn sie nicht genau wusste, wofür. Es tat weh, ausgelacht zu werden. Tränen fühlten die Augen der Kleinen. Ein brennender Schmerz bohrte sich tief in ihr junges Herz und sie schwor sich, dass niemand sie jemals wieder tanzen sehen würde. Nie wieder wollte sie diese Schmach über sich ergehen lassen, nie wieder sich verletzt fühlen, nie wieder ihre Gefühle jenen zeigen, die darüber spotteten.

Von diesem Tag an verwandelte sich die Welt der Kleinen. Über all die bunten Farben, die sie zuvor wahrnehmen konnte, legte sich ein diffuser grauer Schleier, wie ein Nebel, der selbst im Licht der Sonne nicht weichen wollte. Ihre Welt wurde stumpf, fahl, freudlos.

Die Jahre vergingen. Das kleine Mädchen wurde erwachsen und blieb seinem Schwur treu. Nie wieder sah jemand sie tanzen. Ihre Familie war längst nicht mehr rund um sie, doch sie hatte das Vertrauen in jegliche Menschen verloren. Selbst wenn die Musik ihre Füße verführen und auf das Parkett locken wollte, widerstand sie dem Drang, unterdrückte den Wunsch, blieb in ihrer starren Haltung. Zu groß war die Angst vor neuerlich Schmähung, zu präsent die Erinnerung an den Spott und der Schmerz, der damit einherging. Ihre Welt war noch immer stumpf, fahl, freudlos.

An einem sonnigen Tag im Frühsommer spazierte die nunmehr junge Frau durch einen Park. Rund um sie waren unzählige Blumen und Bäume, die allesamt farblos auf sie wirkten, viele Schattierungen von grau, kein Vergleich zu den Farben, die sie als kleines Kind wahrnehmen konnte, damals, davor …

Seufzend setzte sie sich auf eine hölzerne Parkbank. Sie wusste, was sie aufgegeben hatte, was sie tief in sich unterdrückte, doch die Furcht vor neuerlichem Schmerz in ihr war groß, so groß, dass selbst der Schmerz, der durch diese Unterdrückung hervorgerufen wurde, ihr dagegen gering erschien. So saß sie da, in Gedanken versunken, einsam in ihrem Herzen, als ein kleiner bunter Schmetterling sich auf ihrer Hand niederließ. Langsam klappte er seine Flügel auf und zu. Die junge Frau betrachtete schweigend die farbigen Schuppen auf seinen fragilen Flügeln, die prächtig im Sonnenlicht schimmerten. Eine Erinnerung kehrte zurück, ein Gefühl erfasste sie, als eine leise Stimme an ihr Ohr drang:

„Worauf wartest du noch? Tanz mit mir!“

Mit erschrockenem Blick sah sich die junge Frau um, doch niemand war in ihrer Nähe. Erst in einiger Entfernung hatten sich ein paar junge Leute auf einer Decke im Gras niedergelassen, andere auf Parkbänken oder manche spazierten ihrer Wege. Niemand war ihr nahe genug, um diese Worte zu sprechen, niemand außer … einem kleinen bunten Schmetterling?

„Tanz mit mir!“

Wieder hörte sie die Stimme, doch kamen die Worte wirklich von außerhalb? Oder aus ihrem Herzen?

Der Schmetterling flatterte hoch, flog nur ein Stück voraus und schien dann zu warten. Zögernd erhob sich die junge Frau von der Parkbank, ging ein paar Schritte über das gräulich wirkende Gras. Ihr Herz schlug aufgeregt. In sich spürte sie einen Impuls, einen unbändigen Drang, etwas, das sie schon sehr lange nicht mehr verspürt hatte. Angst schnürte ihr den Hals zu. Sie schloss ihre Augen und drückte die Tränen zurück. Sie hatte es sich geschworen: nie wieder! Doch ihre Füße wurden unruhig. Ihr Atem wurde heftiger. Sie presste die Lippen aufeinander.

