EIN LACHENDES UND EIN WEINENDES AUGE

… waren es, die mich gestern begleitet habe – und die (neuerliche) Erkenntnis, dass alles im Leben einen tieferen Sinn hat, der sich oft erst spät offenbart.

Begonnen hat es damit, dass ich mich für ehrenamtliche Einsätze als Hüttenwirtin gemeldet hatte. Gestern fand die „Einschulung“ vor Ort statt. Aufgrund der Bahnverbindungen reiste ich bereits am Vortag an, übernachtete im Tal und spazierte früh morgens gemütlich zum Treffpunkt bei der Talstation der (noch geschlossenen Bergbahn). Gleich daneben befindet sich ein Hotel, dessen Name mir irgendwie bekannt vorkam von dem Moment an, als ich die erste Info erhielt.

Allmählich dämmerte es mir, ich zählte 1 und 1 zusammen … Hotel mit diesem Namen + Talstation = ich hatte hier vor einigen Jahren mit meinem damaligen Partner einen Skiurlaub verbracht… und kaum noch eine Erinnerung daran. Nichts hatte einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Ganz anderes als gestern. Die überwältigende Bergkulisse mit den noch weißen Gipfeln, das Grün im Tal mit den bunten blühenden Tupfern, die vereinzelten Wolken, das zwitschern der Vögel, das Rauschen des Windes, die lebendige Landluft 😉 … oafoch nua schee (einfach nur schön). Ich fand mich im Gefühl der „Umarmung des Lebens“ wieder, erfüllt von Dankbarkeit, Zufriedenheit, Gelassenheit, Geborgenheit, mit mir selbst im Reinen – gestern.

Vor ein paar Jahren konnte ich all das nicht fühlen, nicht die Schönheit der Landschaft um mich herum wahrnehmen. Es zog an mir vorüber. Ich erlebte die Welt wie durch einen emotionsdämpfenden Nebel. Ich war da – und auch nicht. Ständig darauf fokussiert, das zu tun, was ich dachte, das andere von mir erwarteten. Keinen Fehler zu machen. „Normal“ zu sein. Perfekt zu Funktionieren. Das Erleben des Augenblicks musste dem Kontrollwahnsinn weichen. Nur kein falsches Wort, keine zeitverzögerte Antwort, keine unpassende Handlung. Meine eigenen Bedürfnisse und Wünsche? Unwichtig! Erwartungshaltungen erfüllen war wichtiger. Mein Denken war ständig auf 120% unterwegs, für Fühlen blieb keine Zeit.

Gestern stand ich am Fuß jenes Berges, auf dem ich im Sommer einige Zeit als Hüttenwirtin dabei helfen werden, ein cooles, auf Eigenverantwortung und Gemeinschaftssinn basierendes Konzept der Bewirtschaftung umzusetzen – und ich fühlte, dass es gut werden wird. Spürte die positive Stimmung zwischen den Menschen, die an diesem Tag zum ersten Mal aufeinandertrafen und sich auf Anhieb in den Dienst der Sache stellten. Kein Ego, das in den Vordergrund drängte, stattdessen die Bereitschaft, gemeinsam zu tun. Einer der viel zu seltenen Momente, in denen Menschen einfach Menschen sind, ohne mehr sein zu wollen.

Mein weinendes Auge blickte zurück in die Vergangenheit auf all das, was ich nicht zuließ zu fühlen. Mein lachendes Auge blickte in die Runde und freute sich auf das Kommende.

Die eigenen Gefühle „auf Mute zu schalten“ um rein aus dem Kopf heraus zu leben, Empfindungen zu konstruieren und sich einzureden, etwas zu fühlen, das war mein „Kerker“, dem ich erst vor wenigen Jahren entronnen bin. Echte Gefühle empfand ich nur, wenn ich allein war. Schutz vor Verletzung? Ja, aber gleichzeitig mit meiner „Unangreifbarkeit“ wurde ich auch „nicht mehr greifbar“ für andere. Unverständlich. Anders. Suspekt. Dies war meine selbstgewählte emotionale Isolation. Was auf den ersten Blick gar nicht so schlimm anmuten mag (emotionale Unberührbarkeit), bedenkt man die Rücksichtslosigkeit, mit der man heutzutage leider allzu oft konfrontiert wird, ist in Wahrheit ein Gefängnis, dem zu viele nur auf eine, finale Weise entrinnen können.

Da ist es wieder, das traurige Auge, das sich wünscht, meine Worte würden all jene erreichen, die sich vor der Welt in den „sicheren“ emotionalen Kerker flüchten und könnten ihnen vermitteln, das es einen Ausweg gibt, der zurück in die Umarmung des Lebens führt und sie eben jenes auf eine Weise spüren lässt, von der sie möglicherweise geträumt haben, aber sie nicht für umsetzbar hielten… und dann rückt mein lachendes Auge in den Vordergrund, das voller Hoffnung nach vorne blickt und sieht, das DU in diesem Augenblick diese Zeilen liest, meine Worte ihren Weg zu DIR gefunden haben. Und wer weiß, vielleicht öffnen sie für DICH eine Tür zurück in die Umarmung des Lebens. Das wünsche ich DIR von ganzem Herzen.

