Der Kampf der Geschlechter, vorprogrammierte Missverständnisse, all das existiert seit ewigen Zeiten in dieser Welt (zumindest hat es den Anschein), doch es existiert auch noch woanders und hat in meinem Leben so einiges verursacht.
Es heißt umgangssprachlich: in jedem Mann steckt eine Frau und umgekehrt in jeder Frau ein Mann. Animus und Anima (wer nachlesen möchte https://de.wikipedia.org/wiki/Animus_und_Anima)
Mein Animus oder die „Personifikation der männlichen Natur in meinem Unbewusstsein“ ist mir ziemlich bewusst. Seit meiner Kindheit kommunizierte ich mit meinen inneren Anteilen. Darunter waren auch männliche. Als ich 2017 am Abgrund meines 3. Burnouts die Kehrtwende einlegte und meinen Fokus nach innen, in mich hinein richtete, offenbarte sich mein inneres Universum aus weiblichen und männlichen Anteilen, allesamt mit vielfältigen Eigenschaften, günstig ebenso wie ungünstig, helle und dunkle … und sie haben ihre eigene Stimme, die ich in mir höre. Eine weibliche ebenso wie eine männliche. Sogar eigene Sprachmuster. Im Schreibprozess befeuern beide meine Kreativität. Doch dabei bleibt es nicht.
Auch im Alltag spüre ich deutlich, wann ich welchen meiner Anteile auslebe. Meine Sprechstimme verändert sich hörbar. Ebenso Körperhaltung und Mimik. Im Spiegel erkenne ich genau, wann ich Jana bin und wann Jan.
Nur um eines klarzustellen: Nein, ich bin weder Transgender, noch bisexuell oder etwas dergleichen.
Hierbei geht es nicht um Gender oder Sexualität, sondern um die Integration von Gegensätzen. Yin und Yang. Das Symbol kennen viele. Für mich bringt es zum Ausdruck, was ich in mir fühle. Eine helle Seite mit einem dunklen Aspekt und eine dunkle Seite mit einem hellen Aspekt. Betrachte ich meine Romanfiguren Jana und Jan, sind beide genau das: je eine Seite mit einem gegenpoligen Aspekt, die gemeinsam ein Ganzes ergeben. In meinem Fall: Mich, eine Frau durch und durch. Aber eben auch eine, die ihren Gegenpol in sich gefunden und integriert hat … und die aufgehört hat, zu suchen. Wozu auch weitersuchen? Ich habe gefunden, was es zu finden galt: mich selbst.
Wir alle tragen in uns eine Menge Gegensätze, Widersprüche, viele von uns stehen mit sich selbst im Konflikt. Genauso wie sie in der Außenwelt mit anderen im Konflikt stehen. Ich frage mich, was geschehen würde, wenn die Menschen beginnen würden, den Gegenpol in sich selbst zu integrieren. Gäbe es weniger Konflikte? Weniger Egos, die das eine oder das andere überzeichnen, nur um nicht die gegenpolige Stimme zu hören? Darf ein Mann eine weibliche Stimme in sich hören, ohne seine Männlichkeit zu verlieren? Darf eine Frau eine männliche Stimme in sich hören, ohne ihre Weiblichkeit einzubüßen? Vielleicht ist es die natürlichste Sache der Welt, seinen Gegenpol zu umarmen und „ganz“ im Sinne von „heil“ zu werden.
Meine innere Zerrissenheit endete in dem Augenblick, in dem ich meinen Gegenpol integrierte.
Eins zu sein … früher verband ich mit diesem Begriff die Vorstellung, eins mit allem um mich zu werden. Doch um eins mit dem Universum zu werden, ist es vorteilhaft, zuerst eins mit sich selbst zu werden.
Oder anders gesagt: das ewige Frau-Mann-Gegenpol-Thema in sich selbst zu lösen und den Gegenpol anzunehmen.
Wie das machbar ist, darf wohl jeder für sich selbst herausfinden. In meinem Fall war und ist es eine [nicht] ganz alltägliche Liebesgeschichte, die ich übrigens am 10. März (teilweise) live vorlesen werden. Wer also Interesse hat, die feinen Unterschiede in meiner Stimme selbst zu erleben, wenn ich selbige Jana und Jan leihe, ist herzlich dazu eingeladen. Infos dazu demnächst auf meiner Facebook-Seite.
Gibt es ein spannenderes Abenteuer als die Reise zu sich selbst? Für mich verbirgt sich in jedem Menschen ein Universum, das es zu entdecken gilt. Was kann da mithalten?
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