„Lass uns tanzen. Komm!“

Verdammt, dachte sie bei sich, was soll das? Während sie bereits die Schuhe von ihren Füßen streifte, schüttelte sie immer noch den Kopf über sich selbst. Was würden sich alle die Menschen rundum denken?

„Vergiss die Menschen. Wenn du tanzen willst, dann tanze.“

Unter ihren Zehen konnte sie das von der Sonne erwärmte trockene Gras spüren, das an manchen Stellen leicht pikste. Wie vertraut, wie in ihrer Kindheit …

In der sanften Brise, die ihr Haar erfasste, schwang eine Melodie mit. Ihre Füße wurden unruhiger. Sie konnte sie kaum noch im Zaum halten. Nie wieder will ich sehen müssen, wie jemand mich auslacht oder verspottet, sagte sie zu sich selbst.

„Dann schließ deine Augen. Blick nicht mit deinen Augen nach außen auf die anderen. Blick mit deinem Herzen nach innen, zu dir und dem, was in dir ist.“

Mit einem tiefen Atemzug schloss die junge Frau ihre Augen, verharrte einige Zeit, fühlte die Sonne, auf ihren Kopf und ihren Schultern, die sanfte Wärme, die sich wie ein flauschiges Tuch um sie legte. Sie fühlte den Wind, der mit ihren Haaren spielte. Sie fühlte das vertraute Gras unter sich, den Rücken von Mutter Erde, an den sie sich immer anlehnte konnte. Der Duft von Jasmin strömte von den Sträuchern am Rande der Wiese bis zu ihr, als die junge Frau ganz langsam ihre Arme ausbreitete, mit jedem Atemzug höher und weiter. Sie legte ihren Kopf in den Nacken, überließ ihre Haare dem Wind und sich selbst der Melodie, die aus ihrem Herzen heraus durch sie hindurch in diese Welt strömte, schenkte ihren Füßen jene Freiheit, die sie ihnen so lange verwehrt hatte: sie begann zu tanzen, zu lachen, zu leben – und aus ihrem Herzen entsprang wieder jenes Gefühl, welches manche wohl pure Lebensfreude nennen würden.

Schließlich öffnete die junge Frau ihre Augen und staunte, denn um sie erstrahlte die Welt wieder in jenen Farben, die längst nur mehr eine Erinnerung aus weit entfernten Kindheitstagen gewesen waren. Blüten bunter als jeder Malkasten sie erschaffen könnte. Leuchtendes Grün unter ihren Füßen und ein strahlend blauer Himmel über ihr. Der Nebel war verschwunden. Nur manche Menschen wirkten noch grau und fahl, doch das lag wohl an dem, was sie in ihren Herzen trugen. Für die junge Frau war die Welt wieder zu jener geworden, die sie zuvor gewesen war, unbeschwert, voller Leichtigkeit und Lebensfreude.

Wenn Du demnächst in den Park gehst, wird Dir vielleicht eine junge Frau begegnen, die barfuß im grünen Gras tanzt zu jener Melodie, die sie in ihrem Herzen hört und die von Lebensfreude kündigt. Vielleicht wirst Du auch selbst diese Frau sein, wer weiß?

© Lesley B. Strong 2021

Bild: pixabay.com

DIE ULTIMATIVE THERAPIE …

… ist das Leben selbst – aus meiner Sicht. Wer sich mit offenen Sinnen achtsam durch die Welt bewegt, dabei die Begebenheiten möglichst wertfrei reflektiert, wird sich selbst auf eine Weise kennenlernen, die Einblicke in die verborgensten Winkel der Seele ermöglicht und für sich selbst Wege finden, die kein anderer erdenken könnte.

Das sah ich nicht immer so.