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SCHNELL (AUS)GETRÄUMT

Manchmal kann ich nur den Kopf schütteln bei dem, was mir so im Netz begegnet. Von „mach das und du bist morgen 3 Kilo leichter“ über „10.000 Top-Kunden im Handumdrehen“ bis hin zu „lass das Universum für dich arbeiten“ … jede Menge Versprechen.

Ein Traum?

Zugegeben, in der Vergangenheit bin ich selbst einigen dieser Pfade gefolgt, habe groß geträumt, und bin verkatert aufgewacht.

Über Nacht, im Handumdrehen oder das Universum für mich arbeiten lassen, hat mich nicht dorthin gebracht, wo ich heute bin. Frei und selbstbestimmt, mit einigen wenigen Altlasten in meinem Rucksack, die kaum noch spürbar sind.

Auch ich träumte einst davon, mich von all den Steinen in meinem Rucksack, möglichst rasch zu befreien. Ein Wundermittel, ein Zauberspruch, ein machtvolles Wesen … verlockende Träume, die ich einen nach dem anderen aufgab.

Ausgeträumt.

Mit mir selbst ins Reine zu kommen, traumatischer Erlebnisse und die daraus resultierenden Blockaden auflösen, innere Konflikte und Zerrissenheit in Harmonie zu verwandeln, im Gleichgewicht verweilen trotz der Stürme des Lebens, oder einfach nur Gewohnheiten wie mehr Sport, weniger Naschen etc. verändern … das erfordert konsequente Arbeit an sich selbst. Arbeit, die einem niemand abnehmen kann, weder ein anderer Mensch noch ein magisches Wundermittel. In meinem Fall waren es über 3 Jahrzehnte Arbeit um die zu werden, die ich heute bin.  

Wie schon Meister Yoda uns lehrte: „Die Dunkelheit ist nicht stärker, sie ist schneller, verlockender“. Der Weg des Lichtes, der Bewusstheit, gleicht einem Ultra-Marathon ohne Ziellinie. Der Weg ist das Ziel. Abkürzungen führen häufig in dunkle Sackgassen, aus denen man nur mühsam wieder rausfindet.

Ja, wenn man mitten in der Scheiße steckt, möchte man am liebsten schnell raus, und alles hinter sich lassen. Eine gewisse Anfälligkeit für verlockende Träume ist da nur allzu menschlich, aber so einfach läuft es nun mal nicht. Nachhaltige Veränderungen geschieht nicht über Nacht und auch nicht von selbst. Aber wer nimmt sich heute noch Zeit?

Wenn ich mich umsehe, ist vieles sehr schnelllebig geworden. Pläne für 1 Jahr? Oder 5 Jahre?

Als ich mich 2017 auf die Reise zu mir selbst machte, spürte ich intuitiv, dass ich mindestens 3 Jahre dafür brauchen werde. Als meine Beziehung nach 24 Jahren in die Brüche ging, war klar, dass ich mindestens 24 Monate zum Verarbeiten rechnen darf. Natürlich wäre es toll gewesen, beides schneller zu durchleben, aber auch unrealistisch. Eine Träumerei, die nicht in der realen Welt bestehen kann.

Unordnung in einem aufgeräumten Haus zu schaffen, geht ziemlich schnell, aber die Ordnung wieder herzustellen dauert seine Zeit. Wenige Augenblicke genügen, um einen Menschen zu traumatisieren. Es braucht mitunter Jahrzehnte, um diese Erschütterung des seelischen Gleichgewichts zu überwinden.

Heilung braucht Zeit.

Vertrauen ins Leben und sich selbst aufzubauen, braucht Zeit.

Die (zutiefst menschlichen) Bedürfnisse nach Ausgleich, Rache, Vergeltung und dergleichen hinter sich zu lassen, braucht Zeit.

Die eigenen Schwächen und Fehlbarkeiten mit Humor und einem liebevollen Lächeln annehmen zu können, braucht Zeit.

Das Ego zu zähmen und sich selbst nicht mehr so wichtig zu nehmen, braucht Zeit.

Sich der Vergangenheit bewusst zu sein, daraus zu lernen, nach vorne zu blicken und aus dem Kommenden das Bestmögliche zu machen, braucht Zeit.

Wir werden als Menschen geboren, doch zu begreifen, was das wirklich bedeutet, braucht Zeit.

Wenn mir heute jemand verspricht, dass etwas „ganz schnell“ geht, werde ich skeptisch. Vor allem in Bezug auf Selbstfindung, Auflösungsarbeit, Therapie etc.

Zeit (die es genau genommen nur in unserem Bewusstsein existiert – im Gegensatz zu den vier Grundkräften der Physik) ist es, die Erdbeeren und Wein reifen lässt – und den Menschen, wenn dieser es zulässt und seinem (nur allzu menschlichen Wunsch) nach schnellen, einfachen, oberflächlichen Lösungen widersteht, sich stattdessen darauf einlässt, dass die Dinge ihre Zeit brauchen um letztendlich gut (im Sinne von heil) zu werden.

Lebe, und sei dir bewusst, dass du lebst.

Träume, und sei dir bewusst, dass du träumst.

Lerne zu unterscheiden zwischen Traum und Wirklichkeit.

Lass die Zeit dein Verbündeter sein.

