Wie man sich selbst am Besten im Weg steht … Teil 2

Heute mit einer großen Portion Humor, auch wenn es durchaus ernst gemeint ist. Nachträglich betrachtet lässt sich meine größte Selbstblockade wohl am besten so formulieren: „Ich mache eh alles was möglich, aber die anderen nicht und deshalb geht’s mir schlecht und ich komme nicht weiter. Würde sich nur  dies oder das ändern, dann würde auch bei mir alles anders werden. Und so weiter und so fort …“.

Ein wenig böse, aber heute ist Halloween. Ein guter Zeitpunkt, die Geister der Vergangenheit aus dem Haus zu scheuchen.

Vor unendlich langer Zeit schenkte mir ein Freund ein Buch. Der Titel: „Drehbuch für Meisterschaft im Leben“ von Ron Smothermon MD (im Original: Winning through Enlightenment). Ziemlich am Anfang findet sich in dem Buch sinngemäß folgende Aussage: „Hören Sie auf sich zu beklagen. Das interessiert niemanden.“ Ich war jung. Ich hatte jede Menge ungelöste Probleme. Ich war überzeugt zu wissen, wer warum für mein Chaos verantwortlich war. Wütend schleuderte ich damals (bildlich gesprochen) das Buch in ein dunkles Eck. Es verschwand für lange Zeit in meinem Bücherregal.

Ungefähr 15 Jahre später entdeckte ich das Buch im Zuge einer Putzaktion wieder und begann darin zu lesen.

Ehrlich, ich habe selten so gelacht bei der Lektüre eines nicht-humoristisch angelegten Buches. Warum?

Ganz einfach. Zwischenzeitlich arbeitete ich als NLP-Trainerin und Coach und lehrte in meinen Seminaren und Workshops all das, was in diesem Buch stand. Und noch mehr. Natürlich erinnerte ich mich an meinen ursprünglichen Widerstand gegen die Aussagen, insbesondere in Bezug auf „Verantwortung für den eigenen Zustand“. Was ich in jungen Jahren nicht akzeptieren konnte und wollte, war zu einem integrierten Bestandteil meiner Lebensphilosophie geworden.

Dieses Erlebnis bot einmal mehr eine wunderbare Gelegenheit über mich selbst zu reflektieren. Was hatte sich verändert? Die Umstände meines Lebens? Kaum. Meine Vergangenheit? Keinesfalls. Meine Einstellung? Definitiv. Meine Wahrnehmungskompetenz (welch ein Wort)? Ja, denn ich hatte gelernt und verstanden, dass Wahrnehmungen und Gefühle zeitgleich auf mehreren Ebenen stattfinden. Ein wenig abstrakt? Erklärung folgt:

Meine Wahrnehmungen der Welt um mich (Menschen, Orte, Handlungen etc.) beeinflussen nach Abgleich mit Referenzwerten aus der Vergangenheit (also Erinnerungen) meine Gefühle und Gedanken. Vor unendlich langer Zeit ging ich davon aus, dieser Dynamik ausgeliefert zu sein und mein eigener emotionaler Zustand würde durch die äußeren Umstände hervorgerufen. Das stimmt auch, aber nur bedingt. Ereignisse beeinflussen meine Emotionen. Mogelt sich jemand an mir vorbei, während ich in einer langen Schlange an der Supermarktkasse warte (und ich bin nicht leicht zu übersehen mit über 1,80 m Körpergröße!), werde ich wütend. Erkrankt ein mir nahestehender Mensch, bin ich besorgt. Bekomme ich ein tolles Feedback, freue ich mich.

Doch während all diese Emotionen bedingt durch die Ereignisse entstehen, gibt es eine weitere Emotion, die unabhängig davon existiert. Quasi eine Art Grundstimmung. Früher war sie anders, aber heute ist meine Grundstimmung eine Melange aus Lebensfreude, Selbstliebe und Geborgenheit. Diese Grundstimmung besteht, ganz gleich, welche Ereignisse rund um mich geschehen. Meine romantische Ader hat für diese Grundstimmung den bezeichnenden Namen „Die Umarmung des Lebens“ gefunden.

Früher war meine Welt Schwarz/Weiß, habe ich mich mit den Ereignissen der Außenwelt identifiziert. Damit stand ich mir gewaltig selbst im Wege, denn es brauchte eine Menge Bedingungen, die erfüllt sein mussten, damit es mir gut gehen durfte. Wie hätte es mir auch gut gehen können, wenn mein Auto gerade kaputt war? Oder mich jemand im Straßenverkehr wieder mal ignoriert hatte? Oder im Job etwas schief gelaufen war? Oder gerade Stress in der Familie herrschte? Oder es seit Tagen regnete …

Heute bleibe ich bei mir selbst, egal, was rundum geschieht. Ich unterscheide zwischen Emotionen, die durch Ereignisse ausgelöst werden, und meiner Grundstimmung. Und ich amüsiere mich immer noch köstlich über mich selbst. Wie konnte ich mir selbst nur solange dermaßen im Weg stehen? Auf der anderen Seite: Wäre alles glatt gelaufen, worüber würde ich dann heute Geschichten schreiben?

#feeltheembraceoflife

Es braucht immer zwei …

Heute werde ich ein wenig über die Ereignisse der vergangenen sieben Tage reflektieren.

Zum einen war ich in einigen Borderline-Foren und Selbsthilfegruppen aktiv unterwegs um einen Eindruck zu gewinnen, wie andere mit ihrer Borderline-Thematik umgehen. Ich traf dabei auf viel Bekanntes. Leider auch auf die weit verbreitete Überzeugung, die „Anderen“ würden Borderline-Betroffenen überwiegend mit Unverständnis, Ablehnung und Ausgrenzung begegnen.

Zum anderen war ich am Wochenende auf einer Frauen-Messe und habe die Gelegenheit genutzt, Kontakte zu knüpfen und vor allem Menschen auf das Thema Borderline anzusprechen. Quasi Feldforschung zu betreiben. Wieder einmal hat sich dabei bestätigt, dass die meisten kaum etwas darüber wissen – von den klassischen Klischees und Zuschreibungen abgesehen. Auf Ablehnung traf ich persönlich nicht, eher auf Erstaunen (weil ich den Klischees nicht entspreche?) und auf Interesse (weil ich den Klischees nicht entspreche!)