Zu Beginn meiner Reise zu mir selbst – vor rund 3 Jahrzehnten – dachte ich ganz anders. Ganz am Anfang erwartete ich des Rätsels Lösung von jemand anderem, oder zumindest die Anleitung dafür. Später ging ich davon aus, ich müsste alles aus meiner Vergangenheit zuerst bearbeiten und auflösen, bevor ich in der Gegenwart glücklich werden könnte. Also begann ich, mich in meine Vergangenheit vorzuarbeiten. Das ähnelte dem Spiel mit Matrioschka-Puppen. Sobald eine geöffnet war, tauchte unterhalb die nächste auf, dann die übernächste und so weiter. Nur – im Gegensatz zu den Matrioschka-Puppen – endete es nicht. Vielmehr dämmerte mir, es mit einer Art Endlosschleife zu tun zu haben.

Vor einigen Wochen stolperte ich über ein an dieser Stelle passendes Zitat:

„Die großen Lebensprobleme sind nie auf immer gelöst. Sind sie es einmal anscheinend, so ist es immer ein Verlust. Der Sinn und Zweck scheint nicht in ihrer Lösung zu liegen, sondern darin, dass wir unablässig an ihnen arbeiten. Das allein bewahrt vor Verdummung und Versteinerung.“ C.G. Jung

Sinngemäß sehe ich nun in Lebensproblemen Endlos-Matrioschka-Puppen. Was wiederum nicht weiter problematisch ist, denn seit 2017 pflege ich einen gänzlich anderen Therapieansatz: „Arbeite daran, im Hier und Jetzt gut zurecht zu kommen, ohne für alles die infinite Erklärung in der Vergangenheit gefunden zu haben.“ Aus heutiger Sicht hat mich das wesentlich weitergebracht als die Jahrzehnte davor. Wobei es sich ein wenig wie die Sache mit der Henne und dem Ei verhält. Schlüssig lässt sich nicht beantworten, ob ohne dem ersten Therapieansatz, der zweite auf selbige Weise funktioniert hätte.

Wie auch immer.

Auch beim gegenwartsorientierten Therapieansatz blieb und bleibe ich nicht davon verschont, dass hin und wieder etwas aus der Vergangenheit aufpoppt. Auch Themen, die ich längst abgehakt glaubte (siehe C.G. Jung). Ich jongliere also immer noch mit Endlos-Matrioschka-Puppen. Dennoch ist es anders.

Inwiefern?

Nun, ich hole etwas aus, um dies nachvollziehbarer zu machen.

Wenn ich mich in der Gegenwart voll und ganz als die annehme, die ich bin, mit allen wunderbaren Aspekten meiner komplexen Persönlichkeiten ebenso wie mit jenen, die auf den ersten Blick schwieriger, bisweilen sogar als düster eingestuft werden könnten, dann stimme ich meiner Gesamtheit zu. Ohne Wenn und Aber. 100% ich bin OK. Das gibt enorm viel Kraft, (Selbst)Liebe und (Selbst)Vertrauen. Auch für jene Momente, in denen „Altes“ aufpoppt und die Aufmerksamkeit auf etwas lenkt, was ich schon erledigt glaubte, nicht erneut ansehen möchte …

Aus dem Gefühl heraus, im Hier und Jetzt in Ordnung zu sein. Das, was auch immer es einst war, gut überstanden und in meine Kraft gefunden zu haben. Aus diesem Gefühl heraus fällt es mir (und ich denke, das kann man durchaus verallgemeinern) wesentlich leichter, mich mit einer Endlos-Matrioschka zu befassen, vielleicht bislang unbekannte Aspekte daran zu erkennen, sie zu integrieren und auf diese Weise weiter zu wachsen.

Womit ich bei meiner persönlichen ultimativen Therapie angekommen wäre.

