GEDANKEN ZUM FÜHLEN

Eine liebe Freundin von mir bedenkt mich des Öfteren mit Ratschlägen in der Art von: „Zeig nicht so schnell, was du fühlst. Das macht dich verletzbar.“

Das tut es. In der Tat.

Dennoch – fast mein gesamtes Leben habe ich aus dem Kopf heraus gelebt. Stets hinterfragt, was und wie viel an Emotion ich wann zulassen oder zeigen darf, hab sogar Gefühle im Kopf konstruiert, weil ich irgendwann verlernt hatte, echte Gefühle zu empfinden. Hat mich das vor Verletzungen bewahrt? Leider nein.

Ganz im Gegenteil.

So wie ich das sehe, besteht ein großes Übel, mit dem sich viele von uns heute herumschlafen, oft in dem Mangel offenbarter, aufrichtiger Gefühle. Wir verstecken uns gerne hinter wohl überlegten Worten, die trotzdem missverständlich ankommen, da Begriffsklärungen verabsäumt und vieldeutige Floskeln verwendet werden oder ganz einfach viel um den heißen Brei herumgeredet wird, anstatt sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Wie fühlt es sich an?

Gefühle sind nie falsch – sie sind stets der Ausdruck dessen, was tief in uns vorgeht. Vielleicht empfinden wir sie manchmal als unpassend oder überzogen, doch wer fällt dieses Urteil? Unser Verstand oder – schlimmer noch – fällen andere das Urteil über uns?

Als Borderlinerin gehöre ich zu jener Gruppe von Personen, die nahezu grenzenlos Fühlen können, quasi ohne Limit, intensiv und mitunter schier überwältigend. Ganz gleich, welche Art von Gefühlen, wobei Ängste in jeder nur erdenklichen Form dominierten. Gefolgt von Minderwertigkeit und einer Menge anderer bedrückender Emotionen. Zwischendurch gab es auch Ausbrüche in die andere, positive Richtung, denn auch das ist möglich. Ich habe diese Gefühlsintensität sehr lange Zeit in mir unterdrückt. Das hat mich krank gemacht, physisch und psychisch. Ein wichtiger Aspekt meiner Heilung war schlicht und einfach: zu dem stehen, was ich fühle und es in meinen Alltag integrieren. Einfach, aber nicht leicht 😉

Der menschliche Verstand ist ein mächtiges Instrument, erwachsen aus der Notwendigkeit des Überlebens heraus, bestimmt er uns heute fast ununterbrochen. Er befähigt uns zu enormen kognitiven Leistungen und erschuf unsere moderne Welt, doch manchmal ist er schlichtweg jener urtümliche Felsbrocken, der uns im Weg liegt und sich keinen Millimeter freiwillig bewegt.

Seit jeher wird der Verstand mit unserem Kopf assoziiert, mit unserem Denken. Unsere Gefühle jedoch reiht man seit langem dem Herzen zu, obwohl das Herz genaugenommen nur ein Muskel, eine Pumpe ist. Wir leben in einer kopflastigen Zeit, in der alles und jeder permanent unter Kontrolle von außen zu stehen scheint. Gefühle werden über die Medien in jede gewünschte Richtung manipuliert, entweder um Kauflüste zu wecken oder Ängste vor Krisen oder Aversionen gegen dies oder das …

Wer zeigt noch authentisch, was er/sie fühlt?

Besagte Freundin vertritt auch eine Ansicht, auf die öfters treffe: „Warte erstmal ab, was die andere Seite (Anm.: In Bezug auf Gefühle) preisgibt, bevor du selbst etwas sagst.“

Tja, und was, wenn beide Seiten so agieren?

Entstehen nicht vieler unserer Missverständnisse, Probleme und Konflikte erst aus diesem „Nicht-Preisgeben“ heraus? Was wäre, wenn wir nicht nur unsere vom Verstand formulierten Beweggründe kommunizieren, sondern auch unsere gefühlten? Die „Gewaltfreie Kommunikation“ nach Marshall Rosenberg geht stark in diese Richtung. Leider ist sie nach meinem Erleben nicht ansatzweise im Alltag der Menschen angekommen. Vielleicht liegt das auch daran, dass es mehr als nur geschickt formulierte Worte braucht, um Gefühle zu offenbaren. Es braucht Vertrauen, Zuversicht, Mut …

Wer seine Gefühle zeigt, wird berührbar und damit verwundbar, legt jenen Schutzschild ab, den der Verstand geschaffen hat.

