Oder: Wie es mir gelingt, trotz (oder aufgrund) meines Borderline-Syndroms ein glückliches, erfolgreiches Leben zu führen
Welch ein Titel, den ich für meinen heutigen Blog gewählt habe! Aber irgendwie ist mir gerade danach. In den vergangenen Tagen hatte ich einige Gespräche mit Menschen, die kaum einen gemeinsamen Nenner haben – außer mich zu kennen. Sie sind bereits seit längerem Teil meines Lebens oder haben mich gerade erst kennengelernt. Wie auch immer die Begegnung stattfand – Face to Face, Chat, Telefonat – irgendwie landeten wir früher oder später an dem Punkt Borderline und wie wunderbar ich nicht damit umgehe.
Anerkennung in dieser Form geht runter wie Öl …
… aber sie ist auch ein wenig „schmierig“, denn für mich ist das, was ich tue und wie ich lebe, alltäglich, also nichts Außergewöhnliches. Ich freue mich darüber, meinen aktuellen Status erreicht zu haben. Gleichzeitig halte ich es für möglich, dass jede und jeder dies auch erreichen kann, wenn …
Hier steigen wir nun ins eigentliche Thema ein.
… WENN die Stolpersteine, Fallgruben und sonstige Hindernisse gemeistert werden.
Oder anders gefragt: WAS kann den Erfolg (auf der Reise zu sich selbst, zu einem Leben voller Lebensfreude, Selbstliebe und sonstigen wunderbaren Gefühlen) verhindern?
Die Antwort ist so simpel wie zutreffend: ICH. Also jeder von uns, denn wir stehen uns immer selbst im Weg. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, das wir selbst für unseren Erfolg im Leben – und damit meine ich nicht Geld, Status oder dergleichen, sondern all das, was sich mit Geld nicht erwerben lässt und wonach sich vermutlich jeder von uns sehnt: Seelenfrieden, Geborgenheit, (Selbst)Liebe, …
Manche Weisheitslehren definieren das Streben danach als jenen Weg, welcher das ultimative Ziel des Menschseins darstellt.
Weniger philosophisch betrachtet liegt einfach ein enormer Benefit darin, mit sich selbst und der Welt rundum im Einvernehmen zu leben. Der Stresspegel in unserem Leben wird dadurch drastisch reduziert, ganz gleich ob im Job, Privatleben oder generell.
Zurück zu den Stolpersteinen. WAS verhindert den Erfolg? Hier meine persönlichen Favoriten des Scheiterns (oder Auslöser für weitere Lernrunden und Umwege):
Gut bedeutet nicht besser: Wenn es mir so richtig dreckig ging, war die Motivation für Veränderung und Weiterentwicklung stets am höchsten. Ich MUSSTE und wollte etwas tun. Kaum war das Schlimmste überstanden und „Normalität“ stellte sich ein, verschwand der Drive, trat anderes (zumeist Banalitäten) in den Vordergrund. Dabei hatte ich gerade einmal das Tief überwunden. Von Veränderung oder Weiterentwicklung keine Spur. Ich war erneut beim Ausgangspunkt gelandet. Es ging mir vorübergehend wieder gut, aber eine dauerhafte Verbesserung hatte ich nicht erreicht.
Erkenntnisse sind wie Seifenblasen: schillernd, faszinierend, kurzlebig. Unzählige bahnbrechende Erkenntnisse erhellten meinen Lebensweg gleich einer Seifenblase, doch sie bewegten erstmal nichts. Erst wenn auf eine Erkenntnis konkrete Überlegungen, Strategien und vor allem UMSETZUNG derselben folgte, entfalteten diese geistigen Seifenblasen ihr Potenzial. An der Umsetzung, also am TUN scheiden sich die Geister, denn …
Erfolg bedeutet immer auch Arbeit – und zwar konsequente mit allem, was dazugehört: scheitern, hinfallen, aufstehen, reflektieren, lernen, adaptieren, … in der Industrie wurden Qualitätssicherungsprozesse entwickelt (z.B. PDCA-Zyklen), die sich wunderbar auch im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung einsetzen lassen. Lange Phasen der Stagnation lehrten mich, den Weg der kleinen, konsequenten Schritte, gegenüber Sprintaktionen zu präferieren. Nachhaltiges Wachstum entsteht eben nicht von jetzt auf gleich.
