DIE SEELE EINER FRAU – UNGESCHMINKT

In einer Doku über weibliche Musikerinnen schnappte ich einen Satz auf, der mir nicht mehr aus dem Kopf geht. Eine Stylistin sagte:

„Ohne Make-Up erblickt man im Gesicht eines Menschen seine/ihre Seele.“

Make-Up als Schutz? Eine Maske, um zu verbergen, wer man ist, was man fühlt, wie verwundet man wurde.

Solange ich zurückdenken kann, wurde auf meinen Gefühlen rumgetrampelt. Mitgefühl zu erwarten, führte allzu oft zu Enttäuschungen. Verständnis für das Unverständliche? Welche Alternative gab es, als eine Maske über die nächste zu legen, Schicht für Schicht jenen Schutz aufzubauen, der das Leben halbwegs erträglich machte. Meine Seele, meine Gefühle zu verbergen, Kopfmensch zu werden und die Stimme des Herzens auf lautlos zu schalten.

Seit Monaten wehrt sich etwas in mir mehr denn je gegen die Maske, will ich gesehen werden als die, die ich bin.

Täglich begegnen mir Menschen (vor allem Männer), die mich auf meinen Körper zu reduzieren versuchen und glauben, ein paar oberflächlichen Komplimente genügen, und ich springe dorthin, wo sie mich haben wollen. Menschen, die sich selbst als überlegen betrachten, und doch nur ein hohles Konstrukt sind, ein Kartenhaus auf Sand gebaut, ob es ihnen bewusst ist oder nicht. Menschen, die wie Zombies durch diese Welt stolpern, ohne lebendig zu sein.

Es mag Menschen geben, die Masken zum Schutz tragen. Es mag andere geben, die sich dahinter vor sich selbst verstecken. Es mag jene geben, die Masken nutzen, um ihre Ziele zu erreichen. Und auch jene, denen es an echtem Selbstwert mangelt ebenso wie jene die nicht glauben können/wollen, dass ihre wahre Schönheit erst sichtbar wird, wenn sie alle Masken fallen lassen.

Wahre Schönheit hat damit zu tun, mit Tränen in den Augen stark zu sein, inmitten der Stürme des Lebens zu sich selbst zu stehen, in Kauf zu nehmen, dass Vertrauen manchmal mit Narben auf dem Herzen endet, doch ohne Vertrauen gibt es keine Lebendigkeit. Ein Herz auf ewig hinter Mauern (oder Masken) zu verstecken lässt es irgendwann vertrocknen oder zu Stein werden.

Wenn das Gesicht erstarrt, in der Mimik keine Emotionen mehr erkennbar sind (dank Botox), können Neugeborene die Stimmung der Erwachsenen nicht mehr wahrnehmen und zuordnen lernen. Ein Defizit, dessen Auswirkungen wir erst noch zu spüren bekommen werden. Wie findet ein heranwachsender Mensch Zugang zu seiner Seele umgeben von hübschen, aber seelenlosen Gesichtern?

Ein ungeschminktes Gesicht ist immer natürlich. Make-Up erzeugt ein künstliches Bild. Optimiert? Verzerrt? Wahrheit? Lüge?

So viele Menschen suchen so vieles. So viele suchen Anerkennung, Liebe. So wenige zeigen, wer sie sind. So viele Seelen sehnen sich danach, gesehen zu werden.

Blick mir in die Augen.

Ich bin lebendig.
Wenn du mich verletzt,
wird es schmerzen,
doch die Wunde wird heilen
und ich werde wieder vertrauen,
denn Vertrauen ist das Licht meiner Seele.
Furcht und Zweifel sind wie Schatten,
die mich begleiten,
doch niemals bestimmen,
denn das Licht ist,
was ich für mich erwählt habe,
der Wahrheit ins Angesicht zu blicken,
und zu sein,
wer ich bin,
lebendig.

Was gibt es schöneres als das Gesicht eines Menschen, in dem nach einem langen Leben zwei Augen funkeln vor Lebensfreude und Dankbarkeit, für all das Erlebte, die sonnigen Tage ebenso wie stürmischen oder die verregneten.

Du blickst in eine Seele und begreifst, worum es wirklich geht im Leben.

Die wahre Schönheit eines Menschen entspringt dem Licht einer Seele, die sich offenbart, dem Herzen, das seine Liebe teilt, den Händen, die Halt geben und den Worten, die berühren – ungeschminkt.

In der Natur des Weiblichen ist es verankert, tiefe, verbindende Emotionen zu empfinden. Hunderttausende von Jahren genetischer Entwicklung verschwinden nicht einfach so. Darin liegt heute eine enorme Chance. Mehr denn je braucht diese Welt, brauchen wir Menschen, verbindende Emotionen, um Brücken zu schlagen über all die Abgründe, die wir in der Vergangenheit aufgerissen und mit Mauern zu Festungen ausgebaut haben. Weder Patriachat noch Matriarchat sind die Lösung, sondern jenes natürliche Gleichgewicht, das wir vor langem verloren haben.

