Manchmal kann „Entrümpeln“ eine fast magische Wirkung entfalten. Wenn etwas in meinem Leben unrund läuft, fange ich an, aufzuräumen. Wenn ich gerne etwas verändern möchte, aber nichts tun kann, fange ich an, aufzuräumen. Wenn ich nicht weiter weiß, fange ich an, aufzuräumen. Wenn ich unruhig bin, fange ich an, aufzuräumen. Wer mir Ideen fehlen, fange ich, aufzuräumen.
Es gibt einige Modelle dazu, die erklären, wie diese Wirkung zustande kommt. Ob es nun blockierte Energien sind, die wieder fließen können, oder eine Art von Resonanzwirkung auf die Veränderungen innerhalb des Systems, oder was auch immer. Im Grunde hat es für mich keine Bedeutung, WARUM es funktioniert. Viel wichtiger ist, DAS es funktioniert. Und das tut es.
Vor 3 Wochen packte ich mein „Leben“ in rund 75 Kartons. Würde ich heute erneut packen, wären es nur mehr 50 Kartons. Oder weniger. Die Differenz wurde zwischenzeitlich auf vielfältige Weise „entrümpelt“. Manches landete in sozialen Projekten, anderes bei Menschen, die sich darüber freuten. Nur weniges endete im Müll. Ich bin keine, die etwas, das noch gut, schön und funktionsfähig ist, einfach so entsorgt. Es gibt immer Möglichkeiten, anderen damit eine Freude zu bereiten oder gar einen Bedarf abzudecken, auch wenn diese Dinge nicht mehr zu meinem Leben passen und zu Ballast wurden.
Ich habe viel Ballast abgeworfen in diesen 3 Wochen. Auch körperlich. Ein paar Kilos sind verschwunden – worüber ich ebenso erfreut bin wie über den neugewonnenen Überblick über mein Leben. So vieles hatte sich in den Jahren angesammelt, war in den Untiefen von Schubladen und Kästen ins Vergessen hinabgesunken. All das durfte nun gehen. Ich bin dabei zu erkennen, wie wenig ich wirklich brauche, wie einfach das Leben dadurch werden kann, und wie viel Unnötiges ich so lange mitgeschleppt habe.
Aufräumen und entrümpeln hat eine heilsame Wirkung auf mich – und vermutlich nicht nur auf mich. Schließlich gibt es auch einige Bücher darüber.
Wobei – ich beschränke mich nicht auf Kästen und Schubladen. Meine Aufräum- und Entrümpelungsaktion erstreckt sich bis in eine Dimension, die weniger populär ist: meine Verhaltensmuster, Einstellungen und Glaubenssätze.
Ja, auch dort sammelte sich im Laufe von Jahren und Jahrzehnten eine Menge an, und einiges davon passt nicht mehr in meine aktuelle Lebenssituation und zu mir als Person. Während es allerdings recht einfach ist, einen Keller oder Kasten zu entrümpeln, stellt unser Unterbewusstsein (in dem unsere Einstellungen, Glaubenssätze und Verhaltensmuster verankert sind) eine Herausforderung dar. Einen Ordner – egal, ob in Papierform oder digital – kann ich hernehmen und durchackern, aber meine „Programme“ sind nicht so einfach abrufbar wie die Ordnerstruktur auf meinem PC.
Dennoch – es ist möglich.
Zu Hilfe kommt mir dabei der Umstand, dass ich mich nun in einem anderen Umfeld und einer völlig anderen Lebenssituation befinde. Erstmals in meinem Leben, teile ich meinen Wohnraum nicht mit Menschen, zu denen ich in einer familiären Beziehung oder Partnerschaft stehe. Dadurch greifen meine die Trigger meiner frühkindlichen Traumatisierungen nicht mehr, weil es eben „nur“ eine Wohngemeinschaft ist. Wenn es Stress gibt, dann auf Augenhöhe ohne emotionale Beziehungsebene und Verstrickungen, die alte Gefühle und Verletzungen reaktivieren. Anders gesagt: mein inneres Kind bleibt bei all dem gelassen, weil es mit dieser neuartigen Situation keine negativen Erinnerungen verbindet.
