UNDER PRESSURE

… ist einer der Songs von Queen, die ich besonders mag. Vielleicht, weil ich häufig genug und immer wieder in meinem Leben unter enormem (emotionalen) Druck stehe. Weniger oft als mir lieb ist, entsteht dieser Druck im Außen. Vielfach erzeuge ich ihn selbst – in mir – unnötigerweise.

Ich will das nicht mit abstrakten Theorien erläutern. Ein Beispiel aus meinem Schaffen als Autorin veranschaulicht die Dynamik:

2017 begann ich meine Laufbahn als Schriftstellerin und schuf damit einen Bereich in meinem Leben, in dem ich uneingeschränkt ICH sein darf, meine Hyper-Emotionalität ausleben kann und so weiter und so fort. Wunderbar.

Aber alles im Leben hat zwei Seiten, so auch dieser Bereich. Ich bin nämlich ein leistungs- und erfolgsorientierter Mensch. Im Grunde nichts Schlechtes, ABER – und hier schon wieder ein großes ABER – daraus entsteht natürlich auch eine gewisse Erwartungshaltung oder anders gesagt: Erfolg braucht ein Messkriterium. Bei einer Autorin liegt es nahe, dafür die Verkaufszahlen anzuwenden. Um die im Selfpublishing zu erreichen, ist ein intensiver Marketingeinsatz (der Autorin) erforderlich. Marketing ist eine gänzlich andere Tätigkeit als kreatives Schreiben und deckt daher nicht jenen Bedarf, der ursprünglich diesen Bereich erschuf.

Bringen wir es auf den Punkt: Autorin versus Verkäuferin

Während der kreative Prozess mir nach wie vor Freude bereitet und mich stabilisiert, erzeugt die nüchterne Betrachtung der Kennzahlen immer wieder innerlich Druck, mehr und schneller zu erreichen. Ist dieses Gefühl erst einmal geweckt, kommt eins zum anderen: Der Blick zur Seite, was andere tun und damit erreichen. Das Vergleichen vom eigenen mit dem anderen. Matching –> Bewertung –> Beurteilung –> Verurteilung –> mieses Gefühl, nicht genug (im Marketing) getan zu haben –> selbstauferlegten Druck, künftig mehr zu tun (von dem, was ohnehin nicht gerade Freude bereitet) –> Aussicht auf mehr unerfreuliche Tätigkeiten und Gefühle …

Ich denke, diese Darstellung macht den Ablauf gut nachvollziehbar. Eine miese Spirale nach unten, die nicht nötig wäre, denn ich muss nicht davon leben können. Dafür habe ich meinen Job. Autorin zu sein, bedeutet für mich Selbstverwirklichung (also die oberste Stufe der Maslow-Pyramide) und nicht Existenzsicherung (die unterste Stufe). Natürlich ist mir das alles bewusst. Als Trainerin habe ich die Maslow-Pyramide rauf und runter gebetet. Umso mehr erstaunt es mich selbst, wie oft es mich in diese Dynamik des „Vergleichens mit anderen“ hineinzieht – mit all ihren unangenehmen Auswirkungen auf mich. Wieder einmal bewahrheitet sich:

„Wissen allein ist wertlos. Was zählt, ist die Umsetzung und Anwendung im eigenen Leben.“

Wie kann diese Anwendung konkret ausschauen? Nun, ich werde mir neuerlich in Erinnerung rufen, dass ich schreibe, weil es mir gut tut, mich in Balance hält, Spaß macht und ich vielleicht dem einen oder der anderen eine Idee für ihr eigenes Leben vermitteln kann. Finanziell betrachte ich es als „Investition in ein Hobby mit Entwicklungspotenzial“. Mal ehrlich, würde ich jede Stunde, die ich schreibend verbringe, als Therapiestunde bezahlen, wäre ich bis an mein Lebensende bankrott 😉. Kleiner Scherz.

Natürlich freue ich mich darüber, wenn meine Bücher gekauft werden, aber ich will und werde mich nicht verrenken und im Marketing verausgaben. Ich bin Autorin geworden, um Geschichten zu erzählen. Folge ich meinem Verstand, sieht der Zahlen, schreit nach Verkaufsaktivität und erzeugt Druck. Folge ich meinem Herzen, sehe ich das gelassen und vertraue auf etwas, das ich nicht mit Worten beschreiben kann, doch häufig erlebt habe: Was sich sucht, wird sich finden! Die Menschen, für die meine Geschichten wertvoll sein können, werde mich und meine Bücher finden.

Und mit diesen Gedanken kehre ich zurück in die Gelassenheit, löse den Druck auf, vereine meine eigene Widersprüchlichkeit erneut in einem harmonischen Gesamtbild und das fühlt sich richtig gut an.

Meine Borderline-Persönlichkeit ist nach wie vor sehr dynamisch, verharrt selten lange in einem statischen Selbstbild, weshalb es für mich mittlerweile zur Routine geworden ist, mich neu auszurichten, wenn ich mich „verliere“. Dabei entdeckte ich regelmäßig neue Aspekte an mir selbst, die wiederum mein Leben bereichern. Anders gesagt: Ich lerne täglich mehr über mich, wann ich mir wo und wie selbst im Weg stehe und wie ich das mit Selbstliebe und einer großen Portion augenzwinkernder Selbstironie auflösen kann.

Vielleicht inspiriert dich meine heutige Geschichte, selbst einmal darüber nachzudenken, ob du in dir selbst (unnötig) Druck aufbaust. Wer weiß das schon – außer dir selbst?

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