Hinter mir liegt eine Woche extremer Herausforderungen im Job. Doch damit nicht genug. Auch im engsten familiären Umfeld wurde ich intensiv gefordert. Ruhe? Entspannung? Fremdwörter in einer Phase, die mittlerweile bereits zu lange dauert und meine Energiereserven gegen Null fährt.
Inmitten von diesem „Irrsinn“ leuchtet mir ein Stern den Weg, ein Herzensprojekt, das in dieser Woche des „Was noch?“ den vorletzten Schritt (Probedruck) erreicht hat: „Berggeflüster – s’Lebn gspiarn“, mein 6. Buchbaby, mein Kind der Berge.
Berggeflüster bringt mich zum Lächeln, selbst wenn rund um alles erschüttert wird.
Es begann mit einer Wanderung im Juni 2021, mit einem Gedanken, der plötzlich in meinen Kopf war …
„Do obn am Berg, do merkst’s erst, wia kloan das’d bist, siachst vühles plötzlich aundas ois druntn im Toil.“
… ganz so, als hätte jemand ihn mir ins Ohr geflüstert. Vielleicht die grauen Riesen, die rundum mich mächtig emporragten.
Aus diesem Gedanken entstand ein Gedicht, auf das weitere folgten. Im Laufe einiger Aufenthalte im Gasteiner Tal wuchs mein Schatz an geflüsterten Lebensweisheiten in Mundart beträchtlich an. Also beschloss ich, daraus ein Buchprojekt zu machen, inspiriert von der Landschaft und dem Spirit im Tal. Doch wie sollte jemand, der das Tal nicht kannte, sich vorstellen können, woher meine Inspiration kam?
Ich ging einen Schritt weiter und beschloss, einen Bild-Gedichtband zu machen. Damit begab ich mich sehr weit aus meiner Komfortzone als Autorin. Gedichte in Mundart? Bildband? Beides für mich Neuland, das einige Fragen mit sich brachte. Woher das Bildmaterial nehmen? Ich habe zwar einige recht nette Bilder, aber bei weitem nicht ausreichend, um einen Bildband zu füllen.
Es folgte ein weiterer Schritt aus der Komfortzone hinaus: die Kontaktaufnahme mit dem Tourismusbüro vor Ort und in Folge mit einer Facebook-Gruppe, die sehr viele Bilder aus dem Tal postete. Ich fragte nach Bildern für ein Buchprojekt, ein Werk, das so nie geplant war und mir einfach „zugeflüstert“ worden war. Ein Geschenk der Berge – und ich wollte etwas zurückschenken. Deshalb beschloss ich, den Reinerlös aus dem Buchverkauf an die Bergrettung im Tal zu spenden. All das kommunizierte ich in die Facebook-Gruppe. Was danach geschah, beeindruckt mich nachhaltig und macht mich dankbar.
Ich bekam traumhaft schöne Bilder kostenlos zur Verfügung gestellt – und zwar so viele, dass es eine Qual der Wahl wurde, welche 40 Bilder auf den Buchseiten Platz finden sollten.
Bildautor_innen bedankten sich bei mir für die Möglichkeit, etwas beitragen zu dürfen an diesem Projekt und damit an der Spendenaktion für die Bergrettung.
Ich lernte Menschen kennen, die ich sonst nie getroffen hätte. Menschen, die mir berührende Geschichten erzählten.
Es entstand und entsteht Wunderbares rund um dieses Buchprojekt. Derzeit plane ich die Buchpräsentation für Mai vor Ort im Tal. Und wer weiß, was noch alles kommen wird?
Erich Kästner sagte: Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es
Berggeflüster zeigt mir gerade, was ein einzelner Mensch Gutes tun kann – einfach so – aus einem Gedanken heraus, der anderen kommuniziert wird. Schritt für Schritt. Mein Kind der Berge beweist, das Menschen bereit sind zu helfen, wenn sie gefragt werden und ihnen Möglichkeiten geboten werden.
Jeder kann jederzeit Gutes tun.
Vor einigen Tagen überlegte ich kurz, ob ich mich der Welle an Unterstützung für die Ukraine anschließen soll und den Reinerlös in diese Richtung fließen lassen soll. Ich war gerade zum Skifahren im Tal und auf einer Piste unterwegs. Mir gingen Gedanken durch den Kopf wie „anderswo brennt die Welt, fallen Bomben, das ist doch wichtiger“. Plötzlich erblickte ich eine Menge Skifahrer, die sich kurz vor der Sesselliftstation versammelt hatten und im nächsten Augenblick auch den Grund dafür. Sie durften nicht weiterfahren, weil die Rotoren eines Helikopters sich noch drehten und ein Verunfallter eingeladen wurde. Ich erinnerte mich daran, bei meinem vorherigen Besuch Bergretter gesehen zu haben, die mit einem Akia zu Tal sausten. An meinem insgesamt 20 Skitagen in dieser Wintersaison konnte ich einige Einsätze live beobachten. Anderswo mag Krieg toben, das ist schrecklich und nicht mit dem zu vergleichen, was im sicheren Österreich passiert, doch auch hier geht das Leben weiter. Menschen gehen hinauf in die Berge und verunglücken. Die Einsätze der Bergrettung enden nicht, nur weil anderswo Krieg herrscht. Deshalb darf auch unsere Unterstützung nicht enden, denn alle, die hinaufgehen, um andere heil ins Tal zu bringen, tun dies ehrenamtlich. Was sie dafür brauchen an Material, muss bezahlt werden. Mein Buchprojekt möchte etwas dazu beitragen, denn auch ich bin da oben in den Bergen unterwegs. Bislang unfallfrei, weil achtsam, doch niemand ist vor Unfällen gefeit.
„Do obn am Berg, do merkst’s erst, wia kloan das’d bist, siachst vühles plötzlich aundas ois druntn im Toil.“
Für jene, die mit österreichischer Mundart (die regional sehr unterschiedlich sein kann) eine kleine Herausforderung haben:
„Da oben am Berg, da merkst du erst, wie klein du bist, siehst vieles plötzlich anders als unten im Tal.“
Da oben am Berg wurde und wird mir einiges bewusst, was ich beitragen kann, um in dieser Welt ein kleines bisschen Gutes zu tun, mit einem Buchprojekt Menschen zusammenzubringen, die sich sonst vielleicht nie getroffen hätten, um mit ihnen gemeinsam etwas Wunderschönes zu erschaffen, das anderen Freude bereitet und für das sie etwas geben, mit dem jene unterstützt werden können, die ihrerseits geben und tun, um zu helfen.
Oder einfacher gesagt: ein Herzensprojekt
P.S.: Ende April/Anfang Mai wird „Berggeflüster – s’Lebn gspiarn“ im stationären und Online-Buchhandel erhältlich sein. Für ein paar Euro könnt ihr Lebensretter_innen unterstützen und ein einzigartiges Bild-Wort-Kunstwerk in Händen halten und/oder weiterschenken. Es ist ganz einfach, Gutes zu tun 🙂