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1 zu 10

In der vergangenen Woche ist ein Thema mehrfach in meinem Leben aufgetaucht. Unterschiedliche Situationen, aber ein gemeinsamer Kern, den ich als „Erfahrungskonto“ bezeichne. Vereinfacht gesagt, sammeln sich auf diesem Erfahrungskonto Erlebnisse der Kategorien „schmerzvoll“ ebenso wie „liebevoll“ an. Diese Erfahrungen prägen das innere Bild eines Menschen, seine Haltung, Einstellungen, Glaubenssätze, … einfach alles, bis hin zur Gesundheit.

Meine weise Nachbarin Lucy sagte einst zu mir:

„Um den Impact einer negativen Erfahrung in dir auszugleichen, brauchst du 10 positive Erfahrungen.“

Daraus habe ich für mich abgeleitet:

Für jeden schmerzvollen Moment in meinem Leben braucht es 10 liebevolle, um die Wunden zu heilen, zu lernen, zu wachsen, neu Vertrauen zu fassen und zurück in eine positive Grundhaltung zu finden … zurück in die Umarmung des Lebens.

Eigentlich eine ziemlich einfache Sache: steigere die Anzahl der liebevollen Momente in deinem Leben und mit der Zeit wird das Schmerzvolle quantitativ abnehmen, irgendwann nur noch eine Randerscheinung sein.

Eigentlich aber auch eine ziemlich herausfordernde Angelegenheit: zu erkennen und zu akzeptieren, dass liebevolle Momente (und Gedanken) zur Selbstheilung (von Körper, Geist und Seele) beitragen können, ist nur der erste Schritt. An der Umsetzung – vor allem der emotionalen – hängt der Erfolg. Liebevolles Denken und Fühlen zur alltäglichen Routine werden zu lassen, um gelebte Momente auf seinem Erfahrungskonto zu verbuchen.

Viele Jahre steckte ich in der Verstandesschiene fest. Positive Gedanken zu formulieren war einfach, doch die Gefühle dahinter waren häufig Unsicherheit, Furcht, Zweifel. Irgendwann lernte ich, positive Gedanken so intensiv zu rezitieren, dass sie in die emotionale Ebene hinein zu wirken begannen, aber es war immer noch kopfgesteuert. Erst vor einigen Jahren begann ich, zuerst das Gefühl zuzulassen, aus dem sich danach Gedanken formten. Alle meine Geschichten und Gedichte entstehen auf diese Weise.

Es beginnt stets im Gefühl.

Negativen Ereignissen oder Worten auszuweichen ist im Alltag nahezu unmöglich. Doch ich kann die Wirkung, die sie auf mich haben, minimieren, indem ich sie einerseits relativiere, und andererseits für reichlich Gegengewicht in Form liebevoller Gedanken und Gefühle sorge.

Liebevolle Gefühle und Gedanken wirken auf mich und über mich hinaus auf andere Menschen, mein Umfeld.

Selbstheilung ist für mich ein aktiver, lebenslanger Prozess nach der Formel „1 zu 10“. Um den Zustand des Seelenfriedens inmitten einer Welt voller Konflikte und Disharmonien zu erhalten, braucht es mein Zutun. Lasse ich mich treiben, wird mich der Strudel des Mainstreams verschlingen und in seinen emotionalen Untiefen aus Zweifel, Mangeldenken, Ausgeliefertsein den Umständen … ziehen. Will ich mir meine Insel der Lebensfreude, Zuversicht und Gelassenheit bewahren, so schwimmt diese auf liebevollen Gedanken und Gefühlen.

Die Realität rundum ist, wie sie ist. Selten durch mich zu verändern. Doch es gibt in meinem Leben Menschen, an die ich jederzeit einen aus einem liebevollen Gefühl geborenen Gedanken richten kann. Je öfter ich dies tue, desto mehr heile ich mich selbst.

Wer selbstlos gibt, lässt los – ersetzt das Schmerzvolle durch das Liebevolle.

Ein aus einem liebevollen Gefühl geborener Gedanke ist wie ein Sonnenstrahl, der nach einer dunklen Nacht die Nebel der Ungewissheit vertriebt und dem Leben neue Farben und Zuversicht schenkt.

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AB INS RAMPENLICHT !?!?!?

Ehrlich gesagt, bis heute Morgen wusste ich nicht, was ich diese Woche mit der Welt teilen möchte. Geschehen ist eine Menge, aber irgendwie auch nichts „Neues“.  Nichts, was ich als teilenswert im Sinne von inspirierend eingestuft hätte. Bis ich heute während meiner Morgengymnastik nebenbei in Ö3 (österreichischer Radiosender mit der größten Reichweite im Land) in der Sendung „Frühstück bei mir“ etwas aufgeschnappt habe …

Zu Gast war heute eine Frau (ich nenne hier bewusst nicht ihren Namen) mit einer außergewöhnlichen Lebensgeschichte. Als 10-jährige entführt, verbrachte sie 3.096 Tage in einem Kellerverlies, bis ihr im Alter von 18 Jahren die Flucht gelang. Über ihre Erlebnisse in dieser Zeit und ihre Strategien, all dies zu überleben, schreibt sie Bücher und tritt in der Öffentlichkeit auf.

