Dies ist mein Versuch, etwas in Worte zu fassen, was gar nicht so einfach zu beschreiben ist. Da ich jedoch der Überzeugung bin, dass es nicht nur mir so geht, schreibe ich darüber, um anderen zu sagen: „Du bist damit nicht allein …“
Solange ich mich zurückerinnern kann, hatte ich immer wieder Erlebnisse, die ich nicht erklären konnte. Menschen erzählten mir etwas, aber ich nahm viel mehr wahr als nur die Worte und deren Botschaft. Gefühle ließen sich noch empathisch erklären. Ich nahm auch noch anders wahr, was nicht gesagt oder angedeutet wurde. Informationen, die sich erst viel später offenbarten.
Manchmal saß ich im Zug und sah vor meinem geistigen Auge den Briefkasten und was sich darin befand – und ich einige Stunden später in Händen hielt.
Ein anderes Mal (sehr oft) wusste ich beim ersten Klingeln des Telefons, wer dran sein würde und was die Person sagen würde … und das im beruflichen Kontext und lange bevor Nummern auf einem Display angezeigt wurden.
Das ich irgendwann im Bereich der (Familien)Aufstellungen landete, war sicher kein Zufall. Das morphogenetische Feld spüre ich körperlich ebenso wie Wasseradern oder elektrische Leitungen in Wänden. Als ausgebildete Humanenergetikerin kenne ich das Gefühl, sich „die Finger zu verbrennen“ wenn man einen anderen Menschen berührt und zum Blitzableiter der angestauten Energien wird. Dafür braucht es nicht einmal die direkte körperliche Berührung.
Die Bindung zwischen Eltern und ihren Kindern, oder Partnern, die fast schon als telepathisch zu bezeichnen ist, hatte ich auch zu Menschen, die mir nicht so nahestanden.
Häufig übernehme ich Stimmungen aus dem Umfeld wie ein Schwamm, was vor allem bei negativen Emotionen echt mühsam ist. Das Ausdrücken des Schwamms wollte nämlich viele Jahre nicht funktionieren. Heute gelingt es mir übers Schreiben. Daraus entstehen häufig Geschichten, die – wie eine klassische Heldengeschichte – vom Problem/Gefahr hin zur Lösung/Rettung führen. Also nicht nur die negativen Emotionen und Energie wieder loswerden, sondern gleich auch noch ein Happy End draufsetzen. Schreibtherapie pur.
Das interessante bzw. schwer zu erklärende dabei ist, dass ich in den Geschichten Bildern und Metaphern verwende, die zuvor in der Kommunikation mit den betreffenden Menschen nicht verwendet wurden, die aber (wie sich später zeigt) für sie eine wichtige Bedeutung haben. Woher nehme ich also diese Bilder und Metaphern?
Ehrliche Antwort: ich weiß es nicht?
Viele Jahre war mir das alles unheimlich. Ich fühlte mich „anders“ und unverstanden, konnte mit niemandem wirklich darüber reden. Unterdrückte diese Form der Wahrnehmung, was nicht besonders gut funktionierte und auch nicht gesund für mich war. Also suchte ich Erklärungen im Übersinnlichen und Spirituellem. Was ich dabei fand, kann zutreffen oder auch nicht.
Fakt ist: ich bin weder verrückt noch durchgeknallt, weder zugedröhnt noch abgehoben. Ich rauche nichts, nehme keinerlei bewusstseinsverändernde Substanzen oder Psychopharmaka. Aber ich nehme mehr wahr, als die Wissenschaft erklären kann. Eine gewisse Skepsis habe ich dennoch, denn manches kann ganz einfach auch ein Produkt meiner ausgeprägten Vorstellungsgabe sein, stimuliert aus dem Alltag heraus. Anderes ist und bleibt unerklärlich. Aus meiner Sicht darf es das auch sein. Es gibt so viel mehr in diesem Universum, das wir (noch) nicht erklären können – und vielleicht niemals können werden.
Wichtiger als die Erklärungen halte ich die Aufgeschlossenheit – und die Offenheit, darüber zu sprechen, damit jene, die sich damit allein glauben, als einzelne unter vielen erkennen. Wir alle sind so viel mehr als Materie und Bioelektrizität.
