Krise als Chance

Das Wort „Krise“ wird in seiner Verwendung mitunter überstrapaziert. Mit seiner Bedeutung als Zuspitzung einer problematischen Funktionsstörung oder sensible Phase kurz vor einem Wendepunkt passt es jedoch punktgenau auf die aktuelle Situation weltweit #Coronavirus. Die damit verbundenen Einschränkungen betreffen mich ebenso wie Millionen anderer Menschen sowohl im beruflichen als auch privaten Bereich.

Es ist, wie es ist – und ich kann nichts daran ändern. Doch ich ticke nun einmal auf meine eigene Art und Weise. D.h. ich stelle für mich Gedanken darüber an, was ich aus dieser Situation bewusst lernen kann, um meine zukünftigen Handlungsmuster zu erweitern. Klingt hochtrabend, ist es im Grunde aber nicht.  

Jede Krise bietet neben der Herausforderung immer auch eine Chance für Entwicklung.

Oder – wie in der aktuellen Situation – eine Gelegenheit, Mentaltraining im Alltag zu praktizieren, um einen möglichst offenen Blick auf die tatsächlichen Geschehnisse zu bewahren.

Derzeit gibt es kaum eine Möglichkeit, dem allgegenwärtigen Informationsstrom unter dem Hashtag Coronavirus zu entdecken. Bei weitem nicht alle Informationen sind korrekt oder hilfreich. Manche lassen sich schlicht weg als Fehlinformation oder Panikmache klassifizieren. Wenn man manche Meldungen über „Prügelei um die letzte Packung Klopapier“ betrachtet, werden sich wohl auch andere – so wie ich – die Frage stellen: „Echt jetzt?“ Zivilisation, quo vadis?

Um nicht gänzlich am (Haus-)Verstand mancher Menschen zu verzweifeln oder sich in die (leider negativ) emotionsgeladene Stimmung ziehen zu lassen (emotionale Abgrenzung kann für mich als Borderlinerin situationsbedingt eine enorme Herausforderung sein), gilt es also, meinen eigenen Brain Traffic im Zaum und unter Kontrolle zu halten.

Anders gesagt: damit aus der Herausforderung oder dem Problem kein Drama wird, brauche ich eine Art emotionalen Regulator, der mir dabei hilft, einen übergeordneten neutralen Betrachtungsstandpunkt in Bezug auf die Situation einzunehmen. Mit einem Wort gesagt: Humor!

Es geht nicht darum, die Tatsachen zu ignorieren oder sich darüber lustig zu machen, sondern die ebenfalls vorhandenen Aspekte der Realität in die eigene Wahrnehmung zu integrieren. Das klingt schon wieder so technisch. Bringen wir es in die Praxis. Hier ein paar Gedanken, die ich in der aktuellen Situation zusätzlich zu den Fakten stets im Blick behalte, um nicht in der Flut wachsender Verunsicherung und unterschwelliger Panik zu versinken:

Das Coronavirus wird nicht weniger ansteckend, wenn wir grimmig dreinschauen. Deshalb … keep smiling 😊

Gerade in Zeiten wie diesen: Lang lebe der Humor! Lachen ist gut für das Wohlbefinden, stärkt das Immunsystem und ist ein unverkennbares Zeichen für Lebendigkeit 😂

Der liebe Augustin mag eine Legende sein, aber ein Körnchen Wahrheit verbirgt sich vermutlich auch darin 😉

Auch denke ich öfters an das berühmte Zitat von Albert Einstein: „Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“ Bei Meldungen über „Klopapier-Schlachten“ neige ich dazu, ihm uneingeschränkt zuzustimmen.

Aber wir sind nun einmal Menschen, weshalb ich hier auch den Titel eines Filmklassikers anschließe: „Nobody is perfect“ 😉 … Geduld ist eine Tugend, Selbsterkenntnis der erste Schritt auf dem Weg zu Besserung und sich selbst nicht immer ganz ernst zu nehmen eine wohltuende Nebenwirkung von Humor 😊

Es ist Jahrzehnte her, dass wir hier in Österreich vor einer Herausforderung dieser Größenordnung standen. Mit Disziplin, Toleranz, gegenseitiger Unterstützung, Geduld und Humor werden wir sie gemeinsam meistern.