Vor einigen Wochen fand ich im Netz folgenden Text:

Weisheit der Cherokee

Die höchste Berufung einer Frau ist es, den Mann zu seiner Seele zu führen, damit er sich mit der Quelle verbinden kann. Die höchste Berufung eines Mannes ist es, die Frau zu beschützen, damit sie frei und unverletzt auf der Erde wandeln kann.

Über diese Zeilen habe ich viel nachgedacht, habe alle Rollenbilder und Klischees rausgenommen, die Botschaft auf ihre Essenz reduziert, auf die Art und Weise, wie Mann und Frau miteinander umgehen sollten, unabhängig davon, wer wie viel Geld verdient, die Kinder betreut oder den Haushalt führt. Mann und Frau SIND unterschiedlich, Yin und Yang, doch gemeinsam ergeben sie ein Ganzes, wenn sie lernen, gemeinsam die Balance zu finden.

Leider etwas klischeehaft, doch täglich zu beobachten: viele Männer stecken im Ego fest, haben wenig Zugang zu ihren Gefühlen, noch weniger zu ihrer Seele.

Es ist an der Zeit, dass wir Frauen in unsere natürliche Weiblichkeit zurückfinden und all die künstlichen Erwartungshaltungen hinter uns lassen, um die Seelen der Männer wieder mit der Quelle zu verbinden, damit die Menschheit in ihre Balance findet mit sich selbst und ihrer Umwelt.

Einfach Mensch sein, mit Herz und Seele.

Eine Illusion? Vielleicht.

Eine Vision? Vielleicht eine, die inspiriert.

Ich habe lange nach einem Bild für diesen Beitrag gesucht und mich letztendlich für die Augen eines Kindes entschieden, die fragend-verträumt in diese Welt hinausblicken – eine Seele, die sich noch zeigt, wie sie ist.

Bild: pixabay.com

Nur ein paar Gedanken …

Was wäre,
wenn all die Zeit und Energie,
die täglich für optimierte Selfies verwendet wird,
stattdessen eingesetzt wird
um unsere Welt so zu zeigen,
wie sie ist,
mit all ihren Schönheiten,
und auch all dem,
was Menschen daraus gemacht haben.

Würden die Menschen hinsehen?

Würden sie Scham darüber empfinden,
dass die Krone der Schöpfung
sich in Kriegen, Konflikten, Umweltzerstörung, Gier, Neid, Missgunst, Vorurteilen, Ausbeutung und Unterdrückung jeglicher Art verstrickt?

Daran ist nichts edel oder besonnen,
nichts so, wie es einer Krone der Schöpfung gerecht werden würde.
Eher noch einer Dornenkrone,
die schmerzt.

Vielleicht braucht es Schmerz,
damit es anders werden kann.

Vielleicht braucht es den Schmerz einer Geburt,
damit etwas Neues entstehen kann,
damit die Menschen lernen,
sich nicht von Oberflächlichkeiten verführen zu lassen,
sondern tiefer zu blicken,
und ihre Rolle in dieser Welt neu zu definieren
als Hüter:in der Schöpfung.

Aus großer Macht erwächst große Verantwortung.

Sind wir bereit,
diese Verantwortung zu tragen?
Über den eigenen Tellerrand hinauszublicken?
Über die eigene Lebensspanne?
Über Bequemlichkeiten?
Über Unterschiede?

Es ist längst an der Zeit
hinzusehen,
zu erkennen,
dass uns mehr verbindet
als uns trennt.

Es ist an der Zeit,
dass die Flucht vor der Realität endet,
das wir hinsehen,
hinhören,
uns einfühlen,
erwachsen werden
und Verantwortung übernehmen.

Uns wurde ein Paradies gegeben.
Es liegt an uns,
dieses zu bewahren.

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NACHSCHLAG ZUM WELTFRAUENTAG

Am 8. März saß ich bei meiner Friseurin. Sie ist alleinerziehende Mutter und Unternehmerin. Eine moderne, unabhängige Frau. Während ich bei ihr war, zeigte sie mir etliche Nachrichten, die sie über whatsapp erhielt. Glückwünsche zum Weltfrauentag, jede Menge Blümchen und Herzchen in der Art von Valentinstag oder Muttertag, süßlich naiv, die von meiner Friseurin allesamt in der Art von „Haben die denn keine Ahnung, worum es beim Weltfrauentag geht?“ kommentiert wurden.

Zum Drüberstreuen erzählte sie mir noch die Geschichte einer Frau, die sich gefragt hat, warum Männer in den sozialen Medien positive Rückmeldungen bekommen ohne geschminkt zu sein und ob das auch bei Frauen möglich wäre. Also machte sie von sich und ihrem Freund ein ungeschminktes Foto und stellte es online. Was kam, war teilweise erschreckend, um nicht zu sagen: unverschämt. Sie wäre unterdurchschnittlich hübsch. Wie könne sie es wagen, sich ungeschminkt zu zeigen. Das Ergebnis dieses Experiments: Sie tritt nur noch geschminkt vor die Kamera.

