APROPOS SELBSTLIEBE

Diesen Blog widme ich einem besonderen Menschen in meinem Leben.

Selbstliebe hat absolut nichts mit Selbstverliebtheit oder gar Narzissmus zu tun.

Selbstliebe beginnt damit, sich selbst so anzunehmen, wie man ist – mit allem, was dazu gehört. Vielleicht ein paar Kilos zu viel, ein paar Falten im Gesicht, den eigenen Schwächen, Macken und Lastern. JA zu sich selbst sagen, ohne Wenn und Aber, bedingungslos. Dieses JA bedeutet jedoch nicht das Ende des Weges, sondern im Hier und Jetzt zu sich selbst JA zu sagen. Vielleicht lerne ich morgen etwas dazu und werde manches besser machen. Unabhängig davon, was sein könnte oder noch kommen wird, sage ich in diesem Augenblick zu mir selbst JA.

Selbstliebe bedeutet, gut mit sich selbst umzugehen, auf sich selbst zu achten, den eigenen Körper, die Seele, die Psyche, die Gefühle – bestmöglich für sich selbst zu sorgen.  

Selbstliebe schmunzelt über die eigenen Torheiten, akzeptiert lächelnd die Perfektion darin unvollkommen zu sein, übt sich in Geduld, wenn es mal länger dauert, um über jenen scheinbar unüberwindbaren Schatten zu springen, der vom Glücklichsein trennt.

Selbstliebe ist, was Alleinsein von Einsamkeit unterscheidet.

Selbstliebe erlaubt, bedingungslos zu lieben.

Selbstliebe ist, womit jedes Geschöpf geboren wird.

Selbstliebe kann dir niemand nehmen, außer du gibst sie auf.

Selbstliebe gleicht einem schützenden Mantel, der sich um deine Schultern legt und deine Seele in Geborgenheit hüllt.

Selbstliebe im Innen gelebt, spiegelt sich in Taten und Worten im Außen.

Selbstliebe ist Liebe. Liebe heilt.

 Bild: pixabay.com

EIN BLICK ZURÜCK, EIN SCHRITT NACH VORN

In den vergangenen zwei Wochen habe ich viel Zeit damit verbracht, in mich zu gehen, zu fühlen, zu verstehen. Nach den „Prüfungen des Lebens“ im Mai, fand ich mich in einem Zustand wieder, für den ich noch die passenden Worte suche. „Angekommen“ war ich bereits öfters, aber nie zuvor fühlte ich mich so ICH. Kraftvoll, innerlich gelassen, voller Lebensfreude, frei von jeglichem inneren Konflikt.

Ich bin einfach ICH.

Plötzlich läuft auch wieder die Arbeit an Band 3 meiner JAN/A-Trilogie. Über drei Jahre zieht sich der Schreibprozess nun bereits hin. Es war keine Schreibblockade, die mich aufhielt, es waren meine eigenen inneren Entwicklungsprozesse, die nun offenbar abgeschlossen sind.

Ein wunderbarer Zustand, ganz ICH zu sein, mit all den intensiven Empfindungen und Wahrnehmungen, gleichzeitig in Balance mit mir selbst und meinem Umfeld. Ob mein Umfeld das auch so sieht, ist eine andere Frage. Manche Menschen werden unrund, wenn sie auf „runde“ Menschen treffen und versuchen, diese in ihr eigenes Drama zu verwickeln, damit sie nicht so allein in der Sch*** stecken. Derzeit funktioniert das bei mir nicht. Meine Oberfläche hat eine Art Lotus-Effekt“ entwickelt, wie eine Anti-Drama-Haftbeschichtung. Hoffentlich hält dieser Zustand sehr lange an.

So weit mein Schritt nach vorne.

Um diesen in seiner gesamten Tragweite erfassen zu können, stelle ich hier etwas dazu, dass ich im Zuge der Aufräumarbeiten nach meinem PC-Crash wiedergefunden habe. Die Daten der Festplatte sind zwar hinüber, aber auf diversen USB-Sticks fand ich rund 1.500 Dateien wieder – ein erfreulicher Nebeneffekt meiner „ich lege es mal in einen Löschordner und lösche es später“-Strategie. Stundenlang sortierte ich also Dateien. Dabei tauchte etwas auf, das ich Ende Mai 2020 schrieb, wenige Wochen bevor meine langjährige Beziehung explodierte. Zerbrochen war sie aus heutiger Sicht bereits davor, nur hielt ich die Scherben lange Zeit zusammen.

An jenem Tag verlangte mein Ex-Partner von mir mich auf das bevorstehende Paarseminar vorzubereiten und den Fragebogen auszufüllen. Seiner Meinung nach machte ich das nicht sorgfältig genug, was er mir auch zu verstehen gab. Ich verspürte eine Unmenge an Druck, der sich damals erstmals in Worte fassen ließ. Durch die Arbeit an JAN/A hatte ich bereits meine „Sprache des Unbewussten“ trainiert. Als ich nun – nach ziemlich genau drei Jahren – diese Zeilen las, blickte ich in den Spiegel meiner Vergangenheit und mir wurde klar, dass es mir damals wesentlich schlechter ging als ich mir selbst zu dieser Zeit eingestand.