Beide Erfahrungen betrachtend habe ich mich an ein Ereignis vom Jahresanfang erinnert. Damals führte ich ein Telefonat mit einer Kollegin, das außer Kontrolle geriet. Sie verstand mich nicht und ich sie nicht. Klassisches Kommunikationsproblem. Leider eines, dass mich getriggert und dadurch einen aggressiven Abwehrmechanismus in mir gestartet hat. Es gelang mir gerade noch, mit einer wenig höflichen Aussage im Sinne von „Kein guter Zeitpunkt zum Reden. Ich melde mich wieder“ das Gespräch abrupt zu beenden und aufzulegen. Ich brauchte einige Stunden, um aus dem emotionalen Karussell wieder auszusteigen. Danach wollte ich den Vorfall nicht am Telefon besprechen, sondern habe ein paar Tage gewartet, bis ich diese Kollegin persönlich traf. Sie war wenig erfreut, mich zu sehen. Man könnte auch sagen: sie war angepisst. In ihren Augen war meine Handlungsweise äußerst unkollegial, rüde, abweisend …

Ich erklärte ihr den Hintergrund, dass ich Borderlinerin sei und schlichtweg in einem Verhaltungsmuster festgesteckt bin. Das Gespräch zu beenden bevor mein Verhaltungsmuster die Eskalationsspirale weiter nach oben schrauben konnte, war aus meiner Sicht die beste Option. Aus Unverständnis wurde Verständnis, aus einem Konflikt die Basis für Kooperation. Das Wundermittel? Kommunikation. Wir arbeiten nach wie vor zusammen und besser als je zuvor.

Vorfälle wie dieser bestärken mich auf meinem Weg, offen mit meinem Thema Borderline umzugehen. Hier sei in aller Deutlichkeit gesagt: dies ist MEIN Weg. Ich empfehle jedem, selbst zu entscheiden, ob und in wie weit jeder einzelne darüber offen sprechen möchte. Dafür gibt es keine allgemein gültige Idealformel.

Ich spreche und schreibe offen über mein Borderline-Syndrom. Lange Jahre tat ich das nicht, weil ich dachte, ich würde damit als schwach oder unfähig wahrgenommen werden. Ich bin keins von beiden. Ich bin verletzlich, und wollte diese Verletzlichkeit nicht preisgeben – aus Angst vor Unverständnis, Ablehnung und Ausgrenzung. Daher verstehe ich den Rückzug hinter den Mantel des Schweigens nur allzu gut.

Dennoch ist es mir wichtig zu zeigen, dass sich die Gesellschaft nicht so einfach in zwei Lager aufspalten lässt: Auf der einen Seite Borderliner (oder Menschen mit anderen „belächelten“ Krankheiten) und auf der anderen Seite „die Anderen“, die nicht verstehen, ablehnen und ausgrenzen.

So einfach ist es nicht.

Die Welt – inklusive unserer Gesellschaft – besteht nicht aus schwarz/weiß, sondern aus unendlichen vielen Facetten von grau. Oder unendlich vielen Farben. Ich bevorzuge die bunte Variante. In dieser bunten Vielfalt ist jeder von uns ein Individuum. Keine zwei sind völlig gleich in ihrer Persönlichkeit und ihrem Verhalten. Oder ihrem Umgang mit Krankheit, ihren Beziehungsvorstellungen, Konfliktstrategien … Der gemeinsamer Nenner, der uns alle inmitten dieser Vielfalt verbindet, sind urmenschliche Bedürfnisse nach Liebe, Geborgenheit und Anerkennung. Normalerweise vermeide ich Verallgemeinerungen, doch dieser einen stimme ich aus tiefster Überzeugung zu.

Es gibt noch etwas, dass ich wage zu verallgemeinern: Wann immer zwei (Menschen oder Gruppen) einander mit Offenheit und ehrlichem Interesse begegnen, lösen sich Unverständnis, Ablehnung und Ausgrenzung von ganz alleine auf. Durch Kommunikation und Kooperation entsteht ein Miteinander. Aber dafür braucht es immer zwei, die aufeinander zugehen und damit beginnen, zu vertrauen.

Zwei wie Hund und Katze …

… ein geflügeltes Wort aus der Umgangssprache für zwei, die nicht zusammen passen. Kennt jeder von uns. Manche verwenden es vielleicht sogar. Dennoch ist es eine bewiesene Lüge. Unzählige Bilder zeigen, dass es auch anders sein kann. Im Grunde kann alles anders sein.

Wie viele „Volksweisheiten“ oder Glaubenssätze übernehmen wir unreflektiert, hegen und pflegen sie unser Leben lang, geben sie an die nächste Generation weiter.  

Wie viele Wahrheiten glauben wir zu kennen, über andere und uns selbst.

Es gibt nur wenige verbriefte Wahrheiten, und selbst über die kann man philosophieren … was ich heute ausnahmsweise nicht vorhabe. Vielmehr geht es mir darum einen Denkanstoß zu geben, achtsam zu bleiben, zu hinterfragen und vorsichtig mit Vorurteilen und Zuschreibungen.

Hund und Katze müssen einander nicht zwangsläufig als Feinde begegnen.

Borderliner müssen nicht zwangsläufig beziehungsunfähig sein.

Nicht-Borderliner müssen nicht zwangsläufig die einfacheren Menschen sein.

In den vergangenen Tagen habe ich mich in einigen Foren bewegt und festgestellt, dass nach wie vor viele Menschen an den diversen Vorurteilen und Zuschreibungen leiden. Es scheint fast, als hätte das Leben (oder die Gesellschaft) ihnen einen Stempel verpasst, ein Etikett in der Art von: „Borderline – eh schon wissen …“

Tun wir das? Wissen wir? Was wissen wir?

Das jeder Mensch ein Individuum ist?

Das jede Persönlichkeit die Summe all ihrer Lebenserfahrungen ist?

Das keine zwei vollkommen gleich sind?

Das Hund und Katze beste Freunde sein können?

Bleib wachsam gegenüber Vorurteilen und Zuschreibungen. Mögen sie von außen kommen oder aus deinem Innersten, aus deiner Vergangenheit, aus dem, was andere dich einst lehrten, über dich und die Welt zu denken.