An diesem Punkt der Erzählung legte sich in mir ein Schalter um und ich begann meinerseits, mir Fragen zu stellen.

Drehen sich unsere Vorfahrinnen im Grab um, wenn sie das mitbekommen? Sie kämpften für das Recht auf Selbstbestimmung, Bildung, das Wahlrecht, Arbeiten gehen zu DÜRFEN, um aus der Abhängigkeit der Männer zu entkommen … Was würden sie darüber denken, müssten sie miterleben, wie moderne Frauen sich vorrangig über ihr Aussehen definieren?

Auf der einen Seite gibt es nach wie vor den Gender Pay Gap, verdienen Frauen bei gleicher Arbeit weniger als Männer. Auf der anderen Seite wird eine ungeschminkte Frau als unattraktiv wahrgenommen. Für mich geht das nicht zusammen. Das Aussehen sagt absolut nichts über Charakter oder Können einer Person aus. Aber wenn Frauen nicht mal mehr ungeschminkt den Müll rausbringen, damit niemand sieht, wie sie wirklich aussehen, dann sagt mir das einiges über das Selbstbewusstsein (oder das Fehlen desselben) jener Frauen.

An diesem 8. März wurde mir so richtig bewusst, dass es ein Diktat des Aussehens gibt und zu viele Frauen sich diesem unterwerfen. Sie öffnen bereitwillig Tür und Tor für Manipulation und Fremdbestimmung, lassen ihren Wert von anderen bestimmen. Das hat nichts mit Selbstbewusstsein oder Charakterstärke zu tun, doch genau das bräuchte es, damit Frauen respektiert werden und Gleichstellung eine gelebte Realität wird… auch ohne Binnen-I. Das Bewusstsein einer Gesellschaft zu verändern braucht mehr, als den perfekten Lidstrich. Es braucht Menschen, die Werte leben, auch bei unfreundlichem Gegenwind.

Wieder einmal bin ich unendlich dankbar dafür, dass es Menschen (Frauen und Männer) in meinem Leben gibt, denen es völlig gleichgültig ist, ob ich geschminkt bin oder nicht. Sie schätzen mich für meinen Charakter, meinen Humor und weil ich die bin, die ich bin … ungeschminkt und selbstbestimmt.   

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DAS EWIGE MANN-FRAU-THEMA EINMAL ANDERS

Der Kampf der Geschlechter, vorprogrammierte Missverständnisse, all das existiert seit ewigen Zeiten in dieser Welt (zumindest hat es den Anschein), doch es existiert auch noch woanders und hat in meinem Leben so einiges verursacht.

Es heißt umgangssprachlich: in jedem Mann steckt eine Frau und umgekehrt in jeder Frau ein Mann. Animus und Anima (wer nachlesen möchte https://de.wikipedia.org/wiki/Animus_und_Anima)

Mein Animus oder die „Personifikation der männlichen Natur in meinem Unbewusstsein“ ist mir ziemlich bewusst. Seit meiner Kindheit kommunizierte ich mit meinen inneren Anteilen. Darunter waren auch männliche. Als ich 2017 am Abgrund meines 3. Burnouts die Kehrtwende einlegte und meinen Fokus nach innen, in mich hinein richtete, offenbarte sich mein inneres Universum aus weiblichen und männlichen Anteilen, allesamt mit vielfältigen Eigenschaften, günstig ebenso wie ungünstig, helle und dunkle … und sie haben ihre eigene Stimme, die ich in mir höre. Eine weibliche ebenso wie eine männliche. Sogar eigene Sprachmuster. Im Schreibprozess befeuern beide meine Kreativität. Doch dabei bleibt es nicht.

Auch im Alltag spüre ich deutlich, wann ich welchen meiner Anteile auslebe. Meine Sprechstimme verändert sich hörbar. Ebenso Körperhaltung und Mimik. Im Spiegel erkenne ich genau, wann ich Jana bin und wann Jan.

Nur um eines klarzustellen: Nein, ich bin weder Transgender, noch bisexuell oder etwas dergleichen.

Hierbei geht es nicht um Gender oder Sexualität, sondern um die Integration von Gegensätzen. Yin und Yang. Das Symbol kennen viele. Für mich bringt es zum Ausdruck, was ich in mir fühle. Eine helle Seite mit einem dunklen Aspekt und eine dunkle Seite mit einem hellen Aspekt. Betrachte ich meine Romanfiguren Jana und Jan, sind beide genau das: je eine Seite mit einem gegenpoligen Aspekt, die gemeinsam ein Ganzes ergeben. In meinem Fall: Mich, eine Frau durch und durch. Aber eben auch eine, die ihren Gegenpol in sich gefunden und integriert hat … und die aufgehört hat, zu suchen. Wozu auch weitersuchen? Ich habe gefunden, was es zu finden galt: mich selbst.