Delegieren ist keine Option: Persönlichkeitsentwicklung (und dazu gehört für mich auch jede Form der Psychotherapie, deren Ziel es ist, uns dabei anzuleiten, uns zu bewussten, eigenverantwortlichen, handlungs- und beziehungsfähigen, selbstreflektierten und verantwortungsbewussten Persönlichkeiten zu entwickeln) kann zwar von anderen angeleitet und/oder begleitet werden, aber die anderen können nicht für uns tun. Oft genug suchte ich nach jemanden, der meine Probleme für mich löst, weil „ich armes Opfer es ja nicht allein schaffen würde“. Damit lag ich absolut falsch. Ich schaffte es aus eigener Kraft, manchmal mit Begleitung, manchmal allein. Es genügt, auf das zurückliegende Jahr zu blicken, was ich in diesem Jahr privat und beruflich alles gemeistert habe, um mir bewusst zu machen, wieviel ich schaffen kann, wenn ich mit mir selbst im Reinen bin.
Willst du Recht haben oder glücklich sein? Gerade in der Opferrolle ist „gerechtfertigter Groll“ auf die Täter nachvollziehbar – und ein Hindernis, um Frieden zu finden. Eine gute Gelegenheit, um auf Victor Frankl und sein Buch „Trotzdem JA zum Leben sagen“ zu verweisen. Solange ich an der Anklage gegen die Täter in meinem Leben festhielt, versagte ich mir selbst die Chance auf Heilwerdung. Es geht nicht darum, zu vergessen, noch nicht mal um Vergebung, sondern um Loslassen des Schmerzes um frei zu werden vom Leid. Wer leidet, kann nicht gleichzeitig glücklich in der Umarmung des Lebens verweilen.
Nix is fix – und hier gleich die nächste Gelegenheit für einen Verweis auf einen, von dem ich so einiges lernen durfte (auch wenn ich dieses Zitat erst entdeckte, nachdem ich selbige Beobachtung auf meinem Lebensweg gemacht hatte):
„Die großen Lebensprobleme sind nie auf immer gelöst. Sind sie es einmal anscheinend, so ist es immer ein Verlust. Der Sinn und Zweck scheint nicht in ihrer Lösung zu liegen, sondern darin, dass wir unablässig an ihnen arbeiten. Das allein bewahrt vor Verdummung und Versteinerung.“ C.G. Jung
Die Reise zu sich selbst (auch Selbstfindung oder Persönlichkeitsentwicklung genannt) scheint eine Tour von A (Geburt) nach B (Tod) zu sein, mit etlichen Stationen, manchen Irr- und Umwegen, einigen Tälern, wunderbaren Höhen, all dies in sich wiederholenden Runden und vielem mehr, das wir noch lange nicht verstehen. Deshalb gibt es meiner Ansicht auch nicht den Punkt, an dem wir uns zurücklehnen können und sagen: „So, ich bin fertig.“ Leben bedeutet Veränderung. Das gilt global. Dem kann sich auch der Mensch nicht entziehen. Gewiss, wir können es negieren, aber das Leben sorgt schon dafür, dass wir die Konsequenzen zu spüren bekommen.
Jede und jeder von uns hat die Chance auf ein glückliches, erfolgreiches (wie auch immer jede und jeder für sich Erfolg definiert) Leben. In den seltensten Fällen (mir persönlich ist keiner bekannt) fällt einem dieser Erfolg in den Schoß, doch – so meine Überzeugung – er ist wert, sich ordentlich dafür anzustrengen.
… außerdem ist ein unzufriedenes Leben auch anstrengend. Wenn schon Anstrengung, dann bitte für das angenehme Ziel 😉
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