Bleib wachsam und erlaube dem Leben, dich jeden Tag aufs Neue zu überraschen; dir neue Ideen und Erkenntnisse zu bringen; deine Welt größer und bunter werden zu lassen.

Ein Baum wie ein Leben

Wie vor einigen Tagen angekündigt, hier nun die Geschichte, die während meines „ich-bringe-mich-auf-andere-Gedanken“-Spaziergangs entstanden ist:

Es war einmal … ein Baum. Ein ganz besonderer Baum. In mitten von unzähligen Buchen und Eichen, Eschen und Haselnussbüschen, deren Blätterkleid im Laufe des Jahres seine Farben wechselte, stand eine mächtige Schwarzföhre. Anders als viele ihrer Art strebte ihr Stamm nicht gerade in den Himmel empor, sondern teilte sich bereits wenig oberhalb des von Efeu und Immergrün überwucherten Waldbodens in einen zweiten und dann weiter in den nächsten und übernächsten Stamm. Es waren nicht einfach nur dicke Äste. Diese besondere Schwarzföhre hatte tatsächlich mehrere Stämme.

Wenn man vor ihr stand, sich klein und unbedeutend vorkam im Angesicht eines Geschöpfes, das wohl schon die Großeltern der Großeltern beim kindlichen Herumtollen beobachtet hatte, dann war es manchmal, als würde eine Stimme zwischen den Ästen ihren Besuchern einen Gruß zuflüstern – und eine Geschichte, über das Leben, das vielleicht nicht immer ganz einfach ist, aber was auch immer kommt, es geht auch wieder vorüber. Klage nicht über das, was dich stärker gemacht hat, wenn es vorüber ist. Halte nicht an dem fest, was dich im Augenblick glücklich macht, lass es ziehen und freue dich, dass du es erleben durftest.

Viele Jahre sind vergangen, seit ich diesen Baum zum ersten Mal besuchte. Unzählige male war ich seither zurückgekehrt. Wenn mich meine Gedanken ruhelos durch den Wald trieben, wenn Sorgen meine Stirn mit Falten bedeckten, wenn Antworten sich vor mir zu verstecken schienen wie Mäuse im dichten Unterholz. Am Fuß der alten Schwarzföhre, angelegt an ihren mächtigen Stamm, dessen grau-braune Borke manchmal wie die schuppige Haut eines Drachen vergangener Zeiten anmutete, angelehnt an einen Freund, fand ich Ruhe und manchmal auch Antworten. Oder einfach nur ein wenig Zuversicht, dass wohl auch das, was mich in diesem Augenblick beschäftigte, vorüberziehen würde, wie so vieles, dass an diesem Baum bereits vorübergezogen war.

Manchmal wünschte ich mir, ich könnte die Sprache des Baumes verstehen, könnte den Geschichten lauschen, die er zu berichten hatte, die seinen Stamm in so viele gespalten hatte, welcher Sturm jenen Ast geknickt und welches Gewitter jene Wurzel von Erde freigespült hatte. Vom Leben gezeichnet stand er da, dennoch vor Kraft strotzend. Unnachgiebigkeit mochte ihn im Sturm so manchen Ast gekostet haben, Ausdauer ließ ihn Dürren überstehen. Kälte und Hitze hatten ihm zugesetzt. Ein Baum wie ein Leben, das war er, ein Baum wie mein Leben – mein Lebensbaum.

Im Laufe der Jahre wurde die Schwarzföhre für mich zu einem stummen Freund, wobei – ganz so stumm war sie nicht. Im Frühjahr, wenn das Leben nach dem Winter mit aller Kraft zurückdrängte, wenn der Waldboden übersät war mit gelben, weißen und violetten Blüten, wenn sich das erste saftige grün mit den Triebspitzen zeigte, dann waren es die Stimmen der Vögel, die davon erzählten, was sie hoch oben im Wipfel des Baumes vernommen hatten. Im Sommer, wenn ich im Schatten am Stamm vor der Hitze des Tages Zuflucht suchte, war es das Zirpen der Grillen, ein feines Surren in der Luft, ein Rauschen im Blätterdach rundum. Wenn der Herbst den Wald in feurigen Farben erstrahlen ließ, von rot über gelb bis orange, vernahm ich die Botschaft mit dem kühlen Wind, der raschelnd so manche Blätter vor sich hertrieb. Selbst im Winter, wenn die bunten Farben verschwunden waren und nur noch das grau-braun der Stämme zwischen dem Schnee von der einstigen Pracht kündete, lehnte ich mich an meinen alten Freund an, lauschte seiner wortlosen Erzählung im Klirren der Eiskristalle, die an seinen dunklen Nadeln hingen.

Eines Tages traf ich meinen Lebensmensch.  Das Leben hatte ihn gezeichnet, dennoch stand er voller Kraft vor mir.  Unnachgiebigkeit hatte ihn so manch bittere Erfahrung machen lassen, Ausdauer einige schwere Zeiten überstehen lassen. Die Jahre und viele Herausforderungen hatte ihm zugesetzt. Ein Mensch wie das Leben, das war er, ein Mensch wie mein Leben – mein Lebensmensch.

Ab und an gehen wir gemeinsam in den Wald, besuchen die alte Schwarzföhre, die noch immer mächtig vor uns aufragt, ganz so, als würde das Dach des Himmels auf ihren Ästen ruhen und wir darunter Schutz finden. Längst schon versuche ich nicht mehr, einen dieser Augenblicke festzuhalten, sondern bin dankbar für jeden einzelnen, den ich erleben darf. Und wenn das Leben meine Bitte erhört, dann werde ich noch viele Male meinen Lebensbaum besuchen – gemeinsam mit meinem Lebensmensch.

Ach ja, der Baum auf dem Bild ist besagter Lebensbaum. Auch in dieser Geschichte versteckt sich ein Körnchen Wahrheit.

Apropos … fridays for future

Bis vor kurzem lebte ich stärker in der Vergangenheit als in der Gegenwart. In der Zukunft sah ich eher ein abstraktes Konzept denn etwas, mit dem ich mich wirklich befassen wollte. Vieles hat sich für mich verändert.  Auch zum Thema Zukunft. Oder um es mit Jean-Luc Piccard zu halten: „Vor mir liegen weniger Jahre als hinter mir“. Das mag Ansichten verändern und Einsichten entstehen lassen. Die Zukunft ist ein Thema, das jeden von uns beschäftigen sollte. Nachdem in den letzten Wochen und Monaten sehr viele Menschen weltweit diesbezüglich Stellung nehmen, will ich dies heute auch tun.