Wir alle tragen in uns eine Menge Gegensätze, Widersprüche, viele von uns stehen mit sich selbst im Konflikt. Genauso wie sie in der Außenwelt mit anderen im Konflikt stehen. Ich frage mich, was geschehen würde, wenn die Menschen beginnen würden, den Gegenpol in sich selbst zu integrieren. Gäbe es weniger Konflikte? Weniger Egos, die das eine oder das andere überzeichnen, nur um nicht die gegenpolige Stimme zu hören? Darf ein Mann eine weibliche Stimme in sich hören, ohne seine Männlichkeit zu verlieren? Darf eine Frau eine männliche Stimme in sich hören, ohne ihre Weiblichkeit einzubüßen? Vielleicht ist es die natürlichste Sache der Welt, seinen Gegenpol zu umarmen und „ganz“ im Sinne von „heil“ zu werden.

Meine innere Zerrissenheit endete in dem Augenblick, in dem ich meinen Gegenpol integrierte.

Eins zu sein … früher verband ich mit diesem Begriff die Vorstellung, eins mit allem um mich zu werden. Doch um eins mit dem Universum zu werden, ist es vorteilhaft, zuerst eins mit sich selbst zu werden.

Oder anders gesagt: das ewige Frau-Mann-Gegenpol-Thema in sich selbst zu lösen und den Gegenpol anzunehmen.

Wie das machbar ist, darf wohl jeder für sich selbst herausfinden. In meinem Fall war und ist es eine [nicht] ganz alltägliche Liebesgeschichte, die ich übrigens am 10. März (teilweise) live vorlesen werden. Wer also Interesse hat, die feinen Unterschiede in meiner Stimme selbst zu erleben, wenn  ich selbige Jana und Jan leihe, ist herzlich dazu eingeladen. Infos dazu demnächst auf meiner Facebook-Seite.

Gibt es ein spannenderes Abenteuer als die Reise zu sich selbst? Für mich verbirgt sich in jedem Menschen ein Universum, das es zu entdecken gilt. Was kann da mithalten?

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FRAGEN ÜBER FRAGEN

Zu Beginn dieser Woche folgte eine unerfreuliche Nachricht der anderen. Ohne ins Detail gehen zu wollen, es kam von allen Seiten: Familie, Job, Behörden … irgendwie schienen sich alle hinter meinem Rücken verschworen zu haben, mir den Nerv zu ziehen.

Dreimal tief durchatmen und weitermachen.

Mittlerweile hat sich das Bild gewandelt. Lösungen entstehen und ich atme – diesmal gelassener – durch. Nebenbei frage ich mich:

Fügt sich alles zum Guten, weil ich tief in meinem Innersten davon überzeugt bin, dass das Leben stets einen guten Weg findet?

Oder habe ich diese Überzeugung aus Erfahrung gewonnen, weil sich bislang stets eine gute Lösung fand?

Oder sind gute Lösungen (ebenso wie ihr Gegenteil) stets Teil der Realität und es liegt an mir, sie zu wählen?

Oder ist vielleicht alles ganz anders?

Welch wunderbare Gelegenheit, um Fragen zu stellen, auf die es keine Antworten gibt… zum Glück keine Antworten gibt. Ich will es auch gar nicht wissen. Ich MUSS es NICHT wissen. Es ist unglaublich befreiend, nicht wissen zu müssen, warum sich alles so gefügt hat, wie es das tut.

Henne oder Ei?

Erschaffe ich die Realität oder bin ich Produkt?

Für beide Standpunkte gibt es Theorien, doch wie es tatsächlich ist, werden wir nie wissen. Diese Unwissenheit lässt Raum für die Suche, für Gedankenspiele, für Entwicklung. Raum für etwas, das sich dem menschlichen Verstand entzieht und das man nur fühlend erfassen kann. Raum für die nicht zu erklärende Überzeugung, dass es gut ausgehen wird.

Optimismus?

Ist es nicht die Natur jedes lebenden Wesens, optimistisch zu sein? Die kleinste Chance zu nutzen, um zu wachsen und aufzublühen? Sich über alle Schwierigkeiten, Zweifel und Ängste hinwegzusetzen und dem Licht entgegenzustreben?

Sind wir nicht alle geborene Optimisten? Was lässt uns von diesem Weg abkommen? Und wie finden wir wieder zurück?

Fragen, auf die es keine Antworten gibt, doch darüber nachzudenken, öffnet mitunter neue Horizonte. Ich wünsche eine spannende Gedankenreise 😉

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WAS BIN ICH WERT?

… oder anders formuliert: Was ist mein Selbstwert?

In den vergangenen Tagen begegnete mir in unterschiedlichsten Situationen ein Thema: Selbstwert. Bei näherer Betrachtung ein omnipräsentes Thema und ein guter Anlass, ein paar Gedanken darauf zu verwenden.

Selbstwert bezeichnet man die grundlegende Einstellung, die wir uns selbst gegenüber haben (wie wir uns selbst bewerten) – und (nach meiner bescheidenen Ansicht nach) eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Mangelnder Selbstwert bzw. mangelndes Selbstwertgefühl sind Auslöser für eine Menge Leid auf diesem Planeten.

