MENSCHLICHKEIT

Hinter mir liegt eine Woche, die sich wie zwei anfühlt aufgrund der Anzahl an Ereignissen. Eines begleitete mich gedanklich heute auf meiner Waldrunde. Vor wenigen Tagen erhielt ich von einer Mitarbeiterin das Feedback, das sie besonders meine Menschlichkeit zu schätzen weiß. Das war an jenem Tag, an dem ich morgens in der Bahn dieses Gedicht schrieb (unterhalb übersetze ich in Hochdeutsch 😉)

Maunchmoi kunnst glaum,
nix is so schwaar,
wia oafoch Mensch z’sei,
zu zoagn,
wos di berührt,
wos di gfreit,
wos weh tuat,
und das do wer is
den’s intressiert.

Bist umzüngelt vo Leit,
de olle mehr sei woin ois san.
Koana mehr echt,
gem s’Oanzigortige auf
um Oziachbüdeln z’wern,
Kopien von Kopien,
austauschboar,
und koan interessiert.
wia’s innen drin ausschaut

Oafoch Mensch sei,
se zoagn kenna wia ma is,
genauso ognumma z’wern,
koane Maskn,
koana Mauern,
koa Vasteckspüln.
Oafoch Mensch sei
mit Herz und Söh
wia ma hoit is.

Und jetzt für die Nicht-Alpenländler:

Manchmal könnte man glauben,
nichts ist so schwer,
wie einfach Mensch zu sein,
zu zeigen,
was dich berührt,
was dich freut,
was dir weh tut,
und das da wer ist,
den es interessiert.

Du bist umzingelt von Leuten,
die alle mehr sein wollen als sie sind,
keiner ist mehr echt,
geben sie das Einzigartige auf
um Abziehbilder zu werden,
Kopien von Kopien,
austauschbar,
und keinen interessiert,
wie es innen drin ausschaut.

Einfach Mensch sein,
sich zeigen können wie man ist,
genauso angenommen zu werden,
keine Masken,
keine Mauern,
kein Versteckspielen.
Einfach Mensch sein
mit Herz und Seele
wie man halt ist.

Unschwer das Thema zu erkennen, das mich seit Wochen beschäftigt: Menschsein. Menschlich bleiben in einer Zeit, in der es immer unklarer wird, was das eigentlich bedeutet – zumindest nehme ich das so wahr.

Es wäre verlockend, an dieser Stelle lange und breit über all jenes zu schreiben, was in dieser Welt schiefläuft, und davon zu träumen, wie es anders sein könnte … doch heute gehen meine Gedanken in eine andere Richtung, kreisen um den Kern dessen, was wir alle leben – oder leben sollten:

Menschlichkeit

… was sie bedeutet

… wie sie sich zeigt im Alltag

… wie andere sie an uns erleben

… und was man tun kann, um sie zu behalten.

Hast du schon mal darüber nachgedacht?

Bild: pixabay.com

EIN THEMA WIE KEIN ANDERES: TOD

Nichts gehört derart zum Leben wie der Tod. Er ist die natürlichste Sache der Welt, dennoch scheuen viele das Thema. Ich fing vor vielen Jahren (unfreiwillig) an, mich damit zu beschäftigen. Damals litt ich an Panikattacken verbunden mit Todesangst, die wie aus dem Nichts auftraten. Einmal saß ich in meinem damaligen Job am PC, arbeitete vor mich hin, als ich von einer auf die andere Sekunde das Gefühl hatte, nicht weiterleben zu können verbunden mit einer enormen Angst vor dem Sterben. In den Jahren zuvor hatte den langsamen Sterbeprozess einiger Verwandter miterlebt, und die Verdrängung in meinem Umfeld. Da war niemand, mit dem ich über meine eigene Angst vor dem Sterben hätte sprechen können. Also begann ich, Bücher über das Leben nach dem Tod zu lesen – vielleicht würde mir das die Angst nehmen. So einfach war es dann doch nicht, aber ich fand für mich zurück in einen „natürlichen“ Umgang mit dem Thema.

Nichts ist so gewiss im Leben wie der Tod. Der erste Atemzug definiert, das es auch einen letzten geben wird – früher oder später. Man nennt den Tod den großen Gleichmacher, weil er jedem bestimmt ist, unabhängig von Reichtum oder Macht.

