Manchmal bringt mich das Leben zum Staunen. Nicht, dass ich für mich in Anspruch nehme, alle Rätsel gelöst zu haben und auf jede Frage eine Antwort zu kennen – ganz im Gegenteil. Ich weiß viel weniger, als ich nicht weiß. Und je mehr ich entdeckte, desto größer wird auch die noch zu entdeckende Welt. … diese schlaue Erkenntnis entspringt nicht meiner Denke. Da gab’s Schlauere vor mir (z.B. Sokrates „Ich weiß, dass ich nichts weiß“), aber ich ERLEBE sie im Alltag – was in meiner Wahrnehmung ein Riesenunterschied ist zu „habe ich gelesen und verstanden“. Eine Erkenntnis nicht nur im Kopf zu haben, sondern sie auch im Herzen zu fühlen, da liegen Welten dazwischen, wie ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann.
Zurück zu meinem Staunen. Wodurch wurde es ausgelöst?
Durch die beiläufige Feststellung, dass sich mein Leben plötzlich wieder leicht anfühlt. Wochenlang habe ich mich mit einer erdrückenden Schwere rumgeschlagen, war alles irgendwie zäh und ich meinerseits öfter als mir lieb war ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Ein falsches Wort genügte und …
Plötzlich ist über Nacht alles anders, ohne das sich etwas verändert hat. Mein Leben läuft immer noch in denselben Bahnen. Der Stress im Job ist keineswegs weniger geworden. Manche Herausforderungen liegen hinter mir, aber eine Menge auch noch vor mir. Ich habe auch nicht im Lotto gewonnen, was schwierig wäre, weil ich nicht mitgespielt habe.
Also, nichts ist wirklich anders und doch fühlt es sich anders an. Das soll mal wer verstehen.
Warum ich es überhaupt verstehen will und nicht einfach nur genieße?
Weil ich es gerne bei Bedarf reproduzieren können würde. Dazu müsste ich herausfinden, was sich – unbemerkt von meiner bewussten Wahrnehmung – verändert hat. Etwas MUSS sich verändert haben, sonst wäre es nicht anders.
„Wenn du immer das machst, was du bisher gemacht hast, wirst du mehr von dem bekommen, was du bisher schon hast. Willst du etwas anderes, mach was anderes!“
Dieses Postulat aus dem NLP unterschreibe ich sofort. Es ist absolut logisch. Deshalb … etwas muss sich verändert haben, aber was?
An diesem Punkt setzt bei mir stets die detektivische Spurensuche ein. Ich kann stundenlang einen Formel- oder Programmierfehler suchen. Wenn’s um mein persönliches Wohlbefinden geht, werde ich sogar noch ausdauernder. Also begann ich zu suchen, zu beobachten und wurde schließlich fündig. Etwas WAR anders. Besser gesagt: etwas war nicht mehr da, weshalb es auch so schwer als Auslöser der Veränderung zu identifizieren war. Es war nämlich fort – aus meiner Wahrnehmung.
Okay, genug der kryptischen Umschreibungen.
Klartext: Nach meiner Trennung im vergangenen Jahr verblieb ein besonderes Erinnerungsstück an meinen Ex-Partner (an ihn als Person) bei mir. In den ersten Wochen danach stand es noch in meinem Schlafzimmer, wechselte später ins Wohnzimmer. Einige Tage vor meinem „Staunen“ packte ich dieses Erinnerungsstück sorgfältig in eine Schachtel und verbannte es damit aus meiner (unbewussten) Wahrnehmung. Dabei folgte ich einer Intuition. Es fühlte sich richtig an, diesem Teil meiner Vergangenheit einen neuen Platz zu geben. Nicht zu entsorgen, aber ruhen zu lassen.
Kleine Ursache, große Wirkung.
Und ein eindrucksvoller Beweis (für mich), wie stark wir durch unsere unbewusste Wahrnehmung gesteuert werden. Wir müssen etwas nicht anstarren, um es unbewusst wahrzunehmen. Es genügt, wenn das Objekt sich im selben Raum befindet, um die Erinnerung oder ein Gefühl wachzurufen. Einer der Gründe, warum ich mich gerne mit schönen Dingen umgebe. Unbewusste Wahrnehmung lässt sich nur schwer abstellen. Deshalb nutzen manche Unternehmen diese Tatsache, um ihre Kundschaft mit verkaufsförderlichen Düften zu bespielen und spendierfreudigen Melodien zu beschallen. Farben und Bilder tragen das ihre bei, den Umsatz zu steigern. Ganz fies, weil man sich kaum dagegen wehren kann … nebenbei erwähnt.
Die Entfernung meines „mentalen Kryptonit“ aus meinem (auch peripheren) Sichtfeld brachte also die Rückkehr von gefühlter Leichtigkeit in mein Leben. Fall abgeschlossen… dieses Mal. Neuerlich etwas gelernt – oder erinnert: mehr Achtsamkeit darauf zu verwenden, womit ich mich umgebe. Was dazu führte, dass ich gleich darauf eine Runde Entrümpelung gestartet habe. Vielleicht will ja noch etwas anderes „gut verstaut“ werden 😉
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