Betrachten wir es mal nüchtern:

Menschen mit einem gesund ausgeprägtem Selbstwert(gefühl) sind mit sich selbst im Reinen. Sie haben es nicht nötig, anderen bei jeder Gelegenheit unter die Nase zu reiben, wer sie nicht sind und was sie nicht alles haben. Sie entwerfen keine optimierte Form von sich selbst, um das Ergebnis x-fach zu teilen und Anerkennung einzuholen. Sie müssen weder prahlen noch protzen, brauchen kein Selbstdarstellertum, um jemand zu sein. Ebenso wenig müssen sie andere runterdrücken (oder mobben), um sich selbst als besser oder überlegen wahrzunehmen.

Ein gesundes Selbstwertgefühl sollte nicht mit überzeichnetem Selbstwert verwechselt werden. Viele Menschen, die ihr ausgeprägtes Selbstbewusstsein zur Schau stellen, haben in Wahrheit keine so gute Beziehung zu sich selbst wie sie gerne hätten und lenken davon ab.

Mangelndes Selbstwertgefühl öffnet Tür und Tor um von anderen ausgenutzt oder gar ausgebeutet zu werden, sich von Energievampiren und Karmastaubsaugern runterziehen zu lassen. Oder in die Selbstausbeutung zu gehen. Mehr und immer mehr zu leisten, nur um den mangelnden Selbstwert mit Anerkennung aus dem Außen vorübergehend aufzubessern.

Bevor die Liste dessen, was mangelndes Selbstwertgefühl auslöst, zu lang wird (und sie könnte noch sehr viel länger werden), ein kleiner Richtungswechsel.

Was braucht es, damit ein Mensch zu sich selbst eine gute Einstellung entwickelt? Sich selbst mit allen Stärken und Schwächen, Licht- und Schattenseiten, bedingungslos annimmt? Bedingungslos bedeutet in diesem Fall nicht „so bin ich und so bleibe ich für immer und ewig“, sondern nur, ich nehme mich so an, wie ich jetzt bin. Wenn ich mich weiterentwickeln möchte, ist das ebenso in Ordnung wie es nicht zu tun. Der Auslöser für die Weiterentwicklung ist nicht das Gefühl, unzureichend, schlecht oder dergleichen zu sein, sondern der Wunsch, Neues zu integrieren.

In meiner Wahrnehmung ist ein gesunder Selbstwert ein geerdetes Gefühl mit einer großen Portion Pragmatismus, intrinsischer Lebensfreude und verspielter Leichtigkeit. Ein absolut „natürliches“ Gefühl. Ungefähr so, als wäre es das selbstverständlichste auf diesem Planeten, ein gesundes Selbstwertgefühl zu besitzen, und alles andere irgendwie „unnatürlich“ oder künstlich.

Täglich begegnen mir Menschen, die offensichtlich ein Thema mit ihrem Selbstwertgefühl haben. Die es über Status, Besitz, Aussehen etc. aufzupeppen versuchen, doch wenn ich in ihre Augen blicke, sehe ich nur Leere, keine Lebensfreude, keine Selbstliebe. Manchmal entdecke ich Leid, Schmerz, oder auch Wut, Frust, Verzweiflung, Resignation. Niemals Gelassenheit oder Leichtigkeit. Mitunter frage ich mich, warum Menschen mehr daran interessiert sind, (vergängliche) Werte im Außen zu vermehren als jenen Wert im Inneren, der in herausfordernden Zeiten ein Fels in der Brandung bildet, einen Rückzugsort, eine Energiequelle, etwas, das nicht ansatzweise in Geld zu bemessen ist.

Wie ich mich selbst bewerte?

Ich bin so, wie ich bin, genau richtig. Neugierig darauf, noch mehr Facetten von mir selbst zu entdecken.

Liebe deinen Nächsten WIE DICH SELBST.

LIEBE DICH SELBST wie du bist – perfekt darin, unvollkommen zu sein.

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1 zu 10

In der vergangenen Woche ist ein Thema mehrfach in meinem Leben aufgetaucht. Unterschiedliche Situationen, aber ein gemeinsamer Kern, den ich als „Erfahrungskonto“ bezeichne. Vereinfacht gesagt, sammeln sich auf diesem Erfahrungskonto Erlebnisse der Kategorien „schmerzvoll“ ebenso wie „liebevoll“ an. Diese Erfahrungen prägen das innere Bild eines Menschen, seine Haltung, Einstellungen, Glaubenssätze, … einfach alles, bis hin zur Gesundheit.

Meine weise Nachbarin Lucy sagte einst zu mir:

„Um den Impact einer negativen Erfahrung in dir auszugleichen, brauchst du 10 positive Erfahrungen.“

Daraus habe ich für mich abgeleitet:

Für jeden schmerzvollen Moment in meinem Leben braucht es 10 liebevolle, um die Wunden zu heilen, zu lernen, zu wachsen, neu Vertrauen zu fassen und zurück in eine positive Grundhaltung zu finden … zurück in die Umarmung des Lebens.

