Aus dem scheinbaralltäglichen können sich für mich häufig tiefgreifende Erkenntnisse und ein umfassendes Verständnis der Welt und meiner selbst ergeben. Um diese Aussage nachvollziehbar machen zu können, halte ich hier ein für wenigen Minuten geführtes Frühstücksgespräch mit „Meinem besten Ehemann von allen“ fest.
Es begann mit meiner Feststellung, am Samstag einen philosophischen Beitrag über „Widersprüche“ verfasst zu haben, der in der finalen Aussagen „Vielleicht erkennen wir auch irgendwann, dass es nur einen einzigen Widerspruch gibt: Zu glauben, etwas in diesem Universum wäre im Sinne des Gesamtbildes nicht genau so, wie es sein soll“ endete.
Und so ging es weiter …
Ist es das Ziel der Philosophie, komplexe Dinge und Umstände in eine vereinfachte und damit leichter verständliche Form zu bringen? Oder ist es das Ziel der Philosophie, einfache Dinge und Umstände zu verkomplizieren?
Ich stimme der ersten Aussage zu: Komplexes einfacher machen.
Dies entspricht dem Grundprinzip aller Wissenschaft: Verständliche Antworten auf die Fragen des Lebens, des Universums usw. zu finden.
Aber Philosophie reihe ich nicht unter die klassischen Wissenschaften, denn im Gegensatz zu Mathematik (die ja eigentlich eine Hilfswissenschaft für andere ist), Physik, Chemie usw., die allesamt ein gewisses zu erlernen Grundwissen voraussetzen, um Erkenntnisse zu gewinnen, kann man sich (wie ich selbst erlebe) der Philosophie auch intuitiv und autodidaktisch annähern und Erkenntnisse generieren.
So weit, so gut.
Im ursprünglichen Verständnis wurde Philosophie als die „Suche nach der Wahrheit oder Weisheit“ bezeichnet. Oder auch als die „Liebe zur Wahrheit oder Weisheit“. Vielleicht weil ein Zugang über die Intuition (und das Herz) und nicht nur über den rationalen Verstand möglich ist?
Zugegeben, auch viele Physiker, Chemiker, Mathematiker usw. verdanken manch weltbewegende Erkenntnisse ihrer Intuition. Eine klare Abgrenzung zwischen Intuition und Verstand ist also nicht möglich, ABER …
… wenn „die Liebe zur Wahrheit oder Weisheit“ eine aus dem Herzen kommende Kraft ist, dann liegt ihr vermutlich eine universelle Sprache zu Grunde: die Sprache der Gefühle. Dank ihr lassen sich Botschaften vermitteln, die an sprachlichen Barrieren jeder Art scheitern. Manches ist schlichtweg nicht in Worte zu fassen, oder Worte sind zu sperrig, um die feinen Nuancen des Fühlens wiederzugeben.
Wie auch immer.
Für mich persönlich ist und bleibt das Philosophieren über das Leben ein wesentlicher Bestandteil in meinem Leben, der mich in die Welt des Fühlens holt und damit einen Gegenpart zu meinem vom Verstand bestimmten Alltag aus Zahlen, Daten und Fakten bildet. Die daraus entstehende Balance hat für mich therapeutische Charakterzüge und heilsame Effekte.
Philosophie bildet für mich persönlich die Brücke zwischen Herz und Hirn.
Oder anders gesagt: Es geht mir nicht darum, „g’scheit zu klingen“, sondern mich gut zu fühlen. Denn eines gilt nach wie vor beim Philosophieren, ganz gleich, ob man die Wahrheit sucht oder liebt: Wir werden die Wahrheit niemals kennen! Aber ein philosophischer Diskurs beim sonntäglichen Frühstück kann dazu beitragen, sich mit sich selbst und der Welt besser zu fühlen.