Frühere Kulturen haben sich intensiv mit dem Tod und dem, was danach (vielleicht) kommt, befasst. Der Tod war ein zentraler Angelpunkt des Lebens. Man lebte in dieser Welt, um sich auf die nächste vorzubereiten. Heute wird das Thema in einer jugendverliebten Gesellschaft gerne an den Rand geschoben, möglichst weit weg. Doch dem Tod kann niemand entkommen – auch wenn viele so leben, als würde es ewig weitergehen. Das tut es nicht. Und mal ehrlich, ewiges Leben ist kaum erstrebenswert. Es gibt etliche Bücher und Filme, die sich spekulativ damit auseinandersetzen, wie ewiges Leben verlaufen könnte – kein einziger kommt zu einem Ergebnis, das aus meiner Sicht wirklich reizvoll ist.

Meine weise Nachbarin Lucy sagte einmal zu mir: „In der ersten Hälfte des Lebens geht es um Wachstum, Aufbau, seinen Platz im Leben zu finden und eine Familie zu gründen. In der zweiten Hälfte sollte es darum gehen, sich darauf vorzubereiten, all dies wieder loszulassen.“ Der Konjunktiv impliziert bereits, dass es (insbesondere in unserer Gesellschaft) eher selten der Fall ist. Wer beschäftigt sich schon frühzeitig mit seinem eigenen Ableben? Dabei liegt darin eine unterschätzte Chance.

Je mehr mir bewusst ist, dass meine Zeit hier auf Erden begrenzt ist, desto weniger möchte ich sie verschwenden – so lautet mein Zugang zu meiner eigenen Sterblichkeit. Wenn weniger Tage vor mir als hinter mir liegen (was statistisch ab ca. 50 der Fall ist), bekommen 10.950 Tage (= 30 Jahre) einen anderen Stellenwert.

Die eigene Sterblichkeit anzunehmen, kann auch dabei helfen, die Sterblichkeit anderer zu akzeptieren. Insbesondere wenn jemand „vor seiner Zeit“ geht, fällt es vielen schwer, loszulassen und der natürlichsten Veränderung der Welt zuzustimmen. Menschen wollen verstehen, warum jemand stirbt. Warum ihnen der geliebte Mensch genommen wird.

So wie das Leben weder gerecht noch ungerecht ist, ist auch der Tod weder gerecht noch ungerecht. Es sind einfach Ereignisse. Menschen versuchen, ihren Schmerz zu lindern, indem sie Sinn in die Ereignisse interpretieren. Das kann helfen, doch letztendlich geht es darum, seinen Frieden mit dem Tod zu schließen. Wir leben und wir sterben. Manche Menschen aus unserem Umfeld werden vor uns gehen, andere nach uns.

Wenn ich an die Bücher über das Leben nach dem Tod zurückdenke, dann war eine der Kernaussagen, dass die Verstorbenen traurig darüber sind, wenn die Lebenden zu lange und zu intensiv um sie trauern, anstatt sich wieder ihrem eigenen Lebensglück zuzuwenden – auch wenn Annahmen dieser Art nicht wissenschaftlich zu beweisen sind. Aber auch ohne Beweise – wenn ich an die Menschen denke, die ich „verloren“ habe, dann bin ich überzeugt davon, dass sie sich wünschen, ich möge ein langes und erfülltes Leben führen.

Vielleicht ist es weniger das Sterben, das Menschen fürchten, als das Vergessenwerden – oder das Alleingelassen werden. Oder nicht gelebt zu haben, bevor das Ende kommt. Oder zu wenig Zeit zu haben, um das Versäumte aufzuholen. Wie auch immer, den Tod zu negieren bringt keine Lösung.

Ob sich ein Mensch der Religion oder Spiritualität zuwendet, rund um das Thema Tod bleibt vieles Spekulation. Unser Verstand kann über das Ableben hinaus nicht existieren. Glauben und Vertrauen können wertvolle Begleiter sein, um Frieden zu schließen mit dem Unausweichlichen.  

Ein Gedanke, der mir dabei half, meiner eigenen Sterblichkeit zuzustimmen, ist jener: Wie kann ich das Leben im Hier und Jetzt genießen, wenn mich die Furcht vor dem Ende begleitet? All die Energie, die ich verwende, um dem Thema auszuweichen, kann ich Hier und Jetzt einsetzen, wenn ich das Unausweichliche umarme.

Lebensfreude wurzelt für mich darin, das Leben voll und ganz so anzunehmen, wie es ist, samt seinem natürlichen Ende.

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DIE SEELE EINER FRAU – UNGESCHMINKT

In einer Doku über weibliche Musikerinnen schnappte ich einen Satz auf, der mir nicht mehr aus dem Kopf geht. Eine Stylistin sagte:

„Ohne Make-Up erblickt man im Gesicht eines Menschen seine/ihre Seele.“

Make-Up als Schutz? Eine Maske, um zu verbergen, wer man ist, was man fühlt, wie verwundet man wurde.