Bleibt gelassen in eurer Haltung, achtsam in euren Handlungen, haltet eure Gedanken auf Kurs, begegnet der Herausforderung mit einem Lächeln und euren Mitmenschen mit Verständnis, bereichert euren Alltag mit einer Prise Humor und vor allem – bleibt gesund. Nutzt die Chance, die in jeder Krise verborgen liegt, für eurer persönliches Wachstum.

Wie man sich selbst am Besten im Weg steht … Teil 2

Heute mit einer großen Portion Humor, auch wenn es durchaus ernst gemeint ist. Nachträglich betrachtet lässt sich meine größte Selbstblockade wohl am besten so formulieren: „Ich mache eh alles was möglich, aber die anderen nicht und deshalb geht’s mir schlecht und ich komme nicht weiter. Würde sich nur  dies oder das ändern, dann würde auch bei mir alles anders werden. Und so weiter und so fort …“.

Ein wenig böse, aber heute ist Halloween. Ein guter Zeitpunkt, die Geister der Vergangenheit aus dem Haus zu scheuchen.

Vor unendlich langer Zeit schenkte mir ein Freund ein Buch. Der Titel: „Drehbuch für Meisterschaft im Leben“ von Ron Smothermon MD (im Original: Winning through Enlightenment). Ziemlich am Anfang findet sich in dem Buch sinngemäß folgende Aussage: „Hören Sie auf sich zu beklagen. Das interessiert niemanden.“ Ich war jung. Ich hatte jede Menge ungelöste Probleme. Ich war überzeugt zu wissen, wer warum für mein Chaos verantwortlich war. Wütend schleuderte ich damals (bildlich gesprochen) das Buch in ein dunkles Eck. Es verschwand für lange Zeit in meinem Bücherregal.

Ungefähr 15 Jahre später entdeckte ich das Buch im Zuge einer Putzaktion wieder und begann darin zu lesen.

Ehrlich, ich habe selten so gelacht bei der Lektüre eines nicht-humoristisch angelegten Buches. Warum?

Ganz einfach. Zwischenzeitlich arbeitete ich als NLP-Trainerin und Coach und lehrte in meinen Seminaren und Workshops all das, was in diesem Buch stand. Und noch mehr. Natürlich erinnerte ich mich an meinen ursprünglichen Widerstand gegen die Aussagen, insbesondere in Bezug auf „Verantwortung für den eigenen Zustand“. Was ich in jungen Jahren nicht akzeptieren konnte und wollte, war zu einem integrierten Bestandteil meiner Lebensphilosophie geworden.

Dieses Erlebnis bot einmal mehr eine wunderbare Gelegenheit über mich selbst zu reflektieren. Was hatte sich verändert? Die Umstände meines Lebens? Kaum. Meine Vergangenheit? Keinesfalls. Meine Einstellung? Definitiv. Meine Wahrnehmungskompetenz (welch ein Wort)? Ja, denn ich hatte gelernt und verstanden, dass Wahrnehmungen und Gefühle zeitgleich auf mehreren Ebenen stattfinden. Ein wenig abstrakt? Erklärung folgt:

Meine Wahrnehmungen der Welt um mich (Menschen, Orte, Handlungen etc.) beeinflussen nach Abgleich mit Referenzwerten aus der Vergangenheit (also Erinnerungen) meine Gefühle und Gedanken. Vor unendlich langer Zeit ging ich davon aus, dieser Dynamik ausgeliefert zu sein und mein eigener emotionaler Zustand würde durch die äußeren Umstände hervorgerufen. Das stimmt auch, aber nur bedingt. Ereignisse beeinflussen meine Emotionen. Mogelt sich jemand an mir vorbei, während ich in einer langen Schlange an der Supermarktkasse warte (und ich bin nicht leicht zu übersehen mit über 1,80 m Körpergröße!), werde ich wütend. Erkrankt ein mir nahestehender Mensch, bin ich besorgt. Bekomme ich ein tolles Feedback, freue ich mich.

Doch während all diese Emotionen bedingt durch die Ereignisse entstehen, gibt es eine weitere Emotion, die unabhängig davon existiert. Quasi eine Art Grundstimmung. Früher war sie anders, aber heute ist meine Grundstimmung eine Melange aus Lebensfreude, Selbstliebe und Geborgenheit. Diese Grundstimmung besteht, ganz gleich, welche Ereignisse rund um mich geschehen. Meine romantische Ader hat für diese Grundstimmung den bezeichnenden Namen „Die Umarmung des Lebens“ gefunden.