Fokus auf die Gegenwart. Achtsamkeit anstatt von Bewertung. Dankbarkeit für all das, was mir das Leben schenkt auf meiner Reise zu und mit mir selbst. Die Vergangenheit ist vorbei, auch wenn ein Teil von mir (mein inneres Kind) noch manchmal in den Erinnerungen und Gefühlen von damals verharrt. Dieses Kind in den Arm zu nehmen und zu mir in die Gegenwart zu holen, das kann ich deshalb tun, weil ich diese Gegenwart als die für mich existente anerkenne. Wie absolut alles in diesem Universum hat auch diese Gegenwart viele Gesichter (oder Seiten). Ebenso wie ich die Freiheit habe, einen der unendlich vielen Standpunkte einzunehmen, um auf diese Gegenwart zu blicken.

In dieser Gegenwart sitze ich auf einem Bett, lausche den Klängen der Piano-Version von „Always on my mind“ (wie passend 😉) und tippe diese Zeilen. Vermutlich habe ich nicht alles aufgelöst, was in meinem Unterbewusstsein verborgen liegt, doch das ist nicht gar nicht nötig, damit es mir in dieser Gegenwart gut geht.

Vielleicht wird mir morgen der Himmel auf den Kopf fallen, aber heute tut er das offensichtlich nicht. Heute bin ich einfach glücklich.

Ich bin dankbar, weil ich in den vergangenen Tagen wunderschöne Momente erleben durfte. Aus dieser Dankbarkeit heraus entspringt ein Gefühl, für das ich noch keine passenden Worte gefunden habe. Es gibt den Begriff „umami“ (nicht süß, nicht salzig, nicht sauer und auch nicht bitter), der im Schmecken irgendwie nichts und doch gleichzeitig alles beschreibt. Ein ähnliches Wort im Fühlen suche ich noch. Im ehestens beschreibt es „eins-sein“, wobei dieses „eins-sein“ sich im Laufe meines Lebens verändert hat. Früher war es ein Hauch dessen, was es heute ist. Alles bewegt sich, alles verändert sich. Leben bedeutet Veränderung. Wie könnte sich eine Therapie dem entziehen? Das Leben ist (für mich) die ultimative Therapie. Wobei – im Wortsinn bedeutet Therapie die „Heilbehandlung einer Krankheit“. Das Leben heilt also, wenn wir uns darauf einlassen, mit offenen Sinnen achtsam durch die Welt gehen …

Bild: pixabay.com

IN DER MITTE

Wieder einmal reflektiere ich die vergangene Woche, während ich mich auf den sanften Klängen einer Piano Chillout Lounge treiben lasse. Diese Momente, in denen ich mich von der Welt zurückziehe und in mir jene Ruhe (oder romantisch formuliert: meinen geliebten Dämon, der in seinem inneren Ozean der Gelassenheit verweilt) finde, waren zu wenige in jener Woche. Ich sehne mich danach, einfach nur ICH sein kann – ausgeklinkt aus dem Alltagsstress und allem, was dazu gehört.

Nun, in den kommenden Wochen werde ich dafür reichlich Zeit finden und meine Gedanken mit euch teilen. So wie diesen, der vor wenigen Tagen meinen bewussten Horizont streifte – und ich kann nicht mit Sicherheit sagen, ob er nur für jene andere Person gedacht war, oder ob er nicht auch ein kleiner Schubs meines Unterbewusstseins war, meinen Kurs zu überprüfen.

Hier nun eine erweiterte Ausführung jenes Gedankens:

Du bist in der biologischen Mitte deines Lebens angekommen. So weit, so gut. In der ersten Hälfte ging es darum, dich selbst kennenlernen, zu wachsen, aufzubauen, dich zu beweisen, deinen Way of Life zu finden, ein Heim und eine Familie zu gründen. Energie schien unerschöpflich vorhanden.