Solange ich zurückdenken kann, wurde auf meinen Gefühlen rumgetrampelt. Mitgefühl zu erwarten, führte allzu oft zu Enttäuschungen. Verständnis für das Unverständliche? Welche Alternative gab es, als eine Maske über die nächste zu legen, Schicht für Schicht jenen Schutz aufzubauen, der das Leben halbwegs erträglich machte. Meine Seele, meine Gefühle zu verbergen, Kopfmensch zu werden und die Stimme des Herzens auf lautlos zu schalten.

Seit Monaten wehrt sich etwas in mir mehr denn je gegen die Maske, will ich gesehen werden als die, die ich bin.

Täglich begegnen mir Menschen (vor allem Männer), die mich auf meinen Körper zu reduzieren versuchen und glauben, ein paar oberflächlichen Komplimente genügen, und ich springe dorthin, wo sie mich haben wollen. Menschen, die sich selbst als überlegen betrachten, und doch nur ein hohles Konstrukt sind, ein Kartenhaus auf Sand gebaut, ob es ihnen bewusst ist oder nicht. Menschen, die wie Zombies durch diese Welt stolpern, ohne lebendig zu sein.

Es mag Menschen geben, die Masken zum Schutz tragen. Es mag andere geben, die sich dahinter vor sich selbst verstecken. Es mag jene geben, die Masken nutzen, um ihre Ziele zu erreichen. Und auch jene, denen es an echtem Selbstwert mangelt ebenso wie jene die nicht glauben können/wollen, dass ihre wahre Schönheit erst sichtbar wird, wenn sie alle Masken fallen lassen.

Wahre Schönheit hat damit zu tun, mit Tränen in den Augen stark zu sein, inmitten der Stürme des Lebens zu sich selbst zu stehen, in Kauf zu nehmen, dass Vertrauen manchmal mit Narben auf dem Herzen endet, doch ohne Vertrauen gibt es keine Lebendigkeit. Ein Herz auf ewig hinter Mauern (oder Masken) zu verstecken lässt es irgendwann vertrocknen oder zu Stein werden.

Wenn das Gesicht erstarrt, in der Mimik keine Emotionen mehr erkennbar sind (dank Botox), können Neugeborene die Stimmung der Erwachsenen nicht mehr wahrnehmen und zuordnen lernen. Ein Defizit, dessen Auswirkungen wir erst noch zu spüren bekommen werden. Wie findet ein heranwachsender Mensch Zugang zu seiner Seele umgeben von hübschen, aber seelenlosen Gesichtern?

Ein ungeschminktes Gesicht ist immer natürlich. Make-Up erzeugt ein künstliches Bild. Optimiert? Verzerrt? Wahrheit? Lüge?

So viele Menschen suchen so vieles. So viele suchen Anerkennung, Liebe. So wenige zeigen, wer sie sind. So viele Seelen sehnen sich danach, gesehen zu werden.

Blick mir in die Augen.

Ich bin lebendig.
Wenn du mich verletzt,
wird es schmerzen,
doch die Wunde wird heilen
und ich werde wieder vertrauen,
denn Vertrauen ist das Licht meiner Seele.
Furcht und Zweifel sind wie Schatten,
die mich begleiten,
doch niemals bestimmen,
denn das Licht ist,
was ich für mich erwählt habe,
der Wahrheit ins Angesicht zu blicken,
und zu sein,
wer ich bin,
lebendig.

Was gibt es schöneres als das Gesicht eines Menschen, in dem nach einem langen Leben zwei Augen funkeln vor Lebensfreude und Dankbarkeit, für all das Erlebte, die sonnigen Tage ebenso wie stürmischen oder die verregneten.

Du blickst in eine Seele und begreifst, worum es wirklich geht im Leben.

Die wahre Schönheit eines Menschen entspringt dem Licht einer Seele, die sich offenbart, dem Herzen, das seine Liebe teilt, den Händen, die Halt geben und den Worten, die berühren – ungeschminkt.

In der Natur des Weiblichen ist es verankert, tiefe, verbindende Emotionen zu empfinden. Hunderttausende von Jahren genetischer Entwicklung verschwinden nicht einfach so. Darin liegt heute eine enorme Chance. Mehr denn je braucht diese Welt, brauchen wir Menschen, verbindende Emotionen, um Brücken zu schlagen über all die Abgründe, die wir in der Vergangenheit aufgerissen und mit Mauern zu Festungen ausgebaut haben. Weder Patriachat noch Matriarchat sind die Lösung, sondern jenes natürliche Gleichgewicht, das wir vor langem verloren haben.