Meine ganz persönliche Meinung: nie war es dringender, aktiv zu werden um unseren Lebensraum zu erhalten. Wir hätten bereits vorgestern damit beginnen sollen. Gestern haben wir verschlafen. Heute ist nicht mehr absehbar, was kommen wird, aber tun wir nichts, ist eines gewiss: es wird keinesfalls besser. Der Schaden, den die Menschheit angerichtet hat, wird nicht von allein verschwinden – zumindest nicht in einigen Generationen. Vielleicht in Jahrtausenden?

Dennoch – ich glaube nicht, dass wir diese Herausforderung meistern werden, indem wir einander Schuldzuweisungen an den Kopf werden oder Verantwortliche zur Rechenschaft ziehen und abstrafen. Dies mag das Gerechtigkeitsstreben des menschlichen Geistes befrieden, aber es beseitigt weder Umweltschäden noch deren Auswirkungen.

Wir – die Menschheit – hat ein globales Problem erschaffen, dass unsere Lebensgrundlage zerstören kann und wird. Und nur wir – die Menschheit – wird dieses Problem lösen können.

Für mich steht dabei das Thema Rückbesinnung im Vordergrund. Wir haben den Bezug zu unserer Umwelt (und manchmal auch zu den Menschen um uns) verloren. Irgendwann in der Entwicklung der Menschheit begannen wir uns offenbar als „Außenstehende“ des Organismus Erde wahrzunehmen. Die Krone der Schöpfung? Eher deren Sargnagel. Der Planet Erde kann gut ohne die Menschen weiter seine Bahnen um die Sonne drehen. Die Menschen allerdings können nicht ohne die gute alte Mutter Erde.

Ich bin Borderlinerin. Lange Zeit meines Lebens hatte ich den emotionalen Bezug zu den Menschen in meinem Umfeld verloren oder nur sehr schwach wahrgenommen. In dieser Zeit fügte ich meinem Umfeld und mir selbst viel Schaden zu. Für mich sieht es heute so aus, als hätte die Menschheit den Bezug zu ihrer Lebens- und Überlebensgrundlage verloren. Wie sonst kann man erklären, dass Menschen ihren eigenen Lebensraum verseuchen, verwüsten und zerstören. Gleich jenem Selbstzerstörungsdrang, der mich selbst lange Zeit bestimmte.

Nicht Befehle oder Gesetze werden die Menschen zum Umdenken und zu Veränderungen in ihren Entscheidungen und Handlungen führen, sondern das Bewusstsein, das alles auf diesem Planeten gemeinsam eine Einheit bildet und wir ebenso dazugehören wir jeder Baum, jeder Stein, jedes Tier, jeder Tropfen Wasser …

Wir sind ein Teil des Ganzen!

Zerstören wir unsere Umwelt, zerstören wir uns selbst.

Die Rechnung ist ganz einfach. Die Lösung wäre es im Grunde auch. Jeder von uns kann etwas tun. Manche mehr, andere weniger. Die einen können Entscheidungen treffen, die ganze Nationen bewegen. Andere können sich jeden Tag dafür entscheiden, ein Leben zu führen, dass möglichst wenig Schaden anrichtet oder etwas tun, um den Schaden wieder auszugleichen.

Wir können alle etwas tun!

… wenn wir aufhören, uns gegenseitig zu bekämpfen, gleich ob mit Worten oder Waffen, und stattdessen erkennen, dass dieser Planet unser aller Heimat ist.

… wenn wir aufhören, über Vergangenes zu klagen, und stattdessen nach vorne blicken, was JETZT zu tun ist.

… wenn wir aufhören, in Grenzen zu denken, und stattdessen jene Fähigkeiten nutzen, die uns als Menschen ausmachen: Kommunikation und Kooperation.

Die Zukunft entsteht genau jetzt, in diesem Augenblick, mit jedem Gedanken, jedem Wort, jeder Entscheidung … und jeder von uns trägt dazu bei, was morgen sein wird.

Apropos … teilen ausdrücklich erwünscht 😉

Wieder einmal … Beziehungsstress

Weil es gerade aktuell ist und wer kennt das nicht: Stress mit dem Partner oder der Partnerin. Es begann ganz klassisch. Das falsche Wort zur falschen Zeit, einer triggert den anderen und schwuppdiwupp – so schnell konnte ich gar nicht schauen – herrschte Funkstille. Fass mich nicht an und wenn du es doch versuchst, dreh ich mich weg. Ablehnung und Zurückweisung. Das ist für niemanden leicht verdaulich. Für mich als Borderlinerin schon gar nicht. Diese Form von Stress öffnet bei mir Tür und Tor für alte Gedanken und Verhaltensmuster. Und es hilft wenig bis gar nichts, mir vor Augen zu halten, dass mein Partner gerade selbst in einem alten Verhaltensmuster feststeckt und nicht anders kann. Wie ich in meinem Beitrag am 15.10.2019 dargestellt habe, kann ich diese Gedanken bewusst denken, und mein Verstand schleudert mir ein handfestes Gegenargument nach dem anderen vor die Füße.

Nein, es braucht für mich andere Wege. Oder besser gesagt: einen anderen Weg, nämlich raus aus der Wohnung und ab in den Wald. Allein. Frische Luft. Bewegung. Einfach auf mich wirken lassen, was rundum ist. Natur. Farben. Raschelndes Laub. Plätscherndes Wasser und mitunter der unerkennbare Geruch von Pilzen, Moos und feuchter Erde … Wald eben.

Ich öffnete also meinen Geist für die Eindrücke rundum, bewegte mich vom Problem fort und hin auf einen erwünschten Zustand: Ruhe und Gelassenheit. Plötzlich war da ein völlig anderer Gedanke, eine Idee für eine Geschichte. Ich weiß noch, ich begann zu lachen und sagte (ziemlich laut): das ist echt gut! Naja, Selbstgespräche im Wald hören meistens nur die Bäume, aber wer weiß, vielleicht waren auch Wanderer in der Nähe.

