DER ATEM DES LEBENS – POST COVID

I am back 😊 Zwei Wochen nach meiner Covid-Erkrankung bin ich zwar körperlich noch angeschlagen, aber immerhin innerlich wieder halbwegs im Gleichgewicht. Einmal abgesehen davon, dass ich auf die physische C-Erfahrung gerne verzichtet hätte, die mentale war auch nicht ohne.

Die emotionale Achterbahn drehte einige Runden mit mir. Ob als Nebeneffekt der Infektion oder als Begleiterscheinung des „Eingesperrt-seins“ der Quarantäne, oder beiden … who knows? Auf jeden Fall wurde mir neuerlich bewusst, wie wichtig meine Zeiten draußen in der Natur für mich sind, weit ab von anderen Menschen.

Dass dieses temporäre „Eingesperrt-sein“ just mit dem 2. Jahrestag der „aus dem Nichts kommenden Trennung“ zusammenfiel, ist schon einer dieser eigenartigen Zufälle im Leben. Immerhin waren 24 Monate genau der Zeitraum, den ich mir für die Verarbeitung einer 24 Jahre dauernden Beziehungen vorgenommen hatte. Danach wollte ich frei und voller Energie in mein neues Leben starten – aber nicht hustend und schnaufend in Quarantäne sitzen.

Wenn einem die Luft wegbleibt, das Atmen schwerfällt, dann bleibt viel Zeit zum Nachdenken und Einfühlen in das, was gerade da ist. Also lag ich schnaufend und frierend unter zwei Decken bei über 30 Grad plus vor der Haustür, erlebte Wut, Frustration, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit in überraschender Intensität. Für all das gab es keine Auslöser in meiner Realität. Okay, eine Covid-Infektion, aber solche Emotionen? Durchheulte Nächte? Kann Covid sich auf die Psyche auswirken? Diese Frage hätte ich lieber mal nicht gegoogelt, denn die Suchergebnisse sind erschreckend zahlreich und wenig aufbauend. Tab wieder geschlossen. Manchmal ist ein langer, kurzatmiger Spaziergang durch den Wald die klügere Option als eine umfangreiche Recherche.

Der Atem des Lebens.

Damit befasste ich mich gedanklich, mit dem Atem, der derzeit weniger kraftvoll als vor Covid durch meinen Körper fließt, was aber nur eine Frage der Zeit ist. Geduld ist angesagt. Mein Körper wird sich vollständig erholen, davon bin ich überzeugt. Die Zeit dafür muss ich ihm allerdings geben.

Der Atem des Lebens.

Ist es tatsächlich nur die Luft, die durch unsere Lungen strömt? Oder geht’s dabei um mehr als um eine adäquate Sauerstoff-Stickstoff-Mischung? Luft konnte ich auch während der Quarantäne in meinem Zimmer atmen. Sogar Frischluft durch das geöffnete Fenster oder auf dem Balkon. Aber diese Luft verschaffte mir nicht das Gefühl des „Durchatems“, dass ein kurzer Spaziergang durch den Wald mit sich brachte. Neben dem Gefühl, wieder lebendig zu sein, kamen auch wieder andere Gedanken und Gefühle in meinen Fokus.

Der Atem des Lebens.

Für mich gehört viel mehr dazu, als nur 4N2O2 plus CO2 und ein paar Edelgase, um vom Atem des Lebens zu sprechen. Durchatmen kann ich an einem Ort, an dem ich mich mit dem Leben verbunden fühle. Die Lunge gilt als ein Organ (ebenso wie die Haut), über das wir direkt mit der Umwelt in Berührung kommen. Die Lunge ist ein Berührungspunkt mit dem Leben, Außen trifft auf Innen. Vielleicht ist mein Innen noch nicht bereit, sich ganz dem Außen zu öffnen und drosselt deshalb den Austausch? Bin ich bereit, mit meinem neuen Leben zu starten? Interessante Fragen, auf die ich noch keine Antwort gefunden habe, aber ich denke, allein mich damit zu befassen, eröffnet neue Horizonte. So wie diesen…

Heute Morgen begegnete mir dieser kleine Schmetterling. Seine Flügel sind viel zu zerbrechlich für diese Welt, wie das Herz mancher Menschen. Eigentlich müsste er seine Flügel hinter einer dicken Mauer verbergen, um sie zu schützen, doch stattdessen entfaltet er sie, denn er weiß, nur mit geöffneten Flügeln kann er fliegen und lebendig sein.

Manchmal fühlte ich mich wie eine Art emotionales Schmetterlingskind. Viel zu empfindsam für diese Welt. Doch ich weiß, ich kann nur dann fliegen und lebendig sein, wenn ich meine Flügel – und mein Herz – öffne…

… und mich selbst dem Atem des Lebens.

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