Vor einigen Wochen fand ich im Netz folgenden Text:

Weisheit der Cherokee

Die höchste Berufung einer Frau ist es, den Mann zu seiner Seele zu führen, damit er sich mit der Quelle verbinden kann. Die höchste Berufung eines Mannes ist es, die Frau zu beschützen, damit sie frei und unverletzt auf der Erde wandeln kann.

Über diese Zeilen habe ich viel nachgedacht, habe alle Rollenbilder und Klischees rausgenommen, die Botschaft auf ihre Essenz reduziert, auf die Art und Weise, wie Mann und Frau miteinander umgehen sollten, unabhängig davon, wer wie viel Geld verdient, die Kinder betreut oder den Haushalt führt. Mann und Frau SIND unterschiedlich, Yin und Yang, doch gemeinsam ergeben sie ein Ganzes, wenn sie lernen, gemeinsam die Balance zu finden.

Leider etwas klischeehaft, doch täglich zu beobachten: viele Männer stecken im Ego fest, haben wenig Zugang zu ihren Gefühlen, noch weniger zu ihrer Seele.

Es ist an der Zeit, dass wir Frauen in unsere natürliche Weiblichkeit zurückfinden und all die künstlichen Erwartungshaltungen hinter uns lassen, um die Seelen der Männer wieder mit der Quelle zu verbinden, damit die Menschheit in ihre Balance findet mit sich selbst und ihrer Umwelt.

Einfach Mensch sein, mit Herz und Seele.

Eine Illusion? Vielleicht.

Eine Vision? Vielleicht eine, die inspiriert.

Ich habe lange nach einem Bild für diesen Beitrag gesucht und mich letztendlich für die Augen eines Kindes entschieden, die fragend-verträumt in diese Welt hinausblicken – eine Seele, die sich noch zeigt, wie sie ist.

Bild: pixabay.com

Nur ein paar Gedanken …

Was wäre,
wenn all die Zeit und Energie,
die täglich für optimierte Selfies verwendet wird,
stattdessen eingesetzt wird
um unsere Welt so zu zeigen,
wie sie ist,
mit all ihren Schönheiten,
und auch all dem,
was Menschen daraus gemacht haben.

Würden die Menschen hinsehen?

Würden sie Scham darüber empfinden,
dass die Krone der Schöpfung
sich in Kriegen, Konflikten, Umweltzerstörung, Gier, Neid, Missgunst, Vorurteilen, Ausbeutung und Unterdrückung jeglicher Art verstrickt?

Daran ist nichts edel oder besonnen,
nichts so, wie es einer Krone der Schöpfung gerecht werden würde.
Eher noch einer Dornenkrone,
die schmerzt.

Vielleicht braucht es Schmerz,
damit es anders werden kann.

Vielleicht braucht es den Schmerz einer Geburt,
damit etwas Neues entstehen kann,
damit die Menschen lernen,
sich nicht von Oberflächlichkeiten verführen zu lassen,
sondern tiefer zu blicken,
und ihre Rolle in dieser Welt neu zu definieren
als Hüter:in der Schöpfung.

Aus großer Macht erwächst große Verantwortung.

Sind wir bereit,
diese Verantwortung zu tragen?
Über den eigenen Tellerrand hinauszublicken?
Über die eigene Lebensspanne?
Über Bequemlichkeiten?
Über Unterschiede?

Es ist längst an der Zeit
hinzusehen,
zu erkennen,
dass uns mehr verbindet
als uns trennt.

Es ist an der Zeit,
dass die Flucht vor der Realität endet,
das wir hinsehen,
hinhören,
uns einfühlen,
erwachsen werden
und Verantwortung übernehmen.

Uns wurde ein Paradies gegeben.
Es liegt an uns,
dieses zu bewahren.

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NACHSCHLAG ZUM WELTFRAUENTAG

Am 8. März saß ich bei meiner Friseurin. Sie ist alleinerziehende Mutter und Unternehmerin. Eine moderne, unabhängige Frau. Während ich bei ihr war, zeigte sie mir etliche Nachrichten, die sie über whatsapp erhielt. Glückwünsche zum Weltfrauentag, jede Menge Blümchen und Herzchen in der Art von Valentinstag oder Muttertag, süßlich naiv, die von meiner Friseurin allesamt in der Art von „Haben die denn keine Ahnung, worum es beim Weltfrauentag geht?“ kommentiert wurden.