Früher war meine Welt Schwarz/Weiß, habe ich mich mit den Ereignissen der Außenwelt identifiziert. Damit stand ich mir gewaltig selbst im Wege, denn es brauchte eine Menge Bedingungen, die erfüllt sein mussten, damit es mir gut gehen durfte. Wie hätte es mir auch gut gehen können, wenn mein Auto gerade kaputt war? Oder mich jemand im Straßenverkehr wieder mal ignoriert hatte? Oder im Job etwas schief gelaufen war? Oder gerade Stress in der Familie herrschte? Oder es seit Tagen regnete …

Heute bleibe ich bei mir selbst, egal, was rundum geschieht. Ich unterscheide zwischen Emotionen, die durch Ereignisse ausgelöst werden, und meiner Grundstimmung. Und ich amüsiere mich immer noch köstlich über mich selbst. Wie konnte ich mir selbst nur solange dermaßen im Weg stehen? Auf der anderen Seite: Wäre alles glatt gelaufen, worüber würde ich dann heute Geschichten schreiben?

#feeltheembraceoflife

Wenn alles andere versagt: Humor & Fantasie

Eines gleich zu Beginn: Borderline ist ein ernstzunehmendes Thema, das ich keinesfalls beschwichtigen oder herunterspielen will und werde. ABER nur weil etwas ernst ist, muss ich meinen Humor nicht in den Keller sperren. Ganz im Gegenteil. Humor kann helfen, scheinbar Unerträgliches zu überstehen. Für mich wurde diesbezüglich Victor Frankl zum Vorbild, der trotz seiner Erlebnisse in diversen KZs während des 2. Weltkrieges seine Menschlichkeit behielt – und seinen Humor.

Früher versank ich in Selbstvorwürfen, wenn ich fremdsteuert auf der emotionalen Achterbahn des Borderline unterwegs gewesen war, ohne es aufhalten zu können. Heute handhabe ich das mit einer gesunden Portion augenzwinkerndem Humor und viel Fantasie.

Stell dir bitte für einen Augenblick vor, du würdest in den Spiegel blicken und für dich selbst folgendes sehen: eine Person, die an einer als unheilbar klassifizierten Persönlichkeitsstörung leidet, die für andere Menschen kaum verständlich oder nicht nachvollziehbar ist, weshalb diese Person vermutlich gemieden werden wird, einfach weil sie ist, wie sie ist. Und genau genommen kannst du dich selbst nicht leiden, obwohl du keine Ahnung hast, wer du bist, aber eines weißt du mit Sicherheit: du bist nicht liebenswert. Wertgeschätzt fühlst du dich von niemanden und nirgendwo wirklich sicher oder geborgen – oder gar angekommen. Nicht gerade aufbauend, oder?

Deshalb habe ich mich 2017 entschieden, mich anders zu sehen. In mir schlummert ein feuriger Drache (Jan), der vieles sein kann, von romantisch, sinnlich bis zu grummelig und starrsinnig, manchmal auch voller Selbstzweifel, der aber letztendlich immer seinen Phönix (Jana) beschützen wird, die Eine, die leichtfüßig durchs Leben schwebt und alles zu verändern vermag, jedoch diesem Drang nach Veränderung mitunter ausgeliefert ist und deshalb Ruhe und Stabilität in den Armen des Drachen sucht, obwohl der manchmal auch ein ziemlich arroganter Arsch sein kann. Dann gibt es auch noch Aquila, den Adler, der geboren wurde, um zu kämpfen, doch sanft ist in seinem Wesen. Er ist der strahlende Held der Geschichte. Ihm gegenüber steht Amaranthia, die Immerwährende, die Heilerin, die jegliches Leben über alles liebt, sich selbst als schwach ansieht, dabei jedoch die einzige ist, die Aquila aus den Flammen der Zerstörung zurückholen kann. Und es gibt Sethos, den stierköpfigen Dämon, mit dem alles begann, der verraten und betrogen worden war und darüber vergaß, wer er einst war, der sich selbst in der Dunkelheit verlor und allem und jedem mit Ablehnung begegnet. Ihn zu retten brach Yanara, das strahlende Licht, einst auf, denn ihretwegen nahm er all den Schmerz und das Leid auf sich. Ihr Licht vermag selbst jene Dunkelheit zu durchdringen, in die er gefallen ist.