Hier sind wir auch schon beim Punkt angekommen.

Öffentlichkeit = Rampenlicht.

Im Laufe der Sendung gab es etliche positive Rückmeldungen, aber auch Stimmen, die meinten, sie würde sich zu sehr ins Rampenlicht drängen. Eine Frage, die ich mir auch hin und wieder stelle: Dränge ich mich mit meiner Geschichte ins Rampenlicht?

Für mich persönlich waren Menschen, die außergewöhnliches erlebt haben, stets eine Inspiration. Ich weiß noch, dass ich 2x in meinem Leben einen (denselben) Menschen getroffen haben, der mich stark beeindruckt hat. Es lagen Jahre dazwischen, der Kontext war völlig unterschiedlich, doch der Mensch war derselbe: geboren als sogenanntes „Contergan-Baby“, also mit extrem verkürzten, verstümmelten Gliedmaßen, war dieser Mensch für nahezu alles (Essen, Trinken, Körperhygiene, Kleidung) auf fremde Hilfe angewiesen … und strahlte eine unglaubliche positive Energie aus, hatte einen Job (PC-Arbeit mittels eines Stiftes, den er im Mund hielt), Freunde und ging gerne aus. Wir waren gemeinsam auf einem Konzert. Keine Spur von Opfer, Anklage, Selbstmitleid …

Jahre später traf ich auf einen, dessen Heimfahrt von der Disco im Krankenhaus endete: Querschnittlähmung. 18 Jahre, kaum noch gelebt, und der nach einer schweren Zeit sich selbst wieder aufgebaut hat und danach mehrfacher Olympiasieger wurde. Mit so einem Menschen von Angesicht zu Angesicht zu sprechen, ließ mich spüren: der braucht keine Selbstdarstellung. Der war ganz unten und hat sich selbst wieder raufgearbeitet. Der will weder protzen noch was verstecken. Der lebt, was er ist und will als das, was er ist, wahrgenommen werden.

Genauso geht es mir heute. Ich mag nicht so bekannt sein, wie die Frau im Radio (zumindest hat der Rundfunk bei mir noch nicht angefragt 😉) oder der Olympiasieger, aber ich bin, wer ich bin. Erzähle meine Geschichte ungeschminkt, ungeschönt; will weder protzen noch was verstecken. Will gesehen werden als die, die ich bin.

Rampenlicht ist tückisch. Stehst du mittendrin, blicken dich alle an. Erlischt es, sieht dich meistens niemand mehr.

Meine Reichweite mag überschaubar sein, dennoch gelingt es mir hin und wieder, Menschen zu inspirieren, zu motivieren. Manche begleite ich eine Zeit lang, andere kreuzen einmalig meinen Weg und ich erfahre nie, was daraus wurde, aber ich bin überzeugt, dass nichts ohne Wirkung bleibt in diesem Universum. Jeder „Impact“ löst etwas aus. Jede Begegnung bringt etwas in Bewegung, früher oder später, mehr oder weniger, in diese oder jene Richtung. Keine zwei Teilchen können im Universum aufeinandertreffen, ohne sich wechselseitig zu beeinflussen – warum sollten es zwei Menschen können? – Rampenlicht hin oder her.

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ICH KRIEG‘ DIE KRISE

In einem Chat heute Morgen hatte ich plötzlich folgende Sätze im Kopf:

„Ich kann mich nicht mehr erinnern, wann ich zuletzt einfach nur gelebt habe, ohne über Krisen nachzudenken. Die permanente Präsenz von Krisen macht etwas mit uns. Sie aktiviert den Alarmmodus im Unterbewusstsein mit all seinen Folgen: Stress, Anspannung, Reduktion des Stoffwechsels …“

Im Chat ging es um das Gefühl, ständig nur noch müde zu sein. Ein Gefühl, das auch mich seit einigen Wochen begleitet. Gewiss, ich habe seit einigen Wochen sehr viel zu tun, mehr als üblich viel. Dennoch kann das allein nicht der Grund sein. Sehr viel zu tun zu haben kommt bei mir häufig vor. Aber nach 8 Stunden Schlaf gefühlt null ausgeruht zu sein, macht nachdenklich.

Egal, wohin ich auch komme und Menschen zuhöre, irgendeine Krise ist Gesprächsthema: Pandemie, Krieg, Klima … Krise da, Krise dort. Manchmal habe ich den Eindruck, es geht gar nicht mehr ohne. Die Welt würde augenblicklich stillstehen, würde jemand es wagen, ein Gespräch ohne Krisenthema zu führen.

Es ist ermüdend.

Ich krieg‘ die Krise mit den Krisen.

Niemand sollte die real existierenden Krisen negieren, aber es gibt auch noch anderes auf dieser Welt.

Bad news are good news … heißt es so treffend.

Schlechte Neuigkeiten zehren aber auch an der emotionalen Widerstandskraft, weil sie unserem Unterbewusstsein vorgaukeln, alles ist schlimm, vielleicht sogar hoffnungslos.

Wir brauchen gute Nachrichten, um das Gefühl der Hoffnung in uns am Leben zu erhalten, denn Hoffnung verleiht Kraft.