Zum Drüberstreuen erzählte sie mir noch die Geschichte einer Frau, die sich gefragt hat, warum Männer in den sozialen Medien positive Rückmeldungen bekommen ohne geschminkt zu sein und ob das auch bei Frauen möglich wäre. Also machte sie von sich und ihrem Freund ein ungeschminktes Foto und stellte es online. Was kam, war teilweise erschreckend, um nicht zu sagen: unverschämt. Sie wäre unterdurchschnittlich hübsch. Wie könne sie es wagen, sich ungeschminkt zu zeigen. Das Ergebnis dieses Experiments: Sie tritt nur noch geschminkt vor die Kamera.

An diesem Punkt der Erzählung legte sich in mir ein Schalter um und ich begann meinerseits, mir Fragen zu stellen.

Drehen sich unsere Vorfahrinnen im Grab um, wenn sie das mitbekommen? Sie kämpften für das Recht auf Selbstbestimmung, Bildung, das Wahlrecht, Arbeiten gehen zu DÜRFEN, um aus der Abhängigkeit der Männer zu entkommen … Was würden sie darüber denken, müssten sie miterleben, wie moderne Frauen sich vorrangig über ihr Aussehen definieren?

Auf der einen Seite gibt es nach wie vor den Gender Pay Gap, verdienen Frauen bei gleicher Arbeit weniger als Männer. Auf der anderen Seite wird eine ungeschminkte Frau als unattraktiv wahrgenommen. Für mich geht das nicht zusammen. Das Aussehen sagt absolut nichts über Charakter oder Können einer Person aus. Aber wenn Frauen nicht mal mehr ungeschminkt den Müll rausbringen, damit niemand sieht, wie sie wirklich aussehen, dann sagt mir das einiges über das Selbstbewusstsein (oder das Fehlen desselben) jener Frauen.

An diesem 8. März wurde mir so richtig bewusst, dass es ein Diktat des Aussehens gibt und zu viele Frauen sich diesem unterwerfen. Sie öffnen bereitwillig Tür und Tor für Manipulation und Fremdbestimmung, lassen ihren Wert von anderen bestimmen. Das hat nichts mit Selbstbewusstsein oder Charakterstärke zu tun, doch genau das bräuchte es, damit Frauen respektiert werden und Gleichstellung eine gelebte Realität wird… auch ohne Binnen-I. Das Bewusstsein einer Gesellschaft zu verändern braucht mehr, als den perfekten Lidstrich. Es braucht Menschen, die Werte leben, auch bei unfreundlichem Gegenwind.

Wieder einmal bin ich unendlich dankbar dafür, dass es Menschen (Frauen und Männer) in meinem Leben gibt, denen es völlig gleichgültig ist, ob ich geschminkt bin oder nicht. Sie schätzen mich für meinen Charakter, meinen Humor und weil ich die bin, die ich bin … ungeschminkt und selbstbestimmt.   

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DAS EWIGE MANN-FRAU-THEMA EINMAL ANDERS

Der Kampf der Geschlechter, vorprogrammierte Missverständnisse, all das existiert seit ewigen Zeiten in dieser Welt (zumindest hat es den Anschein), doch es existiert auch noch woanders und hat in meinem Leben so einiges verursacht.

Es heißt umgangssprachlich: in jedem Mann steckt eine Frau und umgekehrt in jeder Frau ein Mann. Animus und Anima (wer nachlesen möchte https://de.wikipedia.org/wiki/Animus_und_Anima)

Mein Animus oder die „Personifikation der männlichen Natur in meinem Unbewusstsein“ ist mir ziemlich bewusst. Seit meiner Kindheit kommunizierte ich mit meinen inneren Anteilen. Darunter waren auch männliche. Als ich 2017 am Abgrund meines 3. Burnouts die Kehrtwende einlegte und meinen Fokus nach innen, in mich hinein richtete, offenbarte sich mein inneres Universum aus weiblichen und männlichen Anteilen, allesamt mit vielfältigen Eigenschaften, günstig ebenso wie ungünstig, helle und dunkle … und sie haben ihre eigene Stimme, die ich in mir höre. Eine weibliche ebenso wie eine männliche. Sogar eigene Sprachmuster. Im Schreibprozess befeuern beide meine Kreativität. Doch dabei bleibt es nicht.

Auch im Alltag spüre ich deutlich, wann ich welchen meiner Anteile auslebe. Meine Sprechstimme verändert sich hörbar. Ebenso Körperhaltung und Mimik. Im Spiegel erkenne ich genau, wann ich Jana bin und wann Jan.

Nur um eines klarzustellen: Nein, ich bin weder Transgender, noch bisexuell oder etwas dergleichen.