Jedenfalls weitete sich die Idee aus und am selben Tag noch schrieb ich eine Geschichte, ein modernes Märchen, das ich demnächst hier posten werde, aber heute würde es den Rahmen sprengen. Heute geht es mir darum, etwas anderes bewusst zu machen.

Fast jedes Problem löst in irgendeiner Weise Stress aus. Sonst wäre es ja kein Problem. Viele von uns versuchen Probleme zu lösen, indem sie immer tiefer mit ihren Gedanken in das Problem eindringen. Das ist fatal, denn – vereinfacht und ohne umfangreiche theoretische Hintergrunddarstellung (bitte vertrau mir, dass ich weiß, wovon ich schreibe) – worauf wir unsere Gedanken richten, dass verstärken wir, davon ziehen wir mehr in unser Leben, das halten wir fest, daran klammern wir uns, das bestimmt uns. Dies gilt natürlich und insbesondere für Probleme. Solange unser Geist damit befasst ist, zu ergründen, was warum nicht funktioniert, blockieren wir uns selbst.

Bei meinem Spaziergang durch den Wald ging es mir nicht darum, vor dem Problem davonzulaufen, aber meinen Kopf freizubekommen und meine Gedanken in einen anderen Bereich zu lenken, um sie letztendlich gezielt auf das zu richten, was ich haben will: eine Lösung!

Man sagt mir nach, ich sei eine sehr gute Problemlöserin. Eine Kompetenz, die ich im Laufe vieler Jahre und vieler Katastrophen erworben habe. Probleme, auch Beziehungsprobleme (und damit verbunden Beziehungsstress), lassen sich nur schwer lösen, indem der Fokus auf das Problem gelenkt wird, sondern viel leichter durch eine 180-Grad-Wendung: durch die Fokussierung auf das, was sein soll! Daraus leite ich dann konstruktive Fragestellungen ab: was brauche ich dafür? Was kann ich dafür tun? Dies wiederum verändert meine innere Haltung, meine Ausstrahlung, meine Energie, meine Anziehungskraft, meine Wirklichkeit … welches Erklärungsmodell auch immer für dich akzeptabel erscheint.

Eine weise alte Nachbarin sagte einmal zu mir: Alles, was du beachtest, wird mehr!

Umkehrschluss: alles, das ich nicht beachte, wird weniger.

Das trifft jetzt vielleicht nicht unbedingt auf die Schale mit Kartoffelchips zu, die bei Beachtung definitiv an Fülle verliert, aber es trifft mit Sicherheit auf Gefühle und Gedanken zu; auf das, was uns durch dieses Leben führt.

Halte ich mir schmerzerfüllt vor Augen, wie grausam mein Partner sich gerade benommen hat, wo er doch besser als alle anderen wissen müsste, wie tief es mich verletzt … betrete ich mein persönliches Jammertal und bin in Gefahr, auf seinen verworrenen Wegen noch so einiges wieder zu entdecken, dass diesen Eindruck verstärkt. Ich würde mich in meinem eigenen destruktiven Gedanken-Labyrinth verlieren.

Halte ich mir vor Augen, dass es mir in diesem Augenblick gut geht, ich durch einen farbenprächtigen Herbstwald wandere und noch ein paar wärmende Sonnenstrahlen vor dem nahenden Winter genießen darf, dann wird es mir deutlich leichter fallen zu verstehen, dass wir alle nur Menschen sind und hin und wieder einfach das falsche Wort zur falschen Zeit sagen, ohne böse Absicht. Einfach nur ungeschickt. Menschlich. Und diese Verstimmung wird vorüber ziehen, so wie der Nebel, der eben noch oberhalb der Baumwipfel lag und sich über den Hang hinauf verzogen hat.

Wenn ich nach Hause zurückkehre, wird meine Ausstrahlung nicht von Sorgen und Schmerz, sondern von Lebensfreude und Gelassenheit künden. Und manchmal kann das hoch viral sein 😉

Wie man sich selbst am Besten im Weg steht … Teil 1

Oh ja, darüber kann ich viel schreiben. Darin bin ich nämlich echt gut. Warum? Weil ich einen scharfen Verstand habe, komplex und quer denken kann – und genau damit stehe ich mir häufig selbst im Wege.

Ein Beispiel: Affirmationen. Funktionieren bei vermutlich Tausenden von Menschen. Bei mir nicht. „Ich ziehe täglich Gutes in mein Leben.“ Das kann ich mir dutzende Male vorsagen oder auch handschriftlich auf Papier bannen. Während ich noch die Worte einzeln denke, blitzen skeptische Gedanken dazwischen auf, die handfeste Gegenbeweise liefern. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, als könnte ich zwei divergierende Gedanken parallel denken, so schnell ist die Abfolge. Ich bin im Kreuzfeuer meiner eigenen Gedanken pro und kontra gefangen. Dummerweise lässt sich mein Verstand nicht wirklich zähmen oder gar ausschalten. Er ist immer aktiv. Das war auch über weite Strecken meines Lebens enorm wichtig, sonst hätte ich meine Kindheit vielleicht nicht überlebt, wenn ich nicht ständig beobachtet, analysiert, bewertet und daraus meine Handlungen abgeleitet hätte. Aber das war einmal. Heute sind diese Vorgehensweise und die Dominanz meines Verstandes nicht mehr nötig, aber sie prägen mich noch immer.

Also, wie bringe ich meinem skeptischen (oder auch besserwisserischen) Verstand bei, neue Gedanken zuzulassen, neue Einstellungen zu mir selbst, Veränderungen allgemein? Ich greife auf einen altbewährten Trick zurück: Märchen und Metaphern. In ihrer bildhaften Sprache können sie Botschaften tief ins Unterbewusstsein transportieren, vorbei am kritisch wachenden Verstand, der die Worte möglicherweise sogar belächelt, während sie ganz subtil ihre Wirkung entfalten, so wie die Geschichte vom kleinen Mädchen und dem Löwen, die ich kürzlich gepostet habe. Eine Geschichte über Freundschaft und Vertrauen.

Ein weiteres Beispiel dafür habe ich schon vor einiger Zeit auf diesem Blog gepostet: Meine Version des hässlichen Entleins.