In der zweiten Hälfte geht es darum, gelassener zu werden, auch vieles loszulassen, nicht mehr zu kämpfen, sondern zu „zaubern“, also aus Erfahrung heraus zu handeln und vor allem darum, anderen oder sich selbst nichts mehr beweisen zu müssen, weil man bei sich selbst angekommen ist. Die Leistungsfähigkeit verändert sich insofern es längere Regenerationszeiten braucht als früher. Der Körper verändert sich. Auch das Denken und Fühlen sollte diesen Prozess mitgehen. Wesentlich ist es, das Leben zu erleichtern von jenem Ballast, der sich zuvor angesammelt hat, um unbelastet den letzten aller Wege beschreiten zu können – frei von Bedauern über das, was man getan hat bzw. was man unterlassen hat zu tun. Aufräumen und entrümpeln, aussöhnen und annehmen.

Die Lebensmitte ist ein Scheidepunkt. Manche werden einfach alt in allen Belangen und dümpeln bis zu ihrem Tod dahin, verlieren laufend an Kraft und Können. Andere verfallen dem Jugendwahn und machen sich mit Eskapaden lächerlich. Beides sind Wege in die Illusion und Selbsttäuschung. Der dritte Weg führt in die Freiheit und Leichtigkeit, wenn man die Veränderung proaktiv annimmt und sich darauf einstellt. Dann offenbaren sich die Möglichkeiten. Erfahrung mit Kraft und Wissen kombiniert ergibt Weisheit. Nichts mehr beweisen zu müssen, führt zu Gelassenheit. Sich der Liebe und damit verbunden der Berührbarkeit zu öffnen, macht frei. Oft fallen Verpflichtungen (Kinder etc.) weg, und es entsteht ein Freiraum der Möglichkeiten.

Die alten Weisheitslehren sagen, diesen Scheidepunkt hat jeder von uns zu absolvieren. Welche Entscheidung wir auch immer treffen, sie wird über lange Zeit unser Leben bestimmen. Manchmal bis zu unserem Tod.

Es ist mir persönlich nicht leicht gefallen zu akzeptieren, dass ich nicht mehr so tun kann wie mit 20. Nicht mehr so funktioniere, wie ich es gewohnt war. Dennoch – heute weiß ich, wenn mich jemand mag, dann weil ich bin, wer ich bin, und nicht, weil ich den knackigen Körper einer 20jährigen habe. In der zweiten Lebenshälfte wird das Leben „echter“, wenn man sich darauf einlässt. Geliebt zu werden um seiner selbst willen. Liebe ist keine Ware, die man kaufen kann. Auch keine Belohnung, die man sich verdienen muss. Sondern ein Geschenk.

Anerkennung und Geborgenheit sich selbst geben zu können befreit aus der „Sucht“, sie von anderen zu bekommen und sich dafür in der Überlastung aufzureiben. 

Mit 20, 30 oder 40 konnte ich mir nicht vorstellen, wie es sein würde, eines Tages aufzuwachen und zu mit großer Wahrscheinlichkeit sagen zu können, dass weniger Lebenszeit vor als hinter mir liegt. Wenn ich davon ausgehe, nicht 104 zu werden, habe ich diesen Punkt mittlerweile erreicht. Ob ich mit Weisheit gesegnet wurde, mögen andere beurteilen. Ich denke, ich habe gelernt, Fragen zu stellen, die mich weiterbringen. Prioritäten zu setzen. Und mich hin und wieder – und hoffentlich immer öfter – einfach auf mich selbst einzulassen, die Welt rundum auszublenden und ganz bei mir selbst zu sein. Mit mir selbst zu sein, denn mehr brauche ich nicht, um glücklich zu sein. Am Leben zu sein und dieses Leben bewusst wahrnehmen zu können, ist für mich Grund genug. Ganz gleich, wie die äußeren Umstände sind. Solche Momente mit anderen teilen zu dürfen, erfüllt mich mit Dankbarkeit. Das Leben beweist mir nahezu täglich, dass es jeden meiner Pläne mit Leichtigkeit durchkreuzen kann. Warum also darüber ärgern oder gar dagegen ankämpfen? Mit Humor geht’s genauso gut, wenn nicht besser.

Ich denke, ich bin ganz gut auf dem dritten Weg unterwegs 😉

Bild: pixabay.com