Wer seine Gefühle verbirgt, unterdrückt oder gar verleugnet, verliert seine Lebendigkeit. Gewiss, man kann aus dem Verstand heraus leben, aber nicht lebendig sein. Dafür braucht es das Herz. Der Verstand findet Gründe, warum jemand an unserer Seite sein sollte und welche Rahmenbedingungen erfüllt sein wollen. Das Herz liebt grundlos und bedingungslos.

Doch wer lebt schon aus dem Herzen heraus?

Vor einigen Jahren noch hätte ich mich wohl dazu gezählt, aber genau das Gegenteil war der Fall. Ich lebte voll und ganz aus dem Verstand heraus. Denken bestimmte meine Welt. Ich dachte, ich würde fühlen – bis zu dem Tag, an dem ich begann, mich ins Fühlen fallen zu lassen. Ein Tor öffnete sich, ich schritt hindurch und wurde wahrhaftig lebendig.

Und nun?

Zurückkehren auf vermeintlich sicheres Terrain? All das aufgeben für taktische Spielchen mit Gefühlen? Abwarten, bis der andere sich offenbart, nur um keine Schwäche zu zeigen? Um cool und überlegen zu wirken? Wie jene Menschen, die sich aus Angst vor Gefühlen hinter einer unsichtbaren Mauer, hinter einem Stacheldraht aus Zynismus und Sarkasmus verschanzen? Oder einen „Regler“ einbauen, der ein „Zuviel“ verhindert?

Danke, aber nein danke.

Ich fühle (ohne Limit) und bin verwundbar (und es kann verdammt weh tun), aber so bin ich nun einmal oder so ist es genau richtig. Vielleicht mache ich mich hin und wieder lächerlich, wenn ich über Gefühle spreche. Vielleicht halten mich manche für schwach. Vielleicht sogar für naiv – oder dumm. Ich für meinen Teil empfinde mich als sehr lebendig, ein denkendes UND fühlendes Wesen, das schlichtweg null Bock darauf hat, sich an die allgemeine „Norm“ in Bezug auf Gefühle anzupassen.

Ich bin, wer ich bin und ich fühle, wie ich fühle.

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Bild: pixabay.com

Das Buch, das mein Leben verändert hat …

… ist überraschenderweise keines von den unzähligen, die ich im Laufen von drei Jahrzehnten gelesen habe und die meine stattliche Bücherwand füllen. Es ist das Buch, das ich selbst geschrieben habe. Mein erstes „Buch-Baby“.

Es wurde gestern als Neuauflage zum zweiten Mal veröffentlicht. Bei Filmen gibt es den Director’s Cut. Keine Ahnung, wie man das bei einem Buch nennen soll. Writer’s Type? Wie auch immer. Ich zelebriere diese Neuauflage noch intensiver als die Erstauflage, denn rund ein Jahr danach ist mir mehr denn je bewusst, was JAN/A für mich verändert hat.

Kurzer Zeitsprung in die Zeit vor JAN/A und noch weiter zurück, in die späten 1980er Jahre. Damals konnte ich in den Armen eines Mannes liegen und … bleiben wir jugendfrei 😉 … ohne das Geringste dabei zu fühlen, weder körperlich noch emotional. Für mich war dieser Zustand Normalität, etwas anderes unvorstellbar. Über die Jahre lernte ich eine geistige Vorstellung von Emotionen zu kreieren, aber von echtem Fühlen war ich noch weit entfernt.