In diesem Märchen geht es um Selbstannahme und Selbstliebe. Wenn mich der Blick in den Spiegel ab und an zum Zweifeln bringt, lese ich einfach diese Geschichte.

Wie in jedem Märchen ist natürlich ein Körnchen (oder ein großes Korn) Wahrheit darin enthalten. Ich könnte auch stundenlang in den Spiegel starren, versuchen zu lächeln und mir vorsagen: „Ich liebe mich …“, aber bei mir funktioniert das nicht. Jahrelang habe ich mich deswegen schlecht gefühlt und unfähig, weil es eben bei mir nicht so funktioniert wie bei anderen. Dabei war mir (verstandesmäßig) durchaus bewusst, dass wir alle unterschiedlich sind und es nicht den einen Weg geben kann, der für alle passt. Aber wie gesagt, ich bin echt gut darin, mir selbst im Wege zu stehen.

Und wer weiß, wäre ich das nicht, würde ich dann überhaupt Geschichten schreiben, deren Botschaft viel mehr ist als die Summe ihrer Worte?

Ach ja, zu dem Bild für diesen Beitrag sollte ich vielleicht noch erwähnen, dass ich Katzen bewundere: sie sind einfach in jeder Lebenslage fotogen.

Alles begann mit dem Flügelschlag eines Schmetterlings …

… bildlich gesprochen. Alles begann am 13. Oktober 2017, also genau vor 2 Jahren. An diesem Tag traf ich die Entscheidung, den Berg Bügelwäsche in meinem Wohnzimmer ruhen zu lassen, also nicht mehr zu bügeln, sondern es auf den nächsten Tag zu verschieben. Als ich mich am nächsten Tag ans Werk machte und – hier kurz angemerkt: ich hasse bügeln – wie üblich zur leichteren Erträglichkeit mich mit Musik bzw. einem Blick auf die TV-Surf-Aktionen meines Partners vom eigentlich Tun ablenkte, geschah das Unvorhersehbare. Ein an sich trivialer Input aus einer TV-Serie huschte an meinem kritischen Verstand vorbei und setzte in meinem Unterbewusstsein eine Kettenreaktion ungeahnten Ausmaßes in Gang. Woher auch immer der Gedanke kam, in meinem Geist manifestierte sich eine Entschlossenheit wie selten zuvor: Ich schreibe eine Geschichte über eine Frau, die sich einen Dämon verliebt.

Ungefähr vier Monate später war die Erstfassung von JAN/A getippt. Knapp über 600 Seiten und 117.000 Wörter und ich begann allmählich zu begreifen, was ich getan hatte. Mit dieser Geschichte einer vordergründig unmöglichen Liebe, in der die Protagonisten allen Schwierigkeiten, Vorurteilen und was sonst noch im Wege stehen kann zum Trotz zueinander finden, hatte ich auch mein eigenes Selbstbild neu geschrieben und den Weg zu mir und zurück in die Selbstliebe gefunden.

Aber damit war es noch nicht vorbei. Zu Beginn hielt ich mich über die wahren Hintergründe von JAN/A noch bedeckt. Doch im Zuge der Lesungen im November 2018 veränderte sich auch diese Einstellung. Ab Dezember 2018 sprach und schrieb ich Klartext. Und wie. #Borderline. Innerhalb von ungefähr sechs Wochen entstand „DIS/CONNECTED – LIEBEN oder LEIDEN? Eine Lebensgeschichte #Borderline“ und wurde im Juni 2019 veröffentlicht.

Was mit einem trivialen Mini-Input begann, wurde zu einer stetig wachsenden Welle. Im Juli 2019 ging dieser Blog online. Ab August fing ich an Videos zu machen. Ach ja, ein paar Facebook-Gruppen entstanden. JAN/A Band 2 kommt in die finale Phase, die nächsten Buchprojekte brodeln in der Pipeline und ich plane Neues für 2020. Was mich wieder zum Ausgangspunkt, also zum besagten Flügelschlag des Schmetterlings bringt.

Zu Beginn dachte ich noch, ich ziehe nur mich selbst aus der Sch…

Später wurde mir klar, dass vielleicht andere von meinen Erfahrungen profitieren könnten. Aus diesem Grund richtet sich dieser Blog (ursprünglich) an Borderliner und deren Umfeld, um andere Sichtweisen und Wege aufzuzeigen und als Quelle der Inspiration zu fungieren.

Doch … je mehr ich schreibe und blogge, desto mehr erweitere ich meinen Themenkreis und fokussiere ich mich gleichzeitig auf das, was ich persönlich als die Essenz für ein „gelingendes Lebens“ verstehe, ganz gleich, ob jemand Borderliner ist oder nicht, oder einfach nur auf der Suche nach sich selbst, gefühlte 10.000 Fragen zum Leben im Kopf hat, oder versucht zu verstehen, wie alles zusammenhängt, wie verstrickt und vernetzt unser aller Handeln und Denken im Grunde ist.

Für mich sind es drei Säulen, auf denen mein eigenes Gleichgewicht sowie das Gleichgewicht mit meinem Umfeld ruht: Liebe, Geborgenheit (Sicherheit) und Anerkennung. Erklärende Modelle dazu gibt es einige und unzählige Übungen. Obwohl ich viele davon kenne, werde ich mich wohl nie auf ein Modell, eine Erklärung oder eine Art von Übungen festlegen. Für mich sind die Möglichkeiten in diesem Bereich wie das Leben selbst: vielfältig und schier grenzenlos. Außerdem finde ich es enorm spannend, den eigenen Weg zu finden und zu beschreiten. Was sonst wohl wäre der Sinn eines gelingenden Lebens als sich in der Umarmung des Lebens wiederzufinden? #feeltheembraceoflife  

Und ich habe die romantische Hoffnung, dass der eine oder andere meiner Texte vielleicht für jemand da draußen zum Flügelschlag eines Schmetterlings wird. Wer weiß?