Auf meiner gestrigen Wanderung begegnet mir das Bäumchen auf dem Foto. Was auch immer geschehen ist, dieses Bäumchen wurde gebrochen, verdreht, sein Stamm regelrecht gespalten … dennoch sprießen rundum neue, kräftige Triebe mit sattgrünen Blättern. Dieser Baum durchlebte eine im wahrsten Sinne des Wortes existenzielle Krise, doch anstatt aufzugeben, wuchs dieses Bäumchen weiter. Eine Kämpfernatur? Unbändiger Lebenswille? Wäre dieser Baum ein Mensch, würden wir wohl diese Attribute für ihn finden. Doch er ist nur ein Baum, ohne Denken, ohne Fühlen, Leben in seiner vielleicht ursprünglichsten Form. Dieser Baum macht einfach weiter.

Das Leben findet immer einen Weg.

Das ist die gute Nachricht, die ich heute teilen möchte.

DAS GUTE AN 2020 – ZEIT, DEN BLICKWINKEL ZU ERWEITERN

Am 07. Jänner 2020 postete ich einen Beitrag mit dem Titel „Quo vadis“. Damals war dieses Jahr noch jung und unschuldig, noch frei von Krisen und Umbrüchen – zumindest für mich. Die letzten Zeilen des damaligen Beitrags waren folgende:

„Ich schreibe über mein Leben mit Borderline in all seinen Facetten. Manchmal schildere ich dabei schmerzhafte Emotionen und dunkle Momente, doch ich werde meine Geschichten niemals darin enden lassen und immer bis zu einem Happy End weiterschreiben. Schließlich geht’s um mein Leben (Achtung: doppeldeutig) und ich steh‘ nun mal auf ein Happy End

Ein Happy End? 2020? Die Liste der Ereignisse dieses Jahres (Corona, Beziehungs-Aus, Umzug, Unfall, Verlust, seit Sommer beruflich ständig am Limit der Überlastung, Terror …) scheint das mehr denn je ad absurdum zu führen. Für mich und viele andere Menschen auch. Und doch …

… gestern erhielt ich ein Bild von einer ganz besonderen Person in meinem Leben (siehe Titelbild), welches mich spontan zu einer Reflexion verleitete, die mit diesen Gedanken begann:

„Nähe hat nichts mit räumlicher Entfernung zu tun. Wie oft wird das missverstanden. Wie oft kleben wir auf anderen ohne echte Nähe … oder gar Verbundenheit.

Ich meine nicht Bindung, nicht die Fessel aus Bedingungen und deren Erfüllung.

Verbundenheit gleicht einem Schwarm Vögel, die perfekt synchron in den Himmel aufsteigen und in dem doch jeder für sich frei ist.

Verbundenheit ist immun gegen den Verschleiß, den Kilometer an Bindungen anrichten.

Nähe kann räumlich betrachtet werden – oder als eine Entscheidung des Herzens.

Es heißt: Gib frei, was du liebst. Kehrt es (sie/er) zu dir zurück, dann hat es (sie/er) sich entscheiden, bei dir zu bleiben.

Das Jahr 2020 hat vielen von uns einiges genommen, loslassen quasi von uns erzwungen. Es ist an der Zeit innezuhalten und wahrzunehmen, was blieb … oder neu zu uns kam.“

Die perfekte Einleitung für ein „Best of 2020“. Etwas verfrüht, zugegeben, immerhin haben wir erst November, aber nicht der Tag im Kalender bestimmt für mich den richtigen Zeitpunkt, sondern die Stimmung, in der ich mich befinde. Wenn die Belastungen rundum zu viel werden, hilft ein Blick auf die positiven Aspekte, um wieder zu spüren, dass mein Leben trotz all dem Irrsinn, der teilweise geschieht, dennoch in Ordnung ist.

Hier also mein Best of 2020. Die Reihung entspricht nicht einer Wertung, denn ich will nicht bewerten, was auf dieser Liste mehr und was weniger gut oder wichtig war. Alles auf dieser Liste war und ist wertvoll für mich, aber da ich kein Kreisformat erstellen kann, wird es eine Aufzählung 😉

  • 2020 ist mein Jahr der Freiheit, in dem ich mich aus zahlreichen Verstrickungen befreit habe und unabhängig wurde, im Denken, im Fühlen, im Sein.
  • 2020 ist mein Jahr der Leichtigkeit, in dem ich erkannte, wie einfach ich mein Leben halten und gleichzeitig dabei glücklich sein kann.
  • 2020 ist mein Jahr des Entdeckens, in dem ich vieles für mich (wieder)fand, dass ich zuvor kaum für möglich gehalten hatte.
  • 2020 ist mein Jahr des Neubeginns, in jeder Art und Weise: neuer Lebensraum, neue Lebensweise, neue Beziehungen … und ja, auch mein Herz fand einen neuen Hafen.
  • 2020 ist mein Jahr der Kraft, in dem mir bewusst wurde, das viel mehr Kraft in mir steckt, als ich bislang vermutet hatte. Mehr noch, dass Verletzlichkeit kein Zeichen von Schwäche darstellt, sondern eine Konsequenz von Berührbarkeit ist.
  • 2020 ist mein Jahr des positiven Feedbacks von vielen Seiten. Sei es als Autorin, die erleben durfte und darf, dass meine Geschichten nicht nur mein Leben in neue, lebensbejahende Bahnen lenken. Sei es als Coach, die manche auf neuen Wegen begleiten darf. Sei es als Mensch, geliebt und geschätzt um meiner selbst willen.