Eigentlich eine ziemlich einfache Sache: steigere die Anzahl der liebevollen Momente in deinem Leben und mit der Zeit wird das Schmerzvolle quantitativ abnehmen, irgendwann nur noch eine Randerscheinung sein.

Eigentlich aber auch eine ziemlich herausfordernde Angelegenheit: zu erkennen und zu akzeptieren, dass liebevolle Momente (und Gedanken) zur Selbstheilung (von Körper, Geist und Seele) beitragen können, ist nur der erste Schritt. An der Umsetzung – vor allem der emotionalen – hängt der Erfolg. Liebevolles Denken und Fühlen zur alltäglichen Routine werden zu lassen, um gelebte Momente auf seinem Erfahrungskonto zu verbuchen.

Viele Jahre steckte ich in der Verstandesschiene fest. Positive Gedanken zu formulieren war einfach, doch die Gefühle dahinter waren häufig Unsicherheit, Furcht, Zweifel. Irgendwann lernte ich, positive Gedanken so intensiv zu rezitieren, dass sie in die emotionale Ebene hinein zu wirken begannen, aber es war immer noch kopfgesteuert. Erst vor einigen Jahren begann ich, zuerst das Gefühl zuzulassen, aus dem sich danach Gedanken formten. Alle meine Geschichten und Gedichte entstehen auf diese Weise.

Es beginnt stets im Gefühl.

Negativen Ereignissen oder Worten auszuweichen ist im Alltag nahezu unmöglich. Doch ich kann die Wirkung, die sie auf mich haben, minimieren, indem ich sie einerseits relativiere, und andererseits für reichlich Gegengewicht in Form liebevoller Gedanken und Gefühle sorge.

Liebevolle Gefühle und Gedanken wirken auf mich und über mich hinaus auf andere Menschen, mein Umfeld.

Selbstheilung ist für mich ein aktiver, lebenslanger Prozess nach der Formel „1 zu 10“. Um den Zustand des Seelenfriedens inmitten einer Welt voller Konflikte und Disharmonien zu erhalten, braucht es mein Zutun. Lasse ich mich treiben, wird mich der Strudel des Mainstreams verschlingen und in seinen emotionalen Untiefen aus Zweifel, Mangeldenken, Ausgeliefertsein den Umständen … ziehen. Will ich mir meine Insel der Lebensfreude, Zuversicht und Gelassenheit bewahren, so schwimmt diese auf liebevollen Gedanken und Gefühlen.

Die Realität rundum ist, wie sie ist. Selten durch mich zu verändern. Doch es gibt in meinem Leben Menschen, an die ich jederzeit einen aus einem liebevollen Gefühl geborenen Gedanken richten kann. Je öfter ich dies tue, desto mehr heile ich mich selbst.

Wer selbstlos gibt, lässt los – ersetzt das Schmerzvolle durch das Liebevolle.

Ein aus einem liebevollen Gefühl geborener Gedanke ist wie ein Sonnenstrahl, der nach einer dunklen Nacht die Nebel der Ungewissheit vertriebt und dem Leben neue Farben und Zuversicht schenkt.

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FREI

Tagebucheintrag 28.01.2023

Weckruf 03:30 Uhr. Im Schneefall zum Bahnhof gefahren. Um 04:46 Uhr in die Straßenbahn nach Wien eingestiegen, danach in den Zug nach Salzburg und weiter ins Gasteinertal zum Skifahren. Irgendwo zwischen Linz und Salzburg, dösend in der Quiet Zone, war da plötzlich ein unglaublich intensives Gefühl in mir, das sich in vier Buchstaben fassen lässt: FREI.

Ich fühlte mich frei.

Frei mein eigenes Leben zu leben, so wie ich mir das vorstelle. Früher dachte ich immer, um sich frei zu fühlen, muss man so viel Geld haben, das man keinen Job mehr braucht und tun und lassen kann, was man will. Geld mag diese Art von Freiheit unterstützen, aber würde ich mich dann auch frei fühlen?

Meine Form der Freiheit ist eine gefühlte, die auf folgenden Erfahrungen und Überzeugungen beruht:

