Made in Hollywood?

Wenn ich auf die letzten 30 Tage zurückblicke, drängt sich diese Frage auf. Heute ist der 13.08., also genau 1 Monat nach dem Tag X (13.07.2020), an dem sich mein Leben, wie ich es die 25 Jahre davor kannte, innerhalb weniger Stunden drastisch verändert hatte. Beziehung zu Ende, Auszug aus der gemeinsamen Wohnung, … alles wurde anders – und das auf eine Art und Weise, die fast drehbuchreif erscheint.

Wobei, würde ich ein solches Drehbuch schreiben, käme vermutlich die Rückmeldung: zu unrealistisch. Vielleicht ist das wahre Leben wesentlich unrealistischer als manche Fantasie?

Was also ist geschehen, das als „zu unrealistisch“ eingestuft werden würde?

Am Montag, 13.07. wurde mir klar, dass es räumliche und zeitliche Distanz brauchen würde, um die verfahrene Situation zu beruhigen. Am Donnerstag, 16.07. war ich mit Sack und Pack ausgezogen, aber nicht einfach irgendwohin, sondern in die Wohnung einer Bekannten, mit der ich in den darauffolgenden Tagen eine WG gründete. Eine Mädels-WG. Mit einer Psychotherapeutin und Philosophin. Wer mich kennt, weiß, dass es wohl nichts Passenderes gäbe als diese Konstellation, der tiefgründige Gespräche über das Leben quasi in die Wiege gelegt wurden. Und es geht noch mehr: Wir harmonieren punkto Lebenseinstellung, Ernährung, Hobbies … faszinierend, würde Mr. Spock sagen.

Beruflich macht sich gerade das Sommerloch breit, so dass ich meinen rekonvaleszenten linken Fuß im Home Office aufpäppeln kann.

Auto könnte ich schon wieder eines haben, weil mein Sohn sein altes noch nicht verkaufen konnte, aber da ich es derzeit Zeit ohnehin nicht fahren kann – was auch nicht notwendig ist.

Beginnend bei der unmittelbaren Unterstützung durch Freunde und Familie ab dem Tag X, der Übersiedelung im Rekordtempo, dem Entrümpeln verabschiedungswerter Altlasten jeder Art bis hin zur Einrichtung des neuen Lebensraums … all das fügte sich wie Puzzleteile ineinander, als würde aus dem Hintergrund eine Art Masterplan durchschimmern und den Vordergrund lenken.

Faszinierend, so lautet auch meine heutige Conclusio.

Während ich diese Zeilen tippe, sitze ich in meinem neuen Heim, fühle mich angekommen und es geht mir gut. Wirklich gut. Kein Zwangsoptimismus und keine Durchhalteparole. Es geht mir richtig gut. Ich fühle mich hier wohl, genieße die Gespräche und gemeinsamen Aktivitäten, komme mehr und mehr zur Ruhe, spüre eine sich ausbreitende Gelassenheit in mir, verweile in der Umarmung des Lebens.

Ich wohne jetzt eine Stiege weiter. Wenige Meter nur von meinem Leben „davor“, doch bereits weit genug entfernt, um einen anderen Blickwinkel einnehmen zu können auf das, was nun fast unvermeidbar erschien und wofür ich dankbar bin, weil es die Karten neu gemischt und wieder alles möglich gemacht hat.

Alles möglich?

Das bedeutet auch, nicht zu wissen, was kommen wird oder in welche Richtung sich mein Leben entwickeln wird. Früher hätte mich diese Ungewissheit nervös gemacht. Heute betrachte ich sie mit stetig wachsender Gelassenheit. In den vergangenen Leben das Leben einmal mehr bewiesen, dass es der menschlichen Planung um Welten überlegen ist. Ich darf mich lebhafter Fantasie rühmen, doch eine Geschichte wie jene, die mir tatsächlich passiert ist, hätte ich mir ausdenken können. Zu glatt fügen sich die einzelnen Bausteine zusammen, ganz so, als hätte der Fluss des Lebens über Jahre daran gearbeitet, sie in die Recht form zu bringen.

Das Leben macht keine Fehler. Wir Menschen schon. Oftmals bleiben uns übergeordnete Zusammenhänge oder der Sinn hinter den Geschehnissen verborgen – doch das Leben behält den Überblick. Es trennt, was nicht mehr passt und fügt zusammen, was aneinander und voneinander lernen darf.

Das Leben schreibt die besten Geschichten – nach wie vor. Auch wenn sie manchmal wie „Made in Hollywood“ erscheinen 😉

Bild: pixabay.com

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