Ein Blick zurück.

Das nennst du Liebe? Wenn ich nicht sein darf, wer ich bin? Was ist falsch an mir? Nichts. Ich bin einfach anders. Aber das durfte ich ja noch nie sein. Alle haben an mir herumgebastelt, meinen Kopf mit ihrem Schrott gefüllt. Das ist es, was ich nicht mehr aushalte: zu sein, was ich nicht bin. Rollen zu spielen, die längst nicht mehr passen. Treib mich weiter. Schlag mich. Worte können mich längst nicht mehr berühren. Mein Körper fühlt keinen Schmerz mehr. Ich bin zum Schmerz geworden. Meine Seele blutet. Das wolltest du erreichen? Sei stolz darauf, denn es ist dir gelungen. Ich liege am Boden, doch ich werde wieder aufsteigen. Ich werde mich über all das erheben, über all den Schmerz und durch den Schmerz hindurch. Du glaubst, du hast gewonnen? Etwas erreicht? Ich bin nicht du. Ich lebe nicht dein Leben und du fühlst nicht, was ich fühle. Eingesperrt in ein Korsett aus Konventionen. Unfrei in jeder Minute, gefesselt bei jedem Atemzug. Ich fühle unendlich, mehr als Worte sagen können, mehr als Menschen verstehen können.

Ich bin ein Herzschlag in der Ewigkeit. Ein Tropfen, der wieder und wieder in die Stille eines ruhenden Sees fällt und dessen Wellen an weit entfernte Ufer branden. Ich bin wie der Wind, der sich am Flügel des Adlers bricht und ihn höher und höher empor trägt. Ich bin das Chaos und die Ordnung, dunkler als die schwärzeste Nacht und gleißend wie das Licht der Sonne zur Mittagszeit. Ich bin reines Fühlen im Augenblick. Ich bin Veränderung. Ich bin ein feuriger Funken Lebensfreude.

Zwing mich gegen meine Natur zu leben, und ich werde das Gegenteil all dessen, was ich bin. Wer erschafft, kann auch zerstören. Zwing mich in deine Schranken, und ich werde zu einem Schatten, kalt, dunkel, leer. Düsternis hüllt mich ein, in deren Mitte Schmerz an Süße gewinnt. Du hast mir fast alles genommen, was mir Freude bereitet hat, nur eines kannst du mir niemals nehmen: den Schmerz. Wenn nichts mehr bleibt, wenn alles verloren ist, liegt unendlich viel Trost im Schmerz. Ein vertrauter Freund, verlässlich und treu. Solange ich Schmerz empfinden kann, wirst du niemals über mich siegen, mich nie vollständig bestimmen. Dies ist mein Widerstand gegen dich und du wirst ihn niemals brechen. Schlag mich. Füge mir Schmerz zu. Ich werde es ertragen und der Schmerz wird mich stärker machen, mit jedem Schlag, mit jedem Wort, mit jeder Demütigung, mit jeder Ausgrenzung. Schmerz macht mich stark, denn er ist das, was du fürchtest. Deshalb sehne ich mich nach dem Schmerz, denn er hält dich fern. Wenn ich leidend am Boden liege, hältst du inne. Dann habe ich gewonnen. Schmerz ist mein Schutzschild. Er hält dich davon ab, mehr von mir zu fordern. Wenn ich am Boden liege, wenn ich nichts mehr zu geben habe, wenn mir nur der Schmerz bleibt, darf es genug sein. Dann ist dein Hunger gestillt, verlangst du nichts mehr von mir, denn du hast alles genommen – oder glaubst es zumindest, denn ich habe dich ausgetrickst. Etwas hast du nicht bekommen, etwas ist mir geblieben, und das ist der Schmerz. Lebensfreude, Liebe, Leichtigkeit … all das hast du aus meinen Adern gesaugt, doch den Schmerz konnte ich vor dir verbergen, wie einen Schatten inmitten von Dunkelheit. Er wird nun mein Trost und der Beweis, nicht vollends in dir aufgegangen zu sein. Noch existiert etwas von mir: mein Schmerz. Der Beweis, dass ich lebe.

So weit mein Blick zurück.

Ich frage mich, wie oft ich wohl so ehrlich zu mir selbst war wie an diesem Tag vor drei Jahren. Jahrelange redete ich mir die Beziehung schön, passte mich an, verdrehte mich so lange bis ich einem Schraubengewinde glich. Psychoanalytiker werden vermutlich begeistert sein von dem Text, der das Problem schildert UND gleichzeitig die Überzeugung, all dies zu überwinden und sich der Fremdbestimmung zu widersetzen. Anders formuliert: Das Opfer schüttelt die Opferrolle ab. Vielleicht war dieses Bekenntnis vor drei Jahren einer meiner wichtigsten Schritte, um aus dem Drama auszusteigen. Danach hatte ich jedenfalls die Kraft, einen Schritt ins Unbekannte zu wagen, die schmerzhafte Beziehung hinter mir zu lassen und in ein völlig ungewisses Leben aufzubrechen – MEIN Leben, frei und selbstbestimmt.