Hier noch ein aktueller Überblick über „mein kleines Universum“, das mit dem „Urknall“ am 13. Oktober 2017 zu expandieren begann und in dem ich nach beste, Wissen und Gewissen abzubilden versuche, was ich in rund 30 Jahren Selbsterfahrung und Persönlichkeitsentwicklung gelernt habe:
Autorenseite
Gruppe für Autobiographien
Gruppe #feeltheembraceoflife
Gruppe Treffpunkt für Suchende und Angekommene

Mein Weg zurück ins Fühlen zeigt sich auch sehr deutlich in den Videos. Im Laufe von nur vier Monaten wurden sie von einem zum anderen emotionaler:
Book Trailer JANA … ein kurzer Einblick in Band 1
Book Trailer DISCONNECTED … das Video zu meiner Autobiographie
Lesleys Journey … zeigt die Meilensteine auf meinem Weg seit Oktober 2017
The Embrace of Life … mein Erstversuch, ein Gedicht als Video aufzubereiten

Wer gerne einmal einen Blick in meine Werke werfen möchte, findet eine gratis Leseprobe im Buch-Shop meines Verlages:
JAN/A – Eine [nicht] ganz alltägliche Liebesgeschichte
DIS/CONNECTED – LIEBEN oder LEIDEN? Eine Lebensgeschichte #Borderline

Und all dies entstand durch den Flügelschlag eines Schmetterlings …

Das Mädchen und der Löwe

Es war einmal ein kleines Mädchen, das in einem kleinen Dort am Rande der Welt lebte. Genau genommen war es eher eine Frau im mittleren Alter, die schon so einiges erlebt hatte. Die Spuren dieses Lebens waren in ihrem Gesicht erkennbar. Manch dunkle Flecke zeigten sich auf ihrer Seele und so manche Narbe auf ihrem Herzen. Doch ein Teil von ihr war im Fühlen noch immer ein kleines Mädchen, voller Neugier auf das Leben und in ihrem Herzen den Wunsch tragend, den Menschen rundum zu vertrauen, voller Leichtigkeit und Lebensfreude. Die Menschen rundum verstanden dies nicht, hielten es für Leichtsinn und warnten das Mädchen immer und immer wieder, nie zu vertrauen, immer zu zweifeln, denn die Welt da draußen wäre böse und voller Gefahren.

Eines Tages brach das Mädchen zu einer langen Reise auf. Sie ging allein hinaus in die weite Welt. Ihr Weg führte sie über Berge und durch Täler, weit weg von allem, was sie kannte. Nach einiger Zeit bemerkte sie, dass ein Löwe sie in einiger Entfernung begleitete. Unruhe überkam sie. Ein Löwe? Welche Gefahr wohl von ihm ausging? Skeptisch beobachtete sie ihn und stellte fest, dass er sich langsam näherte. Meile für Meile schrumpfte der Abstand zwischen den Beiden.

Die Nacht brach herein. Hektisch überlegte das Mädchen, was sie tun könnte, um sich vor der ihr noch unbekannten, aber offensichtlichen Gefahr zu schützen. Also versteckte sie sich unterhalb einer Dornenhecke und hoffte, die spitzen Dornen würden den Löwen abschrecken. Dieser näherte sich ihrem Versteck, als würde er die Dornen nicht sehen, bis er die Stiche spürte und zurückwich. Das Mädchen wähnte sich in Sicherheit, doch als sie aufblickte, sah sie in den Augen des Löwen etwas, dass sie nicht erwartet hatte: nicht Schmerz, nicht Wut, es war Einsamkeit. Die ganze Nacht über lag sie wach unter der Dornenhecke und fragte sich, ob sie dem Löwen unrecht getan hatte. Dieser wartete in einiger Entfernung einsam im Dunkel der Nacht. Warum auch immer, das Gefühl ließ sie nicht los, dass dieser Löwe keine Gefahr für sie war, egal, wie bedrohlich er wirkten mochte und egal, was die Stimmen in ihrem Kopf sagten, die Stimmen jener aus ihrem Dorf, die ihre Gutgläubigkeit immer mit Dummheit gleichsetzten und alles taten, um Angst und Misstrauen in ihr Herz zu bringen. War es klug, jedem Fremden mit Furcht zu begegnen? Oder dumm, einen Freund nicht zu erkennen, weil es an Vertrauen fehlt?

Als der Morgen graute, kroch das Mädchen unter der Dornenhecke hervor und setzte seinen Weg fort. Auch der Löwe trabte wieder los. Im Laufe des Tages verringerte sich der Abstand zwischen ihnen. Mal machte das Mädchen vorsichtig einen Schritt auf den Löwen zu, mal der Löwe einen Schritt auf das Mädchen. Als die Dämmerung sich über das Land herabsenkte, waren sie nur noch einen Schritt voneinander entfernt. Die Kälte und Einsamkeit der Nacht erfassten das Mädchen. Sie blickte in das Gesicht des Löwen, in seine Augen, und fand nichts, dass sie fürchten wollte in diesem Augenblick. So ging sie einen letzten Schritt auf den Löwen zu, lehnte sich gegen seine dichte Mähne und legte ihre Arme um den Hals des Löwen, der sich langsam zur Seite rollte und sie fand unter seinen mächtigen Pfoten Schutz für diese und für viele weitere Nächte, denn von nun an setzten sie die Reise gemeinsam fort.

Und wenn sie nicht gestorben sind … dann wandern sie auch heute noch durch die weite Welt, schicken Nachrichten durch die Nacht und warten auf den Tag, an dem nicht mehr tausende von Meilen sie trennen werden, sondern vielleicht nur noch ein Schritt.

Wie in jedem Märchen, liegt auch in dieser Geschichte ein Körnchen Wahrheit verborgen. Manchmal entsteht Freundschaft und Vertrauen scheinbar aus dem Nichts, wo wir es nie erwarten würden und zu einem Zeitpunkt, der denkbar ungeeignet dafür scheint. Umso mehr sollten wir dankbar dafür sein, dass es geschieht.

