Dies ist eine wahre Begebenheit, die sich heute (29.01.2022) zugetragen hat.
Nach dem Training im Fitnessstudio wollte ich mich in der Sauna ein wenig erholen. In die große finnische Sauna passen ohne Gedränge gut und gern 25 Personen. Offenbar hatte ich einen günstigen Zeitpunkt erwischt, denn ich war allein, nutze den vorhandenen Raum und legte mich auf eine Bank in mittlerer Höhe. Die Saunabänke sind U-förmig angeordnet. Ich lag auf mit meinem Kopf in einem Eck, meine Beine Richtung Ende der Bank. Eine zweite Frau kam in die Sauna und setzte sich vor meinen Füßen auf ihr Handtuch.
So weit, so gut.
Danach kam ein älterer Mann ohne Handtuch, drehte verwirrt eine Runde durch die Saunakammer und ging wieder raus. Die Frau und ich sahen uns fragend an. Eine Minute später kehrte der Mann mit Handtuch zurück und nahm im abseitigen Eck Platz.
So weit, so gut.
Kurze Zeit später verließ die andere Frau die Sauna. Unmittelbar danach erhob sich der Mann, schnappte sein Handtuch und nahm den Platz der Frau ein, nur wenige Zentimeter von meinen Füßen entfernt. Die restliche Saunakammer, in der locker 25 Personen Platz finden, war leer. Der Mann setzte sich genauso hin, dass er ohne Schwierigkeiten zwischen meine Beine blicken konnte.
Gar nicht mehr gut.
Auf meine Frage, ob ihm kalt sei, weil er sich direkt neben den Ofen gesetzt hat, verneinte er. Ich fühlte mich bedrängt, sprach dies auch deutlich aus, schnappte mein Handtuch und verzog mich in die gegenüberliegenden Ecke der Sauna. Darauf reagierte der Mann unwirsch, warf mir vor, ich wäre fehl am Platz in einer Sauna, wenn es mich stört, dass mir jemand so nahekommt. Nochmal angemerkt: in der Sauna herrschte kein Gedränge, wir waren allein mit jeder Menge Platz und dieser mir fremde Mann rückte auf Tuchfühlung an mich heran.
Alles andere als gut.
Als ich schließlich klar aussprach, seine Annäherung als sexuelle Belästigung zu empfinden, begann er mich wüst zu beschimpfen, packte sein Handtuch und verließ die Sauna mit lautstarkem Gezeter. In diesem Augenblick setzte mein Verstand aus und mein Selbstschutzinstinkt ein. Ich bin dem Mann nach und sagte ihm klar, dass „ich ihm eine auflege, wenn er mir nochmal zu nahekommt“. Vermutlich war ich die erste Frau in seinem Leben, die ihm auf diese Weise begegnet ist. Vielleicht war ich auch eine der erste, die sich seine „Annäherung“ nicht gefallen ließ. Auf jeden Fall war ich einen Kopf größer, mit Sicherheit agiler und jünger.
Das geht natürlich gar nicht.
Aus seiner Sicht verhielt sich eine junge Frau absolut respektlos ihm gegenüber.
Aus meiner Sicht verhielt sich ein älterer Mann absolut respektlos mir gegenüber – und ich wehrte mich dagegen, schützte meine Grenze, meine Intimsphäre, die verletzt worden war.
Als ich später in der Garderobe anderen Frauen davon erzählte, fand ich nicht nur Verständnis für meine Reaktion, sondern auch ähnlich lautende Erzählungen, andere Männer und Zeitpunkte betreffend, aber ebenso respektlos.
Wir schreiben das Jahr 2022. Mitten im kultivierten und zivilisierten Europa werden Frauen tagtäglich in ihrer Würde als Mensch herabgesetzt. Oder etwas griffiger formuliert: Als Lustobjekt betrachtet, an dem manche ihre Geilheit befriedigen.
Der heutige Vorfall erinnert mich wieder daran, wie wichtig es ist, als Frau – insbesondere als Grenzgängerin – den Mut zu haben, sich zur Wehr zu setzen. Viele Jahre meines Lebens „ließ ich geschehen, was geschah“, weil ich nicht wagte, meine Grenzen zu schützen.
Damit ist endgültig Schluss.
Minutenlang noch hörte ich den Mann, der sich nunmehr in die Opferrolle geflüchtet hatte, schimpfen und fluchen, Zustimmung suchen bei anderen, eine Allianz gegen mich aufbauen. Man müsste mich aus der Sauna entfernen. Mich? Was hatte ich getan, außer friedlich auf meinem Handtuch zu liegen, allein inmitten einer großen, leeren Sauna. Völlig entspannt, bis ein Mann sich von unzähligen freien Plätzen genau auf jenen setze, der meinen Intimbereich in sein unmittelbares Sichtfeld brachte. Welcher Mensch macht so etwas, frage ich mich? Das hat nichts mit Prüderie zu tun, sondern mit Respekt und Anstand. Ich habe kein Problem mit Nacktheit, aber eines mit Übergriffigkeit in jeder Form. Wer es wagt, wird eines feststellen:
Ich schütze meine Grenzen!
… und wenn ich dafür die Kraft des beschützenden Drachen in mir entfesseln muss.
Bild: pixabay.com
Ein Saunaspanner, der nur in die Sauna geht, um sich sexuell zu erregen. Kannst froh sein, dass ich nicht anwesend war, denn ich hätt ihm sein Ding lang gezogen und es schnalzen lassen 😉
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Doch eine Schlägerei in der Sauna? 😉 Scherz beiseite. Ja, es gibt auch solche Menschen. Ich habe diese Begebenheit hauptsächlich deshalb erzählt, um zu zeigen, das auch Wut und Aggression Emotionen sind, die durchaus ihre Berechtigung im Alltag haben, eben in solchen Situation, zum Selbstschutz. Vor vielen Jahren dachte ich, Aggression sei per se böse und zu überwinden. Heute sehe ich das anders. Und wer weiß, vielleicht habe ich dem „Spanner“ einen Alptraum beschert. Damit könnte ich gut leben 😉
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