Seit einiger Zeit gestern Begriffe wie hypersensitiv oder hochsensibel durch die sozialen Medien. Versuche, dem Phänomen einen Namen zu geben. Doch wo verläuft die Grenze zwischen „normal“ und „hyper“? Wie kann eine Messung und damit eine Einordnung erfolgen? Nach meiner Ansicht gar nicht, weil viel zu individuell. Wir sprechen hier nicht von Menschen mit Taktfrequenzen.
Vielleicht ist das „Hyper“ in Wahrheit auch nur unsere normale, noch nicht abgestumpfte Wahrnehmung? Inmitten der Zivilisation ermüden mancher unserer Sinne, weil sie entweder nicht gebraucht oder mit Reizen überflutet werden. Was, wenn manche von uns allmählich resilient gegen die zivilisationsbedingte Beeinflussung der Wahrnehmung werden und zurückkehren zu dem, was Menschen vor Jahrhunderten oder Jahrtausenden sinnlich und intuitiv spüren konnten? Wäre dies nicht ein Zeichen von Anpassung, von Evolution, und somit erklärlich?
Lassen wir uns überraschen, ob das Unerklärliche irgendwann eine Erklärung findet.
Fraktale Bilder üben auf mich eine betörende Faszination aus. Ohne Anfang oder Ende kann ich mediativ in ihnen Abtauchen.
Bild: pixabay.com
Liebe Lesley,
du sprichst mir hier in vielen Dingen ganz aus dem Herzen. Zwar spüre ich weder Wasserleitungen noch Stromleitungen, worüber ich ganz froh bin. Aber ich kenne dieses Gefühl, als Emotionsschwamm durch die Welt zu gehen. Ich betrete einen Raum und nehme einfach alles auf, ich spüre ziemlich genau, wie es wem gerade geht, und ich habe oft so etwas wie einen Siebten Sinn. Ich weiß, wann es gut ist, da oder dort zu sein, und dann passiert etwas und es ist genau so richtig. Einmal hörte ich eine Mutter rufen „BLEIB STEHEN!“ – ganz panisch. Sehen konnte ich nichts, da ich gerade die Treppe heraufkam, und da es laut war, konnte ich auch keine Schritte hören. Trotzdem bewegte ich mich auf der doch etwas breiteren Treppe instinktiv von meiner üblichen Seite und dem Geländer weg zur anderen Seite – und stand dann genau richtig, um das kleine Kind auffangen zu können, das sonst die Treppe heruntergestürzt wäre. Warum ich das machte? Keine Ahnung. Aber so etwas geschieht mir öfter mal. Und manchmal habe ich das Gefühl, dass ich die emotionale Lebensgeschichte von Menschen aufnehme, indem ich nur an ihnen vorbeigehe – das ist wahnsinnig skurril und lässt sich nicht erklären. Danke für deinen offenen Text – es gibt bestimmt noch viele Menschen, denen er Mut macht und das Gefühl gibt, dass sie weder allein damit noch irgendwie seltsam sind. Wir sind vielleicht einfach anders, weil unsere Instinkte anders funktionieren – vielleicht intensiver oder auf einer Ebene, die wir mehr wahrnehmen als andere. Ich glaube, dass es in jedem Menschen steckt, aber nicht jeder Zugang dazu findet.
Liebe Grüße aus Hamburg,
Nadine
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Liebe Nadine,
danke für deine Offenheit. Es ist so wichtig, das wir anfangen, über all das zwischen Himmel und Erde offen zu sprechen, das wir nicht erklären können, ohne gleichzeitig in die „Eso-Schiene“ abzurutschen. Wie du es so treffend benennst: Instinkte! Tieren gestehen wir zu, dass sie sich anhand von Magnetlinien der Erde orientieren oder den Ort wiederfinden, an dem sie aus dem Ei geschlüpft sind. Wir Menschen sind nicht anders. Nur verdrängen wir häufig die Instinkte und lassen uns vom rationalen Denken bestimmen. Ich glaube, es braucht auch hier eine Balance bzw. eine gelebte Vielfalt.
Liebe Grüße nach Hamburg, Lesley
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