Hierbei geht es nicht um Gender oder Sexualität, sondern um die Integration von Gegensätzen. Yin und Yang. Das Symbol kennen viele. Für mich bringt es zum Ausdruck, was ich in mir fühle. Eine helle Seite mit einem dunklen Aspekt und eine dunkle Seite mit einem hellen Aspekt. Betrachte ich meine Romanfiguren Jana und Jan, sind beide genau das: je eine Seite mit einem gegenpoligen Aspekt, die gemeinsam ein Ganzes ergeben. In meinem Fall: Mich, eine Frau durch und durch. Aber eben auch eine, die ihren Gegenpol in sich gefunden und integriert hat … und die aufgehört hat, zu suchen. Wozu auch weitersuchen? Ich habe gefunden, was es zu finden galt: mich selbst.

Wir alle tragen in uns eine Menge Gegensätze, Widersprüche, viele von uns stehen mit sich selbst im Konflikt. Genauso wie sie in der Außenwelt mit anderen im Konflikt stehen. Ich frage mich, was geschehen würde, wenn die Menschen beginnen würden, den Gegenpol in sich selbst zu integrieren. Gäbe es weniger Konflikte? Weniger Egos, die das eine oder das andere überzeichnen, nur um nicht die gegenpolige Stimme zu hören? Darf ein Mann eine weibliche Stimme in sich hören, ohne seine Männlichkeit zu verlieren? Darf eine Frau eine männliche Stimme in sich hören, ohne ihre Weiblichkeit einzubüßen? Vielleicht ist es die natürlichste Sache der Welt, seinen Gegenpol zu umarmen und „ganz“ im Sinne von „heil“ zu werden.

Meine innere Zerrissenheit endete in dem Augenblick, in dem ich meinen Gegenpol integrierte.

Eins zu sein … früher verband ich mit diesem Begriff die Vorstellung, eins mit allem um mich zu werden. Doch um eins mit dem Universum zu werden, ist es vorteilhaft, zuerst eins mit sich selbst zu werden.

Oder anders gesagt: das ewige Frau-Mann-Gegenpol-Thema in sich selbst zu lösen und den Gegenpol anzunehmen.

Wie das machbar ist, darf wohl jeder für sich selbst herausfinden. In meinem Fall war und ist es eine [nicht] ganz alltägliche Liebesgeschichte, die ich übrigens am 10. März (teilweise) live vorlesen werden. Wer also Interesse hat, die feinen Unterschiede in meiner Stimme selbst zu erleben, wenn  ich selbige Jana und Jan leihe, ist herzlich dazu eingeladen. Infos dazu demnächst auf meiner Facebook-Seite.

Gibt es ein spannenderes Abenteuer als die Reise zu sich selbst? Für mich verbirgt sich in jedem Menschen ein Universum, das es zu entdecken gilt. Was kann da mithalten?

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FRAGEN ÜBER FRAGEN

Zu Beginn dieser Woche folgte eine unerfreuliche Nachricht der anderen. Ohne ins Detail gehen zu wollen, es kam von allen Seiten: Familie, Job, Behörden … irgendwie schienen sich alle hinter meinem Rücken verschworen zu haben, mir den Nerv zu ziehen.

Dreimal tief durchatmen und weitermachen.

Mittlerweile hat sich das Bild gewandelt. Lösungen entstehen und ich atme – diesmal gelassener – durch. Nebenbei frage ich mich:

Fügt sich alles zum Guten, weil ich tief in meinem Innersten davon überzeugt bin, dass das Leben stets einen guten Weg findet?

Oder habe ich diese Überzeugung aus Erfahrung gewonnen, weil sich bislang stets eine gute Lösung fand?

Oder sind gute Lösungen (ebenso wie ihr Gegenteil) stets Teil der Realität und es liegt an mir, sie zu wählen?

Oder ist vielleicht alles ganz anders?

Welch wunderbare Gelegenheit, um Fragen zu stellen, auf die es keine Antworten gibt… zum Glück keine Antworten gibt. Ich will es auch gar nicht wissen. Ich MUSS es NICHT wissen. Es ist unglaublich befreiend, nicht wissen zu müssen, warum sich alles so gefügt hat, wie es das tut.

Henne oder Ei?

Erschaffe ich die Realität oder bin ich Produkt?

Für beide Standpunkte gibt es Theorien, doch wie es tatsächlich ist, werden wir nie wissen. Diese Unwissenheit lässt Raum für die Suche, für Gedankenspiele, für Entwicklung. Raum für etwas, das sich dem menschlichen Verstand entzieht und das man nur fühlend erfassen kann. Raum für die nicht zu erklärende Überzeugung, dass es gut ausgehen wird.

Optimismus?

Ist es nicht die Natur jedes lebenden Wesens, optimistisch zu sein? Die kleinste Chance zu nutzen, um zu wachsen und aufzublühen? Sich über alle Schwierigkeiten, Zweifel und Ängste hinwegzusetzen und dem Licht entgegenzustreben?