Psychoanalytiker und Psychotherapeuten werden nun möglicherweise euphorisch in ihren Analyse-Modus verfallen, aber ja, so sehe ich mich: eine sechsköpfige Quadriga! Bevor nun die wissenschaftlichen Belehrungen folgen: es ist mir bewusst, dass der Begriff Quadriga ein Gespann mit vier Pferden meint, ABER wenn es einen sechsbeinigen Hund gibt, darf es (für mich) auch eine sechsköpfige Quadriga geben.

Hier beginnen nun Humor und Fantasie ineinander zu greifen. Mal ehrlich, würde ich mich als das sehen, was die Psychoanalyse für mich vorgesehen hätte, mit all den abstrakten Begriffen und Termini – das wäre ziemlich spaßbefreit. Ich will mich nicht als Ergebnis einer tiefenpsychologischen Problemanalyse sehen. Was bringt das Positives in mein Leben? Wie fühlt sich das an? Ich will mich doch gut fühlen mit mir selbst. Daher sehe ich mich viel lieber als die Lenkerin einer sechsköpfigen Quadriga, die manchmal sehr eigenwillig unterwegs sein kann. In der Vergangenheit ist immer wieder eines meiner „Pferdchen“ durchgegangen und allein vorgeprescht, was zu allen Formen von Dis-Balance (oder Borderline-Episoden) geführt hat. Seit mir klar ist, welche Pferdchen in mir galoppieren, wie sie zueinander in Beziehung stehen und wer wen zum Ausgleich braucht, gelingt es mir die meiste Zeit, sie schön brav im Gleichschritt zu halten. Seither bin ich in Balance.

Und wenn nicht, dann blicke ich in den Spiegel. Vielleicht grummelt gerade wieder mal mein Drache, weil ihm irgendwas nicht passt, oder einfach eine alte Erinnerung an die Oberfläche aufgestiegen ist und die fast schon vergessenen Gefühle von Schmerz und Leid zurückkehren. Dann hilft eine (imaginäre) Umarmung des Phönix, ihre innige Verbundenheit und vielleicht auch eine sinnliche Fantasie, um die aufsteigende Dunkelheit im Feuer des Phönix in das sanfte Licht eines Sonnenaufgangs zu verwandeln – und ich bin wieder auf Kurs.

Ich bin wer ich bin. Mein Borderline-Dämon ist hoch emotional, leidenschaftlich, sinnlich, fantasievoll, kreativ und unkonventionell. Schaffe ich in meinem Leben Raum für seine Energie, wird er zu meinem Verbündeten. Bekämpfe ich ihn, zerstört dieser Kampf letztendlich ihn und mich.

Natürlich bin ich nicht den ganzen Tag in meiner Fantasie-Welt unterwegs. Ich tauche jedoch bei Bedarf in sie ein, verweile dort manchmal nur Minuten, manchmal auch Stunden, eben genauso lange wie es braucht, bis alles in mir wieder ruhig ist. Dann kehre ich in den Alltag zurück und lebe mein „normales“ Leben mit Familie, Beziehung, Job … was so alles dazugehört.

So einfach? Ja, so einfach funktioniert es für mich… nachdem ich mein rechthaberisches Ego, dass es kompliziert machen will, kurzzeitig in den Keller gesperrt habe (schließlich brauche in freie Bahn für etwas Verrücktes); nachdem ich den Realitätscheck, das rundum wirklich alles in Ordnung ist, rational durchgezogen und mich versichert habe, dass mein emotionales Gefühlschaos nichts mit dem Hier und Jetzt zu tun haben kann (wie in 99,9% der Fälle). Konsequente Übung plus die Bereitschaft, einen Schritt neben konventionellen Mustern zu Denken und das (kindlich) naive Vertrauen darauf, dass kein Problem getrennt von der Lösung existieren kann, dass in mir all das vorhanden ist, was in Momenten der Dis-Balance scheinbar fehlt. Es war immer vorhanden, ich hatte es nur einige Zeit vergessen und musste erst wieder lernen, mich zu erinnern.

Grande Finale (angelehnt an Peter Pan): Heute mache ich es mir auf dem einachsigen Streitwagen gemütlich, lasse mich in den passenden Sound (dazu nächstes Mal mehr) fallen, während ich mit meiner sechsköpfigen Quadriga beseelt Richtung Sonnenuntergang fliege, vorbei am zweiten Stern rechts und dann immer geradeaus bis zur Morgendämmerung …