Während wir uns also in der Wohngemeinschaft aufeinander einstellen, habe ich die Gelegenheit, mich selbst zu hinterfragen. Nichts ist hier selbstverständlich oder gewohnt. Alles ist neu. Alles kann geprüft werden auf Relevanz für meine Gegenwart und Zukunft. Vieles wird über Bord geworfen. Bildlich gesprochen. Routinen werden verändert, angepasst an das, was für mich heute Sinn macht und nicht länger weitergeführt als etwas, was „ich schon immer so getan habe“.
Meine innere Haltung in Bezug auf mein Umfeld verändert sich. In Bezug auf mich selbst begann ich damit 2017, entdeckte mich selbst neu und fand zurück zu mir selbst. Nun geht es in die nächste Runde.
Wann hat man schon die Gelegenheit, sich selbst und sein Leben in diesem Umfang zu hinterfragen und neu auszurichten? Tag X hat mir diese Gelegenheit verschafft. Und ich nutze sie. Aufräumen, entrümpeln, neu definieren …
Ich erschaffe mir gerade meine Zukunft. Aus der Vergangenheit darf bleiben, was mir guttut, zu mir passt, mich stärkt und Sinn macht. Die Gegenwart gleicht einem weißem Blatt Papier, auf dem ich mit einem magischen Stift experimentiere. Meine Gedanken und Ideen für die Zukunft entstehen gerade erst auf einem Fundament aus Gefühlen, die sich unter einem Nenner zusammenfassen lassen: Vertrauen!
Ich vertraue dem Leben, das mich bis hierhergeführt hat.
Ich vertraue mir selbst, dass ich daraus lernen und mich weiterentwickeln werden.
Ich vertraue der Liebe, denn sie findet immer einen Weg.
Und ich vertraue auf die magische Wirkung des Entrümpelns – auch loslassen genannt.
Manchmal muss man im Leben alles loslassen, um herauszufinden, womit man noch (in Liebe und Wertschätzung) verbunden ist, denn dies wird stets zurückkehren.
Manchmal muss man sich bewusst machen, dass wir nichts wirklich besitzen. Oder in den Worten meiner romantischen Ader formuliert:
„Du kannst nichts verlieren, denn wir besitzen nichts. Weder unser Leben, das wir von der Ewigkeit geliehen haben; noch die Liebe, die uns begleitet; noch nicht einmal den Atem, der uns am Leben hält, denn auch ihn lassen wir mit jedem Ausatmen aufs Neue ziehen. Lass alles los, damit zurückkehren kann, was bestimmt ist, dich durch dieses Leben zu begleiten.“ (Zitat: Kurzgeschichte „1001 Schmetterlinge“ aus dem Buch „EMBRACE – Fühle die Umarmung des Lebens“)
Manchmal erschafft das Leben eine Situation, in der ein Gedanke alle anderen überstrahlt: Die wirklich wichtigen Dinge des Lebens sind weder in Kästen noch Kellern zu finden, sondern tief in uns, in unserem Denken, unserem Fühlen, unserem Sein.
Aber ist das überhaupt ein Gedanke? Oder nicht doch ein Gefühl? Intuitives Wissen? Eine universelle Wahrheit? Find es heraus. Fang an, in deinem Leben und dir selbst aufzuräumen, zu entrümpeln, loszulassen …
Vielleicht wird es dir so ergehen wie mir selbst: unabhängig von dem, was außen ist, fühle ich mich geborgen in der Umarmung jenes Lebens, das gut für mich sorgt, weil ich gut für mich sorge 😊
#FeelTheEmbraceOfLife
(Tag 29 in meinem neuen Leben)
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