  • Ich weiß, wer ich bin, was ich kann und will – und das in mir noch so einiges steckt, das entdeckt werden will.
  • Mein Job sorgt für ausreichend Einkommen um mir zu erlauben mein Leben so zu gestalten, wie ich es möchte. Niemand zwingt mich, diesen Job zu machen. Ich könnte was anderes tun oder gar nicht mehr arbeiten und von Sozialhilfe leben … alles MEINE Entscheidungen.
  • Zusätzlich bietet mir mein Job auch die Möglichkeit, meine Fähigkeiten auszuleben, mich weiterzuentwickeln und das Ganze auch noch mit einem tollen Team.
  • In meiner Freizeit mache ich, was mit gefällt und mir gut tut … kreatives, sportliches, lebendiges, viel in der Natur draußen.
  • Mein materieller Besitz hat sich in den vergangenen Jahren reduziert. Alles, was nicht mehr zu mir passt, wird verschenkt oder über Second-Hand-Plattformen verkauft. Obwohl ich weniger besitze als früher, fühle ich mich zufriedener denn je zuvor. Ich habe mehr, als ich brauche, verzichte nur auf Unnötiges und Überflüssiges.
  • NIEMAND setzt mich in irgendeiner Form unter Druck – nicht mal mehr ich selbst. Mir ist heute bewusst, dass Druck und die damit verbundene Überlastung der Auslöser für die meisten meiner Borderline-Dramen war.
  • Ich muss niemandem (auch nicht mir selbst) irgendetwas beweisen oder jemand überzeugen.
  • Heute lebe ich ALLE Aspekte (oder Anteile) meiner Persönlichkeit und siehe da, es gibt sogar Menschen, die mich genau deshalb schätzen.

Über „Freiheit“ wurde und wird seit Jahrtausenden diskutiert und philosophiert. Es gibt unterschiedliche Definition. Ob es tatsächliche „Freiheit“ in unserer heutigen regulierten, limitierten, kontrollierten, normierten Welt noch gibt, mag ich nicht beurteilen. Aber ich bin überzeugt, dass es möglich ist, sich FREI zu fühlen, und dass diese nicht zwangsläufig von den äußeren Umständen abhängt.

Freiheit ist für mich eine innere Haltung, eine bewusste Entscheidung, eine gefühlte Gewissheit.

„Niemand kann dich befreien, wenn du die Freiheit nicht in deinem Herzen fühlst.“

Mein Baum der Freiheit hat kräftige Wurzeln, die tief in Dankbarkeit und Zufriedenheit verankert sind; einen stabilen Stamm, der die Realität durchdringt und eine mächtige Krone mit unzähligen Ästen voller Blätter, bunter Blüten und tanzender Schmetterlinge.

Mein Leben lang habe ich mich nach danach gesehnt, mich frei zu fühlen. Heute Morgen war das Gefühl plötzlich da, einfach so.

Kurz nach 20 Uhr tippe ich die letzten Zeilen dieses Beitrags, müde von einem langen, anstrengenden und zugleich wunderbaren Tag … frei im Geist, frei im Herzen.

Bild: https://pixabay.com/de/photos/baum-natur-landschaft-3124103/

APROPOS VERÄNDERUNG

Veränderung ist die einzige Konstante im Universum. Alles verändert sich ständig. Nichts bleibt, wie es in diesem Augenblick ist.

Stillstand oder Stagnation sind demnach nur eine Illusion, die künstlich erzeugt und aufrecht erhalten wird. Menschen können wahre Meister darin sind, in dieser Illusion zu verharren.

Aber um welchen Preis?

Wer in der Vergangenheit lebt (quasi im fiktiven Stillstand) verzichtet auf das, was Leben ausmacht: Lebendigkeit, die nur in der Gegenwart existieren kann. Die Vergangenheit ist vorbei, die Zukunft noch ungeboren. Leben(digkeit) findet im Hier und Jetzt statt.

Warum fürchten wir Veränderungen so sehr? Weil sie das Unbekannte bringt, das unkontrollierbar sein könnte, dass uns Schaden zufügen könnte …

Warum wollen wir das Leben unter Kontrolle halten? Weil es an Vertrauen mangelt, das wir mit dem, was kommt, auch klarkommen. Weil die Vergangenheit uns allzu oft anderes gelehrt hat …

Warum etwas fürchten, ohne das wir gar nicht an dem Punkt angekommen wären, darüber nachzudenken? Niemand von uns kam als erwachsener Mensch in dieses Leben.

Veränderung ist, was uns bestimmt. Nicht mehr und nicht weniger. Es liegt an uns, was wir aus dem machen, das Veränderung mit sich bringt.

Wir werden Veränderungen nicht aufhalten, aber wir können mit ihnen wachsen.  

Stillstand ist nur eine Illusion. Leben bedeutet Veränderung. Umso wichtiger ist es, jeden Augenblick zu (er)leben, denn kein einziger wird in dieser Form wiederkehren – ob wir uns nun davor fürchten oder diese Tatsachen als gegeben nehmen und umarmen, was kommt.