Sind wir nicht alle geborene Optimisten? Was lässt uns von diesem Weg abkommen? Und wie finden wir wieder zurück?

Fragen, auf die es keine Antworten gibt, doch darüber nachzudenken, öffnet mitunter neue Horizonte. Ich wünsche eine spannende Gedankenreise 😉

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WAS BIN ICH WERT?

… oder anders formuliert: Was ist mein Selbstwert?

In den vergangenen Tagen begegnete mir in unterschiedlichsten Situationen ein Thema: Selbstwert. Bei näherer Betrachtung ein omnipräsentes Thema und ein guter Anlass, ein paar Gedanken darauf zu verwenden.

Selbstwert bezeichnet man die grundlegende Einstellung, die wir uns selbst gegenüber haben (wie wir uns selbst bewerten) – und (nach meiner bescheidenen Ansicht nach) eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Mangelnder Selbstwert bzw. mangelndes Selbstwertgefühl sind Auslöser für eine Menge Leid auf diesem Planeten.

Betrachten wir es mal nüchtern:

Menschen mit einem gesund ausgeprägtem Selbstwert(gefühl) sind mit sich selbst im Reinen. Sie haben es nicht nötig, anderen bei jeder Gelegenheit unter die Nase zu reiben, wer sie nicht sind und was sie nicht alles haben. Sie entwerfen keine optimierte Form von sich selbst, um das Ergebnis x-fach zu teilen und Anerkennung einzuholen. Sie müssen weder prahlen noch protzen, brauchen kein Selbstdarstellertum, um jemand zu sein. Ebenso wenig müssen sie andere runterdrücken (oder mobben), um sich selbst als besser oder überlegen wahrzunehmen.

Ein gesundes Selbstwertgefühl sollte nicht mit überzeichnetem Selbstwert verwechselt werden. Viele Menschen, die ihr ausgeprägtes Selbstbewusstsein zur Schau stellen, haben in Wahrheit keine so gute Beziehung zu sich selbst wie sie gerne hätten und lenken davon ab.

Mangelndes Selbstwertgefühl öffnet Tür und Tor um von anderen ausgenutzt oder gar ausgebeutet zu werden, sich von Energievampiren und Karmastaubsaugern runterziehen zu lassen. Oder in die Selbstausbeutung zu gehen. Mehr und immer mehr zu leisten, nur um den mangelnden Selbstwert mit Anerkennung aus dem Außen vorübergehend aufzubessern.

Bevor die Liste dessen, was mangelndes Selbstwertgefühl auslöst, zu lang wird (und sie könnte noch sehr viel länger werden), ein kleiner Richtungswechsel.

Was braucht es, damit ein Mensch zu sich selbst eine gute Einstellung entwickelt? Sich selbst mit allen Stärken und Schwächen, Licht- und Schattenseiten, bedingungslos annimmt? Bedingungslos bedeutet in diesem Fall nicht „so bin ich und so bleibe ich für immer und ewig“, sondern nur, ich nehme mich so an, wie ich jetzt bin. Wenn ich mich weiterentwickeln möchte, ist das ebenso in Ordnung wie es nicht zu tun. Der Auslöser für die Weiterentwicklung ist nicht das Gefühl, unzureichend, schlecht oder dergleichen zu sein, sondern der Wunsch, Neues zu integrieren.

In meiner Wahrnehmung ist ein gesunder Selbstwert ein geerdetes Gefühl mit einer großen Portion Pragmatismus, intrinsischer Lebensfreude und verspielter Leichtigkeit. Ein absolut „natürliches“ Gefühl. Ungefähr so, als wäre es das selbstverständlichste auf diesem Planeten, ein gesundes Selbstwertgefühl zu besitzen, und alles andere irgendwie „unnatürlich“ oder künstlich.

Täglich begegnen mir Menschen, die offensichtlich ein Thema mit ihrem Selbstwertgefühl haben. Die es über Status, Besitz, Aussehen etc. aufzupeppen versuchen, doch wenn ich in ihre Augen blicke, sehe ich nur Leere, keine Lebensfreude, keine Selbstliebe. Manchmal entdecke ich Leid, Schmerz, oder auch Wut, Frust, Verzweiflung, Resignation. Niemals Gelassenheit oder Leichtigkeit. Mitunter frage ich mich, warum Menschen mehr daran interessiert sind, (vergängliche) Werte im Außen zu vermehren als jenen Wert im Inneren, der in herausfordernden Zeiten ein Fels in der Brandung bildet, einen Rückzugsort, eine Energiequelle, etwas, das nicht ansatzweise in Geld zu bemessen ist.

