Heute mit einer großen Portion Humor, auch wenn es durchaus ernst gemeint ist. Nachträglich betrachtet lässt sich meine größte Selbstblockade wohl am besten so formulieren: „Ich mache eh alles was möglich, aber die anderen nicht und deshalb geht’s mir schlecht und ich komme nicht weiter. Würde sich nur dies oder das ändern, dann würde auch bei mir alles anders werden. Und so weiter und so fort …“.
Ein wenig böse, aber heute ist Halloween. Ein guter Zeitpunkt, die Geister der Vergangenheit aus dem Haus zu scheuchen.
Vor unendlich langer Zeit schenkte mir ein Freund ein Buch. Der Titel: „Drehbuch für Meisterschaft im Leben“ von Ron Smothermon MD (im Original: Winning through Enlightenment). Ziemlich am Anfang findet sich in dem Buch sinngemäß folgende Aussage: „Hören Sie auf sich zu beklagen. Das interessiert niemanden.“ Ich war jung. Ich hatte jede Menge ungelöste Probleme. Ich war überzeugt zu wissen, wer warum für mein Chaos verantwortlich war. Wütend schleuderte ich damals (bildlich gesprochen) das Buch in ein dunkles Eck. Es verschwand für lange Zeit in meinem Bücherregal.
Ungefähr 15 Jahre später entdeckte ich das Buch im Zuge einer Putzaktion wieder und begann darin zu lesen.
Ehrlich, ich habe selten so gelacht bei der Lektüre eines nicht-humoristisch angelegten Buches. Warum?
Ganz einfach. Zwischenzeitlich arbeitete ich als NLP-Trainerin und Coach und lehrte in meinen Seminaren und Workshops all das, was in diesem Buch stand. Und noch mehr. Natürlich erinnerte ich mich an meinen ursprünglichen Widerstand gegen die Aussagen, insbesondere in Bezug auf „Verantwortung für den eigenen Zustand“. Was ich in jungen Jahren nicht akzeptieren konnte und wollte, war zu einem integrierten Bestandteil meiner Lebensphilosophie geworden.
Dieses Erlebnis bot einmal mehr eine wunderbare Gelegenheit über mich selbst zu reflektieren. Was hatte sich verändert? Die Umstände meines Lebens? Kaum. Meine Vergangenheit? Keinesfalls. Meine Einstellung? Definitiv. Meine Wahrnehmungskompetenz (welch ein Wort)? Ja, denn ich hatte gelernt und verstanden, dass Wahrnehmungen und Gefühle zeitgleich auf mehreren Ebenen stattfinden. Ein wenig abstrakt? Erklärung folgt:
Meine Wahrnehmungen der Welt um mich (Menschen, Orte, Handlungen etc.) beeinflussen nach Abgleich mit Referenzwerten aus der Vergangenheit (also Erinnerungen) meine Gefühle und Gedanken. Vor unendlich langer Zeit ging ich davon aus, dieser Dynamik ausgeliefert zu sein und mein eigener emotionaler Zustand würde durch die äußeren Umstände hervorgerufen. Das stimmt auch, aber nur bedingt. Ereignisse beeinflussen meine Emotionen. Mogelt sich jemand an mir vorbei, während ich in einer langen Schlange an der Supermarktkasse warte (und ich bin nicht leicht zu übersehen mit über 1,80 m Körpergröße!), werde ich wütend. Erkrankt ein mir nahestehender Mensch, bin ich besorgt. Bekomme ich ein tolles Feedback, freue ich mich.
Doch während all diese Emotionen bedingt durch die Ereignisse entstehen, gibt es eine weitere Emotion, die unabhängig davon existiert. Quasi eine Art Grundstimmung. Früher war sie anders, aber heute ist meine Grundstimmung eine Melange aus Lebensfreude, Selbstliebe und Geborgenheit. Diese Grundstimmung besteht, ganz gleich, welche Ereignisse rund um mich geschehen. Meine romantische Ader hat für diese Grundstimmung den bezeichnenden Namen „Die Umarmung des Lebens“ gefunden.
Früher war meine Welt Schwarz/Weiß, habe ich mich mit den Ereignissen der Außenwelt identifiziert. Damit stand ich mir gewaltig selbst im Wege, denn es brauchte eine Menge Bedingungen, die erfüllt sein mussten, damit es mir gut gehen durfte. Wie hätte es mir auch gut gehen können, wenn mein Auto gerade kaputt war? Oder mich jemand im Straßenverkehr wieder mal ignoriert hatte? Oder im Job etwas schief gelaufen war? Oder gerade Stress in der Familie herrschte? Oder es seit Tagen regnete …
Heute bleibe ich bei mir selbst, egal, was rundum geschieht. Ich unterscheide zwischen Emotionen, die durch Ereignisse ausgelöst werden, und meiner Grundstimmung. Und ich amüsiere mich immer noch köstlich über mich selbst. Wie konnte ich mir selbst nur solange dermaßen im Weg stehen? Auf der anderen Seite: Wäre alles glatt gelaufen, worüber würde ich dann heute Geschichten schreiben?
#feeltheembraceoflife