„Ganz gleich, wie tief und düster jener Abgrund erscheint, in den wir stürzen, er ist stets auch ein Teil von uns und somit innerhalb unserer eigenen Grenzen, niemals grenzenlos. In diesem Abgrund können wir finden, was mit uns dorthin stürzte, oder was wir in die Dunkelheit verbannten – was auch immer es ist, es ist ein Teil von uns und wird dies stets bleiben, ob wir dem zustimmen oder nicht, ob wir uns daran erinnern (wollen) oder nicht. Wir können etwas aus der Dunkelheit zurückholen, es im Licht der Gegenwart neu betrachten, vielleicht etwas erkennen, verstehen, lernen, uns weiterentwickeln … alles, absolut alles auf unserem Lebensweg trägt in sich das Potenzial uns im Leben weiterzubringen … in welche Richtung, das entscheiden wir selbst.“
Der Tiefpunkt meiner Depression liegt hinter mir. Leichtigkeit und Lebensfreude beginnen mich wieder zu bestimmen. Meinen Gedanken stranden nicht länger in der problemfokussierten Sackgasse, sondern entdecken Chancen, Möglichkeiten, Lösungen … ich fühle mich überwiegend wieder wie ich selbst. Noch ein wenig müde, Energielevel deutlich unter 100%, aber der Kurs stimmt und mich ein wenig in Geduld zu üben kann auch nicht verkehrt sein. Wer jetzt achtsam liest, erkennt selbstredend meinen Programmfehler (… kann nicht …), der ich gleich mal umschreibe: mich ein wenig in Geduld zu üben bringt zusätzlichen Benefit.
Spielerische Selbstironie 😉
Faszinierend, wie rasch dieser Wandel sich entstellt. Beruhigend, dass all die hochdosierten Vitamine & Co auch Wirkung zeigen. Meine Bereitschaft, diesen Prozess anzunehmen und bewusst zu durchleben, hat vermutlich auch einen Beitrag dazu geleistet. Ebenso wie mein Streben nach Struktur und Klarheit, wenn das Chaos mich zu verschlingen droht – und die Kommunikation aufrecht zu erhalten, auch wenn’s nicht leichtfällt. Reden hilft. In den vergangenen Tagen habe ich einige Feedbacks bekommen, die mich zwar im ersten Ansatz zum Schlucken gebracht haben, aber bei näherer Betrachtung durchaus nachvollziehbar waren.
Selbstfürsorge – ein Konzept, das mir von mehreren Menschen unabhängig voneinander nahegelegt wurde. Wohl nicht ganz zu Unrecht. Es besteht Optimierungspotenzial. Ab und zu bin – zugegeben – ziemlich selbstausbeuterisch unterwegs. Mitunter bin ich auch viel zu gutmütig, lasse zu, von anderen auf eine Weise behandelt zu werden, die nichts mit Wertschätzung zu tun hat. Ich halte es aus und die anderen – naja, sie wissen und können es halt nicht anders… spätestens hier leuchtet ab sofort ein Stoppschild auf. Schluss mit Gutmütigkeit. Wer sich daneben benimmt, bekommt das zu hören. Heiligenschein und endloser Geduldsfaden passen nicht zu mir.
Wie achtsam gehe ich mit mir selbst um, wenn ich zulasse, von anderen schlecht behandelt zu werden? Abgesehen davon, tut es auch den anderen nicht gut. Werden keine Grenzen aufgezeigt, setzen sie ihr Verhalten munter weiter fort. Warum sollte es auch verändert werden?
Nur um eines klarzustellen: es geht dabei nicht um zufällige Begegnungen in den Öffis, um Zusammenarbeit im beruflichen Kontext oder dergleichen. Dort ist das alles kein Problem. Meine Mehr an Selbstfürsorge bezieht sich auf den engsten familiären Kreis, auf jenes Umfeld, in dem es meiner Erfahrung nach am schwierigsten fällt, sich selbst treu zu bleiben, gut auf sich selbst zu achten und sich abzugrenzen.
Nun ja, ich nahm einiges mit aus der Dunkelheit, das nun im Licht des Alltags auf meiner Agenda ganz oben steht. Vor mir liegt eine interessante Zeit, auf die ich mit einer gewissen Unruhe blicke. Diese Unruhe lässt sich weder in positiv noch negativ unterscheiden. Sie ist durchwachsen. Über ihr prangt in großen Lettern: Wenn du es nicht tust, weißt du nur eines mit Gewissheit – nichts wird sich ändern.
Will ich das? Soll alles bleiben, wie es war? Auch wenn es Hormone waren, die mich in den Abgrund in mir stürzen ließen, was ich dort vorfand, waren Gedanken, Verhaltensmuster, Erinnerungen, Unzufriedenheiten, Frustration, Enttäuschungen … einiges, das künftig anders werden darf und soll. Also gilt es, etwas zu verändern. Etwas anders zu tun. Von nichts kommt nichts. Oder anders gesagt: soll es anders werden, tu etwas anderes.
Apropos anderes tun: ich wandle auch seit kurzem auch auf anderen Wegen, entdecke mein Umland neu – und so manch wunderschöne Aussicht. Wie jene im Beitragsbild, nur rund 5.000 Schritte von meiner Wohnung entfernt: Wald, so weit das Blick reicht. Balsam für die Seele 😊