Mein aktueller Status

In den letzten Wochen hat sich enorm viel getan. Zeit, für eine Bestandsaufnahme. Zeit, einer Wahrheit ins Auge zu blicken, die vor wenigen Jahren noch undenkbar war und für mich selbst meinen aktuellen Status zu definieren.

Ich bin mit mir selbst und der Welt im Reinen.

Keinerlei Vorwürfe anderen Menschen gegenüber.

Keine Ablehnung der Realität.

Keine Stimmungsschwankungen oder gar Depressionen. Kein Schwarz-weiß-Denken. Keine Selbstentwertung oder Selbstverletzung … ich könnte die Reihe der Borderline-Symptome hier fortsetzen, doch das Ergebnis bliebe dasselbe.

Meine Lebenssituation hat sich weitgehend verändert. Nach 24 Jahren die Trennung von dem Mann an meiner Seite. Der Umzug. Man könnte annehmen, in dieser Situation wären Trauer, Wut, Schmerz oder ähnliches angebracht. Fehlanzeige. Ich stehe zu meiner Entscheidung. Die Liebe ist noch da, doch für eine funktionierende Beziehung braucht es immer zwei, die sich einig sind über die Art und Weise ihrer Partnerschaft. Das war nicht mehr gegeben.

Ich entdecke die Welt neu für mich. Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich nur für mich selbst verantwortlich. Kein Partner oder Kind zu versorgen. Ich kann mich uneingeschränkt in mich selbst einfühlen, ohne die Erwartungshaltungen anderer zu erfüllen (was ich unbewusst ständig gemacht hatte) oder mich von deren Stimmungen anstecken zu lassen (auch das war eines meiner Abgrenzungsdefizite). Frei von „Störfunk“ nehme ich mich voll und ganz wahr, festige dieses Bewusstsein und werde damit auch für die Zukunft resilienter.

Und so kommt es, dass ich an einem Samstagmorgen um kurz nach 8 Uhr auf dem Fahrrad sitzend durch die noch angenehm frische Morgenluft radle, einer verträumten Melodie in meinem Kopf lausche, die aus mir selbst heraus entsteht. Ich „schwinge“ in der Frequenz meiner bevorzugten Songs, blicke mit einem Lächeln auf diese Welt und mir geht’s einfach nur gut.

Welche Worte können das angemessen beschreiben? Schwierig, weil es eine sehr subjektive Erfahrung ist. Meine liebste Formulierung: Geborgen in der Umarmung des Lebens. Tief in mir verwurzelt fühle ich Ruhe, Gelassenheit, Geborgenheit, Liebe, Lebensfreude, Glück und DANKBARKEIT – einfach nur im Hier und Jetzt sein zu dürfen. Dankbarkeit für mein Leben und jede einzelne Erfahrung, die ich machen durfte – ganz gleich, welche es war. Nicht alle waren erfreulich oder freiwillig gewählt, aber in Summe haben mich alle an diesen Punkt in meinem Leben gebracht.

Hochemotional und hypersensitiv bin ich nach wie vor. Intensive Gefühle sind an der Tagesordnung. Sie lassen meine Welt in den schönsten Farben erstrahlen. Ich liebe es, zu fühlen. Meine Gefühle entstehen aus mir selbst heraus und wie ich auf diese Welt, die Ereignisse und die Menschen blicke. Ganz selten nur noch löst ein anderer direkt und für kurze Zeit unerwünschte Emotionen in mir aus. Ich habe voll und ganz die Verantwortung für mich selbst und mein Erleben dieser Welt übernommen. Anders gesagt: Ich gestehe niemanden mehr die Macht und das Recht zu, über mein Erleben dieser Welt zu bestimmen. Ich bin berührbar, verwundbar, aber ich entscheide, ob und wann ich mich durch jemand oder etwas verletzt fühlen will. Ich bin stark. Und ich bin frei.

Drama-Dynamik erkenne ich im Alltag auf Schritt und Tritt, doch ich persönlich habe mich weitgehend aus den Verstrickungen herausgenommen. Die Opferrolle liegt hinter mir. Heute gestalte ich mein Leben nach meinen Vorstellungen.

Achtsamkeit und Selbstsorge sind integrierter Bestandteil meines Alltags.

Es fällt mir tatsächlich schwer, noch Borderline-Verhaltensmuster in mir zu finden. Erinnerungen gibt es zuhauf. Heute betrachte ich sie wie einen leicht verblichenen Film. Ja, das war ich einmal, es ist vertraut und zugleich fremd, weil ich das heute nicht mehr bin.

Es heißt, Menschen können sich nicht ändern. Ich denke auch nicht, dass ich mich geändert habe, sondern das ich zurückgefunden habe zu dem, was ich war, bevor die Ereignisse des Lebens mich jemand werden ließen, der ich nie sein wollte oder sollte.

Ich bin ich. Ein feuriger Funken Lebensfreude mit dem Potenzial, alles sein zu können, was ich sein will. Weitgehend frei im Denken. Grenzenlos im Fühlen. Bedingungslos im Lieben.

Ich fühle die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut, schließe meine Augen, lausche der Melodie in mir, lasse mir den Wind um die Nase wehen – und wenn ich in die Welt hinausblinzle, sage ich: JA 😊

Ende der Bestandsaufnahme.

Wie bezeichne ich nun meinen erreichten Status? Post-Borderline? Borderline solved? Oder einfach … LEBENDIG

#FeelTheEmbraceOfLife #BorderlineSolved #AliveAgain