Bis heute habe ich diesen Schritt kein einziges Mal bereut. Der Blick zurück bestätigt mir einmal mehr: es war der richtige Schritt für mich.

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PRÜFUNG DES LEBENS: LIEBEN ODER LEIDEN?

Die vergangenen vier Wochen waren eine durchgängige Prüfung für mich. Das Leben schien herausfinden zu wollen, wie erst es mir mit meiner Entscheidung „Lieben“ tatsächlich ist. Wieder und wieder wurde ich getriggert, mit schmerzhaften Erinnerungen konfrontiert und in Versuchung geführt, mich neuerlich in die vertraute Opferrolle fallen zu lassen. Es war eine anstrengende, belastende und gleichzeitig befreiende Phase, in der ich für mich selbst erkennen durfte, welch tiefgreifende Auswirkungen meine Entscheidung hat und weiterhin haben wird.

Lieben oder Leiden?

Lieben! Zu 100% – besonders in Bezug auf jene schmerzhaften Erinnerungen aus meiner Kindheit, in der vieles anders lief, als ich es mir gewünscht hätte, hätte mich jemand danach gefragt.

All diese Ereignisse und die Menschen, die darin involviert waren, sie sind Teil meines Lebens und als solchen nehme ich sie vorbehaltlos an. Auch wenn ich mir diese Erinnerungen nie als Teil meines Lebens gewünscht habe, sie sind es nun einmal und sie haben dazu beigetragen, dass ich heute bin, wer ich bin: eine, die sich voll und ganz selbst so annimmt, wie sie ist. Mich von diesen Ereignissen zu distanzieren, sie zu verdrängen oder gar abzuleugnen, würde bedeuten, mich von mir selbst zu distanzieren, einen Teil meines Lebens zu verdrängen oder mich als Summe meiner Erfahrungen zu verleugnen.

Was geschehen ist, ist geschehen.

Nichts und niemand kann daran etwas ändern. Das Einzige, was veränderbar ist, ist die Einstellung, mit der ich auf meine Vergangenheit und manche Ereignisse darin blicke. Letztendlich bestimmt dies, wie ich auf mich selbst blicke.

„Lieben“ bedeutet für mich, anzuerkennen, was es ist, und es als einen Teil meines Lebens anzunehmen. Menschen haben meine Grenzen überschritten, mich missbraucht, gedemütigt und auf vielfältige Weise verletzt. Dies ist geschehen und kann nicht einfach „gelöscht“ werden. Doch es ist meine Entscheidung, nicht länger darunter zu leiden. Ich liebe, was aus meiner wurde. Wer weiß, wer ich ohne diese Erfahrungen geworden wäre? Das ist kein Zweckoptimismus im Sinne von „ich habe eh keine andere Wahl“. Ich habe eine andere Wahl. Sogar mehrere. Ich könnte leiden, oder mich verändern.

Love it, change it or leave it.

Ein Spruch, der gerne zitiert wird. Wer ihn nicht nur flott dahinsagt, sondern ausgiebig auf sich wirken lässt, wird darin möglicherweise die universelle Botschaft erkennen: wir haben stets die Wahl. Eine Wahlmöglichkeit zu haben, öffnet die Tür aus der Opferrolle auszusteigen. Wer aus der Opferrolle aussteigt, verändert die Drama-Dynamik seines Lebens.

Mein Opferdasein liegt lange zurück. Heute stehe ich zu dem, was geschehen ist, und bin gleichzeitig frei, mein Leben selbst zu bestimmen.

Das Leben ist ein einzigartiges Geschenk – an jeden von uns. Was wir daraus machen, verleiht ihm seine Bedeutung.

Ich glaube, wir werden geboren, um über uns selbst hinauszuwachsen. Die Steine, die das Leben uns in den Weg legt, sollen dabei helfen, unseren Blickwinkel zu verändern und andere Richtungen einzuschlagen. Menschen werten in „gut“ und „schlecht“, doch das Leben kennt nur Veränderung, damit einhergehend Wachstum oder Niedergang. Es liegt an uns, wie wir uns entscheiden. Lieben oder Leiden?

Noch ein paar Worte zum heutigen Beitragsbild: dies ist die Aussicht von meinem Platz für autobiographisches Schreiben auf der Couch. Stimmungsvolle Sonnenuntergänge gehören dazu. Obwohl ich bereits gefühlt 1000 Bilder davon aufgenommen habe, sind keine zwei gleich, doch sie bringen mich stets aufs Neue zum Lächeln und erinnern mich daran, welch ein wunderbares Geschenk mein Leben ist.