Es wäre einseitig zu behaupten, 2020 sei ein Jahr der Katastrophen und Krisen. Diese gab und gibt es, gewiss, aber es gab und gibt darüber hinaus noch mehr, und es ist enorm wichtig, sich das immer wieder bewusst zu machen, um in Ausgeglichenheit in der Gegenwart zu stehen und mit Zuversicht Richtung Zukunft zu blicken. Nicht ausblenden, was da ist. Ich halte wenig vom „Schönzeichnen“ der Ereignisse, doch die Realität ist divers. Es gibt viele Aspekte, negative UND positive. Erstere machen sich lautstark in den Medien breit, letztere sind oftmals stiller, weshalb sie nicht so leicht ins Auge springen, doch sie sind da!

2020 ist ein Jahr der Veränderung.

Das kann wohl niemand abstreiten. Vielleicht wird die Welt nach 2020 nie wieder so sein wie zuvor, aber war sie das je? Ist der Wandel nicht seit jeher das einzige Fixum in dieser Welt? Warum also fürchten wir ihn so sehr? Vielleicht weil so viel auf einmal und in kurzer Zeit geschieht? Vielleicht haben wir uns auch nur zu lange dagegen gewehrt, die Veränderung zu verhindern versucht, bis sie sich nun durchsetzt, gleich einem Dammbruch, der all die angestaute Energie (des Wandels) auf einmal freisetzt.

Ohne manche schmerzlichen Ereignisse von 2020 wären manche erfreulichen Ereignisse nicht möglich gewesen.

Manchmal hilft es, nicht auf ein singuläres Ereignis zu blicken, sondern es im größeren Zusammenhang zu sehen, räumlich und zeitlich.

Oder einen Standpunkt jenseits des subjektiven Gut-Schlecht-Denkens einzunehmen, also nicht Advokat der Menschheit zu spielen, sondern die Ereignisse zum globalen Zusammenhang des Organismus Planet Erde zu betrachten. Da gibt es eine Gruppe, genannt Menschen, die sich selbst sehr wichtig nimmt und alles nur erdenklich unternimmt, um von einem beinahe unsichtbaren Virus nicht in ihrer Zahl erheblich dezimiert zu werden, während diese Gruppe gleichzeitig viele anderen Gruppen von Lebensformen im gemeinsamen Lebensraum drastisch reduziert – bis hin zur völligen Ausrottung. Stellt man die Menschheit nicht in den Mittelpunkt der Betrachtung, verändert sich das Bild. Auch auf 2020. Selten zuvor habe ich den Himmel so strahlend blau erlebt wie im April 2020, mitten im Lockdown, als kaum ein Flugzeug seine Kondensstreifen im Azur hinterließ. Gewiss, die Auswirkungen auf die Wirtschaft waren und sind massiv, aber ist es nicht auch ein Zeichen, darüber nachzudenken, WIE wir leben? Oder wie wir in Zukunft leben wollen?

2020 ist ein Jahr des Umdenkens – für mich. Und ich halte an der Hoffnung fest, nicht die einzige zu sein, deren Leben sich neu ausrichtet, mit positiven Auswirkungen auf vieles rundum, auch auf jene Mutter Erde, die mich seit nunmehr 51 Jahren sicher trägt und mir alles gibt, was ich zum Leben brauche.

2020 ist ein Jahr, an das ich noch oft zurückdenken werde, mit einem Lächeln und voller Dankbarkeit.

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Achte auf dich – und deine Gedanken

Du bist, was du denkst!

Dieses Postulat stelle ich hier in den Raum, ohne mich in die beinahe endlose Liste jener einzureihen, die dafür Grundlagen, Erklärungen und Beweise vorlegen.

Wer davon nicht überzeugt ist, wird es vermutlich auch aufgrund meiner Worte nicht werden. Dies hier wird also nicht ein Bekehrungsversuch, sondern einfach nur eine kleine Erinnerung an das, was viele von euch längst wissen und für sich akzeptiert haben, aber – ebenso wie ich – im Trubel des Alltags zwischendurch auch schon mal vergessen.

Insbesondere in Zeiten wie diesen, in denen wir von Bad News förmlich überrollt werden und an jeder (virtuellen) Ecke das böse C-Wort lauert.

Ja, es ist eine Zeit, wie die meisten von uns sie nie zuvor erlebt haben.

Ja, es ist eine Zeit, die von uns allen viel verlangt, direkt in unseren Alltag eingreift und unsere Handlungen beeinflusst.

Ja, es ist eine Zeit, die Dummheit und Ignoranz ebenso zum Vorschein bringt wie auch das Beste, das Menschen zu geben haben: Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft, Rücksicht und Mitgefühl.

Ja, es ist eine Zeit, die als Krise gesehen werden kann – oder als Chance auf Veränderung, Weiterentwicklung und Wachstum – oder als beides.

Achte auf dich – und deine Gedanken!

Lass dich nicht von der Welle fortreißen in eine einseitige Wahrnehmung.

Schau nach draußen.