Wie ich mich selbst bewerte?

Ich bin so, wie ich bin, genau richtig. Neugierig darauf, noch mehr Facetten von mir selbst zu entdecken.

Liebe deinen Nächsten WIE DICH SELBST.

LIEBE DICH SELBST wie du bist – perfekt darin, unvollkommen zu sein.

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VALENTINSTAG 2023

Abseits vom rosaroten Herzerl-Rummel rund um den Valentinstag ein paar Worte, auf die es (meiner Meinung nach) ankommt im Leben und in Beziehungen.

Ich wünsche euch von ganzem Herzen einen gefühls-echten (also voll echter Gefühle 😉 ) Valentinstag. Mögen jene Menschen an euch denken, für die ihr etwas Besonderes seid und die euch so lieben, wie ihr seid 😘

LEIDER NICHT IMMUN …

… dagegen, getriggert zu werden – auch wenn ich es mir hin und wieder sehnlichst wünsche. Vor allem, wenn es mich – wie zuletzt – zwei Tage emotional völlig durch den Wind schießt.

Meine Mutter ist, wie sie ist. Und so war sie, seit ich sie kenne. Eigentlich sollte es mich längst nicht mehr so berühren, wie es das immer noch tut. Ich fühlte mich von ihr nie angenommen oder gar wertgeschätzt. Meine Bedürfnisse zählten nicht für sie. Stattdessen gab und gibt es Erwartungen an mich.

Es macht einen Teil von mir ungeheuer wütend.

Hinter dieser Wut steckt eine Menge Frustration, Resignation und Hilflosigkeit. Am liebsten würde ich mich umdrehen und auf Nimmerwiedersehen verschwinden.

Das kann ich aber nicht.

Angesichts ihrer derzeitigen geistigen Verfassung ist es eine durchaus realistische Option, dass meine Mutter in absehbarer Zeit ihr Leben nicht mehr im Griff haben wird. Jemand wird sich um ihre Angelegenheiten kümmern müssen.

Ein Dilemma tut sich auf.

Das kleine Kind in mir, dass sich seit mehr als einem halben Jahrhundert nach einem Hauch von Anerkennung oder gar Liebe sehnt, schüttelt wütend den Kopf.

Die Erwachsene, die all das längst in ungezählten Therapiestunden analysiert und integriert hat, rational verstehend, versucht zu beruhigen.

Wie einfach wäre es, dass kleine Kind zur Seite zu schieben, das Gefühl zu unterdrücken und den Verstand dominieren zu lassen. So einfach mache ich es mir nicht. Jedes Gefühl hat seine Berechtigung. Mein inneres Kind ist nicht grundlos wütend. Diese Wut verschwindet nicht durch rhetorische Kunstgriffe der Rechtfertigung oder des Schönredens. Auch nicht nur den (aus meiner systemischen Sicht bedenklichen) Akt des Vergebens. Diese Wut darf sein – und ich will sie meinem inneren Kind keinesfalls nehmen.

Ganz im Gegenteil. Ich will ihm etwas geben. Dass, was in der Vergangenheit gefehlt hat: Aufmerksamkeit, Wertschätzung, Anerkennung, Liebe. Vielleicht wird es einige Zeit dauern, doch ich bin überzeugt, mein inneres Kind wird seine Wut selbst auflösen. Ich kenne mein inneres Kind und mich selbst. Wut ist bei uns nur situationsbezogen, wie aktuell durch den Trigger. Daher wird diese Wut auch wieder verschwinden. Sie zu unterdrücken, um das schneller hinzubekommen, wäre kontraproduktiv.

Druck erzeugt Gegendruck.

Das Unterdrücken von unerwünschten Gefühlen hat in meiner Vergangenheit zu emotionalen (Vulkan) Ausbrüchen geführt.

Mein Wunsch nach Anerkennung im Außen (durch meine Mutter) wird vielleicht niemals erfüllt, doch ich kann mir (meinem inneren Kind) selbst Anerkennung geben und bei ihm bleiben, wenn es wütend alle von sich stößt und davonlaufen will, weil es einfach nur weh tut…

… so wie vor wenigen Tagen, als meine Mutter wieder einmal das getan hat, was sie schon so oft getan hat. Vermutlich war es nicht das letzte Mal, von ihr getriggert worden zu sein. Wird es irgendwann nicht mehr weh tun? Es wäre schön, aber ich zweifle dran. Vielleicht werde ich irgendwann immun, oder gelassen genug 😉 hoffentlich niemals abgestumpft. Bis es soweit ist, hilft eine Tasse Tee mit viel Liebe um die flatternden Emotionen wieder zu beruhigen.

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