Ich habe einen Traum …

… oder besser gesagt: ich habe eine Vision. Diese Vision hat viel damit zu tun, wie mein bisheriges Leben verlaufen ist. Ich habe unzählige Tiefs durchlebt und kann mich längst nicht mehr an alle erinnern, aber ich erinnere mich, dass sehr oft jemand zum richtigen Zeitpunkt da war, um mit ein paar Worten meine emotionale Achterbahn auf einen anderen Kurs zu bringen und damit aus dem Tief hinaus. Ich hatte also eine Menge „Weichensteller“ in meinem Leben. Sie sind auch der Grund, warum ich beschlossen habe, meine schöpferische Kraft als Autorin nicht für reine Unterhaltungslektüre einzusetzen (was vermutlich finanziell wesentlich lukrativer wäre), sondern in meine Geschichten und Wortschöpfungen stets mehrere Ebenen einzubauen, man könnte es auch philosophisch-psychologischen Tiefgang nennen. Der reduziert zwar den Kreis potenzieller Leser und Leserinnen, aber jene, die sich davon nicht abschrecken lassen, können für sich Antworten und Erkenntnisse finden, die sich nachhaltig auf ihr Leben auswirken. Damit wäre nun ich meinerseits die Weichenstellerin.

Weniger romantisch formuliert bedeutet das: ich möchte meine Erfahrungen, die ich in vielen Krisen erlebt und durchlebt habe, mit anderen teilen, um ihnen Möglichkeiten aufzuzeigen. Jeder muss zwar seine eigenen Erfahrungen im Leben machen, dennoch kann es hilfreich sein zu wissen, wie andere ihre Herausforderungen gemeistert haben.

Zurück zu meiner Vision. Meine „Weichensteller“ vermittelten mir etwas Besonderes: das Gefühl, dass alles genau richtig war, egal in welcher Scheiße ich gerade steckte, es war genau richtig zu diesem Zeitpunkt um zu begreifen, zu lernen, weiterzukommen … für kurze Zeit verschwanden die Ängste und Zweifel, fühlte ich mich vom Leben umarmt, ausgerüstet mit allem um die Herausforderungen zu bestehen, angekommen im Urvertrauen. Dieses Urvertrauen sollte idealerweise unseren Alltag begleiten. Wie selten dies vorkommt und wie oft es anders ist, darüber gibt es sehr viele Bücher und vielleicht füge ich eines Tages ein weiteres in die Reihe hinzu.

Wie auch immer: Die Umarmung des Lebens fühlen. Das ist meine Vision. Dieses Gefühl anderen zu vermitteln an einem dafür eigentlich nicht vorgesehenen Ort: Facebook. Vorerst. Vielleicht kommen später noch weitere Plattformen dazu.

Meine Vision ist es, eine Gruppe aufzubauen, die sich aus dem Meer an oberflächlichen Beiträgen der Selbstdarstellungen, endlos geteilten „Es geht noch schlimmer“-News (egal ob echt oder Fake) und was es sonst noch so an Aktionen gibt, die mich fragen lassen, inwiefern sie das Leben bereichern oder die Welt verbessern. Ich weiß, manchmal kann ich echt zynisch sein, aber ich entstamme noch jener Generation, die ohne Handy mit einem Vierteltelefonanschluss aufwuchs und manchmal zwei Wochen warten musste, bis ein Foto im Studio entwickelt worden war. Der Virus, alles und jeden für ewig in Bits und Bytes festzuhalten, hat mich bis heute nicht erwischt. Und ganz ehrlich, aktuell gibt es in dieser Welt so einiges, von dem wir viel zu viel haben, aber etwas, von dem wir definitiv zu wenig haben und eigentlich auch nie genug haben könnten: zwischenmenschliche Wärme. Wie Funken der Hoffnung leuchtet sie ab und an, hier und da auf, doch es könnte viel mehr sein. Es könnte ein wärmendes Feuer sein, an dem alle Platz finden, würden wir alle damit aufhören zu kritisieren und zu verurteilen, und stattdessen auf Verständnis, Kommunikation und Kooperation setzen. Aber dazu bedarf es aus meiner Sicht einem gewissen Grad an Tiefgang und Interesse am anderen.

Parallel zur weiterverbreiteten Oberflächlichkeit möchte ich daher diese Gruppe, die es übrigens schon gibt, die sich aber noch in den Kinderschuhen befindet, dahingehend aufbauen, dass echte Menschen dort das teilen, was sie die Umarmung des Lebens fühlen lässt. Es soll ein virtueller Zufluchtsort für jene entstehen, die gerade in irgendeinem Tief stecken und nicht das Gefühl haben, dass ihr Leben und alles rundherum genauso ist, wie es sein soll. Eine Zuflucht für jene, die sich aus der Umarmung des Lebens gefallen zu sein glauben; die das Urvertrauen verloren haben; die eine Neuausrichtung brauchen könnten, also einen Weichensteller. Wenn alles andere versagt hat, vielleicht finden sie jene Worte, die sie wieder auf Kurs bringen, in den Beiträgen dieser Gruppe.

Die Gruppe heißt RECONNECTED – Feel the embrace of life … und jeder und jede, die Teil dieser Vision sein möchte, andere mit der eigenen Lebenserfahrung zu unterstützen, ist herzlich willkommen.

Es gibt allerdings einen Haken: keine Kalendersprüche! Ganz ehrlich, in meinen diversen Tiefs wollte ich eines am wenigsten hören: Sinnsprüche, die irgendjemand irgendwann verfasst hatte und die seither unzählige male kopiert und geteilt wurden. Für mich fühlten sich diese Weisheiten – obwohl sie viel Botschaft und Sinn enthalten – unendlich fern und unerreichbar an. In diesen Momenten halfen mir die vielleicht unüberlegt formulierten, aber dafür umso authentischeren Worte eines für mich greifbaren Menschen weitaus mehr. Diese Worte waren Teil meiner Welt, im Hier und Jetzt, ihre Energie war viel intensiver spürbar als Botschaften aus vergangenen Zeiten. Damit setze ich mich auseinander, wenn es mir gut geht und ich Zeit in ausufernde Reflexionsprozesse investiere. Aber im Moment der Krise, am Abgrund stehen, im Angesicht der Dunkelheit, waren es die Worte meiner Weichensteller, die mich erreichen und meinen Kurs verändern konnten.

Und genau das ist meine Vision: Worte von Menschen für Menschen. Von Herz zu Herz. Von Seele zu Seele.

Ich fühle die Umarmung des Lebens in mir. Ich erzähle dir davon. Und vielleicht führen dich meine Worte auf einen Weg, der auch dich zurück führt in das Gefühl, vom Leben umarmt zu werden.

Das ist meine Vision.

Wer will mich begleiten?

#feeltheembraceoflife

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