Die Sonne scheint. Das frische Grün der Triebspitzen an den Bäumen verdrängt das graubraun des Winters. Überall leuchten bunte Blüten, zwischen denen sich die ersten Schmetterlinge tänzelnd im Wind treiben lassen. Es ist Frühling! Das Natur erwacht – wie jedes Jahr – aufs Neue. Das Leben zeigt auf eindrucksvolle Weise, was wir Menschen mitunter vergessen: es geht weiter. Mit jedem neuen Tag. Veränderung ist ein Teil des Lebens. Etwas wächst, erblüht, gedeiht – um irgendwann wieder zu vergehen. Der ewige Kreislauf des Lebens.

Das Osterfest steht vor der Tür. Ein Fest, an dem die Auferstehung und damit das Leben an sich, gefeiert wird.

Ich bin nicht religiös. Ich bin spirituell. Ich blicke durch das Fenster hinaus in die Welt und sehe die Botschaft von Leben und Liebe auf vielfältige Weise zum Ausdruck gebracht. Das gibt mir Kraft, Hoffnung und Vertrauen, Tag für Tag.

Ja, es ist eine Zeit, wie sich niemand von uns so gewünscht hat, doch sie ist nun einmal da, und es liegt an uns, einen Weg zu finden, damit umzugehen, zu bestehen und daraus zu lernen, zu wachsen, reifer und weiser zu werden. Oder einfach nur unser Vertrauen zu behalten. Oder unseren Humor. Was auch immer … richte deinen Blick auf das Schöne und die Lebendigkeit vor deinem Fenster. Das andere ist da, gewiss, aber wer sagt, dass es schneller verschwindet, wenn wir es ständig anstarren?

Das Coronavirus kann meine Bewegungsfreiheit einschränken, aber nicht meine Gedanken. Die sind frei, in jedem Augenblick. Und wie schon im Talmud geschrieben steht …

„Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte, achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen, achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten, achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter, achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal!“

In diesem Sinne wünsche ich dir ein lebendiges Osterfest mit deinen Lieben.

Achte auf dich – und deine Gedanken.

Ach ja, für den heutigen Beitrag habe ich ein Bild von Cherry Plum gewählt. Diese Blüte gilt als die Bachblüte für Gelassenheit und wird angewendet bei Gefühlschaos und unbeherrschbaren Gefühlen. Als Borderlinerin steh ich auf Cherry Plum 😉

Meine Tricks im Alltag: Nr. 2 – Die Macht der Gedanken

Seit etwas mehr als einer Woche kreuzt ein Thema laufend meinen Weg. Egal, wohin ich mich wende oder mit wem ich zu tun habe, obwohl das Thema für mich längst integrierter Bestandteil meines Lebens. Ein Zeichen? Wenn, ja – wofür? Vielleicht um darüber zu schreiben? Gute Idee 🙂

Es geht um einen Klassiker: Die Macht der eigenen Gedanken

Darüber wurden vermutlich bereits hunderte Bücher geschrieben, tausende Vorträge und Seminare gehalten … und jetzt schrieb ich auch noch etwas dazu. Beginnen wir dort, wo auch unsere Gedanken beginnen: in unserem Unterbewusstsein.

Aus unserem Unterbewusstsein kann so manches an Gedanken und Gefühlen die Oberfläche kommen, dass ordentlich Stress und Komplikationen in unserem Leben auslöst, ABER unser Unterbewusstsein kann auch etwas anderes. Oder kann es nicht – nämlich zwischen Realität und Fantasie unterscheiden. Das ist eine der Grundlagen für das Funktionieren von Autosuggestion, Autogenem Training, Mentaltraining und dergleichen (hierfür werden mit an Sicherheit grenzender Regelmäßigkeit neue Namen für allbekanntes kreiert).

Zurück zum Thema: Alles, was wir wahrnehmen – bewusst oder (sehr viel mehr) unbewusst – landet in unserem Unterbewusstsein. Ich werde hier jetzt nicht die Theorie dazu erläutern. Dafür gibt es wie schon erwähnt umfangreiche Literatur. Ein Zitat aus dem Talmud veranschaulicht diese Tatsache jedoch sehr treffend:

Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte. 
Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen. 
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten. 
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter. 
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.

Unsere Gedanken entstehen aus dem Abgleich der Wahrnehmung mit den im Unterbewusstsein gespeicherten Erfahrungen und deren Bewertung (gut für mich / schlecht für mich). Tatsächlich denken wir rund 60.000 bis 80.000 Gedanken pro Tag, die meisten davon unbewusst. Unser Gehirn ist eine einzigartige Denkmaschine, die uns routinemäßig durch einen abwechslungsreichen Alltag steuert ohne dass wir großartig darüber nachdenken müssen. Wie grandios sie ist, stelle ich jedes Mal aufs Neue fest, wenn  ich in einer Doku einen Roboter unbeholfen durch die Gegend tapsen sehe. Ein Mensch läuft einfach durch die Gegend ohne über einen einzigen Schritt bewusst nachzudenken – sobald er es einmal als Kleinkind gelernt hat.

Die meisten unserer Gedanken entstehend unbewusst, oder besser formuliert: autonom aus dem, was wir zuvor in unserem Unterbewusstsein abgespeichert haben. Also aus allem, was wir sehen, hören, erleben, lesen usw.