All die Bücher, die ich gelesen habe, waren zu 99% dem Thema Selbstfindung gewidmet in allen Facetten, die es gibt – und das sind viele! Seminare, Ausbildungen, Selbsterfahrung, Familienaufstellung, Therapie, Körperarbeit, Energetik… Ich habe so einiges gemacht im Bereich Kommunikation und Mentaltraining, als Lernende und Lehrende. Glaubenssätze umzuschreiben wurde irgendwann ein lustiges Hobby, aber ins Fühlen kam ich dennoch nicht. Zu stark und übermächtig werkte mein kontrollierender Verstand – bis ich 2017 kurz vor dem 3. Burnout stand. Ich brauchte ein Ventil und begann zu schreiben.

Ich lies mich zu Beginn zögerlich, schon bald hemmungslos in jene Welt fallen, die ich jahrzehntelang in mir unterdrückt und vor allen anderen verborgen hatte: die Welt meiner Fantasie – und meiner Emotionen.

JAN/A ist eine hochemotionale Geschichte. Sie beginnt in jenem Schmerz, den ich im Oktober 2017 empfunden habe, doch schon bald gesellen sich andere Gefühle dazu – wie Sonnenstrahlen, die nach dem großen Regen die Wolken vertreiben. Was die Emotionen und Gedanken betrifft, ist JAN/A 100% authentisch. Ich bin JAN/A.

Vielleicht liest sich das hier für jemanden, der nie entkoppelt von seinen Gefühlen gelebt hat, völlig irre und schlichtweg nicht nachvollziehbar. Deshalb ein Versuch, es zu verbildlichen: Stell dir vor, du lebst dein Leben lang im Halbschlaf in einem Nebel, der alles dämpft. Und plötzlich legt sich ein Schalter um, du stehst mitten im Licht und die Welt hat tausende von Farben. So ungefähr nehme ich es wahr.

Natürlich haben die Jahrzehnte des Lesens, der Selbsterfahrung etc. ihren Teil dazu beigetragen, jenes Fundament aufzubauen, auf dem JAN/A letztendlich loslegen konnte. Dennoch – mein dominanter Verstand, der zwar Glaubenssätze beliebig umprogrammieren konnte, aber nicht fühlen – stand mir all die Zeit im Weg, bis ich begann, meine Geschichte zu erzählen. Etwas in mir (mein Dämon?) trickste mich aus, denn aufgrund meiner Mental-Ausbildungen wusste ich, dass unser Unterbewusstsein nicht zwischen Realität und Fantasie unterscheidet und beides für bare Münze nimmt. Genauso funktionieren Autosuggestionen & Co. Genauso kann man lernen barfuß über glühende Kohlen zu laufen – was ich übrigens auch schon des Öfteren gemacht habe.

JAN/A ist für mich eine komplexe Autosuggestion, die mein inneres Bild auf der Ebene der inneren Werte (siehe Beitrag „Immer und immer wieder“) umgeschrieben hat. Nicht über den Verstand und Denken, sondern ausschließlich über Fühlen!

Aber nicht nur das. Durch den Austausch mit Therapeuten weiß ich mittlerweile auch, dass ich sehr effizient die Methode des inneren Dialogs bzw. eine Teilearbeit angewandt habe. Was ich hier so lapidar in wenigen Absätzen beschreibe wäre ausreichend inhaltlicher Stoff für ein dicht gepacktes Wochenendseminar. Wer weiß, vielleicht mache ich das auch irgendwann einmal. Oder ich schreibe ein Buch darüber. Für heute zelebriere ich einfach die Freude am Ereignis.

JAN/A, das Buch, das mein Leben verändert, ist ab sofort in der erweiterten Fassung, die meine Welt des Fühlens (fast) vollständig erlebbar macht, zu haben und jeder kann sich in diese Welt fallen lassen. Das „Fast“ bezieht sich übrigens darauf, dass in Band 2 noch ein paar neue Aspekte dazukommen, aber mehr wird noch nicht verraten. JAN/A war immer als Trilogie gedacht.

Der Buchtrailer verrät ein wenig vom Inhalt, aber viel mehr von der Stimmung, Dynamik, Emotionalität …

https://biteable.com/watch/book-trailer-jana-1-2347919

… jenes Buches, das mein Leben verändert hat – für immer.