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GANZ NORMAL

Über den Begriff „normal“ philosophiere ich nahezu täglich. Vor allem, wenn Tage wie dieser meinen Weg säumen: Morgens in der Bahn konstruiere ich vor meinem geistigen Auge ein Konzept, komplexe Prozessabläufe inkludiert und Parameter für die Qualitätssicherung, ohne auch nur einen Strich auf Papier zu machen oder etwas in eine Datei zu tippen, während ich zeitgleich meditativer Klaviermusik lausche. Nebenbei beobachte ich die Menschen rundum, nehme immer noch zu viel von ihren zumeist völlig unangebrachten Telefonaten im öffentlichen Raum wahr, staune (nette Formulierung 😉) über das, wofür sie ihre Zeit und Worte verschwenden. Eine Phrase triggert meine Kreativität und ich schreibe (nebenbei) in eine Notiz folgendes Gedicht:

Aum Limit renna is oafoch.
Imma mehr, imma schnölla.
Losst di s’Lebn intensiv gspiarn,
füht se kroftvoih aun,
is oba nua de oane Seitn von da Medäun.
In da Ruhe liegt de Kroft,
host a scho moi ghert .
Gaunz vüh Kroft liegt a in da Stüh
de zwo teun,
net wei sa se nix mehr zum sogn haum,
sundarn weus koane Wuart mehr brauchen
und den aundarn oafoch gspiarn
im Herzen drin.

Hier die Übersetzung für jene, die mit zentralösterreichischer Mundart (eine meiner Herzsprachen) eine Herausforderung erleben:

Am Limit rennen ist einfach,
immer mehr, immer schneller,
lässt dich das Leben intensiv spüren,
fühlt sich kraftvoll an,
ist aber nur die eine Seite der Medaille.
In der Ruhe liegt die Kraft,
das hast du schon mal gehört.
Ganz viel Kraft liegt in der Stille,
die zwei teilen,
nicht, weil sie sich nichts mehr zu sagen haben,
sondern weil sie keine Worte mehr brauchen,
und den anderen einfach spüren
in ihrem Herzen drin.

… und schon geht’s weiter mit der Feinarbeit am Konzept, betrachte ich die vorbeiziehende Landschaft, übe mich im Ignorieren des Unwesentlichen. Inmitten all dessen verharre ich in meiner Bubble um die (emotionale) Energie von jenen Menschen auszusperren, deren Sätze das Gegenteil von gewaltfreier Kommunikation (nach Marshall Rosenberg) darstellen – und denen dieser Umstand vermutlich nicht einmal bewusst ist.

Ich betrachte mich selbst als „normal abseits der Norm“ oder [nicht] ganz alltäglich. Gemessen am Verhalten der normgebenden Masse bin ich alles andere als „normal“.

Wenn ich mit Angehörigen von Borderlinern spreche, höre ich häufig den Wunsch heraus, die Betroffenen mögen „normal“ werden.

Normal?

In welchem Sinne normal? Der normgebenden Masse entsprechend? Das halte ich für schwierig, ohne sich selbst aufzugeben. Für mich ist es normal, zwischen Gedanken extrem schnell hin und her zu springen, mich von Eindrücken inspirieren zu lassen, über Analogien neue Ideen zu entwickeln, aber ich kann mir gut vorstellen bzw. erlebe das im Alltag, das viele davon schlichtweg überfordert sind, wenn ich das, was ich im Kopf habe, eins zu eins mit anderen zu teilen versuche. Auf der anderen Seite kann ich derart fokussiert in einer einzigen Aufgabe versinken, dass ich nichts mehr um mich wahrnehme. Die normgebende Masse empfinde ich häufig als mühsam, langweilig, träge, unflexibel, problemorientiert … das bedeutet nicht, dass ich diese Menschen abwerte, aber ich bin einfach anders. Anpassung an die „Normalität“ ist möglich, aber anstrengend.

Die meisten Borderline, die ich bis dato kennengelernt habe, tragen in sich ein ähnlich komplexes Potenzial an Kreativität, Emotionalität, … auch sie sind „anders normal“. Sie in eine „normale Normalität“ zu zwingen, kann und darf niemals das Ziel einer Therapie sein, denn es wäre – meiner Ansicht nach – ein ultimativer Akt der Selbstverletzung.

Mir geht es gut, ich fühle mich ausgeglichen (manchmal etwas überarbeitet, weil zu lange am Limit, aber irgendwie ist das auch reizvoll, auf jeden Fall bewusst 😉) und mein Leben funktioniert, WEIL ich „normal abseits der Norm“ lebe. Mein Heilwerdung begann in dem Augenblick, in dem ich entschied, nicht mehr sein zu wollen wie die anderen, sondern einfach ICH selbst. In der für mich  grauen Welt öffnete sich eine Tür und ich holte jenes farbenprächtige Erleben in die Realität, das ich bislang in mir verborgen hatte.

Deshalb heute mein Appell an alle Borderline, Angehörige und jeden Menschen, der dies liest:

Sei, wer du bist! … wer du immer warst und immer sein wirst, ganz tief in dir drin, BEVOR all das in deinem Leben geschah, das dich den Glauben an dich selbst und das Vertrauen ins Leben und die Menschen verlieren ließ. Kehre zurück zum Ursprung, zur immerwährenden Quelle deiner Kraft, an den Punkt, der dich mit dem Leben verbindet, und du wirst alles finden, was du für deinen Weg brauchst: Liebe, Lebendigkeit, Lebensfreude, Leichtigkeit … all das ist in dir und wird es immer sein. Du musst es nur (wieder)finden.

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