Genial und fatal zugleich.

Genial, weil wesentlich mehr abgespeichert wird als die 40 Sinneseindrücke, die wir pro Sekunde bewusst erfassen können … von den 11.000.000 die wir pro Sekunde unbewusst wahrnehmen. Fatal, weil damit auch jeder „Schrott“ aus der Umwelt ungefiltert in unserem Unterbewusstsein landet. Jede negative Schlagzeile; jedes destruktive Gespräch in der U-Bahn, das wir subtil als Hintergrundgeräusch wahrnehmen; jedes Bild von Gewalt oder Zerstörung, dass von einer Plakatwand … all das landet in unserem Unterbewusstsein und kreiert dort unser inneres Bild von der Welt und uns selbst. Von unseren Möglichkeiten. Von realen (oder nicht realen) Gefahren.

Wir werden 24/7 extern programmiert, denn auch im Schlaf nehmen wir wahr. Subtil und anders, aber wir nehmen war, was um uns geschieht. Dieser Cocktail an Wahrnehmungen und Erfahrungen wird infolge zum der Ressource, aus der unsere Gedanken und Gefühle entstehen. Diese sind ein Spiegel unserer inneren Bilder. Es genügt, die Sprache eines Menschen aufmerksam zu beobachten um Rückschlüsse auf seine inneren Bilder zu ziehen.

Ein klassisches Beispiel: Das Glas ist halb leer / das Glas ist halb voll.

Kennt jeder. Hat jeder irgendwann mal gehört. Positives Denken. Alter Hut. Weit gefehlt. Nur weil es altbekannt ist, heißt es nicht, dass es überholt ist. Halb leer oder halb voll. Mangel- bzw. Problemdenken oder Überfluss- bzw. Lösungsdenken. Zwei diametrale Denkweisen, die sich im Alltag beobachten lassen. Und sie sind nur die Spitze eines Eisberges. Ich bin eine leidenschaftliche Beobachterin der Sprache. Sprache ist für mich das omnipotente Werkzeug schlechthin, weil damit so vielfältiges erreicht werden kann. Jemand nach ganz unten ziehen oder nach ganz oben hebeln. Sprache kann beides und ist per se neutral. Leider wird Sprache sehr oft achtlos verwendet und führt zu den unterschiedlichsten Problemen, von Kommunikationsproblemen in Beziehungen bis hin zur Beeinflussung der eigenen Fähigkeiten und der körperlichen Verfassung. Unsere Gedanken und Gefühlen können sowohl als Verursacher als auch als Problemlöser auftreten. Letzteres vor allem dann, wenn wir gelernt haben, sie bewusst für uns zu nutzen, um die erwünschten und unterstützenden inneren Bilder zu erschaffen. Der einfachste Weg dafür wiederum ist unsere Sprache. Unsere täglichen Worte.

Ganz pragmatisch gesprochen: mein einstmals sehr negatives Selbstbild von meiner Umwelt und mir selbst war das drastische Ergebnis einer entsprechenden, jahrzehntelangen Programmierung. Vor Jahren begann ich damit, diese Programmierung zu verändern. Heute achte ich darauf, die Zeitfenster der „Schrottprogrammierung“ möglichst kurz zu halten und auch meine Sprache bewusst zu verwenden, um das von mir gewünschte innere Bild weiter zu verstärken.

Dazu eine ganz praktische, einfache Übung, die mich schon seit langem begleitet und die für mich längst zur Routine geworden ist: Die „Guten Morgen & Guten Abend Fragen“. Davon gibt es unterschiedliche Varianten. Ich stelle dir hier meine bevorzugte vor:

Du brauchst nur einen Notizblock und einen Stift. Bevor du noch so richtig in den Tag startest, nimmst du dir ein paar Minuten Zeit, um für dich schriftlich folgende drei Fragen zu beantworten:

  1. Worauf freue ich mich heute?
  2. Was will ich heute lernen/erleben?
  3. Was werde ich mir heute Gutes tun?

Am Abend, bevor du dich schlafen legst, nimmst du wieder deinen Notizblock zur Hand und beantwortest für dich diese drei Fragen:

  1. Was hat mir heute gut gefallen oder ist mir gut gelungen?
  2. Was habe ich heute gelernt/erlebt?
  3. Wofür bin ich heute dankbar?

Die Antworten sind jeweils positiv zu formulieren, d.h. ohne „nicht“ (ich will nicht, dass …) oder „kein“ (ich will keinen Fehler machen …). Eventuell könnte das Weglassen der Negationen ungewohnt sein und zu Beginn eine Herausforderung darstellen. Das zeigt eigentlich (und auch tatsächlich) nur, wie weit die Automatismen im Problemdenken (was nicht sein soll) verankert sind. Mit Geduld und Ausdauer wird sich das ändern. Neue innere Bilder werden entstehen, die sich wiederum auf Gedanken und Gefühle, auf deine Ausstrahlung und dein Leben auswirken werden.

Dass es funktioniert, ist jetzt vielen Jahren bewiesen. Warum es nicht alle Menschen ständig praktizieren um ihre Lebensqualität zu verbessern? Das ist eines der großen Mysterien der Menschheit, die es noch zu enträtseln gilt 😉